Sollen Evangelische mehr über Maria predigen?
Wetzlar (idea) – Während Maria, die Mutter Jesu, in katholischen und orthodoxen Kirchen besonders verehrt wird, lehnen viele evangelische Christen die spezielle Betonung Marias ab. Doch das wird zunehmend infrage gestellt. Sollten Protestanten also mehr über Maria predigen? Dazu nehmen zwei Protestanten in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) Stellung.
Pro: Protestanten können von Maria Gottvertrauen lernen
Dass mehr über Maria gepredigt wird, dafür plädiert die Assistentin der Geschäftsführung in der übergemeindlichen Veranstaltungskirche LIGHTHOUSE Essen, Sabrina Bodo (Essen). Ihr zufolge ist Maria ein großes Glaubensvorbild. Das zu beachten, würde vielen Protestanten guttun. Schließlich könne man von ihr lernen, Gott zu vertrauen. Sie „folgte im bloßen Glauben an das Wort“ ihrer Berufung, Gottes Sohn zur Welt zu bringen. Maria habe damit mitgeholfen, das Evangelium in die Welt zu bringen. Das sei Aufgabe aller Christen, schreibt Bodo, die der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Essen-Kettwig (Baptisten) nahesteht.
Kontra: Protestanten sollten viel klarer von Jesus sprechen
Die Gegenmeinung vertritt der Vorsitzende des Bibelbundes (Berlin) und Dozent an der Bibelschule Brake sowie der Evangelikalen Akademie in Wien, Michael Kotsch (Horn-Bad Meinberg). Zwar sei Maria eine der eindrucksvollsten Frauen der Bibel. Aber man wisse zu wenig von ihr. Für das alltägliche Leben der Christen habe sie nur wenig Bedeutung. Dass die katholische Kirche Maria „euphorisch“ als Gottesmutter, Himmelskönigin und Fürsprecherin verehre, lenke nur von der einzigartigen Stellung von Jesus Christus ab. Aufgrund ihrer „massiven Verehrung“ auch durch Esoteriker und Feministinnen sollten Protestanten viel klarer von Christus als dem einzigen Weg zu Gott sprechen, so Kotsch. Gerade im Jahr des 500. Reformationsjubiläums seien evangelische Christen herausgefordert, das „Allein Christus“ des Reformators Martin Luthers (1483–1546) hochzuhalten, „statt Maria als spirituelle Ergänzung neu entdecken zu wollen“.