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Von der Mormonin zur Christin - und das als Lesbe


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3 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Von der Mormonin zur Christin - und das als Lesbe!




Freitag, 10 August 2007

Seit meiner Geburt war ich ein Mitglied der Mormonen, einer fundamentalistischen Sekte und einem homophoben Kult. Als ich jung war, wusste ich das nicht. Ich wuchs heran, und je älter ich wurde, merkte ich, wie sehr Frauen in dieser „einzig wahren Kirche“ (so denken Mormonen über ihre Sekte), am meisten unterdrückt wurden, und das sich viele Frauen ineinander verliebten, ohne sich zu erlauben, diese Gefühle auszuleben.

Frauen in dieser „Kirche“ lernen, sich selbst dafür zu hassen, dass sie Frauen sind! Ich war sechzehn, als ich mich zum ersten Mal verliebte. Zu dieser Zeit lebte ich in einer kleinen Stadt mit Namen Köln in Deutschland. Ihr Name war Brigitte*, und sie lächelte so wundervoll, wie ich es nie zuvor gesehen hatte. Sie war ebenfalls Mitglied der Mormonen, und eine meiner besten Freundinnen in der Gruppe der „Jungen Damen“ (eine Gruppe, die für junge Frauen im Alter von 12 bis 18 Jahren gegründet wurde). Wenn wir nach unseren Schulaufgaben Zeit hatten, uns zu treffen, trafen wir uns in einem kleinen Eiscafè in der Näher ihrer elterlichen Wohnung, wo sie mit ihren Eltern und ihrem unordentlichen Bruder. Wir hielten unsere Hände unter dem Tisch, flüsterten einander uns unsere Liebe zueinander, und schrieben uns Liebesbriefe.

Es war die junge, erblühende Liebe zwischen zwei jungen Mädchen, die sich auf dem Weg befanden, sich und ihren Lebensweg zu suchen und zu finden.

Nach einer Weile zog ihre Familie fort. Wir weinten während unseres Abschieds, und als sie fortfuhr, nahm ich mir vor, mich nie wieder in eine andere Frau zu verlieben! Seit ich klein war, lehrten mich sowohl meine Eltern als auch meine Lehrer in der Sonntagsschule und der Primarvereinigung (die für Kinder von drei bis zwölf Jahren geschaffen wurden), dass ein Junge ein Mädchen, und ein Mädchen einen Jungen heiraten muss. Und vor allem, ein Mädchen muss einem Jungen gehorchen, weil männliche Mitglieder eines Tages das Priestertum tragen werden, was bedeutet, dass sie eines Tages über uns bestimmen können.

Damals glaubte ich daran. Und ich fühlte mich schuldig, weil ich eine Frau, und keinen Mann liebte. Die Zeit lief vorbei, Jahr für Jahr, und meine Eltern fragten mich, welche von all den jungen Männern in der Kirche, die ich kennen gelernt hatte, ich vielleicht heiraten würde. Ich wusste darauf keine Antwort, aber ich fühlte immer ein großes Loch der Verdrängung in mir. Ich bin ein Mitglied der Kirche! Ich wusste, das Gott Frauen wie mich hasste, die sich in eine „gleichgeschlechtliche Beziehung“ verliebten, die für Zeit und alle Ewigkeit bei den Mormonen verboten war.

Aber, wenn es so schlecht für die Menschheit sein soll, warum fühlt es sich so toll an, eine andere Frau zu küssen, den Duft ihres Körpers, ihrer Haut und ihre Lippen zu riechen? Warum fühlten meine erste geliebte und ich in derselben Zeit gut und schlecht? Und vor allem, war es richtig, uns die ganze Zeit darüber sagten? War es schon immer so in der Kirche gewesen, auch, bevor ich geboren wurde, dass lesbische Frauen sich wegen ihrer Liebe zu anderen Frauen schämten? Und, wenn es nicht so war, warum muss es heute so sein, das wir uns jetzt dafür schämen?

Viele Jahre später - Ich war einige Jahre vorher ausgeschlossen worden - fand ich die Antwort. Ich war eine wirkliche Überraschung für mich und alle, die es in der Mormonenkirche angeht.

Vor dem Jahr 1952 war es durchaus möglich, ein lesbisches offenes Leben in der Mormonenkirche zu führen. Seit dem Zeitpunkt, als die Pioniere das Salzseetal betraten, haben sich Frauen in andere Frauen verliebt. Viele dieser Erfahrungen waren privat, und das, was wir heute die Organisation der „Gay Community“ (lesbis-schwule Gemeinschaft) nennen, begann sich erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu entwickeln. Im Jahre 1881, als der schwule Bohemian Club sich als Verbindung bildete, waren sowohl schwule Männer als auch lesbische Frauen dort Mitglieder. Dessen Wohltäter und leitende Verbindungsführerin war Katherine Young Schweitzer, Enkelin des zweiten Mormonenpräsidenten Brigham Young. Nicht vor dem Jahre 1892, als die Desert News, eine mormonische Kirchenzeitschrift, eine Geschichte aus Memphis, Tennessee, veröffentlichte, die von einer Frau berichtete, die des Mordes an ihrer Freundin beschuldigt wurde, so das die Mormoninnen zum ersten Mal von einem öffentlichem lesbischen Leben erfuhren.

In dieser Zeit, als die Mormonen etwas von Lesben in der nichtmormonischen Gesellschaft erfuhren, wurden Frauenbeziehungen in der mormonischen Gemeinschaft mutig gelebt und gefeiert. So pries die mormonische Feministin Emmeline Wells beispielsweise offen die gleichgeschlechtliche Beziehung, die Francis Willard, die Vorsitzende der nationalen christlichen Mäßigkeitsvereinigung unterhielt. Im Jahre 1912 erschien die erste explizit veröffentlichte Hinweis auf ein lesbisches Leben in einer mormonischen Zeitschrift „Young Woman's Journal“, als dort der „Sappho aus Lesbos“ Tribut gezollt wurde. Neun Jahre früher, im Jahre 1903 veröffentlichte dasselbe Magazin ein Gedicht von Kate Thomas, indem sie ihre gleichgeschlechtliche Liebe feierte.

Thomas, eine gläubige und gehorsame Mormonin, die niemals heiratete, schrieb über ihre Geliebte: „ich empfing von ihren Lippen eine Freude, die niemals aufhörte“. Im Jahre 1919 veröffentlichte die mormonische Kirchenzeitschrift „The Children's Friend“ einen Bericht über die Liebe zwischen der Präsidentin der Primarvereinigung, Louise B. Felt, und ihrer ersten Ratgeberin, May Anderson, die als „David und Jonathan“ der Primarvereinigung (der Organisation für mormonische Kinder von 3-12 Jahren) galten. Etwa zur selben Zeit begann Mildred J. Berryman eine Studie mit 24 in Salt Lake City lebenden Lesben. Sie führte ihre Studien mit lesbischen und schwulen Menschen bis 1938 fort. Berrymans Arbeit war die erste Gemeinschaftsstudie in den Vereinigten Staaten, die über Lesben veröffentlicht wurde. Eine der Frauen, die Berryman für ihre Studie befragte, war Cora Kasius, ein Führungsmitglied der Frauenhilfsvereinigung, die später ein Fakultätsmitglied des Barnards College und Verbindungsoffizier der Vereinten Nationen wurde.

Im Jahre 1952 veränderte sich das Verständnis und die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen in der mormonischen Gemeinschaft. In diesem Jahr kündigte J. Rueben Clark, Ratgeber der ersten Präsidentschaft (dem Leitungsgremium der Mormonen), eine öffentliche Ansprache über Homosexualität an. Es überrascht wohl nicht, das er Mitglieder der Mormonen davor warnte, Homosexualität zu praktizieren. Innerhalb von sieben Jahren zeigten sich die Kirchenführer sehr besorgt über das, was sie als wachsendes Problem der Homosexualität sahen, wobei dieser Terminus hauptsächlich im Zusammenhang mit Männern benutzt wurden. Seit damals wurde die Rhetorik gegen Homosexualität intensiviert. Es gibt ausreichende Dokumentationen über die mormonische Kirchenpolitik gegen schwule Männer, aber es ist weniger deutlich, inwieweit lesbische Frauen damals davon betroffen waren.

Wir wissen sehr wenig über die Eindrücke der Mormoninnen, die Frauen lieben. Gab es gleichgeschlechtliche Liebe und Beziehungen zwischen polygamen Frauen? Was ist mit den Missionarinnen und ihren Mitarbeiterinnen? Welche rolle spielten lesbische Mormoninnen in der feministischen Bewegung? Wurden lesbische Frauen an der BYU genauso Elektroschocks und Aversionstherapien unterzogen, wie es bei schwulen Männern war? Gingen Mormoninnen damals die „Boston-Ehen“ ein? Hoffentlich werden diese und andere Fragen werden eines Tages von Untersuchenden und Historikern mit dem Blick der Eindrücke von Frauen, die Frauen lieben, die Mormoninnen waren, oder immer noch sind.

In vergangenen Zeiten der Geschichte der Mormonen, war es möglich, sowohl Lesbe als auch Mormonin/Christin zu sein. Und heute? Ist es möglich, als lesbische Frau innerhalb der Mormonen zu leben? Lassen sie mich einen anderen Teil meiner Geschichte erzählen.

Ich war 28 Jahre alt, verheiratet, und Mutter zweier wundervoller Kinder, und meinte, das dies mein Lebensweg sei, die Gott mir gab. Ich unterstützte meinen Ehemann, und arbeitete als Lehrerin in der Frauenhilfsvereinigung, der „Frauenorganisation“ der Mormonen, in meiner Gemeinde in Lübeck, Deutschland. In dieser Zeit traf ich eine Frau, die im Kindergarten arbeitete, in den meine Kinder gingen. Sie war eine der Erzieherinnen. Ich erblickte ihre traurigen Augen, und fühlte die tiefe Verlorenheit in ihrer Seele.

Wir wurden Freundinnen, und sprachen oft miteinander über uns und meine Kinder. Eines Tages sagte sie mir, dass sie sich in mich verliebt hatte. Ich war schockiert, denn ich fühlte dasselbe wie sie. Aber ich war voller Angst, glaubte ich doch, dass Gott durch seinen Propheten (Mormonen glauben, das sie ihrem Propheten gehorchen sollen) diese Gefühle uns verboten hätte.

Eines Tages sah meine Tochter, wie wir und küssten und umarmten, mehr und enger, als es Freunde wohl täten, und sie erzählte es ihrem Vater, meinem Mann. Er war damals einer der Ratgeber des Bischofs (Gemeindeleiter), und er sagte mir, dass ich aufhören sollte, sie zu sehen, wenn ich nicht ausgeschlossen werden wollte. Ich tat, was er mir sagte. Ich musste seinem "Rat" (das Wort „Befehl“ wäre wohl passender gewesen), gehorchen.

Ich versuchte, als heterosexuelle mormonische Mutter und Ehefrau zu leben, und die Gebote Gottes zu befolgen, so, wie ich damals dachte, das sie wären. Jahre kamen und gingen, und ich wurde immer unglücklicher. Ich dachte, dass es meine Schuld sei, das ich wegen meiner Gefühle zu anderen Frauen schuldig sei, und versuchte, die beste Mormonin zu sein, die ich sein konnte. Dann, eines Tages war ich in unserem Einkaufszentrum, als ich sie sah. Blonde Haare, blaue Augen, und eine Figur, auf die sogar Madonna neidisch wäre. Was für ein wunderschöner Körper! Mein Herz schlug so laut, das ich dachte, alle Menschen um mich herum würden es hören. Sie lächelte, und sagte „Hallo“ zu mir. Mein Herz schlug wie wild, und ich fing an zu stottern. Sie lächelte, und sagte, dass sie gerade eine kleine Pause hätte, und das wir uns in einem Coffee Shop in der Nähe des Geschäfts, in dem sie arbeitete, treffen könnten. Um eine lange Geschichte abzukürzen, wir verliebten uns ineinander, was ich meinem Mann erzählte, der daraufhin versuchte, mich zu schlagen. Wir ließen uns scheiden, und ich wurde aus der Kirche ausgeschlossen. Ich wollte wieder in die Kirche zurückkehren, weil ich die Kirche immer noch liebte, und meinte, beides, Mormonin und Lesbe, sein zu können. Aber die Mormonen erlaubten es mir nicht.

Nachdem der Bischof mich verurteilte und aus der „einzig wahren Kirche“ entfernt hatte, fragte ich mich, was ich als Lesbe glauben würde. Meine Partnerin war Mitglied der protestantischen Kirche. Eines Sonntags gingen wir gemeinsam in ihre Kirche. Ich war positiv überrascht, das wir beide miteinander Händchenhaltend und einander küssend gehen konnten, und niemand etwas Negatives darüber sagte. Ich fühlte mich so frei! Aus verschiedenen Gründen trennten meine Geliebte und ich uns, und ich begann mit meinen Kindern ein neues Leben in Berlin. Ich arbeitete als Altenpflegerin in einem Seniorenheim, und traf Faye, eine andere Lesbe. Wir verliebten uns, und sie sagte, das eine Religion, die uns unterdrückt, könnte niemals eine Kirche sein, die versucht, Gottes Willen zu erfüllen. Unabhängig davon, ob wir glauben, das Gott männlich, weiblich, beides, oder keines von beiden ist.

Nun lebe ich mit meinen Kindern alleine, und arbeite immer noch als Altenpflegerin in einem Seniorenheim. Ich glaube heute, dass ein Leben als lesbische Mormonin nicht möglich ist, weil die mormonischen Kirchenführer uns bekämpfen. Aber ein Leben in einer christlichen Kirche, einer christlichen Gemeinschaft, die glaubt, das LIEBE wichtiger als eine lebenslange Lüge ist, könnte eine Brücke zwischen unseren christlichen und unseren lesbischen Anteilen sein.

Viele christliche Kirchen glauben, das wir nur eines sein könnten: Christin oder Lesbe/Schwuler. Aber ist dem wirklich so? Ich glaube nicht! Wir sind komplizierte menschliche Lebewesen mit vielen, unterschiedlichen Seiten. Gott hatte uns so erschaffen. Und eine jede von uns kann sowohl eine Lesbe als auch eine Christin, eine Mutter als auch eine Feministin, eine Liebhaberin und eine gute Schullehrerin sein, usw. Wenn jemand etwas anderes behauptet, so ist er oder sie ein Lügner/eine Lügnerin, oder einfach dumm!

* An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass in diesem Bericht alle Namen, Daten und Orte verändert wurden.

Erschien in Englisch in einem Buch über christliche Lesben. Nach einer wahren Geschichte nacherzählt
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#2
Guest_ralf-fennig_*

Guest_ralf-fennig_*
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Und was will uns das jetzt sagen?
Ist lesbische Liebe in Gemeinden jetzt zu tolerieren?
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#3
Rolf

Rolf

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Nein, sicher nicht. Diese Geschichte zeigt, dass sich eigentlich inakzeptable Sekten gelegentlich biblischer Verhalten als Gemeinden, die sich auf die Bibel berufen. Es ist erschreckend, wie sehr sich eine Toleranz, die aus dem Humanismus kommt im Leib Christi mehr und mehr ausbreitet.

Mir sagte ein Leiter der ev. Allianz in einer mittelgroßen Stadt, man müsse heute Röm. 1 ganz anders auslegen, da man heute nicht mehr davon sprechen könne, dass Homosexualität Sünde sei. Dabei geht es mir garnicht darum, homosexuelle zu verunglimpfen, sondern darum, dass die Bibel Auswege aus Situationen kennt, die nicht von Gott sind.

Herzliche Grüße

Rolf
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#4
Guest_ralf-fennig_*

Guest_ralf-fennig_*
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Einverstanden.
Allerdings war die einzige Mormonin, die ich näher kennenlernen durfte, auch die einzige Person von der ich sagen kann das sie mir (in Sachen sexuelle Ausschweifungen) Dinge erzählen konnte die ich vorher noch nie gehört -geschweige denn gesehen- hatte.
(bitte zieht jetzt aber keine Schlüsse über meine derzeitigen "moralischen Standarts" in solchen Fragen - aber ich habe 25 Jahre unbekehrt gelebt. Und da hört und sieht man einiges)
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