Ich sehe das auch so. Komischerweise wollen viele Christen Mißstände verbergen und unter den Teppich kehren. Wer Jahrzehnte in der Öffentlichkeit steht und eine Person des öffentlichen Lebens ist, der muss auch öffentlich zu seinen Fehlern stehen.
Ja, aber warum verbergen viele öffentlich wirksame Christen diese Misstände? Die Frage danach muss erlaubt sein. Eine allgemeine Frage führt die Antwort bereits herbei. Warum verschweigt ein Mensch dem anderen was? Misstrauen[Punkt]. Ob das jetzt aus einem aktiven Vertrauensbruch oder aus Unwissenheit gegenüber dem Nächsten resultiert, ist egal. Wenn ich z.B.: meiner Freundin sage, dass ich ihr vertraue, dass sie nächste Woche ihr Projekt im Studium vor den ganzen Profs souverän über die Bühne bringt, weil ich von ihren Fähigkeiten als Lehrerin überzeugt bin, dann ist es eine Anmaßung wenn ich dann hingehe und das Projekt für sie vortrage (zu allem Überfluss vielleicht, ohne ihr etwas zu sagen). Das ist eine Anmaßung mit Vertrauensbruch und anschließender Trennung. Was ich damit sagen will, ist, dass ich genau das bei Christen schon immer so kenne: Wenn jemand Sünde getan hat und es kommt über jemanden raus, dann wird sie immer breit getreten und diejenigen, die das breit treten, rätseln höchstens empört darüber wie sowas passieren kann, statt, dass sie sich Gedanken machen weshalb diese verheimlicht wurde. Außerdem spricht man demjenigen die Seriosität ab, weil man ihm aus meiner Sicht damit unterstellt, dass er das was er jahrelang gelehrt hat, gar nicht verstanden hat, weil er unfähig ist Buße zu tun. Sünde ist doch nicht schlimm - wenn wir im Herzen zu Jesus damit kommen, hat sich das erledigt. Außerdem weiß ich nicht wo steht, dass ein öffentlicher Christ laut Bibel auch öffentlich Buße tun sollte (Wenn ichs übersehen haben sollte und das doch irgendwo steht, bin ich dankbar für Hinweise). Was hemmt also öffentlich wirkende Christen zum öffentlichen Sündenbekenntnis? MISSTRAUEN - das Denken ertappt worden zu sein - vor den eigenen Brüdern. Sowas merken sich andere Christen, die das lesen und werden sicher nicht ermutigt, dass diese dann später als gestandene Gemeindeleiter auf der Kanzel stehen, die erzählen was sie gewissensmäßig belastet.
Außerdem sagte Jesus, dass, wenn du dich nur über deinen Bruder erhebst oder "Depp" oder "Idiot" etc. zu jemand sagst, greift das Gesetz mit seiner ganzen Wirkung, oder wenn du dir denkst: die is aber "geil". Jesus hat nicht umsonst aufm Berg so ne revolutionäre Predigt gehalten, dass wir dann anfangen trotzdem Sünde wieder nach Taten zu beurteilen. Für Gott ist es egal, ob du die Frau/Mann X in deinem Herzen begehrst oder ob Herr Riefle die Ehe aktiv brach. Du hast für das eine genauso Buße zu tun wie das andere, denn das eine ist vor Gott nicht mehr Ehebruch wie das andere.
Wer Jahrzehnte in der Öffentlichkeit steht und eine Person des öffentlichen Lebens ist, der muss auch öffentlich zu seinen Fehlern stehen.
Na und? Das tut er aber durch diese Arbeit hier trotzdem nicht. Nur, weil das seine Pflicht ist, erreichst du damit trotzdem nicht, dass er öffentlich zu seinen Fehlern steht. Im Gegenteil: Er wird wider Willens in die Öffentlichkeit gezerrt, und er und andere Gemeindeleiter werden m.E. nach hochgradig ermutigt in Zukunft seine Sünden noch besser zu bedecken, da die ja nichtmal ihren Brüdern vertrauen können. Was glaubst Du wäre passiert, wenn Jesus nicht in dem Tumult mit der Ehebrecherin und den Pharisäern der Ehebrecherin den Rücken gestärkt hätte? Die Ehebrecherin wäre kein bisschen von ihrer Sünde überführt worden, sondern hätte sich noch mehr als zuvor gehütet ihre Sünde zu bekennen bzw. gar nicht erst aufzufliegen.
Und, Röntgenblick schön und gut. Ich hab auch nichts gegen Aufklärung oder Hintergrundrecherchen, aber warum muss das immer öffentlich gemacht werden? "So, die Person ist öffentlich, also werd ich jetzt auch öffentlich meine Recherchen über dieselbe machen." Warum werden öffentlich wirksame Christen nicht privat und im Vier-Augen-Gespräch, sprich im Respekt voreinander, auf das Fehlverhalten aufmerksam gemacht und selbstverständlich in allem Nachdruck für die Zukunft unterwiesen? Sowas schafft Vertrauen in der Gemeinde Jesu
Weshalb, weiß jeder für sich selbst...
Herzliche Grüße
Steffen