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Schulen sollen Rücksicht auf Muslime nehmen


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Schulen sollen Rücksicht auf Muslime nehmen

Rheinland-Pfalz
Autor: Thomas Vitzthum
17.01.2011







Schulen sollen Rücksicht auf Muslime nehmen






Nach Berlin gibt Rheinland-Pfalz seinen Schulen einen Leitfaden an die
Hand, wie sie mit Muslimen umgehen sollen. Der CDU geht das viel zu weit.

Muslimische Schüler gibt es in fast jeder Klasse, egal ob nun auf dem Land
oder in der Stadt. Doch selbst dort, wo sie keine kleine Minderheit mehr
darstellen, ist das Schulleben überhaupt nicht nach ihren Bedürfnissen
ausgerichtet. Oft finden Schulleiter und Lehrer pragmatische Lösungen, wie
sie Schülern das Beten, das Fasten im Ramadan oder Sexualkundeunterricht
ermöglichen, ohne dass die Eltern vor Gericht ziehen. Dennoch herrscht
viel Unsicherheit.

Eine neue Broschüre soll Lehrern in Rheinland-Pfalz den Umgang mit
muslimischen Schülerinnen und Schülern erleichtern. Die CDU kritisiert den
Leitfaden scharf


Nach Berlin hat dem nun Rheinland-Pfalz Rechnung getragen und verschickt
eine Broschüre, die den Umgang mit muslimischen Kindern und Jugendlichen
in der Schule erleichtern soll. Lehrerverbänden geht das zu weit. Der
politische Gegner von Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) fürchtet gar die
"Spaltung der Gesellschaft".

Sexualerziehung in "geschlechtshomogenen Gruppen"

Die Broschüre empfiehlt, bei der Planung von Schulfahrten oder
Klassenarbeiten darauf zu achten, dass sie "möglichst nicht während des
Fastenmonats Ramadan oder anderer religiöser Feiertage stattfinden“. Bei
der Sexualerziehung sei "eine hilfreiche und die Situation entspannende
Möglichkeit“, den Unterricht in „geschlechtshomogenen Gruppen“ zu
organisieren. Schon 1993 hatte das Bundesverwaltungsgericht geurteilt,
dass im Falle eines "ernsthaften, konkreten, substantierten und objektiv
nachvollziehbaren Glaubenskonflikts“ Schule verpflichtet ist, ab der
Pubertät einen nach Geschlechtern getrennten Sport- und Schwimmunterricht
anzubieten.

Wie gut ist Ihr Kontakt zu in Deutschland lebenden Muslimen?

Sehr gut, ich kenne viele

Ich kenne ein paar

Ich habe keinerlei Kontakt zu Muslimen

Ich bin selbst islamischen Glaubens

Ergebnis


Julia Klöckner, die Spitzenkandidatin der CDU bei der Landtagswahl im
März, kritisiert in dem Leitfaden des Ministeriums vor allem die
Geschlechtertrennung. "Dies wäre ein Rückschritt in die graue Vorzeit. Das
hat nichts mit Fortschritt und Aufklärung zu tun“, sagte Klöckner. Sie
empfiehlt der Regierung von Ministerpräsident Kurt Beck, sich um die alle
betreffenden und drängenden Themen in der Bildungspolitik zu kümmern.

"Ich denke, dass sich die Landesregierung um den Rekord-Unterrichtsausfall
und die Qualität des Unterrichts kümmern muss. Stattdessen legt sie
Papiere vor, die – so fürchte ich – zu einer Spaltung der Gesellschaft
führen können.“ Auch der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen
Philologenverbandes, Malte Blümke, kritisierte laut dem Nachrichtenmagazin
"Focus“ die Initiative als "anti-aufklärerisch und anti-emanzipativ“. Die
Tradition gemeinsamen Lernens werde aufgegeben.

Leitfaden verpflichtet Schulen nicht

Nun handelt es sich bei dem Leitfaden freilich um alles andere als eine
gesetzliche Verordnung. Er sammelt lediglich Empfehlungen, die oft von den
Schulen selbst kamen. In der Kommission, die ihn erarbeitet hat, saßen
Vertreter aller Religionen. Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin,
dass den oben beschriebenen Maßnahmen schwere Konflikte vorausgehen
müssen.

Keine Schule ist angehalten, nun die Unterrichtspraxis zu ändern.
„Zentrales Anliegen ist es, den Schulen Orientierungshilfen und Anregungen
für eigene Lösungen bei der Integration von Schülerinnen und Schülern
muslimischen Glaubens zu geben“, betont Doris Ahnen. Nur weil Muslime Teil
der Schülerschaft sind, findet in Rheinland-Pfalz der
Sexualkundeunterricht nicht notwendigerweise nach Geschlechtern getrennt
statt.

Politische Debatte in Berlin blieb aus

In Berlin gibt es eine wesentlich umfangreichere Broschüre zu "Islam und
Schule“ seit September 2010. Im Vorfeld hatte das Dokument für
Diskussionen gesorgt, dabei ging es vor allem um die Besetzung der
Kommission, die es erarbeiten sollte. Auch damals fürchteten viele, die
Empfehlungen könnten zu einer ganz neuen Schulstruktur führen und dem
Religiösen zu viel Bedeutung geben. Nach Erscheinen der "Handreichung für
Lehrerinnen und Lehrer“ blieb die große Debatte aber aus – und das, obwohl
Deutschland sich gerade an Thilo Sarrazins Islam-Thesen abgearbeitet
hatte.

In Berlin wird ebenfalls empfohlen, den Ramadan möglichst frei von Tests
und Klausuren zu halten oder in den frühen Unterrichtsstunden stattfinden
zu lassen, wenn die fastenden Schüler noch frisch sind. Grundsätzlich
betonen beide Broschüren, dass im Islam ein Fastengebot für Kinder und
Heranwachsende nicht besteht. Wenn es jedoch Menschen gebe, die darauf
bestünden, müssten pragmatische Lösungen gefunden werden. Den Leitfäden
geht es darum zu verhindern, dass muslimische Eltern ihre Kinder vom
Unterricht befreien lassen oder gar fernhalten. So wird von staatlicher
Seite versucht, die Kontrolle über die Ausbildung der jungen Menschen zu
behalten.

Warum die neue Broschüre in Rheinland-Pfalz für Aufregung sorgt, schiebt
Doris Ahnen – vielleicht nicht zu Unrecht – auf den Wahlkampf in dem
Bundesland. Das Faltblatt liege immerhin bereits seit Anfang Dezember dem
Bildungsausschuss des Landtags vor und werde seither auch verteilt.
Tatsächlich war Julia Klöckner bisher eher durch moderate Äußerungen zum
Islam an Schulen aufgefallen. Eine diffuse Islam-Angst bediente sie nie.
So sagte sie im Juni 2010 in einem Interview: "Gerade als Christdemokratin
bin ich offen für Islamunterricht in deutscher Sprache durch staatlich
anerkannte Lehrer, wenn dies für eine gelingende Integration ein Weg sein
kann.“
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