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Christliches Jugenddorfwerk Deutschland


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#1
Timm

Timm

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Christliches Jugenddorfwerk Deutschland

Die Geschichte von Herrn Hühnerbein

(Foto) Das hier, das ist der Herr Hühnerbein. Der Herr Hühnerbein arbeit in Ebersbach, das liegt in Baden-Württemberg, also im Süden. Der Herr Hühnerbein ist Vorstandssprecher im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland. Das ist ein Verein, der viel für Bildung und Ausbildung von jungen Menschen macht. Der Verein hat auch ganz viele Einrichtungen mit fast 8.000 Mitarbeitenden. Das ist eine Zahl mit 3 Nullen, also ganz schön viele Mitarbeitende.

Der Herr Hühnerbein und seine Mitarbeitenden tun also ganz viel für junge benachteiligte Menschen. Die freuen sich, dass sie im Verein von Herrn Hühnerbein zur Schule gehen dürfen, betreut werden oder eine Ausbildung machen können.
Weil den Verein von Herrn Hühnerbein nicht alle kennen, hat der mal schnell ganz viel schlaue Leute für sich arbeiten lassen, die sollten einen tollen Namen dafür finden. Und hat viel Geld dafür bezahlt.
Soviel Geld mit bestimmt 5 Nullen - also ganz viel Geld. Viel mehr als in euer Sparschwein passt. Das war nicht schlimm, war ja nicht sein Geld. Jetzt heißen alle im Verein Chancengeber und haben auch ein neues Abzeichen. Das heißt eigentlich Logo, ist aber nicht so wichtig. Sogar Unicef fand das toll und hat mit dem Verein eine Kampagne gestartet.
Hurra, Herr Hühnerbein!
Da ist zwar nicht viel bei heraus gekommen, macht aber nichts.

Der Herr Hühnerbein sitzt aber nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, dass es den Mitarbeitenden im Verein besser geht. Dazu reist er durch die Einrichtungen und spricht auch mit den gewählten Mitarbeitervertretenden. Denn in Deutschland dürfen die normalerweise auch mitreden. Das heißt dann Mitbestimmung.

Der Herr Hühnerbein ist auch sehr froh, dass seine Mitarbeitenden mitreden dürfen. Noch froher ist er, dass die nicht Betriebsräte heißen. Denn die und die Gewerkschaften mag der Herr Hühnerbein gar nicht. Zum Glück ist der Herr Hühnerbein Pastor und sein Verein in der Kirche. Da braucht man keine Tarifverträge und es gibt auch weniger Streit. Und wenn es mal Streit gibt, kommt trotzdem keiner auf die Idee zu streiken. In der Kirche heißt das Dienstgemeinschaft. Das gibt es nur in der Kirche und auch nur in Deutschland. Das ist zwar merkwürdig, ist aber so. Die in der Kirche haben den Verein von Herrn Hühnerbein aufgenommen. Und weil da auch ganz viele Pastoren das Sagen haben, verstehen die sich auch gut.

Eigentlich müssen in der Kirche die Mitarbeitervertretenden auch mitbestimmen. Die tun das mitunter in Arbeitsrechtlichen Kommissionen. Klingt merkwürdig, ist aber so. Das weiß der Herr Hühnerbein auch. Von Zeit zu Zeit sagt oder beschließt
er dann auch, dass sein Verein das so machen will. Dann sind alle froh und beruhigt, mal wieder darüber geredet zu haben, denn miteinander reden ist wichtig. Inzwischen ist der Verein von Herrn Hühnerbein schon seit ungefähr 15 Jahren in der Kirche, und geredet wird immer noch. 15 Jahre sind ganz schön lange - also 5475 Tage oder 131.400 Stunden und viel länger als ihr euch vorstellen könnt.

Da lacht der Herr Hühnerbein - natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es dem Verein geht. Die Mitarbeitenden lachen nicht mehr soviel, denn der Herr Hühnerbein hat ihnen
einiges gestrichen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Gehaltserhöhungen. Er ist nämlich sparsam, der Herr Hühnerbein! Als Ausgleich hat er eine neue Vergütungsordnung und ergebnisorientierte Sonderzahlungen erfunden.
Das versteht zwar keiner so richtig, ist aber so.

Die Mitarbeitenden im Verein von Herrn Hühnerbein sind sehr gutmütige Menschen. Die warten ja auch schon seit 15 Jahren auf das, was der Herr Hühnerbein so sagt und verkündet. Jetzt aber reden die Mitarbeitenden mit und haben so gar keine Lust und Zeit mehr zu warten, denn so ein Arbeitsleben ist irgendwann ja auch mal zu Ende. Dafür gibt es jetzt Runde Tische, wo die Mitarbeitenden mitreden dürfen. Die sind zwar nicht rund, ist aber nicht so wichtig. Am runden Tisch sitzen Herr Hühnerbein mit seinen berufenen Experten und die ungeduldigen Mitarbeitenden. Da der Herr Hühnerbein aber viel Zeit hat, sind seine Experten gar keine. Ist zwar nicht logisch, stört aber nicht. Arbeiten müssen dann mal wieder die Mitarbeitenden, stört aber auch nicht. Die Mitarbeitenden im Verein von Herrn Hühnerbein haben inzwischen auch ein Abzeichen. Das ist auch ein Logo, hat aber nichts gekostet. Der Herr Hühnerbein findet das nicht so schön, eher schmuddelig, macht aber nichts. Noch blöder findet Herr Hühnerbein, dass seine Mitarbeitenden öffentlich demonstrieren. Und auch noch zusammen mit der Gewerkschaft, die er ja überhaupt nicht mag. In Wirklichkeit will der Herr Hühnerbein gar keine Veränderungen in seinem Verein, sondern allenfalls einen demokratischen Anstrich. Das sieht nach Innen und Außen gut aus und beruhigt.

Alleine bestimmen macht ja auch viel mehr Spaß und ist viel einfacher. Laut sagen darf Herr Hühnerbein das aber nicht. Schließlich sucht er überall nach prominenten Unterstützern und nach Spendern für seinen Verein. Und so ganz verärgern will er seine Mitarbeitenden auch nicht, denn die arbeiten ja für seinen Verein. Und so ganz ohne Menschen die arbeiten, funktioniert so ein Verein schließlich nicht. Also wird der Herr Hühnerbein weiter heimlich lachen, traurig schauen, reden und moralisieren. Seine Experten und Leitenden finden das entweder gut oder nicht. Die das nicht gut finden, sagen aber nichts. Das ist gut für die Karriere.
Klingt komisch, ist aber so.

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche Leute wie der Herr Hühnerbein nicht einfach vor die Tür gesetzt werden, dann muss ich euch aber sagen, dass man so etwas einfach nicht tut - oder sich nicht traut.

Wenn ihr aber prominent seid, angesprochen werdet oder spenden wollt, dann sucht euch doch einen Verein, für den der Begriff Demokratie und Mitbestimmung noch eine Bedeutung hat.

Wenn ihr Mitarbeitende seid, dann fordert soziale Standards und Mitbestimmung in eurem Verein und unterstützt die Aktion »Arbeitsrecht auf Augenhöhe«. Die Mitbestimmung über die eigenen Arbeitsbedingungen ist eine sozialpolitische Selbstverständlichkeit, die im Verein von Herrn Hühnerbein erstritten werden muss, und kein Geschenk, das wie von selbst vom Himmel fällt.
Traurig, ist aber so!


Kircheninfo Nr. 11
Seiten 11 - 12

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