Woran manche evangelikale Gemeinden kranken
Hünfeld/Wuppertal (idea) – Evangelikale Gemeinden kranken meist nicht an theologischem Streit, sondern vor allem an persönlichen Differenzen und Machtansprüchen unter den Mitgliedern. Zu dieser Einschätzung kommt der Gemeindeberater Eberhard Platte (Wuppertal) in einer Analyse, die von der Zeitschrift der „Konferenz für Gemeindegründung“ (Hünfeld bei Fulda) veröffentlicht wurde. Ob Frieden in einer Gemeinde herrsche, merke man bei einem Besuch sehr schnell, beschreibt Platte seine eigenen Erfahrungen. Anzeichen für Zwietracht seien etwa Neid und üble Nachrede. Platte: „Man gönnt dem anderen nicht das Ansehen oder den Erfolg seiner Mitarbeit.“ Unter manchen Familien gebe es seit Generationen Machtgerangel: „Man misstraut dem anderen und unterstellt ihm unlautere Motive in seiner Arbeit für den Herrn.“ Dieses Problem sei nicht neu unter Christen. Schon der Apostel Paulus habe es in seinem Brief an die Korinther im Neuen Testament benannt: „Es gibt Hader, Neid, Zorn, Zank, üble Nachrede, Verleumdung, Aufgeblasenheit, Unordnung“ (2. Korinther 12,20). Gemeinden leiden laut Platte außerdem daran, dass es an Seelsorge, gesunder Lehre, Verkündigung und Schulung mangelt. Symptome für kranke Gemeinden seien auch Gesetzlichkeit und Kritiksucht. Mancherorts fehle eine Sicht für evangelistische und missionarisch-diakonische Aufgaben. Schädlich sei auch, wenn kein offener und ehrlicher im Umgang miteinander herrsche. Platte: „Die junge Generation in unseren Gemeinden wünscht sich authentische Vorbilder, die echt sind, bei denen ihr Reden und ihr Leben übereinstimmt.“ Die 1983 gegründete Konferenz für Gemeindegründung will beim Aufbau von Gemeinden helfen. Zu ihr halten sich nach eigenen Angaben rund 400 Gemeinden in Deutschland mit über 10.000 Mitgliedern, die sich als bibeltreu, nicht-charismatisch und nicht-ökumenisch verstehen. Vorsitzender ist Wilfried Plock (Hünfeld bei Fulda).