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Brief an die CDU - Bildungsplan in den Koalitionsverhandlungen
#1
Geschrieben 05 April 2016 - 19:48
#2
Geschrieben 05 April 2016 - 19:52
Umstrittener Bildungsplan tritt mit Änderungen in Kraft
Stuttgart (idea) – Mit Erleichterung haben Kritiker des baden-württembergischen Bildungsplans auf die neue Fassung reagiert. Sie wurde am 4. April veröffentlicht. Zum Hintergrund: Der Bildungsplan tritt zum neuen Schuljahr im Herbst in Kraft. Gegenüber dem umstrittenen Entwurf hatte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) noch Änderungen vorgenommen, nachdem es heftige Proteste gab. So hatte der Pädagoge Gabriel Stängle (Rohrdorf/Nordschwarzwald) im vergangenen Jahr rund 192.000 Unterschriften für eine Petition gegen den Entwurf des Bildungsplans gesammelt. Sie wandte sich gegen das Vorhaben der damaligen grün-roten Landesregierung, die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ zum Leitprinzip des Unterrichts aller allgemeinbildenden Schulen zu machen, wie es LSBTTIQ-Gruppen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle, Queer) fordern. In der neuen Fassung ist nun statt von fünf Leitprinzipien von sechs Leitperspektiven die Rede. Die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ geht jetzt in einer allgemeinen Leitperspektive „Akzeptanz und Toleranz von Vielfalt“ auf. Dort heißt es nun, dass „der konstruktive Umgang mit Vielfalt eine wichtige Kompetenz für die Menschen in einer zunehmend von Komplexität und Vielfalt geprägten modernen Gesellschaft darstellt“. Kennzeichnend für eine moderne Gesellschaft seien die Individualisierung und Pluralisierung von Lebensentwürfen. Dort begegneten sich Menschen unterschiedlicher geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung. Kernanliegen der Leitperspektive sei es, „Respekt sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit zu fördern. Grundlagen sind die Menschenwürde, das christliche Menschenbild sowie die staatliche Verfassung mit dem besonderen Schutz von Ehe und Familie.“ Die Schule solle es jungen Menschen ermöglichen, sich ohne Angst vor Diskriminierung zu artikulieren: „Indem Schülerinnen und Schüler sich mit anderen Identitäten befassen, sich in diese hineinversetzen und sich mit diesen auseinandersetzen, schärfen sie ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität. Dabei erfahren sie, dass Vielfalt gesellschaftliche Realität ist und die Identität anderer keine Bedrohung der eigenen Identität bedeutet.“
Evangelische Lehrer- und Erziehergemeinschaft: Schlimmste Befürchtungen sind nicht eingetreten
Für die Evangelische Lehrer- und Erziehergemeinschaft sind die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten: „Die Schärfe und Übergewichtung des Themas ‚sexuelle Vielfalt‘ wurde als Reaktion auf die Bürgerproteste und Stellungnahmen massiv zurückgenommen“. Diese Ansicht äußerte der Vorsitzende der Evangelischen Lehrer- und Erziehergemeinschaft, Studiendirektor Paul-Gerhard Roller (Tübingen), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. „Nach dem Paukenschlag einer Verankerung der ‚Akzeptanz sexueller Vielfalt‘ in den Leitlinien zum ursprünglichen Bildungsplan werden jetzt leise Töne angestimmt.“ Eine vollständige Entwarnung könne allerdings nicht gegeben werden, weil der neue Bildungsplan Freiräume zur Behandlung dieses Themas eröffne, die es im alten nicht gegeben habe.
Stängle: „Vieles ist noch unausgegoren“
Für Gabriel Stängle ist erfreulich, dass in der Einleitung zum Bildungsplan der klare Bezug zur Landesverfassung und dem „Beutelsbacher Konsens“ von 1976 enthalten sei. Dieser legte unter anderem fest, dass Lehrer Schülern nicht ihre Meinung aufzwingen dürfen. Kontroverses sei zudem im Unterricht auch kontrovers darzustellen. „Vieles ist aber weiterhin unausgegoren“, so der Pädagoge. Ihm zufolge ist viel Vertrauen in der Lehrerschaft und unter Eltern in die Bildungspolitik in den vergangenen zwei Jahren verloren gegangen.
Evangelischer Arbeitskreis der CDU: Bildungsplan wurde deutlich entschärft
Die Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Baden-Württemberg, Sabine Kurtz (Leonberg), ist der Ansicht, dass durch den öffentlichen Protest und die parlamentarischen Initiativen der CDU „schon viel erreicht“ und der ursprüngliche Entwurf „deutlich entschärft“ worden sei. Der Schwerpunkt habe sich nun von der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ auf die „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt“ verlagert. Sorgen bereitet der CDU-Politikerin allerdings der unabhängig vom Bildungsplan verabschiedete Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“. Er wurde im vergangenen Sommer vom baden-württembergischen Sozialministerium in Kraft gesetzt. Er soll nach eigenen Angaben eine gesamtgesellschaftliche Diskussion gegen Homo- und Transphobie in dem Bundesland anstoßen. Der Plan enthält einen 200 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog. Unter anderem will sich die Landesregierung dafür einsetzen, dass Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und andere Institutionen ihre Aktivitäten zum Abbau von Diskriminierungen von LSBTTIQ-Menschen verstärken. Ebenso soll ihre rechtliche Gleichstellung verbessert werden. Kurtz befürchtet, dass mit dem Aktionsplan die ursprüngliche Überbetonung des Themas sexuelle Vielfalt „durch die Hintertür“ wieder in den Bildungsplan eingeführt werden könnte. Der Aktionsplan sehe nämlich eine Verankerung der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung im Bildungsplan als Teilaspekt der Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt“ vor. „Daher müssen in den anstehenden Koalitionsverhandlungen sowohl der Aktionsplan als auch der Bildungsplan auf den Prüfstand gestellt werden und offensichtliche Mängel behoben werden“, so die EAK-Landesvorsitzende. Der Vorsitzende des EAK-Kreisverbandes Karlsruhe-Land, Willi Funk (Bruchsal), forderte, dass das Kultusministerium künftig von der CDU geführt werde. Laut eines Schreibens an die Verhandlungsführer der CDU, darunter Spitzenkandidat Guido Wolf (Tuttlingen) und der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl (Heilbronn), soll das eine Bedingung für eine Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen sein.
#3
Geschrieben 07 April 2016 - 07:23
Neuer Bildungsplan Baden-Württemberg: Gender vollständig enthalten
Kein Anlass für ein Ende der Proteste
Mathias von Gersdorff
Nach der Veröffentlichung des neuen Bildungsplanes für die Schulen Baden-Württembergs am 4. April 2016 gab es in manchen Kreisen eine gewisse Erleichterung, dass es nicht so schlimm kam, wie zunächst befürchtet wurde. „Die Schärfe und Übergewichtung des Themas ‚sexuelle Vielfalt‘ wurde als Reaktion auf die Bürgerproteste und Stellungnahmen massiv zurückgenommen“, äußerte beispielsweise der Vorsitzende der Evangelischen Lehrer- und Erziehergemeinschaft, Studiendirektor Paul-Gerhard Roller, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.
Etwas vorsichtiger ist die Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Baden-Württemberg, Sabine Kurtz (Leonberg). Ihrer Auffassung nach hätten die Proteste gegen den Bildungsplan viel erreicht und diesen deutlich entschärft, doch sie befürchtet, eine Überbetonung des Themas sexuelle Vielfalt könnte durch den sog. Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“ in den Schulen eingeführt werden.
Zur Erinnerung: Kultusminister Andreas Stoch von der bei der Landtagswahl am 13. März 2016 abgewählten SPD unterzeichnete als letzte Amtshandlung den umstrittenen Bildungsplan und setze ihn damit für das Schuljahr 2016/2017 in Kraft. Dieser Schritt wurde heftig kritisiert, denn er ignorierte den Wahlausgang und entzog die Diskussion über den Bildungsplan den sich anbahnenden Koalitionsverhandlungen.
Ist nun eine Entwarnung angebracht? Dürfen sich die Bildungsplangegner mit dem aktuellen Bildungsplan zufrieden geben?
In keiner Weise. Man braucht nur einen genauen Blick auf die Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)“ zu werfen, um leicht sehen zu können, dass „Gender“ noch in vollem Umfang im neuen Bildungsplan enthalten ist.
Die Leitperspektive wird deutlich in einem Absatz, in welchem die Gender-Ideologie zu einem Kerninhalt des neuen Bildungsplanes erhoben wird: „Schule als Ort von Toleranz und Weltoffenheit soll es jungen Menschen ermöglichen, die eigene Identität zu finden und sich frei und ohne Angst vor Diskriminierung zu artikulieren. Indem Schülerinnen und Schüler sich mit anderen Identitäten befassen, sich in diese hineinversetzen und sich mit diesen auseinandersetzen, schärfen sie ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität. Dabei erfahren sie, dass Vielfalt gesellschaftliche Realität ist und die Identität anderer keine Bedrohung der eigenen Identität bedeutet.“
Analysieren wir die entscheidenden [gekürzten] Stellen: Die „Schule soll den jungen Menschen ermöglichen, die eigene Identität zu finden“.
Dieser Satz behauptet nichts anderes, als dass man die eigene Identität, die eigene Persönlichkeit nicht unmittelbar erkennen kann. Man ist sozusagen auf der Suche nach der eigenen Identität, AUCH nach der sog. sexuellen Identität. Hier wird also impliziert, dass das biologische Geschlecht keine Rolle bei der sexuellen Identität oder Orientierung spielt. Man kann zwar biologisch Mann oder Frau sein, doch dadurch ist die „sexuelle Identität“ oder die „sexuelle Orientierung“ (beide werden im Bildungsplan nicht näher definiert) nicht festgelegt.
Genau das ist die Auffassung von Gender: Das Geschlecht sei nicht durch die Natur des Menschen festgelegt, sondern eine Konstruktion. Bausteine dieser Konstruktion sind gesellschaftliche, religiöse und kulturelle Ansichten, so die Gender-Ideologie.
Diese Auffassung widerspricht der elementaren menschliche Erkenntnis und ist daher unwissenschaftlich. Man kann diese Sichtweise des Menschen nicht anderes bezeichnen denn als eine Ideologie wider die Vernunft.
Der oben zitierte Satz aus dem neuen Bildungsplan besagt, dass man auf der Suche nach der Identität schlechthin sei, also nicht bloß nach der „sexuellen Identität“. Das heißt, hier wird regelrecht geleugnet, dass die menschliche Identität in irgendeiner Weise von der Natur festgelegt wird.
Gender spaltet also Identität von Geschlecht. Doch die Aussagen des neuen Bildungsplanes gehen noch viel weiter: Die menschliche Identität selbst ist eine Konstruktion. Der neue Bildungsplan ist – philosophisch betrachtet – noch viel radikaler als die Gender-Ideologie.
Diese Sichtweise wurde von Papst Benedikt XVI. als eine „antropologische Revolution“ bezeichnet, also eine Revolution, eine Auflehnung gegen die menschliche Natur des Menschen an sich.
Ein weiterer Satz im oben zitierten Absatz ist besonders aussagekräftig hinsichtlich der impliziten Philosophie des Bildungsplanes: „Indem Schülerinnen und Schüler sich mit anderen Identitäten befassen, sich in diese hineinversetzen und sich mit diesen auseinandersetzen, schärfen sie ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität.“
Das ist nichts anderes als das Programm, was wir vom Praxisbuch „Sexualpädagogik der Vielfalt: Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit“ von Elisabeth Tuider kennen. Die Schüler sollen Charade spielen und sich vorstellen, sie seien transsexuell, bisexuell oder was auch immer. Es ist ein Spiel mit den Identitäten, etwa im Sinne, wie das Judith Butler in „Das Unbehagen der Geschlechter“ vorgeschlagen hat. Dieses Buch ist so etwas wie die Bibel der Genderisten. Dort wird postuliert, die Geschlechter seien nicht eindeutig definiert und man müsse „Verwirrung“ in die „konstruierte“ Polarität von Mann und Frau bringen.
Genau diese Verwirrung, dieses Spielen mit Identitäten – „sexuellen Identitäten“ inklusive – sieht die Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)“ vor.
Offensichtlich orientiert man sich nach einer völlig relativistischen Sicht des Menschen, die in scharfem Kontrast mit dem Naturrecht und mit der christlichen Auffassung von Mann und Frau stehen.