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Rolf

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Einer für immer?






Über den Autor
Andrea Sturm (Jahrgang 1979) kommt ursprünglich aus dem Südschwarzwald. Eines ihrer „Hobbies“ ist Umziehen: nach einem Einsatz in Israel und einem Praktikum bei Duisburg, machte sie eine Ausbildung zur Diakonin & Erzieherin in Marburg (Marburger Bibelseminar). Nun lebt sie wieder im schönen Marburg und studiert dort Theologie.


"Hat Gott für jeden Menschen den einen, idealen Partner vorgesehen?"
Gibt es für jede Frau den einen passenden Mann? Das ist eine Frage, die sich in der Bibel so nicht stellt. Aber woher kommt dann dieser Gedanke, dass es für jeden einen nur für ihn passenden Partner geben muss? Und wenn das nicht von der Bibel vertreten wird, was sagt sie uns dann zu diesem Thema?

Der eine oder die eine

Der Gedanke, dass es nur den einen die eine geben kann, ist nicht neu. Diese Vorstellung ist nicht erst durch Hollywood entstanden, sondern taucht bereits viel früher im alten Griechenland auf. Der Philosoph Plato beschreibt in seiner Schrift "Symposion", dass der Mensch zunächst doppelgeschlechtlich gewesen sei (also Mann und Frau als ein Wesen) und als Strafe von Zeus zweigeteilt wurde. Als Folge daraus sei nun jeder Mensch auf der Suche nach seiner zweiten Hälfte, denn nur das genau passende Gegenstück könne ihn wieder vollständig machen.

Dieser Gedanke hat auch durchaus seinen Reiz: wenn es jemanden gäbe, der genau zu mir passt, müsste das ja der Himmel auf Erden sein. Alles wäre perfekt und man würde auch keine Beziehung führen müssen, in der man immer wieder Kompromisse finden muss. Außerdem kommt es auch der Vorstellung entgegen, dass ich eine einmalige Persönlichkeit bin, als deren Ergänzung eben auch nur eine einzigartige Person passt. So gesehen kann man sagen, dass der Gedanke des einen Partners sehr gut in unsere Zeit passt und gleichzeitig eine zeitlose Sehnsucht des Menschen ausdrückt.

Ehe in der Bibel

Die Bibel malt uns ein etwas anderes Bild von Partnerschaft vor Augen. Im hebräischen Kulturkreis war die Ehe meist nicht die Folge von Verliebtsein, sondern umgekehrt: Erst wurde geheiratet und danach wuchs die Liebe. Auch wenn es uns mit unserer heutigen Weltanschauung schwer fällt es zu verstehen, hatten in biblischen Zeiten weder die romantische Liebe, noch die Frau den Stellenwert, den sie heute haben. Ehe war etwas sehr sachliches und zielorientiertes, in der es durchaus auch Liebe gab. Aber anders als heute stand nicht der emotionale Zugewinn des Einzelnen im Vordergrund.

Ganz zu Beginn der Bibel (1.Mose 2,18 ff), erfahren wir, dass Gott den Menschen auf ein Gegenüber hin geschaffen hat. Dem Menschen hat etwas gefehlt, als er alleine war. Wir finden schon dort eine Sehnsucht nach einer Beziehung, die weder die Tiere noch Gott ausfüllen konnten.

Und Gott hat dem Menschen ein passendes Gegenüber geschenkt. Hier wird allerdings nicht ausgesagt, dass dies das einzig mögliche passende Gegenüber war. Es wird nicht von einer zweiten Hälfte gesprochen, die die einzig mögliche Ergänzung darstellt, wie z.B. im griechischen Gedankengut der Fall ist. Statt dessen geht es um ein Gegenüber, eine Ergänzung, eine Hilfe.

Dieses Bild von Beziehung zieht sich nun auch durch das restliche Alte Testament: Eine wichtige Aufgabe, die jeder Jude hatte (und bis heute hat) ist dem Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch.“ (1.Mose 1,28) nachzukommen. Damit war quasi ein Befehl zur Ehe verbunden. In diesem festgefügten Rahmen sollten Nachkommen gezeugt und großgezogen werden. Das Ziel dabei war, dass das Volk erhalten bleibt und weitergeführt wird.

Daneben ist zu sehen, dass Ehen damals auf ganz andere Weise zustande kamen als heute. Männer und Frauen lebten in ganz unterschiedlichen, von einander getrennten Lebenswelten. In diesem Umfeld gehörten unverheiratete Frauen zu ihrem Vater, bis sie ihrem Ehemann übergeben wurden.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es kaum Berührungspunkte zwischen denjenigen, die heiraten wollten, bzw. verheiratet wurden.

Dass die Ehen nicht aus Liebe/Verliebtheit geschlossen wurden, bedeutete aber nicht zwangsläufig, dass sie nicht glücklich werden konnten. Wir erfahren z.B., dass Jakob Rahel (1.Mose 29,18-30) und Isaak Rebekka (1.Mose 24,67) liebten.

Auch wird uns an manchen Stellen davon berichtet, dass die Reduktion der Frau als Gebärerin überwunden wurde. Beispielsweise, wenn Elkana zu seiner geliebten aber kinderlosen Frau Hanna sagt:


Warum ist dein Herz betrübt? Bin ich dir nicht mehr wert als 10 Söhne?
1.Samuel 1,8

Früher und heute

Im Lauf der Jahrhunderte hat sich das Verständnis von Ehe und Beziehungen - zumindest im westlichen Kulturkreis - stark gewandelt. Gründe sind z.B. unsere Vorstellung von romantischer Liebe, der veränderten wirtschaftlichen Stellung der meisten Frauen, und dem Wegfall der Notwendigkeit, Nachkommen zu zeugen um die eigene Existenz zu sichern (obwohl die aktuelle Rentendiskussion ja wieder in diese Richtung geht!). Uns geht es jetzt hauptsächlich darum, auf der Gefühlsebene Glück zu erfahren und geliebt zu werden. Früher war die romantische Liebe nicht wie heute das Ideal, sondern eher eine nette Zugabe.

Jesus hat bezüglich der Ehe eine sehr prägnante Aussage gemacht:


Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
Matthäus 19,6



Bei diesem Vers ist zu beachten, dass es sich um einen Zuspruch handelt. Er soll nicht als „Suchhilfe“ verstanden werden.

Dies bedeutet, dass hier nicht gesagt wird: „Gott führt euch so oder so zusammen ...“ Es geht vielmehr darum, dass Gott den Verheirateten zuspricht, dass er sie zusammengefügt hat. Sie sind zusammen, weil er es so gemacht hat. Und deswegen sollen sie es jetzt auch nicht von sich aus wieder auseinander reißen.

Man sollte nämlich bedenken, dass es früher trotz anderer kultureller Umstände auch nicht einfach war eine gute Ehe zu führen: Männer und Frauen lebten in getrennten Lebenswelten und merkten oft erst nach der Hochzeit, wie der andere tatsächlich ist.

Ein bisschen ist es heute noch so: Auch wenn in unserer Gesellschaft aus romantischer Liebe geheiratet wird, merkt man oft erst nach der Hoch-Zeit, wenn die Verliebtheit abflaut und dem Alltag weicht, wie der andere tatsächlich ist.

In diese herausfordernden Situationen hinein spricht Gott zu, dass er die beiden zusammengefügt hat. Aber auch hier finden wir wieder keine „Suchhilfe“ für den „richtigen“ Partner. Denn Gott gibt kein „Orakel“, auf das man sich dann verlassen und berufen kann. Aber er spricht uns zu, dass er in unseren alltäglichen Angelegenheiten dabei ist und uns führt.

Ist es Gott dann letztlich egal, wen ich heirate? Im Gegenteil - denn so wie Gott sich für meinen Beruf, meine Sorgen und Nöte interessiert, tut er das auch bezüglich Partnerschaft und Ehe. Gott ist mit mir auf dem Weg. Das heißt allerdings, dass ich auch bereit bin, mit ihm auf dem Weg zu sein. Denn wenn ich mich an den Wegrand setzte und einfach nur warte, wird Gott vermutlich keinen Mann/keine Frau vom Himmel direkt vor meine Füße fallen lassen.

Vertrauenssache

Auf dem Weg sein mit Gott heißt hier (genauso wie sonst auch), dass ich mich mit ihm aufmache und für das Reden seines Geistes in mir offen bin. Es heißt auch, dass ich ihm vertraue, dass der Weg gut ist, den er mich führt. Und es fordert von mir, dass ich selbst in Bewegung bleibe.

Das verlangt mir auch mehr Vertrauen zu Gott ab. Vielleicht ist es gerade deshalb gut, dass es so ist, wie es ist: Denn auf diese Weise kann meine Beziehung zu Gott enger und vertrauter werden, weil ich auf ihn angewiesen bin. Hätte ich eine „Garantie“ für mein passendes Gegenstück, so müsste ich mich diesbezüglich nicht auf Gott verlassen. Und damit hätte ich auch nicht die Chance, dass in dieser wichtigen Angelegenheit mein Vertrauen zu Gott wachsen kann.
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