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Echte Gläubige sind Fundamentalisten


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#1
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Was ist biblischer "Fundamentalismus"?

Die Entstehung des Begriffs "Fundamentalismus"

Entstanden ist der Begriff nach der Publikation von zwölf Bändchen 1910-1915 in den USA [ 12 ] mit dem Titel "The Fundamentals" (=Die Grundlagen). In ihnen werden fünf unaufgebbare "Fundamentals" hervorgehoben:
1. Die Inspiration und Irrtumslosigkeit der Bibel
2. Die Gottheit von Jesus Christus
3. Seine Jungfrauengeburt
4. Sein stellvertretendes Sühneopfer am Kreuz
5. Seine leibliche Auferstehung und persönliche Wiederkunf
t
Die sich auf Jesus Christus beziehenden Fundamentalaussagen 2-4 sind auch in den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen enthalten, namentlich im nizänischen, während die 1. Glaubensaussage zur Bibel heute den Hauptstreitpunkt in der Auseinandersetzung mit dem "Fundamentalismus" bildet.


Der biblische "Fundamentalismus" bezeugt die Glaubensaussage, dass die Bibel uneingeschränkte, absolute Offenbarung von Gott ist, mit allen Konsequenzen (göttlich inspiriert, Wahrheit in jeder Hinsicht, Einheit ohne wirkliche Widersprüche)
.
Der biblische "Fundamentalismus" bezeugt, dass wir es in der Bibel nicht mit menschlich- irrtümlichen, zeitbedingten Vorstellungen zu tun haben, die veralten würden, sondern vielmehr mit zeitlos gültiger, göttlicher Wahrheit. Die Heilige Schrift hat daher für den, der diese Glaubensaussage teilt, bindende und bestimmende, göttliche Autorität.
Der biblische "Fundamentalismus" geht ganz und ausschliesslich vom Selbstzeugnis der Bibel aus. Die Bibelschreiber bezeugen, dass sie mit göttlicher Autorität sprechen, dass ihre Worte von Gottes Geist eingegeben sind.
Die Scofield-Bibel macht bei 1.Kor 2,9-14 vier erklärende Aussagen hierzu:
a) Die unsichtbaren Dinge Gottes sind vom natürlichen Menschen nicht wahrnehmbar. (V. 9)
b) Diese hat Gott seinen dazu erwählten Menschen offenbart. (Verse 10-12)
c) "... übermittelt in vom Geist gelehrten Worten" - also kein mechanisches Diktat; kein Auslöschen der Persönlichkeit des Schreibers, sondern der Geist leitet in der Wortwahl aus des Schreibers eigenem Wortschatz. (V. 13)
d) Diese geistgelehrten Worte, in denen die Offenbarung ausgedrückt wurde, werden wahrgenommen nur durch geistliche Gläubige. (V. 15f.)
Der biblische "Fundamentalismus" nimmt dieses und andere Selbstzeugungen der Bibel, die den Anspruch erheben, dass dies göttliche Offenbarung ist, ernst (z.B. 2.Petr 1,19-21; 2.Kor 2,17; Gal 1, 11f.; 2,5; Heb 4,12; Offb 1,1 u.a.). Wenn der biblische "Fundamentalist" also die Bibel als Offenbarung Gottes ernst nimmt, ist dies ein Glaubensstandpunkt, der auf dem Selbstzeugnis der Schrift selbst beruht.
Der biblische "Fundamentalist" versucht aber nicht, einen anderen Menschen mit Gewalt zu dieser Haltung zu bekehren. Er hält es mit Calvin:
"Töricht handelt aber, wer dem Ungläubigen beweisen will, die Schrift sei Gottes Wort; denn es kann ohne den Glauben nicht erkannt werden." [ 32 ]
Es gibt aber aber einen nachträglichen Erfahrungsbeweis:
"Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede!» (Joh 17, 17)."
Es gibt für den "Fundamentalismus" keine ausserbiblischen Lehrautoritäten.
Zum Unterschied zur römisch- katholischen Kirche gibt es für "biblische Fundamentalisten" keine der Bibel übergeordnete Autorität. Gegenüber röm.-kath. Kirche hat die Reformation das "sola scriptura" [ 33 ] betont.
"Auch anerkennen wir keine verbindliche kirchliche Tradition zur Auslegung oder zum Verständnis der Schrift und keine päpstliche Lehrautorität, der Schrift übergeordnet ist, und erst recht keine unfehlbare lehre ex cathedra." [ 34 ]

1. Hat der "Fundamentalismus" eine schismatische [ 35 ] Wirkung?

Solange der biblische "Fundamentalismus" in den Kirchen wirken kann und akzeptiert (nicht nur toleriert) wird, gibt es seinetwegen kein Schisma. Zu dieser Auffassung führe ich einen "unverdächtigen" Zeugen an, nämlich Prof. Dr. Helmut Thielicke, der, obwohl er die naiven «Fundamentalisten» aus ihren vielen "Verdrängungen" und "Verklemmungen" befreien will, ihnen folgendes Zeugnis ausstellt:
"Ich habe dankbar und respektvoll bemerkt, dass die Fundamentalisten in diesem Lande [ 36 ]die Substanz des christlichen Glaubens bewahren möchten und dass sie nicht selten die verlässlichsten und zu jedem Opfer bereiten Glieder ihrer Gemeinden sind." [ 37 ]
"Und ich übersehe keineswegs, dass sie die Güter des Glaubens unverletzt von Geschlecht zu Geschlecht weitergeben wollen und sie deshalb dem Wind des jeweiligen Zeitgeistes nicht aussetzen möchten. Sie haben wirklich ein grosses geistliches Kapital in Händen." [ 38 ]
Thielicke sieht auch gut, dass der Verlust der "Fundamentalisten" schwerwiegende Folgen haben könnte:
"Wenn die amerikanische Christenheit diese oft lebendigsten Glieder an ihrem Leibe verliert ..., dann könnte das tödlich für sie sein." [ 39 ]

2. Positive Folgen der "fundamentalistischem" Bibelhaltung

Weil die "Fundamentalisten" die Bibel als Offenbarung Gottes ernstnehmen, gibt sie ihnen echte Antworten auf Fragen des Lebens und des Sterbens. Der biblische "Fundamentalismus" bekennt sich nicht zu einer Kirche, sondern zu einer Bibel in verschiedenen Kirchen und Denominationen. Die Existenz verschiedener Kirchen und Denominationen ist nichts Negatives, solange sich diese dem Wort Gottes unterstellen.
Die Bibel gibt uns, wenn sie göttliche Autorität und Norm für uns ist, auch, Wertmassstäbe für das eigene Leben und das gesellschaftliche Zusammenleben. Wenn unsere Wertmassstäbe verbindlich von Gottes Offenbarung, der Bibel, kommen, sind sie zu unserem Wohl; denn Gott meint es gut mit uns. In unserer Welt braucht es Strukturen und Ordnungen. Wo das nicht der Fall ist, oder wo göttliche Ordnungen nicht mehr gelten, gereicht dies dem Einzelnen und der Gesellschaft zum Nachteil.
Wenn Gottes Wertmassstäbe nach der biblischen Norm nicht mehr gelten, lesen wir in den Zeitungen und hören in den Nachrichten von: Morden, Einbruchsdiebstählen, Entreissungsdiebstählen, Fahrzeugdiebstählen, Raub, Erpressung, Attentaten, Entführungen, Vergewaltigungen, Verbrecherbanden, "Kriminaltourismus", Zunahme krimineller Delikte usw.
Die Bürger werden mehr und mehr beunruhigt, verunsichert, erschreckt, oder, wenn verbindliche göttliche Wertmassstäbe nichts mehr gelten, kommen andere, neue, oder aber gar keine Wertmassstäbe mehr zur Geltung, wie wir dies heute am laufenden Band erleben (z.B. Auflösung des verbindlichen Zusammenlebens in der Ehe, Sanktionieren von sündigen Verbindungen usw.). Unsere Gesellschaft erlebt heute schon die verheerenden Folgen des Verlassens der göttlichen Ordnungen.
Es braucht heute ein grundsätzliches Umdenken über das, was biblischer "Fundamentalismus" ist und was er nicht ist. Es handelt sich bei ihm nicht um eine Gewalt anwendende, sture, extreme, fanatische Bewegung. Das einzige Eigenschaftswort, das meines Erachtens passt, ist konsequent. Er ist eine konsequente Bewegung.
3. Biblischer "Fundamentalismus" ist konsequent

Diejenigen, die, wie Bergmann u.a., sagen wollen, was in der Bibel inspiriert ist und was nicht, was echte Worte Jesu und was unechte, ihm von aussen in den Mund geschobene Äusserungen sind, verkennen die Konsequenz einer solchen Behauptung. Wenn ein Mensch sich anmasst, zu bestimmen, was inspiriert ist und was nicht, was echt ist und was nicht, dann ergibt sich daraus, dass jeder für sich wieder etwas anderes für 'nicht inspiriert' oder 'unecht' erklären kann. In letzter Konsequenz endet diese Haltung in einem völlig unverbindlichen Relativismus [ 40 ] . Damit untergräbt man die Autorität der Heiligen Schrift und vertauscht sie mit der Autorität von sterblichen Menschen. Wenn man mit Ouweneel Werturteile über die Historizität gewisser biblischer Aussagen abgibt (vgl. die Frage über die Historizität Adams im Vergleich mit derjenigen von Jesus), so kann man in der Konsequenz nicht verhindern, dass andere historische Aussagen ebenfalls bezweifelt oder in Frage gestellt werden. Wenn man geschichtliche und naturwissenschaftliche Aussagen mit Bergmann als 'Nebenfragen' bezeichnet, die man von Heils- und Glaubensfragen als nicht massgebend trennen will, dann folgt daraus, dass auch die letzteren bezweifelt werden, weil sie untrennbar mit den ersteren verknüpft sind.
So sagt Jauncey:
"Glaube, Naturwissenschaft und Geschichte sind ja nicht getrennte Gebiete unseres Wissens, sondern lediglich Kategorien, die wir der besseren Verständigung wegen benutzen. Zum Beispiel betrifft der Bericht von der Auferstehung Jesu den Glauben, die Naturwissenschaft und die Geschichte, je nachdem von welchem Gesichtspunkt aus wir diesen Bericht betrachten. Nehmen wir einen Aspekt fort, so stürzt das Ganze zusammen." [ 41 ]
Francis Schaeffer schreibt über die Folgen davon, wenn man die oben genannte konsequente Schrifthaltung verlässt:
"Wenn das geschieht, wird die nächste Generation hinweggefegt werden, und die Gemeinde Christi wird den absoluten Massstab verloren haben ..." [ 42 ]
Und John H. Gerstner schreibt:
"Wenn die Bibel nicht das Wort Gottes ist, besitzt sie keine göttliche Autorität. Wir wissen, dass einige, die mit der Irrtumslosigkeit der Bibel nicht einverstanden sind, doch für Teile der Bibel, für die sogenannten heilsnotwendigen Teile, an der Inspiration festhalten. Nun gut, aber dann können sie ihren Standpunkt nicht als Festhalten an der biblischen Autorität, sondern nur als Festhalten an einer eingeschränkten, partiellen biblischen Autorität bezeichnen". "Sie sprechen zwar von den 'heilsnotwendigen Teilen', aber sie teilen uns nicht mit, wo sich diese Teile befinden und wie wir sie von den nicht inspirierten, mit Irrtum behafteten und nicht heilsnotwendigen Teilen unterscheiden können." [ 43 ]
In der Konsequenz geht es um ein Entweder-Oder: Entweder hat sich Gott offenbart, oder er hat sich nicht offenbart. Eine Halboffenbarung ist unmöglich.
Ouweneel meint, man dürfe doch Fragen stellen. Aber welches Ziel haben solche Fragen? Warum z.B. die Frage nach der Historizität Adams? Die Schlange hat auch Fragen gestellt. Damit fing die Versuchungsgeschichte und der Sündenfall an. Welches Ziel hatten die Fragen der Schlange?
Das Entweder-Oder, für das wir uns entscheiden müssen, möchte ich so formulieren:
"Entweder die grundsätzliche, kritische Infragestellung jeder Aussage der Bibel, die Anerkennung und konsequente Anwendung der sogenannten 'historisch-kritischen' Methoden und ihrer Resultate bis hin zur völligen Auflösung jeder Norm und Autorität und damit zur Auflösung jeder Dogmatik, Ethik, jeden Bekenntnisses, jeder Überzeugung jeder vollmächtigen Predigt und schliesslich auch jeder Theologie."

4. Schlusswort
Nachdem wir uns grundsätzlich mit dem sogenannten "Fundamentalismus" auseinandergesetzt haben, möchte ich am Schluss betonen, dass es mir nicht um die Verteidigung eines "-ismus" geht, sondern um die Bezeugung der «ganzen Inspiration, ganzen Wahrheit in jeder Hinsicht und der ganzen geistgewirkten Einheit» der Bibel als göttlicher Offenbarung. Mit biblischem Fundamentalismus meine ich lediglich diese Bibelhaltung (ich sage bewusst nicht dies "Bibelverständnis"; es geht nicht um ein besseres oder schlechteres Verständnis!).
Wenn man diese Bibelhaltung als blossen Konfessionalismus abtun und r in diesem Sinne mit den erwähnten, 1910 entstandenen "fundamentals" in den USA argumentiert, so zeugt dieses einfach von mangelnder Kenntnis der Bibel- und Kirchengeschichte. Diese Bibelhaltung (oder biblische "Fundamentalismus") war die Haltung von Jesus und den Aposteln.
Jesus hat ohne jede Einschränkung die Inspiration und Autorität der Heiligen Schrift anerkannt. "Die Schrift sagt" war für ihn gleichbedeutend mit "Gott sagt". Der Apostel Paulus bekennt vor dem Stadthalter Felix:
"Ich bekenne dir aber dies, dass ich gemäss der Glaubensrichtung, die sie eine Sekte nennen, dem Gott der Väter diene, indem ich allem Glauben schenke, was dem Gesetz gemäss ist, und was in den Propheten geschrieben steht." (Apg 24,14; damit ist der ganze Inhalt des Alten Testaments zusammengefasst.)

Die "fundamentalistische" Bibelhaltung kennzeichnet auch die Reformation. Im Berner Synodus [ 44 ] von 1532 steht:
"Ordnung, wie sich die Pfarrer und Prediger zu Stadt und Land Bern in Lehre und Leben halten sollen" steht:
"So soll das Buch aufgetan und gelesen werden als Gottes Wort, das es wahrlich auch ist, und nicht als Menschenwort" [ 45 ]
Das Zweite Helvetische Bekenntnis, verfasst vom Reformator Heinrich Bullinger, erstmals erschienen 1566 als Bekenntnis der schweizerischen reformierten Kirchen, ist im oben definierten Sinn ein "fundamentalistisches" Bekenntnis. Auf dieses wurden die Pfarrer und Kirchen bis zur Aufklärungszeit (z.T. bis ins 19. Jh.) verpflichtet.
Für die oben beschriebene "fundamentalistische" Schrifthaltung gingen die Hugenotten nach Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) auf die Galeeren, in die Gefängnisse, auf die Flucht und in den Tod.
Der "biblische Fundamentalismus" war also von Anfang der Kirchengeschichte an ihr Glaubensfundament; wenn er darin keinen Platz mehr hat, bedeutet dies das Ende dieser Kirche.
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