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Regierung zieht Unterrichtsblatt aus dem Verkehr


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Regierung zieht Unterrichtsblatt aus dem Verkehr





(08. November 2007/rh.) – Aufregung im Berner Schulwesen: Ein neues Naturkundelehrmittel war offenbar zu gefährlich, um es in Schülerhände zu geben. Die Erziehungsdirektion reagiert auf Medienberichte und Kritik von Evolutionsvertretern und will „umstrittene Teile“ überarbeiten lassen.

"Von Anfang an müssen wir gestehen, dass wir nicht wissen, wie das Leben begann.» Dieses Zitat von Stanley L. Miller, dem bekannten Biologen und Chemiker, steht auf Blatt 1 „Schöpfung und Evolution – Entstehung des Lebens“ im neuen Naturkundelehrmittel „NaturWert“, das im September im Berner Schulverlag erschien.

Auf dieser Grundlage ist das ganze Kapitel über die Entstehung des Lebens aufgebaut. Verschiedene Antwortversuche werden dargestellt, darunter die beiden, die am weitesten verbreitet sind. Erstens: „Gläubige Menschen gehen davon aus, dass jemand oder etwas - Gott / eine höhere Macht – das Universum in seiner ganzen Vielfalt erschaffen habe. Diese Vorstellung wird Schöpfungsglauben genannt.“ Und zweitens: „Vor etwa 150 Jahren verbreitete sich unter Naturwissenschaftern die Vorstellung, es gebe keinen Schöpfer, das Leben sei durch zufällige chemische Prozesse entstanden und die heutige Vielfalt sei das Resultat weiterer zufälliger Veränderungen. Dieses Modell heisst Evolutionstheorie.“

Dass ein Lehrmittel auf diese Ausgangslage eingeht und die offene Diskussion und das Mitdenken der Schüler anregt, ist für Evolutionsvertreter aber Grund genug, um massiv dagegen vorzugehen. Man dürfe in der Schule „nicht grundsätzlich an der Evolutionstheorie rütteln“, meinte ganz dogmatisch Markus Wilhelm, Professor an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (Luzern) gegenüber der „NZZ am Sonntag“.

Die offene Diskussion um die Entstehung des Lebens entspricht allerdings exakt der Mehrheitsmeinung der Schweizer Bevölkerung. Eine aktuelle, repräsentative Umfrage in der Schweiz hatte ergeben, dass vier von 5 Schweizerinnen und Schweizern einen Unterricht befürworten, indem neben der Evolution auch Schöpfung gelehrt wird.

Davon will die Erziehungsdirektion des Kantons Bern aber nichts wissen. Regierungsrat Bernhard Pulver, seit gut einem Jahr im Amt, beugt sich dem Druck einiger Medien und Wissenschaftler. Er will die „umstrittenen Passagen zur Entwicklung des Lebens auf der Erde im Lehrmittel NaturWert gemeinsam mit der schulverlag blmv AG überprüfen und überarbeiten.“ Ziel sei eine Trennung von „biblischem Schöpfungsglauben und naturwissenschaftlicher Evolutionstheorie“.

Wie es in einer Mitteilung der Staatskanzlei heisst, sei die Erziehungsdirektion der Meinung, dass „eine sensiblere Darstellung der beiden Erklärungsansätze zum Entstehen von Universum, Erde und Leben notwendig ist“. Vor allem erachte sie die Gewichtung nicht als ausgewogen, weil die Schöpfungstheorie in einem naturwissenschaftlichen Lehrmittel auf die gleiche Stufe gestellt werde wie die Evolutionstheorie.

Damit werden die für den Inhalt des Lehrmittels Verantwortlichen zurückgebunden. So zum Beispiel Beat Mayer von der Berner Erziehungsdirektion. Er hatte gegen der „NZZ am Sonntag“ erklärt, dass es im besagten Kapitel nicht darum gehe, den Schöpfungsglauben gegen die Evolutionstheorie auszuspielen, vielmehr sollten „verschiedene Betrachtungsweisen über die Entstehung der Welt mit den Schülern diskutiert werden“. Es sei dabei nicht die Absicht, Evolutionslehre und Schöpfungsglauben als wissenschaftlich gleichwertig darzustellen. Das Material solle den Schülern nicht fertige Lösungen anbieten, sondern zu einer fundierten Auseinandersetzung anregen.

Auch der Leiter des Autorenteams des Buches, Bruno Bachmann, hatte die Kritik zurückgewiesen. Es sei überhaupt nicht die Idee gewesen, den Kreationismus den Naturwissenschaften gleichzusetzen. Die Berner Schule sei klar der Wissenschaft verpflichtet. Bachmann erklärte weiter, es sei Ziel des einen Kapitels, dass die Schüler die Argumente der Kreationisten kennenlernten und somit erkennen könnten, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Frage gestellt würden.

Der Leiter des Berner Schulverlags, Peter Uhr, betonte in einer eigenen Stellungnahme auf der Verlags-Webseite, dass die neuen Lehrmittel der Reihe Natur-Mensch-Mitwelt sich zentral von früheren und anderen Lehrwerken unterscheiden: "Sie sind undogmatisch, regen unter anderem zu entdeckendem Lernen an, fördern das Problemlösen und Argumentieren." Uhr beruhigt denn auch alle Aufgeschreckten: "Wer befürchtet, dass mit diesem liberalen Ansatz falsche 'Toleranz mit der Untoleranz' vermittelt werden könnte, also z.B. der Kreationslehre ein ihr nicht zustehendes Podium geboten werden könnte, stuft die Mündigkeit unserer Lehrpersonen und Schulkinder weniger hoch ein, als wir vom Schulverlag dies tun."

Doch Mayer, Bachmann und Uhr müssen sich dem Entscheid von Erziehungsdirektor Pulver beugen. Er liess den Medien mitteilen, dass er und der Schulverlag „gemeinsam beschlossen“ hätten, die zur Diskussion stehenden Abschnitte genauer zu prüfen und das fragliche Faltblatt überarbeiten zu lassen. Ziel sei eine deutliche Gewichtung, damit Wissenschaft und Religion klar von einander getrennt erschienen. Und: „Das Faltblatt wird dem Lehrmittel bis auf weiteres nicht mehr beigelegt.“

Vorbei ist es mit der offenen Diskussion und der Meinungsfreiheit: Ab sofort wird jeder Themenmappe ein Informationsblatt mit Hinweisen zur Gewichtung und Einordnung der zur Diskussion stehenden Inhalte beigelegt.

Damit wäre der grüne Regierungsrat Pulver eigentlich gefordert, den Beweis für die Evolution anzutreten. Denn er ist dafür verantwortlich, dass ein ausgezeichnetes, zur Diskussion und Meinungsbildung anregendes Lehrmittel vielen Schülerinnen und Schülern vorenthalten bleibt.
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