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Was Evangelikale vom neuen Papst erhoffen


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Rolf

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Was Evangelikale vom neuen Papst erhoffen






Franziskus soll Miteinander von Protestanten und Katholiken vorantreiben.

Rom (idea) – Führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung in Deutschland haben vielfältige Erwartungen an den neuen Papst Franziskus. Vor allem hoffen sie auf neue Impulse für die Ökumene. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Das 115 Personen umfassende Kardinalskollegium hatte am 13. März den 76-jährigen argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio (Buenos Aires) zum Oberhaupt von rund 1,2 Milliarden Katholiken gewählt. Der Jesuit ist der erste Nicht-Europäer auf dem Stuhl Petri. Er tritt die Nachfolge von Benedikt XVI. an. Der 85-jährige Deutsche war am 28. Februar nach achtjähriger Amtszeit aus gesundheitlichen und Altersgründen zurückgetreten.

Allianz: Perspektivwechsel für die Christenheit

In Stellungnahmen verbinden deutsche Evangelikale ihre Gratulation an Franziskus mit einer Würdigung der Entscheidung, an die Spitze der katholischen Kirche einen aus Südamerika stammenden Theologen zu wählen. Dort leben etwa 40 Prozent aller Katholiken. Dieser Perspektivwechsel könne der Kirche und der gesamten Christenheit gut tun, sagte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), gegenüber idea. Die regionale Gestaltungsfreiheit der Verantwortlichen in der katholischen Kirche solle zunehmen, so dass wichtige Reformen - auch im Miteinander von katholischen und evangelischen Christen in Deutschland - vorangetrieben werden. Außerdem hofft Diener, dass die in Lateinamerika gelegentlich auftretende Konkurrenz zwischen katholischer Kirche und evangelikalen Gruppierungen „die insgesamt wachsende Wahrnehmung und Wertschätzung von Gemeinsamkeiten zwischen katholischer Kirche und Weltweiter Evangelischer Allianz, etwa in ethischen Fragen, nicht beeinträchtigt, sondern weiter vorangetrieben wird“. Bei den nach wie vor gravierenden Lehrunterschieden, etwa in Fragen des Amtsverständnisses, wäre nach Dieners Worten eine kontinuierliche Annäherung auf der Grundlage des Christuszeugnisses der Heiligen Schrift wünschenswert.

Bekennende Gemeinschaften: Dem Zeitgeist wehren

Nach Ansicht des Vorsitzenden der theologisch konservativen Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), könnte Franziskus wichtige Impulse, Hilfe und Korrektur für die weltweite Ökumene geben. „Wir wünschen ihm jene Weltoffenheit, die die Herausforderungen der Zeit aufnimmt, aber dem Relativismus, Zeitgeist und Säkularismus wehrt“, so Rüß. Der Papst brauche neben Kraft und Beistand des Heiligen Geistes „die unerschütterliche Standfestigkeit und Treue zum Evangelium und den unveränderbaren Grundlagen christlichen Glaubens. Wir hoffen auf eine Weiterführung des christuszentrierten, bewahrenden Glaubenskurses von Benedikt XVI., wie er in seinen Jesusbüchern zum Ausdruck kam“.

Freikirchen: Keine zu hohen Erwartungen

Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Präses Ansgar Hörsting (Witten) vom Bund Freier evangelischer Gemeinden, warnt vor zu hohen Erwartungen an den neuen Papst. Hinsichtlich grundlegender Veränderungen sollte man vorsichtig bleiben. Hörsting wünscht Franziskus, dass es ihm gelinge, „bei aller Macht und Pracht, allem Trubel und Jubel, bei allem Einfluss und Pomp eines zu sein und zu bleiben: ein einfacher Nachfolger Jesu Christi“.

Charismatische Ausstrahlung und tiefes geistliches Leben

Der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz, Rolf Hille (Heilbronn), bezeichnete Papst Franziskus als Persönlichkeit „mit charismatischer Ausstrahlung und tiefem geistlichen Leben“. Die Namenswahl deute an, dass er sich als Anwalt der Armen und Ausgebeuteten verstehe und der sozialen Frage höchste Aufmerksamkeit widmen werde. In ethischen Fragen, etwa beim Schutz ungeborenen Lebens, werde es wohl bei der bisherigen Haltung der katholischen Kirche bleiben. Hille ist ferner gespannt, welches Bild Franziskus von den charismatischen und pfingstkirchlichen Bewegungen in Lateinamerika hat und wie es sich auf die ökumenischen Gespräche auswirken werde. Ebenso interessant könnten die Impulse zur Neuevangelisierung in den vom Christentum geprägten Ländern werden. Viele Mitglieder der Kirche gehörten ihr nur formal an.

Armutsgelübde als Programm

Für den Vorsitzenden der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), hat die katholische Kirche unmissverständlich deutlich gemacht, dass der Schwerpunkt der Weltchristenheit in den globalen Süden gewandert sei. Mit der Wahl seines Namens habe der neue Papst sein Armutsgelübde zum Programm gemacht.

EKD: Ökumene der Gaben sichtbarer leben

Repräsentanten der EKD und der deutschen Kirchenbünde heben die Bedeutung der Papstwahl für die Ökumene hervor. Nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses i.R. Nikolaus Schneider (Berlin), sollte die Stärkung der Gemeinschaft mit anderen Konfessionen und das Gespräch mit anderen Religionen einen hohen Stellenwert einnehmen. In Deutschland sei ein gemeinsames christliches Zeugnis der beiden großen Kirchen nötig. Die Kirchen der Reformation und die römisch-katholische Kirche sollten eine „Ökumene der Gaben sichtbarer leben“. Außerdem hofft Schneider auf einen weltweiten Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Die Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), wünscht „Gespräche auf Augenhöhe“, wobei sich die beiden großen Kirchen in ihrer Verschiedenheit akzeptieren müssten. Die Spitzenkandidatin ihrer Partei lässt ihre kirchlichen Ämter während des Bundestagswahlkampfs ruhen.

Brückenbauer zu den Kirchen der Reformation?

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich (Kiel), verband seine Gratulation mit der Hoffnung, „dass sich Papst Franziskus als ein Diener der Einheit und unermüdlicher Brückenbauer auch hin zu den Kirchen der Reformation erweisen möge“. Der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen (UEK), der badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe), erwartet, dass der neue Papst Impulse der Theologie der Befreiung in den ökumenischen Dialog einbringe. Der Leiter des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes (Bensheim bei Darmstadt), Walter Fleischmann-Bisten, äußerte sich „verwundert“ über die Wahl eines Mannes, „der das vorgesehene Emeritierungsalter der Bischöfe von 75 Jahren bereits überschritten hat“. In der Kirche stünden Reformen an.

Wendepunkt in der Kirchengeschichte

Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit (Genf), bezeichnete die Wahl eines Südamerikaners als Wendepunkt in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche, der auch die anderen Kirchen beeinflussen werde. Zusammen wolle man sich weiter für sie sichtbare Einheit der Christenheit einsetzen. Tveit bekräftigte das gemeinsame Engagement für Frieden und Gerechtigkeit. Die Präsidentin des Bischofsrats der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche, Bischöfin Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), würdigte, dass der Papst bei seinem ersten Auftritt die Menschen um Fürbitte gebeten habe. Dies sei „ein Ausdruck tiefer Spiritualität“.

Glückwünsche von Bundespräsident und Kanzlerin

Glückwünsche schickten auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Gauck erklärte, dass Franziskus der Name eines Heiligen sei, dessen Zuneigung zu den Menschen und zur Schöpfung die Gläubigen aller Konfessionen bis heute bewege. Durch seine Hinwendung zu den Armen und Schwachen sei er ein Vorbild für viele, so der evangelische Theologe. Nach Ansicht der Kanzlerin erwarten nicht nur katholische Christen vom Papst Orientierung in Glaubensfragen und wenn es um Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung gehe.

Katholischer Verleger: Das verfallene Haus wieder herstellen

Für den katholischen Verleger Bernhard Meuser (Augsburg) ist der Wahlausgang ein Hinweis darauf, dass der Heilige Geist keine Fehler mache. Jesus Christus selbst „wählt mit Vorliebe Leute aus, die besserwisserische Gottesberater nicht auf dem Monitor haben“, sagte er idea. Die Kirche brauche Menschen wie Franz von Assisi (um 1181-1226), der sein Wirken auf einen Befehl Gottes gründete: „Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her, das, wie du siehst, schon ganz verfallen ist.“ Daran wolle Papst Franziskus offensichtlich anknüpfen, so Meuser. Er charakterisierte das neue Kirchenoberhaupt als bescheidenen, demütigen Mann, der im Supermarkt einkaufe und Kochen könne und vor allem kniend den Segen der Leute erbitte.

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