Freiburg (idea) – Ein Gegner und eine Befürworterin der kirchlichen Trauung homosexueller Partnerschaften haben am 18. November in Freiburg diskutiert. Anlass war die Entscheidung der badischen Landessynode vom 23. April, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften kirchlich zu trauen. Pfarrer Werner Neuer (Schallbach bei Lörrach) – Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona – forderte die Synode auf, den Beschluss zurückzunehmen. Die Bibel als das Fundament und die Norm aller kirchlichen Lehre lehne ausgelebte Homosexualität eindeutig ab: „Es gibt keine einzige Bibelstelle, die praktizierte Homosexualität bejaht.“ Sie werde verworfen, da sie im Gegensatz zum Schöpferwillen Gottes stehe. Im christlich-jüdischen Menschenbild werde ausdrücklich die Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau betont (1. Mose 1,27f.). Die Behauptung der Landessynode, dass „verantwortlich vor Gott“ gelebte „verschiedengeschlechtliche und gleichgeschlechtliche Liebe, Sexualität und Partnerschaft“ gleichwertig seien, widerspreche nicht nur dem biblischen Ethos. Sie stehe auch im Widerspruch zum biblischen Verständnis von Zweigeschlechtlichkeit. Ehe und Familie seien „zum Wohle des Menschen eingerichtete Stiftungen Gottes“. Die Entscheidung der Synode habe zu einer für bibel- und bekenntnisgebundene Christen „außerordentlich ernsten Situation geführt: Es geht um nichts Geringeres als um die schmerzliche Einsicht, dass die badische Kirche ihr Kirchesein gefährdet, indem sie in einer wichtigen Lehrfrage das apostolische Zeugnis verneint.“ Der Konflikt könne angesichts der „unzweideutig bezeugten Lehre der Bibel“ nicht durch einen theologischen Kompromiss gelöst werden: „Hier gibt es nur ein Entweder-oder“. Es stehe immerhin die „Identität als christliche Kirche auf dem Spiel“, so Neuer. Der Austritt bibel- und bekenntnisgebundener Christen aus der Landeskirche stelle auch keine Lösung dar, da sie sich zwar nicht mit dem Beschluss, aber nach wie vor mit der biblisch-reformatorischen Bekenntnisgrundlage der badischen Kirche identifizieren könnten. Neuer: „Wirklich gelöst werden kann der Konflikt nur durch die Rücknahme der synodalen Entscheidung.“
Prälatin: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht abwerten
Die Prälatin des Kirchenkreises Südbaden, Dagmar Zobel (Freiburg), verteidigte den Beschluss der Landessynode. Nachdem der Staat 2001 eingetragene Lebenspartnerschaften erlaubte, sei die Nachfrage nach Trauungen auch in der Kirche gestiegen. Der Prälatin zufolge gibt es in Baden inzwischen acht Pfarrerinnen und Pfarrer in eingetragenen Lebenspartnerschaften. Sie würdigte, dass solche Partnerschaften ebenso wie die Ehe von Mann und Frau auf Verbindlichkeit, gegenseitige Verantwortung und Liebe angelegt seien. Die sexuelle Orientierung begründe keinen Unterschied in der Segnung: „Nicht die sexuelle Identität des Menschen ist sündig, sondern dass er ohne Gott leben will“, sagte Zobel. Die Zweigeschlechtlichkeit sei ein wichtiges, aber kein exklusives Merkmal. Der Apostel Paulus, der sich gegen praktizierte Homosexualität wandte, habe keine verbindlichen, auf Dauer angelegten gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gekannt. Die Bibel mache deutlich, dass es verschiedene, ethisch positiv zu wertende Formen des Zusammenlebens gebe. Der Mensch habe in seinen jeweiligen geschichtlichen und kulturellen Kontexten den Auftrag, diese Lebensformen verantwortlich zu gestalten. Die Bezogenheit aufeinander in Liebe, wie sie im Doppelgebot der Liebe (Matthäus 22, 37f.) als zentrale ethische Norm herausgestellt werde, sei die entscheidende Grundorientierung. Diese Verhaltensweisen und Werte würden auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gelebt. Zobel: „Deshalb kann die Verbindung von gleichgeschlechtlich Liebenden nicht grundsätzlich ethisch abgewertet werden.“ Veranstalter der Podiumsdiskussion war die Freiburger Pfarrgemeinde Nord im Rahmen ihrer Reihe Freitagsgespräche. Schwule und Lesben in eingetragener Lebenspartnerschaft können sich auch in den evangelischen Kirchen Hessen-Nassau, Rheinland und Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz trauen lassen.