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“Was ist anders bei Wort und Geist?”


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Rolf

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10. November 2010






“Was ist anders bei Wort und Geist?”





Die “Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen” hat wieder einmal einen Artikel über “Wort und Geist” veröffentlicht. Da ich den Artikel nur in einer Mail zugesandt bekam weiß ich leider nicht von wann er ist oder wo er erschienen ist (vermutlich ist er vom Anfang diesen Jahres.) Hier kann man den Text als .pdf lesen, so wie ich ihn bekommen habe. Da ich in dem Artikel zitiert werde, möchte ich zu einigen Punkten gern Stellung nehmen.

Zunächst einmal hat Annette Kick hier einen intelligenten und interessanten Artikel über Helmut Bauer und die Bewegung im Lichte von Max Webers Theorie des charismatischen Leiters geschrieben. Man muss Weber nicht gelesen haben um dem Artikel inhaltlich zu folgen. Dass Webers Theorie der Wort-und-Geist-Bewegung in allen Punkten gerecht wird und der Typus des charismatischen Führers die ganze Tiefe der Bewegung erklären kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Insgesamt ist mir diese Sichtweise zu monokausal, bietet aber einen interessanten weiteren Aspekt mit dem es sich definitiv lohnt, sich zu beschäftigen.

Ein paar Anmerkungen habe ich zu diesem Abschnitt:

Mit der These, hier sei eine (harmlose) Freikirche zur Sekte geworden, lenkt man von Gemeinsamkeiten ab. Ein „Pastor“ beklagt sich in seinem Blog, dass durch Wort+Geist die „gute Theologie“ Hagins und die von ihm geprägte „Glaubensbewegung sehr in Verruf kommt“. Meines Erachtens ist es aber umgekehrt: Gerade durch die Radikalität der Wort+Geist-Bewegung wird die Gefährlichkeit der Glaubensbewegung, des Wohlstandevangeliums nach Kenneth Hagin (1917-2003) mit seinen unbiblischen Lehren zur Kenntlichkeit gesteigert. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden wäre hilfreicher, als Wort+Geist einfach in die Sektenecke zu stellen und von allen „Freikirchen“ abzugrenzen.

Es ist zu platt, hier einfach nur die Keule der “Unbiblisch-heit” herauszuholen. Ich weiß, dass das allenthalben gerne gemacht wird, aber gerade das Gegenteil ist der Fall: Die Kritiker Hagins haben sich bis dato noch nicht die Mühe gemacht zu belegen, wieso er “unbiblisch” ist. Vielleicht ist es auch eine Sache der Definition, aber man kann Hagin gewiss nicht vorwerfen, dass er bibelfern argumentierte. Alles, was er sagte beruhte auf sorgsamem Schriftstudium.
Das bedeutet nicht, dass er mit allem Recht hatte, was er sagte. Manches war sicherlich falsch, anderes wurde von seinen Schülern übertrieben, aber einfach nur zu behaupten, er sei “unbiblisch” gewesen ist schwach.
Laut wikipedia gehören zu den Aufgaben der EZW “Grundsatzfragen, Strömungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes, pfingstlerische und charismatische Gruppen.” Ich empfinde diese Aufzählung und Zielrichtung als ziemlich arrogant. Was zeichnet ausgerechnet die EZW aus, darüber urteilen zu können? In allem, was ich von der EZW gelesen habe kommt keine offene Haltung rüber. Vielmehr wird alles durch die eigene Weltanschauung beurteilt. Hagin hätte eine fairere Auseinandersetzung verdient als diese.
Grundzüge des Wohlstandsevangeliums finden sich auch bei Calvin mit dem sich Max Weber sehr beschäftigte. Schon das negative Schlagwort “Wohlstandsevangelium” passt nicht ganz zu Hagin und ganz gewiss ist er nicht der alleinige Urheber.

Ein Anliegen gerade meines Blogs war in den letzten Jahren eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Systemen, unter anderem dem Glaubenssystem. Von daher gefällt es mir nicht in diesem Zusammenhang zitiert zu werden. Es ist sicherlich richtig, dass eine “ehrliche Auseinandersetzung mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden” wichtig ist, aber die geschieht auch allenthalben. Einigen Kritikern der Bewegung gehen gerade deswegen einige abgrenzende Statements nicht weit genug weil immer noch gemeinsame Sichtweisen erkannt werden. Die Trennung geschieht oft mit scharfem Messer das deutlich macht, dass man einen weiten Weg gemeinsam geht, aber nun nicht mehr zusammen weiter gehen kann. Da klingt Frau Kicks Artikel eher so, als müsse man in sich selber die Theologie verdammen die sie in Wort und Geist findet. Das ist sicher nicht nötig und auch falsch. Es ist einiges Sondergut das uns trennt, aber das kann kein Grund sein Dinge über Bord zu werfen die an und für sich gut sind.

Es ist leider richtig, dass im Umfeld von charismatischer, pfingstlicher und Glaubensbewegung unschöne Dinge passiert sind und es Exzesse gab, die schlicht seltsam waren. Das bestreitet auch nahezu niemand, es ist aber kein Grund gute Wahrheiten zu verleugnen sondern ein Grund, sich neu zu finden und einen Umgang mit diesen Wahrheiten zu lernen. Ich erinnere an dieser Stelle an einen anderen Artikel zu diesem Thema, in dem es um Trennschärfe ging: Ein Beobachter außerhalb der christlichen Szene wird denken, dass die Christen spinnen. Ein Katholik denkt vielleicht, dass die Protestanten seltsam sind. Die EZW meint, dass Neupfingstler und Charismatiker beobachtet werden müssten und wir meinen, dass es sich bei den schwierigen Aspekten der Bewegung um Sondergut handelt. Wir sollten näher rangehen wenn wir das Phänomen angemessen beurteilen wollen. Das leisten Frau Kick und die EZW bei aller Gelehrsamkeit und intelligenten Auseinandersetzung mit dem Thema leider nicht. Und genau darin fühle ich mich von ihnen, Frau Kick, missverstanden.
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