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Tja - warum wohl...


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4 Antworten in diesem Thema

#1
Guest_gavonel_*

Guest_gavonel_*
  • Guests
Vermutlich wird aus unserer Gesichte noch ein Buch. So viel soll es hier allerdings nicht werden.

Wir traten aus einer Baptistengemeinde aus, nachdem einerseits wir - meine Ehefrau und ich - immer stärkere Zweifel an der Richtigkeit dessen bekamen, was in der Gemeinde geschah. Und nachdem wir andererseits mit Bestürzung und Abscheu feststellen mussten, dass unsere Älteste, sanktioniert von Pastor und Gemeindeältesten, geistig so missbraucht wurde, dass sie noch heute darunter leidet.

Ob das in vielen Gemeinden so geschieht, weiß ich nicht. Wenn ich allerdings hier und andernorts lese, welche Korken anderen Menschen widerfahren sind auf der Suche nach Gemeinschaft, nach Gemeinde und auf der Richtungssuche in ihrem Glauben, komme ich nachgerade zu dem Schluss, dass dergleichen weit häufiger geschieht, als man befürchten möchte.

Begonnen hatte es noch recht "harmlos". Als ich zum Glauben fand, sagte mir der Zeltprediger - ja, ich bekehrte mich bei einer Zeltmissionsveranstaltung, sowas gab es damals noch - ich solle mich an diesen und jenen Bruder wenden, der "brenne für Christus" und könne mir ganz sicher auf viele Fragen Antworten geben. Als ich dann mitbekam, wer dieser "brennende Bruder" war, wurde mir ganz anders. Ich hatte ihn schon kennen gelernt, ohne dass ich wusste, dass er Christ sei. Und hatte ihn als einen - verzeiht meine deutlichen Worte - widerlichen Schleimer erlebt, in dessen Nähe mich der Brechreiz zu quälen begann. Aber ich überwand meinen Ekel, ließ jenen Bruder weitgehend unbeachtet und "stürzte" mich in die Gemeinde, welche diese Zeltmission ausgerichtet hatte.

Was, wie ich heute weiß, gleich zu Beginn falsch lief war, dass in bestimmten Situationen viel zu oft Bibelworte benutzt wurden, die völlig aus dem Zusammengang gerissen wurden und dass die Autorität vieler "erwachsenen" Christen nahezu ähnlich hoch bewertet wurde, wie die der Bibel. Und - das haben wir auch später oft erlebt - dass man, bewusst oder unbewusst - die Angst der Menschen ausnutzte, außen zu stehen. Umgekehrt mühten sich viele "Frischbekehrte" deutlich zu machen, wie weit bereits der Grad ihrer Reife fortgeschritten sei, indem sie sich ein möglichst "echt" klingendes "Christchinesisch" angewöhnten und, mehr oder weniger überzeugend, jede sich bietende Gelegenheit nutzten, von vor der Kanzel aus "Zeugnis abzulegen". Eine Praxis, welche zuweilen wilde Geschichten gebar, die man als Normalsterblicher nie und nimmer glauben konnte, deren Wahrheitsgehalt jedoch zu keinem Zeitpunkt mit auch nur dem Hauch eines Zweifels belegt werden durfte. So gelangten einige Leute innerhalb dieser Gemeinde bald zu "Ruhm und Ehre".

Kurz und nicht unbedingt gut: Es lief allerhand falsch, und das leider auch bei mir. Ich wollte eine vorbildliche Ehe führen und dabei belegte ich meine Frau mit völlig unnötigen Zwängen und sogar Ängsten, ich wähnte mich, weil (mir) meine Verbindung zum Herrn Jesus "so eng" schien, als ihr geistiger Übervater. Gleichzeitig jedoch beschnitt ich sie in allen Ausprägungen ihrer so reichen Persönlichkeit. Es kamen noch andere Ursachen hinzu, die meiner Frau das Leben an meiner Seite schwer machten und unsere Ehe zu einer wirklich mühseligen Knüppelstrecke werden ließen.

2000. Das war das Jahr, indem weitreichende Veränderungen eintraten. Nachdem wir in der Gemeinde mehr und mehr Probleme entdeckten, unsere Älteste auf's widerlichste mental missbraucht wurde und in dem, nachdem mein Vater bereits in '83 gestorben war, nun auch meine Mutter starb, fassten meine Frau und ich den Entschluss, die Gemeinde zu verlassen.

"Aufatmen" ist der Begriff, den ich mit den ersten Wochen nach unserer "Kündigung" am ehesten verbinde.

Wir suchten eine Weile hin und her, doch wir fanden keine Gemeinde mehr, in der uns nicht bereits nach wenigen Besuchen die gleichen Strukturen aufzufallen begannen, die wir verlassen hatten. Meine Frau und ich schlossen uns wieder der ev. Landeskirche an, zwei unserer Töchter ließen sich dort "tröpfeltaufen" (nein, kein Diskussionsbedarf).

Entgegen der bei den Baptisten und auch anderen Gemeinden so oft geäußerten Warnungen, es gäbe kein "Solochristentum" stelle ich für mich selbst fest, dass mein persönliches Glaubensleben durch mangelnde Beeinflussung von außen reicher geworden ist, weil ich mich viel intensiver mit Gottes Wort befasse und es mir selbst "erarbeiten" muss (in der Form, dass es keinen "Vordenker" gibt, der vorgibt, welche Sichtweise die rechte ist). Der Heilige Geist ist auch zugegen, wenn ich ganz für mich in der Schrift lesen und meine Frau, unsere Kinder und ich erlebten gerade in den letzten Wochen und Monaten wirklich reichen Segen in jeder Hinsicht.

Für mich selbst will ich nicht ausschlueßen, dass Papa mir irgendwann einen deutlichen Trtt in den Allerwertesten verpasst in Richtung auf eine Gemeinde, der ich mich verbindlich anzuschließen habe. Er müsste dann allerdings sehr! weit ausholen dazu. Ansonsten, aus eigenem Antrieb, wird es für mich keine Gemeinde mehr geben, der ich mich anschließe. Denn: Ich weiß mich zu den Herausgerufenen gehörig. Deren Kennzeichen ist, dass sie nicht vorrangig zu irgendeiner weltlichen strukturierten Organisation gehörig sind. Gemeinden (Kirchen) in der trennenden Vielfalt, wie sie heute überall bei uns zu finden sind, sind meiner Überzeugung nach kein Werk des Glaubens an Jesus. Glied am Leibe meines Herrn bleibe ich dennoch und mit Freude. "Solochrist" bin ich insofern sicher nicht.
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#2
amroe

amroe

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wie geil und nett ist das denn! Halleluja! Und Gottes Segen für euch!
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#3
Tommy

Tommy

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  • LocationRotenburg (W.)
Du hast geschrieben:

"Entgegen der bei den Baptisten und auch anderen Gemeinden so oft geäußerten Warnungen, es gäbe kein "Solochristentum" stelle ich für mich selbst fest, dass mein persönliches Glaubensleben durch mangelnde Beeinflussung von außen reicher geworden ist, weil ich mich viel intensiver mit Gottes Wort befasse und es mir selbst "erarbeiten" muss"

Kann Deinen Frust verstehen. Ich halte die verbindliche Zugehörigkeit einer Gemeinde aber dennoch für ratsam, auch wenn ebendiese nicht in der Schrift vorgegeben wird. Es tut dem Menschen einfach gut, auch seelisch. Man steht unter einem gewissen geistlichen Schutz (bspw. steht man unter einer betenden Ältestenschaft, man kann seine Gaben einbringen zum Segen für andere etc.).

Klar mag das Solo-Bibelstudium der Schrift fruchtreich sein. Aber das christl. Leben besteht aus mehr, vor allem aus Beziehungen - zwischen den Gliedern & zur Welt. Auch bedarf der Christ Korrektur & Zurechtweisung, die aus dem alleinigen Bibelstudium nicht ausreichen.

Ich wünsche Dir, daß Du bald eine lebendige Gemeinde findest. Meine Frau & ich traten kürzlich einer FeG bei & sind seither sehr glücklich.

Seinen Segen,
Tommy
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#4
Rolf

Rolf

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Kann Deinen Frust verstehen. Ich halte die verbindliche Zugehörigkeit einer Gemeinde aber dennoch für ratsam, auch wenn ebendiese nicht in der Schrift vorgegeben wird.


Ich finde schon, dass die Bibel hier eindeutig ist. Nicht umsonst heißt es:

"Verlasst nicht die Versammlungen."

"Erkenntnis ist Stückwerk."

"Der Glaube kommt aus der Predigt, un die Predigt kommt aus dem Wort Gottes."


Das Problem scheint mir eher darin zu liegen, die richtige Gemeinde zu finden. Bevormundung ist ein Austrittskriterium. Wir brauchen uns aber,um die richtigen Erkenntnisstücke zusammenzutragen, damit wir im Glauben vorwärts kommen. Ich denke, es ist auf alle Fälle erstmal eine Zeit geboten, sich zurückzuziehen und zur ruhe zu kommen. Danach ist es aber wichtig dasrüber nachzudenken, wie es weitergeht.


Herzliche Grüße


Rolf
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#5
Tommy

Tommy

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  • LocationRotenburg (W.)
Rolf, das stimmt.

Ich finde aber, daß es ein Symptom unserer Gesellschaft ist, keiner Gemeinde (oder Institution) verbindlich anzugehören.

Die Gefahr besteht ohne Gemeinde m.E. auch darin, geistlich zu verwildern, weil man eben keiner Korrektur & keiner direkten Predigt von außen ausgesetzt wird. Allein geht man ein.
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