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Härtere Strafen für sexuellen Missbrauch


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
keine Hoffung mehr

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Die bayerische Justizministerin Beate Merk hat ihren Kabinettskollegen geschildert, wie der Freistaat zukünftig auf Missbrauch von Kindern reagieren will. Neben der Forderung nach höheren Strafen werden künftig auch Privatschulen dazu verpflichtet, Verdachtsfälle den Behörden zu melden. Ein Bestandteil der Vorsorge gegen Missbrauch ist das bayernweit einzigartige Projekt „Kein Täter werden" an der Uni-Klinik Regensburg.

usw.


Ein wirksamerer Schutz von Missbrauchsopfern erfordert nach den Worten Merks auch bundesgesetzliche und landesgesetzliche Änderungen. Merk: „Auf Bundesebene sehe ich vor allem in drei Bereichen noch dringenden Handlungsbedarf: Die Grundfälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern sollten künftig als Verbrechen mit einer Mindeststrafe von einem Jahr gewertet werden. Ich spreche mich auch für eine deutliche Verlängerung der Verjährungsfristen auf 30 Jahre aus, da Opfer sexueller Gewalt oftmals erst nach sehr langer Zeit bereit und in der Lage sind, Strafanzeige zu erstatten.

Auch die Zusammenarbeit von Schulen und Staatsanwaltschaften wird intensiviert. Gesetzliche Beschäftigungsverbote sollen verhindern, dass vorbestrafte Sexualstraftäter an Schulen tätig sein können.



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#2
Guest_barbara.f_*

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"Die Politisierung der Sexualität war ein Irrweg"





Ein "taz"-Mitgründer missbrauchte Schüler an der Odenwaldschule. Politologe Wolfgang Kraushaar erklärt, was das über den Geist von 1968 sagt.

Wolfgang Kraushaar (62), Politologe am Hamburger Institut für Sozialforschung, gilt als führender Chronist und auch Kritiker der 68er-Bewegung, der er selbst als junger Mann angehört hatte.

Der "taz"-Mitgründer Dietrich Willier missbrauchte als Lehrer Jungen an der Odenwaldschule. Er gehörte der 68er-Generation an. Politologe Wolfgang Kraushaar warnt davor, die Bewegung unter Generalverdacht zu stellen .

Nun wurde bekannt, dass Dietrich Willier, einer der "taz“-Mitbegründer, pädophil war. Der mittlerweile gestorbene Lehrer wird aus seiner Zeit an der Schule mit sexuellen Übergriffen auf mindestens neun Jungen in Verbindung gebracht.

Im "Welt Online"-Interview erklärt Kraushaar darüber, was das für unser Bild der 68er bedeutet.

Welt Online: Schon im vergangenen Sommer wurde über Pädophilie innerhalb der linken Szene diskutiert. Sie schrieben damals: "Auf eine Lawine von Fällen haben wir vergeblich warten müssen“. Bleiben Sie dabei: Ist das Problem nicht überwältigend?

Opfer reden über Missbrauch

Wolfgang Kraushaar: Das sehe ich nach wie vor so. Auch wenn jeder Einzelfall, der aufgedeckt wird, bestimmt einer zuviel ist. Der Fall Dietrich Willier eignet sich aber nicht dazu, die "taz“ oder sogar ein ganzes Milieu pauschal unter Verdacht zu stellen. Da sollte man die Kirche doch im Dorf lassen.

Welt Online: Viele Berichte aus der Zeit um 1970 lesen sich heute abenteuerlich, die "Indianerkommune Nürnberg“ hat offen für Sex mit Kindern geworben. War das kein Tabubruch?

Kraushaar: Doch, das war es damals wie heute. Es gab aber einzelne, die sich darin sonnten, Tabubrecher zu sein. Die glaubten, es komme nur darauf an, den eigenen Trieben freie Bahn zu geben, dann werde man auch eine bessere Gesellschaft erreichen. Doch sie hatten damit keinen Erfolg. Der Münchner Anarchist und Schriftsteller Peter Schult, ein bekennender Päderast, stieß auf starken Widerstand. Das kann man daran ablesen, dass er dann ein Buch schrieb, "Wider die linken Spießer“, ein Zeichen seiner Wut, dass das Milieu ihm nicht folgen mochte. Welt Online: Aber wurde ja immerhin über Sex mit Kindern offen diskutiert. Sehen Sie Anlass, die Bewegung der damaligen Zeit allgemein mit Pädophilie in Zusammenhang zu bringen?

Kraushaar: Nein. Man sollte aus einzelnen Beispielen keinen Generalverdacht formulieren. Das passiert aber zurzeit, etwa mit der "taz“. Wichtiger wäre, die Ambivalenz dieser Debatten zu sehen. Es hat damals eine Leichtfertigkeit im Umgang mit kindlicher Sexualität gegeben. Es gab aber auch den führenden Sexualwissenschaftler Günther Amendt, der sich immer ganz klar gegen das alles gewandt hat. Es gab Schattenseiten, aber auch die Fähigkeit zur Selbstkorrektur.
Welt Online: Auch der "konkret“-Herausgeber Klaus Rainer Röhl und Daniel Cohn-Bendit sind ins Gerede gekommen.

Kraushaar: Ich kann die Fälle nicht gut bewerten als Außenstehender. Im Fall von Cohn-Bendit gibt ein Dokument wie das Video auf Youtube, das zumindest eine große Leichtfertigkeit im Umgang mit diesem Thema verrät. Es gibt aber auch einen Brief von Eltern, aus jenem Kindergarten der Frankfurter Universität, an dem er gearbeitet hat, der ihn entlastet.

Odenwaldschule geht auf Ex-Schüler zu

Welt Online: Wir hatten in den letzten Jahren bittere Abrechnungen mit den 68ern, etwa das regelrecht eifernde, hasserfüllte Buch von Sophie Dannenberg. Darin stehen auch Szenen, in denen Kinder sich nackt vor Erwachsenen zeigen müssen. Haben sie das erwartet, dass die Kinder von damals so einen Groll entwickeln?

Kraushaar: Damals nicht, aber es wurde schon Ende der 70er sichtbar. Die Kinder wandten sich häufig von ihren 68er-Eltern ab. Manche wurden Punks, einige auch rechtsextrem. Aber, wenn Sie Sophie Dannenberg erwähnen, dann sollten Sie auch jemanden wie den Bestseller-Autoren Richard David Precht denken, der ähnlich aufwuchs, sich aber bis heute eher positiv dazu äußert.

Welt Online: Es gibt Dokumente, da steht "Sexübung“ und "Fickstunde“ auf dem Wochenprogramm eines progressiven Kindergartens. War das ein Einzelfall?

Kraushaar: Als jemand, der die damalige Zeit innerhalb der Bewegung miterlebt hat, kann ich mich an so etwas nicht erinnern. Und als 1977 an der Frankfurter Uni über den Fall Peter Schult diskutiert wurde, hielt ich es für einen Irrweg, überhaupt auf das Thema Sexualität zu setzen. Das hat politische Debatten eher blockiert.

Welt Online: Welche Idee stand hinter der Politisierung der Sexualität?
Kraushaar: Der Triebsteuerung möglichst freien Lauf zu lassen – das sei der Garant einer freieren Gesellschaft. Deswegen ja auch das Interesse an Kindern, die die zukünftige Gesellschaft einmal formen sollten. Da spiegelten sich die unerfüllten Hoffnungen der damals jungen Generation.

Welt Online: Das Schlagwort "68er“ wird heute vor allem von Gegnern gebraucht, als negatives Symbol gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. Wie kam es dazu?

Kraushaar: Die 68er waren immer Teil von Konflikten. Nach dem Mauerfall und der deutschen Einigung tauchte mit den 89ern aber eine Art Konkurrenzerzählung auf. Vergeblich zwar, aber die 68er stehen heute noch unter dem Verdacht, einen Teil der Gesellschaft und deren Werte zerstört zu haben. Obwohl es inzwischen über vier Jahrzehnte zurückliegt, ist 68 immer noch Teil eines Kulturkampfes. Jetzt wieder. Eigentlich ist das gespenstisch.
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