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“Sekte machte mich krank”: Vater steigt bei Zeugen Jehovas aus – und verliert Familie


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Rolf

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“Sekte machte mich krank”: Vater steigt bei Zeugen Jehovas aus – und verliert Familie

 

 

 

 

 

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Wenn der Glaube fanatisch wird: Den Zeugen Jehovas den Rücken zu kehren, ist für viele Mitglieder eine große Herausforderung. Udo Obermayer hat diesen Weg beschritten und hilft jetzt anderen beim Ausstieg.
 

Mit Freunden feierlich anstoßen. Das war das Erste, was Udo Obermayer nach seinem Ausstieg bei den 

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 machen wollte. Und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen, denn genau das durfte er sein Leben lang nicht. Zuprosten ist nur eins von vielen Dingen, das laut dem Regelwerk für Zeugen verboten ist.

 

Udo Obermayer aus der Nähe von Augsburg war 58 Jahre seines Lebens ein linientreues Mitglied. In seiner Position als Ältester, eine Art Gemeindeleiter, war er sogar ein hochrangiges Mitglied. In die religiöse Gemeinschaft wurde er reingeboren. Seine Eltern und die komplette Familie waren Teil der Zeugen Jehovas. Obermayer wurde im Sinne des biblizistischen Verständnisses erzogen.

 

Die Zeugen Jehovas glauben, nur sie würden in der Wahrheit leben, erklärt das ehemalige Mitglied den Grundgedanken der Sekte, der für ihn lange Zeit allgegenwärtig war. „Das war der zentrale Punkt in meinem Leben, danach habe ich alles ausgerichtet. In persönlichen, beruflichen und familiären Entscheidungen habe ich mich immer gefragt: Wie passt das zu meinem Glauben und zu dem, was mir vorgegeben wird?“, sagt Obermayer.

 

„Man wusste nie, wer einen doch verpetzt“

 

Seit seiner Kindheit begleiten den Bayer nicht nur das strenge Regel- und Wertesystem, sondern auch große Zweifel an der Ideologie und „der Wahrheit“ der Sekte. „Damit habe ich mich schon immer schwergetan. Die Zweifel haben sich verstärkt, nachdem die Lehre auch ständig geändert wurde“, sagt Obermayer. Möglichkeiten, darüber zu sprechen, gab es kaum, berichtet er. „Man wusste nie, wer einen doch verpetzt, denn Zweifeln ist nicht erlaubt“, erinnert sich Obermayer. Nicht mal seiner Ehefrau habe er seine Gedanken offen erzählen können.

 

Mit Mitte 50 spitzt sich die Lage für Obermayer zu. Er erkrankt an einem 

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 und leidet an Depressionen. „Erst dachte ich, das kommt von meinem Beruf, den ich dann reduziert habe. Und dann habe ich festgestellt, dass die Burnout-Symptome trotzdem nicht besser werden. Da ist mir gekommen, dass es von der Sekte kommt“, erinnert er sich. Die Sekte habe ihn krank gemacht, damit sei er auch nicht der Einzige. „Als einer der Ältesten hatte ich einen Einblick und es ist erschreckend, wie hoch der Prozentsatz an psychisch Kranken innerhalb der Gemeinschaft ist.“

 

Schritt in ein neues Leben

 

Die Krankheit war für Obermayer der Beginn des Ausstiegs. Er sucht sich Hilfe bei einer Psychologin. In Deutschland ist das eine Herausforderung, denn nur wenige Psychiater sowie Psychologen sind auf Sekten spezialisiert und sind mit den damit verbundenen Problemen vertraut. Obermayer wird trotzdem fündig.

 

Seine Psychologin unterstützt ihn dabei, seine Zweifel zu beenden und den Wunsch zum Ausstieg umzusetzen. Nach langem Ringen verlässt Obermayer 2016 die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas. Ein großer Schritt, da er mit dieser Entscheidung auch seine Frau, Kinder, Freunde und Bekannte hinter sich lassen muss. Laut Regeln geht mit einem Ausstieg auch der Kontaktabbruch zu allen Zeugen einher.

 

Hilfe und Beratung beim Ausstieg

 

„Da fällt man in ein Loch und das hält ein Mensch kaum aus“, berichtet der ehemalige Zeuge. Jede Scheidung bringe Probleme mit sich, aber man verliere nicht automatisch auch die Kinder, Freunde und Bekannte, also das gesamte Umfeld. „Nach dem Ausstieg bekommst du nirgendwo mehr Rückhalt, du kannst dich bei niemand anlehnen. Diese Einsamkeit und dieser Umbruch sind nicht einfach zu bewältigen.“

 

Aus diesem Grund sind Wegbegleiter für Aussteiger wie Obermayer außerordentlich wichtig. Im Erzbistum 

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 und Freising gibt es dafür zum Beispiel die Fachstelle Weltanschauung. Leiter Axel Seegers berät mit seinem Team Betroffene, Interessierte oder Angehörige. „Wir sind eine psychosoziale Beratungsstelle, das bedeutet wir beraten ergebnisoffen. Das heißt, wir haben keine Mission oder einen Evangelisierungsauftrag, sondern wir fragen: was können wir für dich tun? Wie können wir voll und ganz für den Menschen da sein?“, erklärt der Theologe.

 

Dualismus und Exklusivismus

 

Im Kontakt mit Zeugen-Jehovas-Aussteigern stellt Seegers fest: Die Ideologie, das Denken sowie das Regel- und Wertesystem vereinnehmen die Mitglieder enorm, was einen Ausstieg erschwert. „Ein Exklusivismus, im Sinne von, nur wir sind die Religionsgemeinschaft, die zum wahren Heil führt, verbunden mit einem Dualismus. Das heißt, alle anderen werden respektlos angeschaut und behandelt“, gibt Seegers Einblicke in die Welt der Sekte.

 

Ein Verhalten, das Udo Obermayer als ehemaliger Zeuge am eigenen Leib erfährt. Seine Kinder hat er mit dem Ausstieg vermutlich für immer verloren, sagt er. „Mein Sohn wohnt im gleichen Ort. Da kommt es schon vor, dass wir uns beim Bäcker sehen, aber er mich nicht bemerken will. Das tut schon weh“, erzählt Obermayer. Höchstens seine Schwiegertochter würde leicht mit dem Kopf nicken, wenn man sich über den Weg liefe, mehr käme da nicht.

 

Blick in die Vergangenheit

 

Trotz dieses Verlustes hat sich Udo Obermayer ein neues Leben aufgebaut. Er lernt eine neue Frau kennen, heiratet nochmal und schließt neue Freundschaften. Auf die Frage, ob er heute noch mit Religion oder spirituellen Gemeinschaften Berührungspunkte hat, sagt er klar „Nein“. Seinen Glauben habe er auf dem Weg des Ausstiegs verloren. Er selbst nennt sich Agnostiker. Seinen Ausstieg bereut er nicht, er sei froh, sich getraut zu haben.

„Manchmal frage ich mich, warum ich nicht schon als Jugendlicher ausgetreten bin. Ich weiß aber auch, dass das damals nicht möglich gewesen wäre und dass ich es nicht geschafft hätte“, reflektiert er. Mit den Zeugen Jehovas habe der 63-Jährige abgeschlossen.

 

Anderen Aussteigern beistehen

 

Durch seine eigenen Erfahrungen möchte Obermayer anderen Ausstiegswilligen helfen. Dazu hat er den Verein „Zeugen Jehovas Help“ gegründet. Ehemalige Zeugen oder Ausstiegswillige können sich dort auf eine ganz eigene Art und Weise austauschen. „Da gibt es auch spezielle Wörter und Formulierungen, da kann man Dinge auch mal auf die Schippe nehmen, das tut einigen gut und bestärkt sie“, sagt Obermayer.

 

Dieser Zuspruch sei wichtig, da einigen Aussteigern suggeriert werden würde, sie wären psychisch krank und müssten, um wieder auf den „richtigen Weg“ zu kommen, nur mehr beten und 

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 lesen. Udo Obermayer möchte den Ausstiegswilligen mitgeben, dass sie nicht an sich zweifeln sollen. Er selbst hat sich sein neues Leben erkämpft, ohne Regeln und Kontrolle. Ein Leben, indem er unbeschwert mit Freunden feiern und anstoßen kann, ganz wie er möchte.

 

 

Von Anna Parschan

 


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