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Uri Geller – Scharlatan oder Magier?


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Rolf

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Uri Geller – Scharlatan oder Magier?




Uri Geller ist zurück. Der Mann, der angeblich mit der Kraft seiner Gedanken Löffel verbiegt und kaputte Uhren zum Laufen bringt. Der schon zigfach der Lüge überführt wurde. Pro Sieben hat das nicht abgeschreckt. Gestern lief dort die erste Folge der Show "The next Uri Geller". Entertainment ist, wenn man trotzdem staunt.


Auf meinem Fernseher liegt ein Löffel. Uri Geller hat gesagt: „Ich kann Ihnen fast garantieren, dass bei Ihnen zu Hause etwas passieren wird.“ Möglicherweise hüpfe der Löffel gleich vom Fernseher. Also, am besten gleich das Fotohandy bereithalten. Und den Beweis für seine übersinnlichen Fähigkeiten per MMS an eine 01805-Nummer schicken.
Muss ich mir Sorgen um meinen mentalen Zustand machen? Bin ich von allen guten Geistern verlassen?

Ja, ich kenne die Videos auf Youtube, die Uri Gelller als Trickser entlarven. Die zeigen, wie sich der berühmte Magier vor laufender TV-Kamera etwas über den Daumen stülpt, woraufhin sich ein Haustürschlüssel plötzlich krümmt. Ich habe auch von seinem TV-Auftritt in der „Tonight Show“ gehört. Das war 1973. Der amerikanische Late Night Talker Johnny Carson hatte die bereitgelegten Löffel vor der Sendung vor seinem Gast versteckt – mit der Folge, dass Geller vor laufender Kamera kläglich scheitert. Die Löffel wollten nicht so, wie Geller wollte.

Nein, ich bin nicht abergläubisch. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass es Pro Sieben, mein geliebtes Pro Sieben, doch wohl nicht wagen würde, einem Mann eine Bühne zu bieten, der die Öffentlichkeit seit beinahe 40 Jahren mit denselben Zaubertricks betrügt. Oder etwa doch?

Gestern hat der Sender die erste Folge seiner neuen Show gezeigt: "The next Uri Geller“. Und soviel schon mal vorweg: Mein Löffel liegt noch immer dort, wo ich ihn während der Sendung platziert habe. Auf meinem Fernseher. Ich will nicht ausschließen, dass er um einen halben Millimeter verruckelt ist. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.
Man muss sich Gellers Show als eine Art Casting für Mentalisten vorstellen – also für Menschen, die entweder selber eine Meise haben oder die glauben, das Publikum habe eine Meise. Was im Zweifelsfall aber auf dasselbe hinausläuft.
Mit 61 Jahren hat der gute alte Uri Geller beinahe alles erreicht, was man erreichen kann, wenn man die Kunst beherrscht, Löcher im Käse als das Evangelium zu verkaufen. Höchste Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, den Löffel abzugeben. Und zwar endgültig. Geschäftstüchtig, wie Geller ist, hat er den eigenen Abschied gleich mit der Suche nach einem Nachfolger verquickt. Und damit prompt wieder einen Treffer gelandet. In seiner israelischen Heimat hat seine Show Marktanteile von bis zu 50 Prozent erreicht.

Dass er hierzulande ähnliche Rekordwerte erreicht, ist jedoch unwahrscheinlich. Oder hat Ihr Löffel gestern einen Hops gemacht? Pro Folge dürfen fünf Magiere demonstrieren, dass sie dem Meister an Ausgebufftheit in nichts nachstehen. Vier kommen in die nächste Runde, drei darf das Publikum wählen, einen bestimmt Geller selber.
Es entbehrte nicht der Ironie, dass sich der Meister ausgerechnet für das unglaubwürdigste Paar des Abends entscheidet. Vivian Sommer und Olaf Kohrs. Angeblich sollen sich die beiden ohne Worte verstehen, was er sieht, soll sie auch sehen. Trotz Augenbinde. Oder vielleicht eher dank Augenbinde. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich Mentalisten bewegen. Man nennt ihn auch Entertainment.

Kann also gut sein, dass das Paar mit versteckten Kameras von der Sorte arbeitet, wie sie Agent 007 in seinen Manschettenknöpfen zu verstecken pflegt. Spricht Geller nicht selber von „unglaublichen Phänomenen“?
Sicherheitshalber hat er sich mit der Moderatorin Sonya Kraus und dem Schauspieler Jürgen Vogel zwei Versucherspersonen eingeladen, die über den Verdacht erhaben sind, sie hätten nicht alle Löffel im Schrank. Zu Beginn der Show sagt Sonya Kraus jedenfalls den einzig vertrauenswürdigen Satz der ganzen Sendung: „Ich glaube, es ist alles nur Beschiss.“

Ich selber weiß nach dieser Sendung, ehrlich gesagt, gar nicht mehr, was ich glauben soll. Ist es wirklich möglich, dass ein Mensch sein Herz durch die Kraft seiner Gedanken 30 Sekunden lang zum Stillstand bringen kann? Oder hat David Goldrake den Frequenzmesser samt des dazugehörigen Gerätes einfach nur so manipuliert, dass aus der Kurve plötzlich eine Gerade wird und das regelmäßige Piepen in ein langanhaltendes Piiieeep übergeht? Oder warum sah der eigens für diese Nummer eingeladene Notarzt im Publikum so aus, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut?

Und wie, zum Geller, hat es der Magier Nicolai Friedrich geschafft, „eine mentale Verbindung zwischen Sonya Kraus und Jürgen Vogel“ herzustellen? Woher kam die Stimme, die ihr angeblich die Worte „Wärme, Licht und Sonnenstrahl“ in Ohr brüllte, nachdem ihr Jürgen Vogel eine Sonne auf ein Stück Papier gemalt hatte? Hatte sie sich also verplappert, als sie von „Beschiss“ redete?

Mein Löffel jedenfalls liegt immer noch wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Fernseher. Dafür ist der Sekundenzeiger meiner Armbanduhr stehengeblieben. Es hätte aber noch schlimmer kommen können. Eine andere Zuschauerin hat den Magier jüngst verklagt. Nach einem seiner TV-Auftritte sei sie ungewollt schwanger geworden, erklärte die Frau. Ein Fall von unbefleckter Empfängnis? Nein, viel besser. Auf wundersame Weise habe sich ihre Spirale verbogen.
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