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Der kleine WORT+GEIST-Exorzismus


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6 Antworten in diesem Thema

#1
eyecatcher

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In der folgenden, länger angelegten Abhandlung, werde ich mich auf breiter Front mit den esoterischen Phänomenen beschäftigen, die bei WORT+GEIST als göttliche (wenn nicht sogar biblische) Lehre dargestellt werden. Ich gebe zunächst einmal eine Auswahl verschiedener Zeugnisse zu diesem Thema, bevor ich mich später den Verdrehungen widmen werde, auf deren Basis diese "Gaben" als biblisch verkauft werden.
Bei WORT+GEIST wird in großem Stile Eisegese betrieben - das Hineinlesen von Konzepten und Vorstellungen in den Bibeltext - die die biblische Schreiber nicht im Sinn hatten, bzw. die ihnen sogar völlig fremd waren. Das Gegenteil davon wäre Exegese.

1. Die Phänomene

Gedankenlesen und Geistreisen

Viele verschiedene Zeugnisse von WORT+GEIST-Predigern, WORT+GEIST-Anhängern, aber auch Aussteigern geben manigfaltig wieder, daß Helmut Bauer die Fähigkeit besitzen soll, mit seinem Geist eine starke räumliche Präsenz, auch an Orten an denen er nicht leiblich anwesend ist, zu entwickeln, mit der er auch Gedanken lesen und diese sogar beeinflußen kann. Diese Fähigkeiten werden häufig mit dem "Wir sind wie Jesus"-Schema begründet, wobei man den menschlichen Geist vergöttlicht und praktisch mit dem Heiligen Geist gleichsetzt.

Die erste unscheinbare Aussage hierzu sei von Taade Voß zitiert:

„Es tut mir so leid: Jetzt hast du den weiten Weg gemacht, jetzt ist der Apostel Helmut nicht hier. Es tut mir so leid. Du tust mir so leid!!! Du tust mir jetzt so leid! Du tust mir so leid!!! So unendlich leid tust du mir jetzt!!! Stell dir einfach vor er wär hier. Stell dir einfach vor er wär hier! Du brauchst es dir nicht mal vorstellen. Er ist sogar hier. Wußtest du daß er hier ist? (Publikum: Ja!) Wußtest du daß er hier ist? (Ja!) Hier unten im Büro? Nein! Hier? Ja, hier! Weißt du wir sind ja Geist! Geist! Geist! Also ist er hier. Also weißt du, all da was hier passiert, er ist da. Brauchst ja nicht immer alles sehen. Wir schaun ja nicht auf’s Sichtbare, sondern wir schaun auf Unsichtbare. Wir schaun ja auf das Unsichtbare, wir schaun ja dahinter.“

Taade Voß, Anfang 2009.

Taade Voß hatte kein Problem die Selbstverheißung Jesu: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter euch.“ nach dem „Wir-sind-wie-Jesus“-Schema auf Helmut Bauer zu übertragen und womöglich Kol 2, 5: „... aber ich bin im Geiste bei euch“ als Beleg für diese Art „Geistreise“ zu gebrauchen.

Diese Omnipräsenz des „Apostels“ im Geistbereich scheint auch dort vorausgesetzt zu werden, wo Bibelschulleiter Alex Fuhrmann etwa zur gleichen Zeit (Januar/Februar 2009) in einer Predigt kundgibt:

„Alles was in dieser Bewegung fließt, alles, alles, jede Zurüstung, jede Ermutigung, jede Stärkung, jede Zunahme an Salbung, egal was du nennst, alles was in dem Geistbereich abläuft, läuft durch diesen Leiter.

http://irrglaube.parlaris.com/sutra15051.html

Schon früh bekannt wurde dieses, noch als skuril abgetanes Beispiel dafür, daß Helmut-Bauer-Manifestationen auch außerhalb des Gottesdienstrahmen auftreten:

“Eine andere Schwester erzählte mir, dass ihr Helmut Bauer in ihrem Wohnzimmer in einem Luftballon erschienen sei - und zwar nicht als Foto, sondern beweglich, mit Augen, die ihr nachschauten ....“

http://irrglaube.parlaris.com/sutra6445.html

Aus dem engsten Kreis um Bauer dagegen kommt auch ein Aussage über eine Praxis, bei der die „geistliche Anwesenheit“ der inzwischen zur Apostelin aufgestiegenen Röhrnbacher Lobpreisleiterin „Contessa“ vorausgesetzt ist:

Sollte sich jemand bei W+G einmal schlecht fühlen - allein dieser Sachstand dürfte eigentlich garnicht in Erscheinung treten - so wird empfohlen, möge man ab sofort im Gebet den Namen "Contessa" anrufen, dann würde es ihnen sofort besser gehen.
Ich würde das hier nicht veröffentlichen, wenn diese Aussage nicht unmittelbar aus dem persönlichen Dunstkreis des Herrn Weltapostels persönlich glaubhaft übermittelt wäre.

http://irrglaube.parlaris.com/sutra20620.html

Auch Anhänger von WORT+GEIST berichten auf ihren Blogs naiv davon, daß sie Helmut Bauer persönlich spüren konnten, ohne daß dieser körperlich in der Nähe war:

Bevor ich unter seine Leiterschaft gehen durfte, konnte ich eigentlich nicht so viel mit ihm anfangen. [...]Bis ich eines Tages seine Salbung wahrnehmen konnte. Ich konnte ihn spüren, ohne dass ich ihn körperlich gesehen habe. Ist das nicht stark? [...]Und ich verehre keinen Menschen, sondern den Geist.

http://riesenkuesse.blogspot.com/2009/11/apostel-helmut-bauer.html

Der Zusatz „Ist das nicht stark?“ zeigt die ehrliche Verwunderung über dieses Geschehen.

Alex Thomsen’s Himmelsreisen

Alex Thomsen – im Gegensatz zu allem, was zu Helmut Bauer bekannt ist – nimmt für sich in Anspruch eine andere Art „geistlicher Aktivität“ zu besitzen. Während Bauer’s „Geist“ irdische Präsenz zeigt, behauptet Thomsen, Himmelsreisen zu unternehmen, vermutlich in Anlehnung an Paulus’ Beschreibung in 2. Kor 11.

Es war so, dass der Vater mir eine Einladung ausgesprochen hat, und er hat gesagt:
Mein Sohn, mach es doch mal anders als sonst: Komm doch mal zu mir. Da wo ich bin. Und ich hab mich dann mehr als 45 Stunden im Himmel aufgehalten. Ja! Wirklich und tatsächlich im Himmel.

http://irrglaube.parlaris.com/ftopic5516.html

Mit „Mach es doch mal anders als sonst“, wird offenbar darauf verwiesen, daß Thomsen dieses mal nicht nur eine starke Präsenz Gottes in seinem Inneren spüren würde, sondern Thomsen’s Geist selbst zur himmlischen Sphäre emporgehoben würde.
Die Doppellehre vom „Himmel inwendig in euch“ (abgeleitet aus: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“) und einem sphärischen Himmel (von Helmut Bauer in „Die Invasion der Außerirdischen“ als „himmlicher Planet am Ende des Alls“ (S. 39) beschrieben), kommt hier zum Tragen.
Thomsen betrachtet den sphärischen Himmel als dessen volle, eigentliche Verwirklichung und spricht im folgenden von großen Offenbarungen die er dort gesehen habe:

Aber ich sag heute Abend die Wahrheit, ich war tatsächlich im Himmel. Und ich habe dort teilweise unaussprechliche Dinge erlebt und gesehen. Geheimnisse Gottes, von denen ich glaube, dass Wenige bis Keiner die bisher entdeckt haben und teilweise dinge, dass ich glaube, wenn ich davon anfange zu sprechen, darüber zu lehren, darüber zu predigen, dann droht eine religiöse Zwangseinweisung von den religiösen Horden.

http://irrglaube.parlaris.com/ftopic5516.html

Gedankenlesen und Gedankenbeeinflußung

Alex Thomsen berichtet auch über eine weitere Fähigkeit, die Bauer besitzen solle, und die ebenfalls mit der „Beweglichkeit“ seines Geistes erklärt werden könnte. Ulli Willers, Leiter von WORT+GEIST Hamburg, habe folgendes erlebt:

Er war jetzt auch gerade in Röhrnbach gewesen beim Apostel, und dann hat er mir erzählt, und das ist jetzt schon das zweite mal: „Ich komm da gar nicht mit klar. Das war schon beim ersten mal so. Da hat mir der Apostel gesagt, was ich gerade denke. Aber diesmal ist er noch einen Schritt weiter gegangen. Jetzt hat er mir gesagt, was ich gleich denken werde.“
Ich hatte den Eindruck, mein geliebter Freund war sehr beeindruckt und etwas irritiert. Und dann habe ich ihm gesagt: Pass Auf! Vielleicht gehört das Gedankenlesen nicht gerade in die Schultüte der Neuen Schöpfung. Aber es gehört ganz sicher in den ersten Chemiebaukasten – von 8 bis zwölf Jahre.

http://irrglaube.parlaris.com/ftopic5516.html

Thomsen begründet diese Praxis nicht weiter biblisch. Er subsummiert sie wahrscheinlich unter dem „Wir-sind-wie-Jesus“-Schema, da er meint:

Fang an darüber zu reden, was in zwei Jahren passieren wird. Das ist ganz normal. Es ist ganz normal, das Du Gedanken lesen kannst. Das konnte Dein Bruder Jesus Christus auch.



Auf der Sommerbibelschule 2010 offenbarte Helmut Bauer selbst zu diesem Thema folgendes:

„Wir tun die Dinge nicht mehr aus dem Menschlichen heraus, sondern aus Gott raus. Es ist uns noch gar nicht so richtig bewußt, aber es ist so. Du tust nur wenig mehr aus deinem Verstand. Wenig. Und du sitzt hier herinnen und kannst gar nicht mehr so denken, wie du willst. Und das ist dir noch nicht einmal bewußt geworden. Ich habe so viel geistliche Kraft, euch alle, euch alle zu halten in euren Gedanken. Locker. Einer gegen fünfhundert. ha! ha! ha! ha! Das heißt diese Kraft wirkt auf dein Denken ein und verändert dich. Wenn diese Kraft nicht die Fähigkeit hat, dein Denken zu verändern, dann passiert hier nichts. [...] Der Geist verwandelt dich.“


Bauer räumt hier ein, daß von ihm ausgehend Gedanken kontrolliert und verändert (bzw. manipuliert) würden. Allerdings, da Bauer sich („Ich hab so viel geistliche Kraft...“) mit Gott identifiziert („aus Gott (he)raus“, „Der Geist verwandelt...“), sei dies göttlich und somit sanktioniert.
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#2
eyecatcher

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2. Die pseudobiblische Begründung

In den folgenden Abschnitten dieses Teils, werde ich an zahlreichen Beispielen zeigen, mit welchen manipulativen, pseudobiblischen Argumentationen, das Kernstück der WORT+GEIST-Lehre aufgebaut ist. Im Fokus steht dabei Helmut Bauers Buch "Die Invasion der Ausserirdischen"aus dem Jahre 2006, das eine Verschriftlichung und teilweise Überarbeitung von Helmut Bauers Vorträgen der Frühjahrsbibelschule 2005 ist.
Bei der detailierten Durchsicht mußte ich feststellen: Hätte man sich bereits vor 4 Jahren die Argumente, Formulierungen und den Gebrauch biblischer Zitate in diesem Buch angesehen und an konkreten Beispiel aufgedeckt, wären womöglich einige vor folgenschweren Entscheidungen bewahrt geblieben. Bauer hätte an seinen eigenen Worten entzaubert werden können, da er in "Die Invasion der Ausserirdischen" wohl das einzige Mal einen verbindlichen und umfangreichen Versuch machte mit Bibelzitaten seine Lehre zu belegen.
Dadurch, daß die kritische Betrachtung sich oft nur allgemein an den bekanntgewordenen Lehren, nicht aber an ihren konkreten Begründungen und den wörtlichen Ausführungen Bauers, entlang bewegte, wurde die Chance verpasst WORT+GEIST-Anhängern konkret an einem Buch in ihren Händen aufzuzeigen, wie genau - und wie offensichtlich - sie eingelullt wurden.

Es gibt nach meiner Ansicht einen grundsätzlichen Fehler der WORT+GEIST-Lehre und dieser – der selbst schon von außerbiblischen Vorstellungen geprägt ist – bewirkt das Eindringen weiterer teils völliger Falschauslegungen, bzw. einer großräumigen Instrumentalisierung biblischer Zitate zugunsten einer völlig anderen Lehre:

Der göttliche Mensch

Unter der Überschrift „Der göttliche Mensch“ heißt es in einem Abschnitt der WORT+GEIST-Glaubensdarstellung auf www.wortundgeist.de:

„Der Geist des neuen Menschen ist aus Gott geboren. Deshalb ist er durch und durch gut. Jegliche innere Regung sowie jegliche Handlung des neuen Menschen sind völlig vom göttlichen Geist der Liebe motiviert.“ „Sobald sich der Liebende seiner eigenen Natur völlig bewusst wird, kennt seine positive Wirksamkeit keine Grenzen.“

und an anderer Stelle:

„Gott selbst zieht durch seinen Geist der Liebe im Glaubenden ein und es beginnt ein völlig neues Leben von göttlicher Qualität. Die neue, göttliche Natur entfaltet ihren übernatürlichen Ausdruck, in jedem Einzelnen das göttliche Leben mit all seinen übernatürlichen Eigenschaften und Fähigkeiten hervorzubringen.“(gekürztes Zitat)


Der Hauptfehler von WORT+GEIST besteht in der praktischen Gleichsetzung von Gottes Geist und erneuertem Menschen Geist. Der menschliche Geist verschmelze buchstäblich mit dem Heiligen Geist und erwerbe dabei dessen sämtliche Eigenschaften und Fähigkeiten, sowie Unfähigkeiten (etwa zur Sünde). Im folgenden sei zunächst gezeigt, wo und wie sich diese philosophische, von der Gnosis und der Mystik motivierte Ansicht, zeigt, und weshalb die gemachten Interpretationen nicht stimmig sind; häufig weil schlicht geringe Veränderungen des Textes oder das Stellen von Ausschnitten in gänzlich andere Kontexte stattfinden. Bitte nicht vergessen: Es geht nur um die These, daß Gottes Geist und Menschen Geist praktisch wirklich Eins werden.
In der Regel greife ich auf die rev. Elberfelderübersetzung zurück.

1. Galater 2,20:
„Du lebst nicht mehr. [...] Er lebt jetzt dich.“ (Invasion, S. 13)
„Wenn es dich nicht mehr gibt, sondern Christus dich lebt...“ (Invasion, S. 85)
„Der Gläubige nimmt Jesus Christus als sein Leben auf.“ (Der Geist Jesu Christi (website))

Paulus schreibt in Gal 2,20 (nach Haller): „Ich lebe nicht mehr von mir aus, vielmehr lebt nun Christus selbst in mir“ (ELB: „Christus lebt in mir“). Damit geht er von einer Gemeinschaft zweier Partner aus (Christus und ich) und nicht von einem passiven „gelebt werden“, das dem Dativ „Er lebt mich“ entspräche. Bauer und Konsorten werden hier „im Geringsten untreu“ mit den entsprechenden Konsequenzen.
2. „Du glaubst an die Fähigkeit Gottes in dir. [...] Sein Leben ist zu deinem Leben geworden und die Auswirkungen werden jeden Lebensbereich übernehmen. [...] Das macht dich zu einem außerirdischen, außergewöhnlichen, göttlichen und übernatürlichen Menschen. „So wie Er ist, bist auch DU in dieser Welt!“ (Nach 1. Johannes 4, 17)“ (Invasion, S. 86f.)
Völlig aus dem Aussagezusammenhang benutzt Bauer diese Stelle. Diesmal ist die Formulierung umgekehrt: Nicht mein Leben wird zu dem von Jesus, sondern Seins wird zu meinem. Damit wird die Behauptung zu Galater 2,20 hier ergänzt und die Vereinigung auch rhetorisch abgeschlossen. Johannes dagegen schreibt (Haller): „In dieser [Beziehung] ist die Liebe bei uns an ihr Ziel gelangt, dass wir im Blick auf den Tag des Gerichts freudig und zuversichtlich sein können. So wie Er ist, sind [nämlich] auch wir in diesem Kosmos. Die [göttliche] Liebe kenne keine Angst [vor Strafe oder Verdammnis].“ Er bezieht sich hier allein auf unsere Stellung im Gericht (als Erlöste, die sich nicht zu fürchten brauchen). Bruns gibt auch noch einen anderen Gedanken wieder: „Er spricht von der Furcht (Vers 17 und 18) und wird die Furcht vor Menschen meinen (daß wir genauso in der Welt dastehen wie Jesus).“
Als Transportmittel für Bauers Göttermenschen-Theorie, kann diese Stelle nicht taugen.
3. „Du bist völlig neu erschaffen worden, zu einer neuen Schöpfung wurdest du (2. Korinther 5, 17).“ (Invasion, S. 14)
„„Wenn ein Mensch in die Gemeinschaft mit Christus kommt, ist er eine NEUE Schöpfung. Das ALTE ist vergangen, SIEHE, es ist etwas ganz NEUES entstanden.“ 2. Korinther 5, 17 [...] Sobald du dich für dieses neue, übernatürliche, göttliche Leben entschieden hast, ist das alte Leben für immer ausgelöscht. [...] Das heißt: Sünde, Schwachheit, Versagen, Minderwertigkeit, Krankheit, Armut, geistlicher Tod, ALLES.“ (Invasion, S. 46).
„Der Mensch empfängt den Geist Gottes und wird selbst zu einem neuen Wesen voller positiver Lebensenergie. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (Jesus Christus und der neue Mensch (website)).

Zur Unterstützung der eigenen Ansicht greift man hier auf schon mal auf die alte Schlachter, Luther 1912 oder die unrevidierte Elberfelderübersetzung zurück, die die Betonung „alles neu“ dort stehen haben. Urtextlich steht aber „alles“ gar nicht da! Die Aussage „etwas noch nicht dagewesenes neues“ ist richtig, da das griechische Wort „kainos“ für etwas Neues steht, das es noch nie gab. Bei WORT+GEIST aber versucht man hineinzulesen, daß ALLES an diesem Neuem vergangen wäre, um jedes Erdenkliche dort hineinzuinterpretieren, da „Alles“ schließlich ALLES sei. Und so werden dann auch Sünde und Armut für abgeschafft erklärt.
4. „Was ist denn das Neue, was geworden ist durch die in 2Kor 5,17 genannte „neue Schöpfung“, wenn nicht unser Geist (trichotomisch)? Wie einfach erklärt das auch die Crux interpretum von 1 Joh 3, 9 („Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“), dass damit der nicht mehr zur Sünde fähige Geist des Menschen gemeint ist, in dem der Heilige Geist wohnt.“ (Michael Stadler in einem Helmut Bauer gewidmetem Aufsatz)
„Der Tod Jesu Christi [...] hat tatsächlich den sündigen Geist des Menschen [...] ausgelöscht.“ [...] „Die neue Natur befähigt ihn zur persönlichen Gemeinschaft mit Gott. Es geschieht, was zuvor durch die Sündhaftigkeit der menschlichen Natur nicht möglich war.“ (Website)

Sündlosigkeit ist eine klar göttliche Eigenschaft (vgl. Hebräerbrief) und so war es Beispielsweise für die Gnosis der Skandal der christlichen Bekenntnistext, daß der göttliche Erlöser sich im Kreuz mit der Sünde vereinte. Doch ist darum unser menschlicher Geist nun anschließend göttlich und sündlos?
Johannes identifiziert Sünde in seinem Brief nirgends mit Teilaspekten wie Geist, Seele, Körper etc. Sündigen tut für ihn immer der (ganze) Mensch (etwa 1. Joh 3, 6: „Jeder“). Da er aber keinen guter-Geist-böse-Seele-Gegensatz predigt, kann es keinen sündlose Geist geben. Wenn er klar die Möglichkeit sieht, daß Kinder Gottes sündigen können (vgl. 1. Joh 2, 1 oder 5, 16), dann auch ihr menschlicher Geist.
Zwar würde dies schon reichen, aber doch noch eine Anregung dazu: Zweifelsohne scheinen einige sehr darauf wert zu legen, daß in 2. Kor 5, 17 eine neue Rasse oder ein göttlicher Supermensch beschrieben wird. Fakt ist, daß es heißt: Ist jemand „in Christus“. Kol 1, 14-23 und Eph 2, 13-18 zeigen Jesus als die tatsächliche (alte und) neue Schöpfung, an der wir „in Ihm“ die Erlösung haben und in einem Leib und durch einen Heiligen Geist Zugang zu Vater. Wer 1. Joh 3, 9 liest sollte sich bewußtmachen, daß das „aus Gott geboren“-Sein nicht bedeutet ein Jesus-Geist-Klon in menschlichem Leib zu sein, sondern dies eine geistige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist und Teilhabe in Seinem unfassbaren Leib ist. Diese Gemeinschaft wird uns zur Heiligung bringen (1. joh 3, 2-3; 2. Kor 7,1: „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des
Fleisches und des Geistes und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes“), uns aber nicht vor der Zeit zur Vollkommenheit bringen.
5. „Jesus gab uns durch Seinen Dienst auf der Erde ein Beispiel und stellte uns dieses übernatürliche Leben vor. Jetzt bist du ein Botschafter an Seiner statt, d.h. statt Jesus bist du hier (nach 2. Korinther 5, 20). Damit sagt Er dir, dass du wie Er hier auf dieser Erde leben kannst und sollst.“ (Invasion, S. 60)
Auch diese Bibelstelle wird von Bauer, wie bereits der 3 Verse früher stehende Satz herangezogen, um die Botschaft „DU = Er“ zu verkünden und die Identität des Menschen- und des Gottesgeistes im Christen zu propagieren. Geschickt wird dabei die deutsche Übersetzung (etwa in der rev. Elberfelder) instrumentalisiert, und aus einem „an jemandes Statt“ ein „(an)statt jemandem“ gemacht. Andere Übersetzung bieten keine Manipulationsmöglichkeiten. So übersetzt Haller: „So sind wir also Botschafter für Christus. ... [Und so] bitten wir dringend, als würde Christus selbst es tun: Laßt euch mit Gott versöhnen!“ In der lateinischen Vulgata heißt es: „pro Christo ergo legationem“. Und in der KingJamesVersion: „Now then we are ambassadors for Christ“. Bauer sind nicht wir Christen „für Christus“, sondern „Christusse“ anstelle Jesu. Hier ist schon das angelegt, was bei der Predigt „Jesus im Fleisch“ von Ralf Schuppan (Dez. 2008) zurecht für Aufregung gesorgt hat.
6. „Jesus sagte zu Nikodemus in Johannes 3,7: „Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müßt von neuem (von oben her) geboren werden.“ [...] Du bist nicht mehr von dieser Erde, denn du wurdest AUS GOTT geboren.“ (Invasion S. 14)
„Du gehörst einer anderen Rasse an, einer vollkommen neuen Spezies. Total übernatürlich und außerirdisch bist du. Du wurdest vom Himmel auf diese Erde importiert. Göttliches Leben und Sein Wesen sind in dich hineingepflanzt worden. Du hast einen himmlischen Vater bekommen. [...] „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!“ Galater 4, 6“ (Invasion, S. 30)

Hier läßt sich noch einmalgut erkennen, wo das Dilemma liegt: Bei der in Einssetzung von Mensch und Gott. Das menschliche „Du“ wird zu einer göttlichen Persönlichkeit, die vom Himmel her kommt. Die auf diese Behauptungen folgende Bibelstelle (Galater 4, 6) handelt eindeutig von der Gabe des Heiligen Geistes („Geist seines Sohnes“), für Bauer ist das aber so als ob wir selbst vom Himmel her kämen. Wo Paulus unsere „Adoption“ durch Gott noch einmal in Röm 8, 15f. bringt, unterscheidet er aber ebenso deutlich die Geister: „einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Dieser [heilige] Geist bestätigt es unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind.“
Bereits auf Seite 14 fügt er – obgleich kenntlich gemacht – den Zusatz „von oben her“ in die Aussage Jesu ein und spricht ebenfalls vom Menschengeist als einem himmlischen Import, einem göttlichen Funken. Bauer hat nicht die Klarheit des Paulus in Röm 8, 16 zu erklären, daß wir kein Gottesteilchen sind, sondern manipuliert stattdessen mit Bibelstellen herum.

Diese Beispiele sollten reichen um zu demonstrieren, wie mit wenigen Zitaten ein Zerrbild gezeichnet wird: Der Mensch, aus einer himmlischen Heimat importiert, wird zum gleichwertigen Stellvertreter Jesu, von dessen Geist er zugleich aber vollständig übernommen wird und damit alle göttlichen Eigenschaften und Fähigkeiten erbt.
Michael Trenkel gebrauchte einmal die Bibelstelle: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist {ein}Geist .“(1.Kor 6, 7) als Beleg dafür, daß menschlicher und göttlicher Geist praktisch verschmelzen würden. Darüber, zu welcher Innigkeit, die Gemeinschaft von menschlichem und göttlichem Geist im Menschen findet, ließe sich noch streiten. Hure und Freier (im Vers davor), sind – wenn auch als„ein Leib“ bezeichnet doch nicht wirklich eins. Was aber auch diese Bibelstelle eindeutig nicht aussagt ist, daß der menschliche Geist jede Fähigkeit des Heiligen Geistes bekäme.
Zur Natur und Herkunft des Menschen sei zu sagen, daß Gott aber ihn „seinem Bilde nach“, ähnlich, aber nicht identisch geschaffen hat (Gen 1, 26). Der Mensch war also keineswegs von jeher ein quasi-Gott oder ein Sohn Gottes. Und auch die Offenbarung spricht nicht von einer „Vereinigung“ von Mensch und Schöpfer zu einem göttlichen Wesen oder einem Dasein auf Augenhöhe, sondern von einer Gemeinschaft: „Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“ (Off 21, 3).
Gott hat sich schlicht nicht geklont, oder einen Teil von sich abgesondert – den göttlichen Funken – den er am Ende wieder mit sich vereint. Wer „Kinder Gottes“ oder „Teilhaber der Göttlichen Natur“ zu Identitäten Gottes mit allen göttlichen Eigenschaften und Fähigkeiten erklärt, muß auch das erste und das letzte Wort der Bibel, das von den Menschen und Gott handelt, für Irrtümer erklären.

Fortsetzung folgt!
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#3
schatz

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Danke! Gute Ausarbeitung!
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#4
Steffen

Steffen

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3. „Du bist völlig neu erschaffen worden, zu einer neuen Schöpfung wurdest du (2. Korinther 5, 17).“ (Invasion, S. 14)
„„Wenn ein Mensch in die Gemeinschaft mit Christus kommt, ist er eine NEUE Schöpfung. Das ALTE ist vergangen, SIEHE, es ist etwas ganz NEUES entstanden.“ 2. Korinther 5, 17 [...] Sobald du dich für dieses neue, übernatürliche, göttliche Leben entschieden hast, ist das alte Leben für immer ausgelöscht. [...] Das heißt: Sünde, Schwachheit, Versagen, Minderwertigkeit, Krankheit, Armut, geistlicher Tod, ALLES.“ (Invasion, S. 46).
„Der Mensch empfängt den Geist Gottes und wird selbst zu einem neuen Wesen voller positiver Lebensenergie. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (Jesus Christus und der neue Mensch (website)).

Zur Unterstützung der eigenen Ansicht greift man hier auf schon mal auf die alte Schlachter, Luther 1912 oder die unrevidierte Elberfelderübersetzung zurück, die die Betonung „alles neu“ dort stehen haben. Urtextlich steht aber „alles“ gar nicht da! Die Aussage „etwas noch nicht dagewesenes neues“ ist richtig, da das griechische Wort „kainos“ für etwas Neues steht, das es noch nie gab. Bei WORT+GEIST aber versucht man hineinzulesen, daß ALLES an diesem Neuem vergangen wäre, um jedes Erdenkliche dort hineinzuinterpretieren, da „Alles“ schließlich ALLES sei. Und so werden dann auch Sünde und Armut für abgeschafft erklärt.


Hey Leute!

Eine Anmerkung:
Das griechische Wort für "vergehen" (παρέρχομαι) steht im 2.Korinther 5:17 zwar im Indikativ (Wirklichkeitsform), ist aber gleichzeitig KEINE VOLLENDETE TATSACHE sondern, man könnte sagen, eine dynamisch andauernde Zeitform, die sich gleichzeitig auf eine Tatsache gründet (sowas gibts im Deutschen nicht) - das bezeugt die AKTIVE "Aorist-Zeitform" in der das Wort zusätzlich steht. Das bedeutet also, dass man von der griech. Überlieferung her nicht schreiben kann, dass alles Alte bereits in vollendeter Tatsache vergangen wäre auch wenn es Tatsache ist, dass das Alte vergeht.
Natürlich ist es wichtig den Bibellesern den Sinn der Originalsprache möglichst auf ihre Sprache zu projizieren. Verschiedene Zeitformen des Griechischen können, wenn überhaupt, aber nur in ganz holpriger Form exakt ins Deutsche (und auch andere Sprachen) übertragen werden - dafür ist deutsch schlichtweg nicht komplex genug und kreiert deshalb auf deutscher Ebene in vielen Fällen Widersprüche würde man das versuchen in dieser Exaktheit so handzuhaben. Deswegen fehlen mir auch die Mittel hier genau das völlig exakt verständlich deutlich zu machen.
Man könnte, um dies trotzdem etwas zu verdeutlichen, in etwa mit: "Das Alte fing an vorüberzugehen" übersetzen. Das heißt, es fing an vorüberzugehen - um es klar und deutlich zu sagen Christus fing an das Alte, nicht nur faktisch auf Golgatha (was eben Fakt ist!) sondern auch praktisch bei Dir persönlich in Deinem Alltag durch Seine Kraft vorübergehen zu lassen. Vertraue Ihm und Du wirst in Deinem Leben noch Befreiung erleben!

Es gibt von den Stellen, die sich nur schwer bis gar nicht ins Deutsche übersetzen lassen ne Menge. Wenn Du in Christus bleibst, wirst Du auch für unüberbrückbare Sprachdifferenzen zwischen Deutsch und Griechisch Offenbarung erlangen, was denn Gott mit der jeweiligen Stelle meint wo vermeintlich etwas bspw. in vollendeter Tatsachenform im deutschen übersetzt wurde, weil es keine anderen sprachl. Mittel gibt um dies besser zu verdeutlichen.

Wollte dies nur anführen um deutlich zu machen, dass es keineswegs biblisch ist, wie W+G oftmals behauptet, dass alles Alte bereits völlig ausgelöscht wurde und somit komplett vergangen wäre - das ist schlicht und ergreifend Blödsinn und hat mit der Überlieferung des bis zum jetzigen Zeitpunkt rekonstruierten Urtextes nach wissenschaftlichen Stand nichts gemein, sondern kommt lediglich der Oberflächlichkeit der deutschen Sprache zu Schulden. Empfehlenswert wäre daher, wenn man sich nicht sicher ist, ob die jeweilige Bibelstelle exakt übersetzt wurde (vielleicht wegen des persönl. bibl. Verständnisses) einen Kenner der jeweiligen biblischen Sprache zu konsultieren, der Dir das Übersetzte bestätigen bzw. erhellen kann.

Hoffe das war etwas hilfreich...

Seid herzlich gegrüßt
Steffen
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#5
Rolf

Rolf

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Schade, eyecatcher, dass Du nicht nicht dazu gekommen bist, hier fortzusetzen. Nach meinem Kenntnisstand ist das alles, was Du bisher geschrieben hast, absolut richtig und wirft ein klares und wahrhaftiges Bild auf diesen alptraum, der sich göttlich nennt.


Herzliche Grüße


Rolf
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#6
Aussteiger

Aussteiger

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Zu diesem ganzen Thema möchte ich auch folgendes Beispiel anmerken:

Mir ist eine Person bekannt, die selbst folgendes erzählt hat. Anfänglich (bei der Person ca. die Jahre 2005 bis 2008) vollkommen von W+G begeistert, mehrten sich bei ihr ca. im Jahr 2009 massive innere Zweifel an der Richtigkeit der Verkündigung. Man muss dazu sagen, dass die Person durchaus äußerst bewandert war und das in der Bibel geoffenbarte Wort Gottes eigentlich sehr gut kannte. Aber dann kamen immer wieder die Zweifel (das kann doch nicht richtig sein...) hoch. Das war im nachhinein der Moment, in dem ein Aussteigen wohl noch möglich war. Dazu kam es aber nicht, da dieser Person der "Völkerapostel" Bauer persönlich im Traum erschien und ihr mitteilte, sie solle sich nicht beirren lassen und einfach weitergehen. Es wird sich alles aufklären!

Ergebnis:

Die Person "leert" mittlerweile sogar bei W+G, von Zweifel keine Spur mehr, außerdem nicht mehr vernünftig ansprechbar: Ganze Arbeit, Herr Bauer!!!
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#7
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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"Ich muss mich wundern, dass ihr den, der euch durch die Gnade Jesu Christi berufen hat, so schnell verlasset, und euch einer ganz andersartigen Heilsbotschaft zuwendet! Und doch gibt es gar keine andere. Es handelt sich nur um gewisse Leute, die euch zu verwirren versuchen, und die jene Frohe Botschaft, die Christus Jesus gebracht hat, verfälschen.
Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel eine Botschaft verkündigten im Widerspruch mit der, die wir euch verkündigt haben - verflucht sei er, den treffe Gottes Zorngericht. "
(Galater 1, 6-9)
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