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WikiLeaks kalt abgeduscht


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Rolf

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WikiLeaks kalt abgeduscht





von Daniel Pipes
National Review Online
14. Dezember 2010

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Englischer Originaltext: Pouring Cold Water on WikiLeaks
Übersetzung: H. Eiteneie
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Von allen Wikileaks-Enthüllungen könnten die faszinierendsten die sein, aus denen man erfährt, dass verschiedene arabische Führer die US-Regierung gedrängt haben die iranischen Atomanlagen anzugreifen. Am bekanntesten ist die Aufforderung König Abdullahs von Saudi-Arabien an Washington, "der Schlange den Kopf abzuschlagen". Nach beinahe durchgängigem Konsens demaskieren diese Äußerungen die wahre Politik der Saudis und anderer Politiker.

Aber ist das notwendigerweise so? Es gibt zwei Gründe für Zweifel.

Ersten, stellt Lee Smith scharfsinnig fest, könnten die Araber einfach den Amerikanern gesagt haben, was die nach ihrer Meinung hörten wollten: "Wir wissen, was die arabischen Diplomaten und Journalisten über den Iran erzählen", schreibt er. "Aber wir wissen nicht, was sie wirklich von ihren persischen Nachbarn denken." Ihre Aufrufe könnten Teil eines diplomatischen Prozesses sein, zu dem gehört die Ängste und Wünsche eines Verbündeten als die eigenen zu spiegeln. Wenn also die Saudis behaupten, die Iraner seien ihre Todfeinde, dann tendieren Amerikaner unkritisch dazu, diese Gemeinsamkeit der Interessen zu akzeptieren; Smith gibt aber an, dass "die Worte, die die Saudis gegenüber amerikanischen Diplomaten von sich geben, nicht dazu bestimmt sind uns ein transparentes Fenster in das königliche Denken zu bieten, sondern uns dazu zu manipulieren den Interessen des Hauses Saud zu dienen." Wie können wir wissen, dass sie uns die Wahrheit sagen, nur weil uns gefällt, was sie sagen?


Gamal Abdel Nasser, der starke Mann Ägyptens, war ein Meister der Täuschung.

Zweitens: Wie beurteilen wir die Diskrepanz zwischen dem, was arabische Führer westlichen Gesprächspartnern sotto voce sagen und was sie ihren Massen zubrüllen? Beim Betrachten der Muster seit den 1930-er Jahren stellte ich in einer Umfrage von 1993 fest, dass Flüstern weniger bedeutet als Gebrüll: "Öffentliche Erklärungen zählen mehr als private Gespräche. Weder das eine noch das andere bietet eine unfehlbare Führung, denn Politiker lügen sowohl öffentlich wie auch privat, aber das erste sagt Handeln besser voraus als das zweite."

Der arabisch-israelische Konflikt zum Beispiel wäre vor langer Zeit schon zu Ende gegangen, wenn man den vertraulichen Mitteilungen glauben würde, die Westlern gegeben wurden. Nehmen wir das Beispiel Gamal Abdel Nassers, des starken Mannes Ägyptens von 1952 bis 1970 und wohl der Politiker, der Israel am stärksten zur dauerhaften Obsession der Politik des Nahen Ostens machte.

Nach Angaben von Miles Copeland, einem CIA-Agenten, der zu Abdel Nasser Verbindung aufnahm, betrachtete letzterer die Palästina-Frage als "unwichtig". Öffentlich aber übermittelte Abdel Nasser unerbittlich eine antizionistische Agenda, auf der er es zum mächtigsten Araberführer seiner Zeit brachte. Mit anderen Worten: Seine vertraulichen Mitteilungen an Copeland führten in die Irre.

Dasselbe Muster gilt für Spezifika. Er sprach privat mit westlichen Diplomaten über die Bereitschaft mit Israel zu verhandeln, aber wenn er sich an die Welt wandte, lehnte er schon die Existenz eines jüdischen Staates wie auch jeden Kompromiss mit ihm ab. Nach dem Krieg von 1967 zum Beispiel signalisierte Abdel Nasser den Amerikanern heimlich eine Bereitschaft einen Nichtangriffsvertrag "mit all seinen Konsequenzen" mit Israel zu unterzeichnen, während er öffentlich Verhandlungen ablehnte und darauf bestand, "dass, was mit Gewalt genommen wurde, mit Gewalt wiedergewonnen werden wird". Wie üblich definierte die öffentliche Äußerung die tatsächliche Politik.

Abdel Nassers Gebrüll bot nicht nur einen weit genaueren Leitfaden zu seinem Handeln als sein Geflüster; er gab das auch stillschweigend zu, als er John F. Kennedy sagte, dass "einige arabische Politiker öffentlich mit Blick auf die palästinensische Öffentlichkeit barsche Erklärungen abgeben und dann die amerikanische Regierung kontaktieren, um ihre Barschheit zu entschärfen, indem sie sagen, ihre Äußerungen seien für den Konsum durch die örtlichen Araber bestimmt waren". Damit beschrieb Abdel Nasser präzise sein eigenes Verhalten.


Genauso der Palästinenserführer Yassir Arafat.

Im Gegensatz dazu offenbaren arabische Führer gelegentlich, wenn sie privat mit einander reden und nicht mit Westlern, die Wahrheit. Es war denkwürdig, wie der Palästinenserführer Yassir Arafat 1993 öffentlich die Oslo-Vereinbarungen unterzeichnete, die Israel anerkannten, seine wahren Absichten aber privat zum Ausdruck brachte, als er an die Muslime einer südafrikanischen Moschee appellierte "zu kommen und zu kämpfen und den Jihad zur Befreiung Jerusalems zu beginnen".

Das Vertrauliche wird gegenüber dem öffentlichen instinktiv bevorzugt, genauso das Private gegenüber dem Öffentlichen. Die Politik des Nahen Ostens zeigt jedoch immer wieder, dass man lieber die Presseerklärungen liest und die Reden anhört, als sich auf diplomatische Depeschen zu verlassen. Vertrauliche Meinungen mögen tiefer empfunden sein, aber, so vermerkt Dalia Kaye von der Rand Corporation, "was arabische Führer US-Vertretern sagen und was sie tun könnten, mag nicht immer nachvollziehbar sein". Die Massen hören Politik; hochrangige Westler hören Verführung.

Diese Faustregel erklärt, warum weit entfernt sitzende Beobachter oft sehen, was Diplomaten und Journalisten nahe am Geschehen verpassen. Sie wirft auch Zweifel auf die Nützlichkeit der WikiLeaks-Datenabschüttung auf. Am Ende dürfte uns das stärker ablenken, als dass es über das aufklärt, was wir über arabische Politik wissen.



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