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Ist das Apostelamt heilsnotwendig?


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Rolf

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Ist das Apostelamt heilsnotwendig?





... wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten! (Lk 11,13)

Diese Worte Jesu, in denen es um das Beten geht, sagen darüber hinaus noch mehr aus: Es wird hier eine ganz besondere Bitte als Inhalt des Betens genannt - das Bitten um das Kommen und Einwohnen des Geistes Gottes. Dazu heißt es auch an anderer Stelle in der Heiligen Schrift, daß wer sich zu Gott naht, Gott dann auch zu ihm kommt, eben durch seinen Geist (vgl. Jak 4,8). Wir wissen auch aus den Psalmen, daß der Herr wirklich ALLEN nahe ist, die ihn ernstlich anrufen (vgl. Ps 145,18).

Alleine diese wenigen Aussagen der Heiligen Schrift geben einem wachen Gotteskind zu denken, hört man bei uns in der NAK bekanntlich immer, daß es den Geist Gottes nur durch das neuapostolische Apostelamt gibt (neuerdings so präzisiert, daß dieser Geist nur als Gotteskraft gegeben wird und nicht in Form der göttlichen Personalität). Jedenfalls hängt nach wie vor alles an diesem einen Kirchenamt, dem neuapostolischen Apostolat. Manche kümmert dies nicht mehr wirklich (es ist für sie "gegessen", ad acta gelegt), für andere ist dieser Punkt nach wie vor immens wichtig (sie brauchen ganz einfach diese Sicherheit für sich und ihren Glauben) und einige machen sich darüber noch oder auch erstmals Gedanken (sie spüren, daß hier irgendetwas schief liegt).

Ich möchte hier denjenigen, die sich über diesen Sachverhalt Gedanken machen, einige Anregungen zum Weiterdenken geben.

Ein für mich sehr wesentlicher Punkt in diesem Fall ist, daß Gott für ausnahmslos ALLE Christen der Vater ist (wir alle reden ihn im Gebet des Herrn, dem Vaterunser, auch so an), weil er der Schöpfer ALLER Dinge ist. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI. drückt es in seinem Jesus-Buch wie folgt aus:

»Weil er [Gott; Anmerkung von Marcel Sch.] uns geschaffen hat, gehören wir ihm zu: Das Sein als solches kommt von ihm und ist daher gut, ist abkünftig von Gott. Das gilt für den Menschen auf ganz besondere Weise. Psalm 33,15 sagt nach der lateinischen Übersetzung: "Er, der die Herzen von allen gebildet hat, achtet auf alle ihre Werke." Der Gedanke, daß Gott jeden einzelnen Menschen geschaffen hat, gehört zum Menschenbild der Bibel. Jeder Mensch ist eigens und als solcher von Gott gewollt. Jeden Einzelnen kennt er. In diesem Sinn ist schon von der Schöpfung her der Mensch in besonderer Weise Gottes "Kind", Gott sein wahrer Vater: Daß der Mensch Gottes Bild sei, ist eine andere Weise, diesen Gedanken auszudrücken.« (Joseph Ratzinger - Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung; 2007, S. 171f.)

Wie wird nun aber bei uns in der Neuapostolischen Kirche die Gotteskindschaft definiert bzw. wie wird man nach unserer kirchenamtlichen Definition zu einem Gotteskind? Es geschieht durch die beiden Sakramente der Heiligen Taufe und der Heiligen Versiegelung (vgl. § 2.2, Uster-Konstitution "Das Verständnis von Taufe und Versiegelung in der Neuapostolischen Kirche").

"Gotteskind" ist also aus Sicht unserer Kirche nicht gleich "Gottes Kind". Oder besser ausgedrückt: Ein "Kind Gottes" ist - nach unserer Lesart - noch nicht gleich ein "Gotteskind". Man fragt sich da nicht zu unrecht, warum bzw. wie wird hier unterschieden?

Unsere geschärfte Definition des Sakramentes der Heiligen Taufe gibt dazu ersten Aufschluß. Sie wird - im Gegensatz zur Taufe in anderen christlichen Kirchen, die als Eingliederung in den Leib Christi und zum Empfang der Gotteskindschaft führt - nur als »grundlegende Gnadenmitteilung« verstanden, die den Gläubigen in ein »erstes Näheverhältnis zu Gott« führt (vgl. § 1.1, a. a. O.).

Nach dem neuapostolischen Sakramanetsverständnis müßen Gläubige daher zum neuapostolischen Apostelamt kommen und dort versiegelt werden, um die Gotteskindschaft zu erlangen.

Ist dies aber so auch gottgewollt? Was spricht dafür - was dagegen?

Jedenfalls gibt es zu dem hier erstgenannten Punkt noch einen weiteren Punkt, der nachdenklich stimmt. Es geht um die Gnade Gottes. Die Bibel kennt zwei Arten von Gnade: Zum einen die Erlösungsgnade, die darin besteht, daß sich der erbarmende Retterwille Gottes in Jesus Christus geoffenbart hat, und zwar für alle Menschen, die daran glauben, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist; und zum anderen haben wir es auch mit der sogenannten "Schöpfungsgnade" zu tun, was im Grunde nichts anderes ist als die geschöpfliche Selbsttranszendenz des Menschen, geschenkt von Gott, und ohne diese Art von Gnade könnten wir niemals die Erlösungsgnade kennenlernen.

Die Schöpfungsgnade, die allen Menschen als Geschöpfe Gottes eigen ist, ist die notwendige Voraussetzung allen religiösen Glaubens überhaupt. Wie soll ich denn ohne Selbsttranszendenz fähig sein, zu glauben? Die heutige Theologie (Paul Tillich, Karl Rahner, Teilhard de Chardin) stellt diese Art von Gnade wieder mehr in den Mittelpunkt, was auch gut ist, denn - anders als der Heilige Augustinus es meinte - hat sie eine große Bedeutung, aber natürlich nur in Verbindung mit der Erlösungsgnade.

Durch diese Schöpfungsgnade haben ALLE Menschen schon die Gnade Gottes; sie sind Kinder Gottes, die der Vater kennt (siehe Benedikt XVI. a. a. O.). Er hat, so sagt es die Bibel immer wieder, die Kleinen und die Großen geschaffen und sorgt für ALLE im gleichen Maß (vgl. Weish 6,8).

Und wenn sie dann noch an Ihn, den Vater, und seinen Sohn glauben, wenn sie also sozusagen zu "der" Wahrheit kommen, dann will Gott sie auch erretten (vgl. 1 Tim 2, 3 + 4). Und dies alles kann auch außerhalb der neuapostolischen Kirchenmauern geschehen. Daher ist in diesem speziellen Punkt die Heilsnotwendigkeit unseres Apostelamtes zumindest fraglich.

Marcel Sch.(Name der Redaktion bekannt)
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