Württembergischer Bischof kritisiert angekündigten Rechtsbruch
Stuttgart (idea) – Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July (Stuttgart), hat einen angekündigten Rechtsbruch von Pfarrern in seiner Kirche kritisiert. Hintergrund ist die Debatte um die öffentliche Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ende November hatte die Synode entschieden, sie nicht einzuführen. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag des Oberkirchenrates erhielt knapp nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Daraufhin kündigten rund 200 Pfarrer schriftlich an, dass sie auf Wunsch eine entsprechende Handlung durchführen würden. Er halte es nicht für richtig, wenn Amtsträger der Kirche öffentlich erklärten, sich nötigenfalls über geltendes Recht hinwegsetzen zu wollen, sagte July in seinem Bericht am 8. März vor der Frühjahrssynode in Stuttgart. Das sei zum einen dienstrechtlich problematisch, zum anderen hätten alle Pfarrer die Aufgabe, „das Amt der Einheit mitzugestalten“. Die Entscheidung der Synode müsse respektiert und nun Lösungen gesucht werden, „die am Ende die Einheit der Kirche stärken und Recht bewahren“.
Bischof July: Es gibt Vertrauensrisse
Die Diskussion gehe jetzt weiter: „Ob dies in dieser Landessynode zu einem erneuten Vorstoß eines neuen Gesetzesentwurfes aus der Mitte der Synode führen wird, wird weiter zu klären sein.“ July beklagte, dass es in der Debatte „Vertrauensrisse“ und auch einen verweigerten Blick-Kontakt gebe: „Eine verfestigte Haltung des ,Wir und die anderen’ verstellt uns den Blick, und wir sehen dann nicht mehr genau hin.“ Man müsse einander aushalten und Meinungsverschiedenheiten austragen. Gegen eine öffentliche Segnung hatten sich vor allem Mitglieder des größten Gesprächskreises in der Synode, der „Lebendigen Gemeinde“, gewandt.
Die Herausforderung der Digitalisierung annehmen
July äußerte sich ferner zum Thema Digitalisierung. Sie werde auch Auswirkungen auf die Kirche haben und könne etwa Verwaltungsabläufe verbessern. Gleichzeitig werfe der Prozess ethische Fragen auf, weil dadurch Arbeitsplätze verloren gingen. Neben der Digitalisierung sei der Umbau der Kirche im Rahmen des PfarrPlans 2024 eine große Herausforderung. Zum Hintergrund: Nach Berechnungen des Oberkirchenrats werden 2030 nur noch knapp 1,7 Millionen Menschen der Landeskirche angehören – derzeit sind es rund zwei Millionen. Die Zahl der Pfarrer soll deswegen bis 2024 von 1.666 (2017) auf 1.446 sinken.