Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Ein Bundesministerium auf der Suche nach dem Stein der Weise


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34139 Beiträge
  • Land: Country Flag
Ein Bundesministerium auf der Suche nach dem Stein der Weisen




Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ) hat drei Esoteriker mit einer Studie zu erneuerbarer Energie
beauftragt.



Klaus Keck findet die Ergebnisse fragwürdig.

(04.09.2007) Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) macht sich Sorgen, dass Erkenntnisse unbekannter Forscher
nicht genutzt werden, weil die etablierte Wissenschaft sich weigere diese
zur Kenntnis zu nehmen. Um diesem Mangel abzuhelfen, beauftragte das
Ministerium drei in der Esoterikszene beheimatete "Wissenschaftler" im
Rahmen eines Forschungsvorhabens eine Studie zu erstellen mit dem Ziel,
"neue Kategorien von erneuerbaren Energien" und Methoden zur "Aktivierung
biologischer Prozesse" zu identifizieren.

Die drei mit der Untersuchung Beauftragen sind die Gründungsmitglieder der in Esoterikkreisen bekannten
Firma Binnotec in Berlin, Marco Bischof (Schriftsteller), Dr. Thorsten
Ludwig (Physiker, Präsident der Deutschen Vereinigung für Raumenergie, DVR)
und Andreas Manthey (KFZ-Ingenieur). Die Studie wurde 2005 abgeschlossen
(Bericht E5001-15). Der Öffentlichkeit bekannt wurde sie aber erst jetzt
durch einen Hinweis auf der Webseite der DVR.

Das BMZ befürchtet, die zunehmende Verknappung der Energieressourcen könnte
dem wirtschaftlichen Forschritt der Entwicklungsländer entgegen stehen. Die
drei Autoren der Studie haben dafür kein Verständnis. Die etablierte
Wissenschaft denke in ausgetretenen Pfaden und sei nicht in der Lage, neue
Wege zu gehen, so ihr Argument. Dabei sehe sie den Wald vor lauter Bäumen
nicht, denn eine unerschöpfliche Energiequelle sei überall vorhanden. Man
brauche den Schatz nur zu heben.

"Gesamte Materie des Universums in einer Kaffeetasse"

In eingeweihten Kreisen hat diese Energie Namen wie "Raumenergie",
"Nullpunktsenergie" oder "Vakuumenergie".

Man versteht darunter eine noch unerforschte Energieform, die mit Hilfe
geeigneter Apparaturen jederzeit in eine gebräuchliche Energieform, wie
Elektrizität, umgewandelt werden könne. Die Größe der zur Verfügung
stehenden Energiemenge erläutern die Autoren an einem Beispiel: "Dies ist
eine so unvorstellbar große Energiemenge, dass bereits der Inhalt einer
Kaffeetasse ausreichen würde, die gesamte Materie des bekannten Universums
daraus zu erzeugen (E=mc2)."

Finanzkräftige Investoren stellen beträchtliche Summen für Firmen zur
Verfügung, die sich mit diesen alternativen Methoden der Energiegewinnung
befassen. Esoterik auf diesem Gebiet ist ein gutes Geschäft für die
beteiligten "Forscher". Die Autoren schlagen dem Ministerium eine Reihe von
Methoden vor, die ihrer Ansicht nach für eine Anwendung in
Entwicklungsländern geeignet sein sollen. Ein bisschen Forschung sei aber
noch nötig, wird eingeräumt.

Spezielle Institute sollten gegründet werden, um diese Methoden weiter zu
entwickeln.

An einigen Beispielen soll gezeigt werden, welch unerschöpfliches Potential
an Ideen nach Ansicht der Autoren von der etablierten Wissenschaft
beharrlich ignoriert wird.

Als erste Methode aus dem Energiebereich schlagen die Autoren die
Herstellung von "Brownschem Gas" vor. Diese Mischung aus Wasserstoff und
Sauerstoff wird durch Elektrolyse von Wasser gewonnen und ist allgemein
unter dem Namen Knallgas bekannt. Dieses Gasgemisch ist hochexplosiv.
Vermutlich wird deshalb die hässliche Bezeichnung Knallgas in der Studie
vermieden. So neu ist das Verfahren allerdings nicht. Es wurde bereits 1800
von dem Chemiker Johann Wilhelm Ritter entdeckt. Wohl jeder kennt diesen
Prozess durch den Schulversuch mit dem Hoffmann'schen
Wasserzersetzungsapparat. Die Knallgasflamme kann bekanntlich zum Schweißen
benutzt werden.

Über die Eigenschaften des Gases erfährt der Leser gar Wunderliches. Die
Flamme soll so heiß sein, dass man damit Wolfram sublimieren kann. Den
Autoren ist offenbar entgangen, dass Wolfram (Schmelzpunkt: 3422 Grad
Celsius, Siedepunkt: 5555 Grad Celsius) nicht sublimiert. Die Gutgläubigkeit
des Lesers wird auch dadurch strapaziert, dass er glauben soll, dass dabei
die Temperatur der Flamme nur 138 Grad Celsius betrage.

Die Autoren preisen den hohen Energiegehalt des Gases und empfehlen unter
anderem dieses als "Energieträger/Speicher" einzusetzen. Wie man das
hochexplosive Gas lagern oder transportieren soll, wird nicht mitgeteilt. Es
wäre abenteuerlich, Knallgas zu verflüssigen, um es in Druckbehältern in
Entwicklungsländer zu befördern. Auf die einfache Idee, nur den Wasserstoff
zu transportieren, da der Sauerstoff ja sowieso überall zur Verfügung steht,
sind die Autoren nicht gekommen.

In einem späteren Abschnitt der Studie erfährt der Leser, dass es mit Hilfe
von Knallgas sogar möglich sein soll, radioaktiven Abfall zu beseitigen. Sie
schildern eine öffentliche Demonstration in den USA, bei der Professor Brown
angeblich radioaktives Americium mit Hilfe der Knallgasflamme mit anderen
Metallen verschmolzen habe. Dabei soll innerhalb von fünf Minuten die
Radioaktivität von 16.000 Curie/min um zirka 95 Prozent reduziert worden sein.

Bekanntlich ist das Curie definiert als die Menge einer radioaktiven
Substanz, die eine Zerfallsrate von 3.7 mal 10 hoch 10 Zerfällen pro Sekunde
hat. Was mit Curie/min gemeint ist, erfährt der Leser nicht. Aber vielleicht
sollte man nicht so kleinlich sein, wenn es um wirklich große Dinge geht.
Und wirklich groß ist die Menge an Radioaktivität tatsächlich. Die 16.000
Curie entsprechen einer Zerfallsrate von 6 mal 10 hoch 14 Zerfällen pro
Sekunde. Das kann mit keinem Geigerzähler gemessen werden. Die
Bewilligungsgrenze für Am(241), dem am häufigsten verwendeten Isotop des
Americiums, liegt bei 200 Becquerel (Zerfälle pro Sekunde). Der Professor
hätte sicher gegen alle Strahlenschutzrichtlinien verstoßen, wenn er eine
größere Menge bei einer öffentlichen Demonstration gehandhabt hätte. Da
liegen die Autoren mal eben um etwa 12 Zehnerpotenzen daneben.

Geschrumpfte Wasserstoffatome

Als Beispiel einer Energieerzeugung aus dem Nichts wird der
Blacklight-Prozess angeführt. In dieses Verfahren wurden angeblich schon
mehrere Millionen Dollar investiert. Der Energieerzeugungs-Apparat besteht
aus einer Zelle, in die Wasserstoff unter Unterdruck eingeleitet wird. Nach
Zuführung elektrischer Energie erzeugt dies in der Zelle ein Plasma. Dabei
wird Energie in Form von UV- und Wärmestrahlung nach außen abgegeben und
durch eine Kraft-Wärmekopplung wieder in elektrischen Strom umgewandelt. Das
Verfahren soll sich zur Energiegewinnung eignen, weil angeblich mehr Energie
abgegeben als zugeführt wird.

Zur Erklärung der wundersamen Energievermehrung hat der Erfinder eine neue
Quantentheorie entworfen. Sie postuliert Energieniveaus unterhalb des
Grundzustands und geschrumpfte Wasserstoffatome.
Als Beweis für die Energie-Gewinnung führen die Autoren an, dass Tests in
Universitätslaboratorien (zum Beispiel Penn State University) ergeben
hätten, dass die Energieausbeute hundertmal höher sei als bei Verbrennung
des Wasserstoffs. Die Autoren haben geflissentlich übersehen, dass die
Energie in Form von elektrischem Strom zugeführt wird. Der Wasserstoff wird
in Wirklichkeit nicht verbraucht. Es muss bezweifelt werden, dass
Wissenschaftler einer Universität solche unsinnigen Messungen tatsächlich
vorgenommen haben.

Die Autoren sorgen sich auch um die Landwirtschaft in Entwicklungsländern.
Sie verweisen auf die Firma Plocher Technology in Meersburg. Diese
vermarktet "Transmateriale Katalysatoren", mit denen man angeblich die
Erträge in der Landwirtschaft erhöhen kann - ohne Düngemittel, nur durch
Übertragung von Information. Man braucht dazu nur eine "Energie, die im
Äther oder Kosmos ihren Ursprung hat". Diese Kosmische Energie, auch Orgon
genannt, wurde von Wilhelm Reich 1939 postuliert. Man kann sie, so sind die
Autoren überzeugt, mit einem Trichter konzentrieren, dessen Wände aus
wechselnden Schichten organischen Materials und Metall bestehen.

Unter dem Trichter wird Sauerstoff durchgeleitet. Der Orgonstrahl soll nun
die Information des Sauerstoffs aufnehmen und diese auf einen darunter
befindlichen Träger, zum Beispiel Sand, übertragen. Der informierte Sand, so
wird behauptet, könne anschließend seine Sauerstoff-Information an die
Pflanzen weitergeben, wenn er auf die Felder aufgebracht wird. Das Wort
Information ist ein Modewort bei Esoterikern jeder Provenienz. Es wird nie
erklärt, was darunter zu verstehen ist.

Die Autoren verraten dem Leser nicht, warum der Orgonstrahl beim Durchlaufen
der Erdatmosphäre nicht bereits Sauerstoff-Information aufnimmt und sie,
ohne Zwischenschaltung der Firma Plocher, direkt an die Felder weiter gibt.

Die Autoren beschäftigen sich nicht mit solch trivialen Fragen. Statt dessen
verweisen sie auf "Forschungsergebnisse" des promovierten Volkswirts und
Erfinders der Transmaterialen Katalysatoren, Professor Bechmann. Dieser habe
mit einer Reihe von Untersuchungen die Wirksamkeit der Plocher-Produkte
nachgewiesen. Bechmann, Gründer eines eigenen Zukunfts-Zentrums in
Barsinghausen, hat in der alternativen Szene einen guten Ruf, beispielsweise
durch Vorträge und Schriften über geistiges Heilen und Homöopathie für
Pflanzen. Ihm verdanken wir auch die Einsicht, dass wirklich neue
Erkenntnisse nur von den "nachmaterialistischen Naturwissenschaften" zu
erwarten sind.

Im Interesse der Entwicklungsländer muss man hoffen, dass die Esoteriker im
BMZ, die für diese Verschwendung von Steuergeldern verantwortlich sind,
nicht auch noch darüber entscheiden, welche von den vorgeschlagenen Methoden
und Produkten in diesen Ländern zum Einsatz kommen sollen. Die
Raumenergie-Forscher träumen schon lange von dem großen Durchbruch, der mit
der offiziellen Anerkennung auch einen Geldregen mit sich bringen soll. Sie
sehen in dieser Studie einen wichtigen Schritt zu diesem Ziel.

Klaus Keck, Konstanz


--

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


Please Login HERE or Register HERE to see this link!



  • 0