Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Rassismus ohne Rassisten


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
4 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
Quelle: haGalil Newsletter 30.8.2010



Neu-Sarrazismus:





Rassismus ohne Rassisten





Was passiert, wenn ein Elefant sich auf die Ausgabe 10 /2009 der Zeitschrift Lettre international setzt? Zunächst nichts, aber wenn er aufsteht, liegt da ein dickes rotes Buch mit dem Titel „Deutschland schafft sich ab“. Darin findet man breitgewalzt und plattgedrückt die Thesen des Interviews und einiger früherer Äußerungen Sarrazins…

von Ramona Ambs

Beginnen wir mit dem Positiven. Wer lange und intensiv sucht, findet was. Auf Seite 57 liest man den Satz: „Vielfalt ist grundsätzlich erwünscht.“ Das ist natürlich fantastisch. Und bezeugt: Sarrazin kann kein Rassist sein! Ein Mann, der Vielfalt grundsätzlich wünschenswert findet, muss ein echter lupenreiner Demokrat sein. Oder?

Dummerweise stößt man bereits auf der ersten Seite auf ein Wort, das einen zumindest stutzig machen sollte: Fäulnisprozesse.

Sarrazin meint, dass die Deutschen die Fäulnisprozesse im Innern der Gesellschaft nur getrübt wahrnehmen würden. Die Tatsache, dass bereits in der Einleitung auf Begriffe aus der Biologie zurückgegriffen wird, zeigt, wohin die Reise geht: In die biologistische Sicht auf die Gesellschaft und ihrer Probleme.

Das Buch wird durchzogen von Begriffen wie „Selektion“, „Zuchtwahl“ oder „Auslese“. So verwundert es denn auch nicht, dass man im Kapitel „Zeichen des Verfalls“ über Hunde- und Pferdezüchter liest, die vom unterschiedlichen Begabungsprofil ihrer Tiere leben und dass im „19. Jhdt. die Reproduktionsrate der Unterschicht wesentlich geringer war, weil viele Menschen zu arm waren, um eine Familie zu gründen und zudem viele Kinder starben.“ Diese Szenarien wünscht sich Sarrazin natürlich nicht zurück, betont er. Was er sich aber wünscht als konkrete Lösung, lässt er relativ offen. Jedenfalls glaubt er feststellen zu können, dass die Unterschicht – insbesondere die muslimischen Milieus – zu viele Kinder bekommen und dass dies gefährlich sei für die deutsche Gesellschaft.

Bedauernd stellt Sarrazin dabei fest: „Leider werden in der deutschen Geburtenstatistik Religionszugehörigkeit und Herkunft der Mütter nicht statistisch erfasst.“ Tja, das ist natürlich bitter für einen passionierten Rassenforscher wie Sarrazin. Sonst wäre es ihm sicherlich zweifelsfrei gelungen, den Juden die jüdische Intelligenz nachzuweisen und den Türken vielleicht die fehlende Arbeitsmoral. Denn dass Juden einen um 15 % höheren IQ haben als Deutsche, behauptet er natürlich erneut. Verwundert ist man allerdings darüber, dass Sarrazin keine weitergehenden theoretischen Überlegungen anstellt: was passiert, wenn man einen Juden mit einem Türken „kreuzt“? Werden die Reproduktionsprodukte dann faule Kluge oder dumme Fleißige?

Interessant sind auch Sarrazins Formulierungen: so bleibt er stets bei passiven Satzkonstruktionen, wenn er über die „jüdische Intelligenz“ berichtet: „Erklärt wird die durchschnittlich höhere Intelligenz der Juden mit dem ausserordentlichen Selektionsdruck, dem sie sich im christlichen Abendland ausgesetzt sahen. Der Rabbi hatte hohe Fortpflanzungschancen, weil er die reiche jüdische Kaufmannstochter heiraten konnte. Eine über Jahrhunderte betriebene Familien- und Heiratspolitik, die dem intellektuellen Element überdurchschnittliche Fortpflanzungschancen gab, führte allmählich zur Ausbildung der überdurchschnittlichen Intelligenz.“ Hier bezieht sich Sarrazin auf Kevin B. MacDonald, einen Psychologieprofessor von der California State University, der sich zwar durch absolut unwissenschaftliche, dafür aber umso antisemitischere Thesen einen Namen gemacht hat.

Das passt aber ins Bild. Sarrazin befindet sich mit seinen Thesen längst auf eindeutig rassistischem Terrain. Und deshalb lohnt sich die Beschäftigung mit ihm eigentlich auch nicht. Eigentlich,- wenn da nicht eine seltsame Allianz zustande gekommen wäre: Eine Allianz aus einem einstmals seriösen Verlag, der dva, der sogar eine Pressesperre für Vorabrezensionen des Buchs verhängte, und zweier Medien, die vorab mit Lese-Häppchen gefüttert wurden: der BILD-Zeitung und dem SPIEGEL, die in dieser Kombination dafür sorgten, dass Sarrazins Thesen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und nun überall diskutiert werden.

Der eigentliche Skandal ist nicht Sarrazin – denn von ihm weiß man allerspätestens nach seinem Interview mit dem Lettre International, wo er politisch steht. Der eigentliche Skandal ist der Umgang der Medien und der Politik mit ihm.

Sarrazin verbreitet Rassismus und einen als Philosemitismus getarnten Antisemitismus, der von den Medien als Meinungsfreiheit und Tabubrecherei eingeordnet wird. Warum eigentlich? Wer ist denn dann ein Rassist, wenn nicht einer, der rassistische Dinge äußert und versucht, sie pseudowissenschaftlich zu belegen? Warum hofiert man diesen Mann so? Warum „erwägt“ man bei der SPD ein Austrittsverfahren und leitet es nicht einfach ein? Warum wird nicht wenigstens versucht, ihn aus seinem angesehenen Job bei der Bundesbank zu entlassen? Ist Rassismus heutzutage keine „schwerwiegende Entgleisung“ (Voraussetzung für eine mögliche Entlassung durch den Bundespräsidenten) mehr? Warum traut man sich in den Medien nicht, Sarrazin als das zu bezeichnen, was er ist: Schlicht und ergreifend: ein Rassist?

Offenbar gibt es zwar Rassismus, aber keine Rassisten.

In einem Interview in der ZEIT wird dies überdeutlich: Eine Portion heißer Brei gefällig? Bitte sehr:

„DIE ZEIT: Herr Sarrazin, Sie waren ein guter Berliner Finanzsenator und haben in der Integrationsfrage vieles Wichtige angesprochen. Aber, um es vorweg zu sagen: Ihr neues Buch hat uns verzweifeln lassen, weil es als rassistisch missverstanden werden kann.

Thilo Sarrazin: Auf Ihren Vorwurf des Rassismus will ich gar nicht eingehen. Denn damit bestätigt man ja zur Hälfte das, was man ablehnt. Ich bin kein Rassist.

ZEIT: Das haben wir auch nicht behauptet. Wir fürchten nur, dass es so verstanden wird.

Sarrazin: Das Buch zielt nirgends auf ethnische, sondern auf kulturelle Abgrenzungen. Das ist auch deutlich zum Ausdruck gebracht.

ZEIT: Da lesen wir Ihr Buch ‘Deutschland schafft sich ab’ doch anders. Die Kernthese lautet, dass die deutsche Gesellschaft schrumpft und verdummt, weil bildungsferne Deutsche und bildungsferne muslimische Migranten mehr Kinder kriegen – somit schaffe sich Deutschland ab.“

Man fragt sich: was will der Interviewer denn nun? Ist das alles nur ein riesiges Missverständnis? Warum lässt man Sarrazin das Geschwurbel durchgehen und beschränkt sich nicht darauf, auf das zu verweisen, was er selbst in seinem Buch geschrieben hat?

Auch in der Sonntagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen vom 29.8.2010 bestätigt Frank Schirrmacher, dass Sarrazin kein Rassist sei. Sarrazin behaupte zwar Unbewiesenes, nämlich, beispielsweise, dass die Zunahme von Erbkrankheiten in muslimischen Milieus durch den Inzest in Familienverbänden entstehe, aber Schirrmacher fragt: „Ist er deshalb ein Rassist? Gewiss nicht, denn in Wahrheit bezieht er sich, ohne das deutlich zu machen, auf die große Einwanderungs- und Intelligenzdebatte, die vor fast genau hundert Jahren in den Vereinigten Staaten stattfand …“. Aha. Wie beruhigend. Man ist also kein Rassist, wenn man sich (ohne es vermutlich selbst zu merken) auf eine alte amerikanische Debatte bezieht, in der man ebenfalls rassistische Zuschreibungen finden kann, die Schirrmacher selbst zitiert: Die Italiener beispielsweise waren demnach „Parasiten, die die meisten Verbrechen begehen“, die „die Schule bei der ersten Gelegenheit verlassen“ und denen die „Fähigkeit zu denken fehlt“. Warum derlei Einschätzungen nicht rassistisch sein sollen, wird nicht verraten. Aber in dieser Debatte bleibt so manches im Dunkeln.

Das sind nun nur zwei Beispiele aus den aktuellen Medien, bei denen mir eine klare Positionierung fehlt. Eine klare Positionierung ist aber mehr als notwendig. Es kann nicht sein, dass Sarrazin seinen Rassismus verbreitet , der dann hernach als „hilfreicher Debattenbeitrag“ und lediglich „überspitzt“ oder „missverständlich formuliert“ von einem breiten Rezensorium beklatscht und gefeiert – und somit verharmlost und letztlich gesellschaftsfähig wird.

Rassistische Äußerungen sind nie hilfreich in einer Debatte. Und schon gar nicht in einem Land wie Deutschland, wo Vorbehalte gegen Juden und Muslime immer noch gang und gebe sind. Ein positiver Beitrag sieht anders aus.

Das Spiel mit ominösen Ängsten „Deutschland schafft sich ab“ trieb übrigens schon mal einer : Reichsminister des Inneren, Wilhelm Frick. Der sprach 1933 vor dem „Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik“ – und vertrat beinahe wortwörtlich Sarrazins Thesen. Auch Fricks befürchtete, dass „begabtere wertvolle Schicht von Generationen nahezu abnimmt und in wenigen Generationen nahezu vollkommen ausgestorben sein wird, damit aber auch Leistung und deutsche Kultur…“ …

Ich hoffe ich werde jetzt nicht missverstanden, wenn ich sage, man könnte fast auf den Gedanken kommen, der Bundesbanker habe vom Reichsminister abgeschrieben…

Thilo Sarrazin:
“Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen”
Deutsche Verlags-Anstalt, 2010. 464 S.


Related posts:

Hohmann und Sarrazin: Neue Konservative Partei? Die Gefahr ist real!
Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) vorgeworfen, Migranten mit seinen umstrittenen Thesen zu verletzen und pauschal zu...
Die Rassismus-Woche
Es begann gestern. Nicht eine, sondern zwei Wochen des Israelhasses an Universitäten in aller Welt, der sich als Kampf gegen Apartheid...
Kritik in SPD und CDU: Sarrazin nicht nachvollziehbar und unanständig
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) zum Austritt aus der Partei aufgefordert. “Herr Sarrazin sollte sich...
  • 0

#2
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Topic Starter
  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
Hohmann und Sarrazin: Neue Konservative Partei? Die Gefahr ist real!





Posted By admin On י"ט באלול ה'תש"ע (29. August 2010 @ 15:16) In Antisem., Extremism.

Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) vorgeworfen, Migranten mit seinen umstrittenen Thesen zu verletzen und pauschal zu diskreditieren. “Es gibt unendlich viele fleißige Zuwanderer – diese verdienen Respekt, nicht Häme.” Probleme bei der Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft kritisch zu analysieren, sei “wichtig, das brauchen wir”. Aber sie würden nicht gelöst, “indem man Menschen ständig pauschal diskreditiert”…
“Ich fordere die Bundesregierung auf, ein Verfahren zur Absetzung von Thilo Sarrazin als Bundesbank-Vorstand einzuleiten”, sagte der Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat. Nach den jüngsten Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin erwartet gerade die Türkische Gemeinde in Deutschland ein klares Signal von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer sagte, Sarrazin bediene “eindeutig ein rechtspopulistisches Potenzial”. Dieses umfasse in Deutschland rund 20 Prozent der Bevölkerung. Man könne von Glück sagen, “dass es anders als in den Ländern um uns herum keine Mobilisierungsexperten für dieses Milieu gibt”, sagte Heitmeyer.

Neue Westfälische: Neue Konservative Partei? Die Gefahr ist real!
Von Bernhard Hänel

Thilo Sarrazin schlägt Alarm: Bald gibt es keine echten Deutschen mehr! Das schreibt der Thesenritter von der traurigen Gestalt in seinem neuesten Buch “Deutschland schafft sich ab” und bringt damit die Politikszene zum Kochen. Mit dieser gezielten Provokation hart am rechten Rand treibt der frühere Berliner SPD-Finanzsenator und jetzige Bundesbanker seinen gezielten Tabubruch auf die Spitze. Er spielt gezielt mit den Ängsten der Menschen, formuliert Sätze, über die nicht wenige Bürger denken, dies müsse doch mal gesagt werden dürfen. Das macht Sarrazins Thesen gefährlich. Er schwimmt nicht mit im Strom der politisch korrekten Verharmloser. Seine Sprache ist einfach und seine Zahlen, die den Lauf der “Überfremdung” beschreiben, halten demographischen Berechnungen statt. Dass er die Ausgrenzung von Migranten etwa im Bildungssystem nicht benennt und die Anstrengungen und die Erfolge zur Integration außen vorlässt, macht Sarrazins Buch zur Kampfschrift. Entsprechend laut ist der Jubel der Rechtsextremen. Sarrazins Zielgruppe aber ist eine andere.

Der SPD-Genosse bettelt um seinen Parteiausschluss. Als Verfemter könnte er sich zusammenschießen mit anderen Verfemten. Wolfgang Clement könnte so einer sein. Vielleicht auch Friedrich Merz, Roland Koch oder der frühere hessische Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann. Das wären Führungspersönlichkeiten, die eine Partei rechts von der Union gründen könnten, von der der Bielefelder Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner sagt, sie könne auf Anhieb 20 Prozent der Wähler gewinnen. Ein neuer Konservatismus gepaart mit Appellen an die Gemeinschaftsgefühle der Deutschen hätte allemal Chancen auf Zustimmung aus dem frustrierten Wählerreservoire von der Union bis hin zur Linken. Ein Blick ins Ausland zeigt: Die Gefahr ist real.

Weniger tragisch nimmt man die Warnungen Sarrazins beim “Neuen Deutschland” und fragt: Deutschland schafft sich also ab, meint Thilo Sarrazin. Wem macht das Angst? Wovor? Warum?

Deutschland schafft sich also ab, meint Thilo Sarrazin. Warum regen wir uns darüber so auf? Muss das etwas Schlechtes sein? Wem macht das Angst? Wovor? Warum? Und was könnte danach kommen? Um eine Antithese zu Sarrazin zu wagen: Vielleicht muss es wirklich so geschehen, wie es in einem Punk-Klassiker besungen wird: »Deutschland muss sterben, damit wir leben können«. Ha! Das Deutschland, das in den Köpfen eines angenommenen (und wahrscheinlich real auch so existierenden) bedeutenden Teils der Bevölkerung hierzulande offenbar noch verankert ist, ist ein Land, das sich nicht gerne teilt. Es sträubt sich auf geradezu lächerliche Weise gegen eine Diversität von Bewohnern, die ohnehin schon lange Realität ist. Die Endlos-Debatte um Integration ist ein Ausdruck davon. Auffällig daran ist auch jetzt wieder, dass vor allem Politiker mit tradiert deutschem Hintergrund über »die anderen«, »die Migranten«, debattieren, die möglicherweise Parallelgesellschaften errichten könnten, die dann eine Bedrohung sein könnten für – ja, für wen eigentlich? Die Deutschen? Welche Deutschen? Wer ist deutsch? Für uns alle? Statt über den Stand der Integration zu sinnieren und dabei immer wieder »die anderen« zu reproduzieren, könnte man doch auch einfach mal darüber nachdenken, wie man allen Menschen gleiche gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.Warum nicht?
  • 0

#3
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Topic Starter
  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
Kritik in SPD und CDU: Sarrazin nicht nachvollziehbar und unanständig






Posted By admin On י"ח באלול ה'תש"ע (28. August 2010 @ 23:54) In Allgemein,Antisem., Extremism. |

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) zum Austritt aus der Partei aufgefordert. “Herr Sarrazin sollte sich dringend überlegen, ob die SPD noch seine Partei ist”, sagte Kraft der in Düsseldorf erscheinenden “Rheinischen Post”. Sie persönlich finde, dass Sarrazin in der SPD “nicht mehr richtig aufgehoben ist”. Wer Wehrlose beschimpfe, so Kraft, nur “um sein Buch besser verkaufen zu können, verletzt die Regeln des menschlichen Anstands und Umgangs”…

Sarrazin wird sein Buch “Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen” am Montag im Haus der Bundespressekonferenz (Berlin-Mitte) vorstellen. Verlegt wird es bei Bertelmann in der DVA.


Bochumer SPD-Ortsverein fordert Parteiausschluss von Thilo Sarrazin

Auch aus der SPD-Basis kommt die Forderung, Bundesbank-Vorstand und SPD-Mitglied Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Rudolf Malzahn, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bochum-Hamme, der vor zwei Jahren bereits das Parteiordnungsverfahren gegen Ex-Ministerpräsident Wolfgang Clement in Gang brachte und damit bundesweit bekannt wurde, plädiert nun auch für den Rauswurf Sarrazins . “Die Fälle sind ja durchaus vergleichbar. Sarrazin fügt der Partei, ähnlich wie damals Wolfgang Clement vor der Hessen-Wahl, Schaden zu. Also bin ich dafür, Sarrazin auszuschließen”, sagte Malzahn den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe).

In dem Bochumer Ortsverein kämen die umstrittenen Thesen Sarrazins zu Einwanderung und Integration von Zuwanderern jedenfalls nicht gut an. “Wir haben eine Reihe türkischstämmiger Mitglieder, und natürlich gibt es im Stadtteil türkische Familien. Man kann diese Bürger nicht, wie Sarrazin es tut, über einen Kamm scheren. Einige sind inzwischen deutscher als die Deutschen, andere tun sich schwer mit der Integration”, so Malzahn. Er räumt aber ein, dass “manche Leute, die der SPD nahe stehen, ähnlich denken wie Thilo Sarrazin”. Malzahn wirft Sarrazin vor, bewusst Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Zum Teil erinnerten seine Thesen sogar an Gedankengut aus der Hitler-Zeit. Malzahn gibt aber zu bedenken, dass Sarrazin nur deshalb so große Aufmerksamkeit erfahre, “weil die Politik das Thema Integration viel zu lange vernachlässigt hat”.

Rheinische Post: Offene Debatte auch mit anstößigen Sozialdemokraten
Kommentar v. Martin Kessler


Es ist verständlich, dass viele SPD-Politiker über die Äußerungen von Bundesbankvorstand und Sozialdemokrat Thilo Sarrazin empört sind. Seine Überlegungen, ob muslimische Migranten nützlich sind, erinnern fatal an eine Zeit, in der viele Sozialdemokraten ihr Leben im Widerstand riskierten. Der Hinweis auf vermehrte Missbildungen in vielen Migrantenfamilien macht bewusst oder unbewusst Anleihen bei unsäglichen Theorien von gutem und schlechtem Erbgut. All das ist Sarrazin anzukreiden. Doch die Sozialdemokraten sollten der Versuchung widerstehen, den umstrittenen Finanzpolitiker aus ihren Reihen auszuschließen. Denn die Fragen, die er anschneidet, treiben viele um, gerade auch Wähler der SPD. Wenn die sich von Migranten im Wettbewerb um Arbeitsplätze bedroht oder durch ihnen gewährte überhöhte Sozialleistungen ausgenützt fühlen, werden sie womöglich nach undemokratischen Alternativen suchen. Die SPD ist besser beraten, den Streit mit ihrem umstrittenen Parteimitglied zu suchen. Wir brauchen eine offene Debatte über die gesellschaftlichen Folgen des hohen Anteils an Migranten. Dabei dürfen Tabus verletzt werden, nicht aber die Menschenwürde der muslimischen Mitbürger.

WAZ: Eine Partei macht es sich leicht – Sarrazin und die SPD
Leitartikel von Ulrich Reitz


Wenn die SPD Thilo Sarrazin rauswirft und die Bundesbank auch, wird dann alles wieder gut? Findet die aufgewühlte Seele sozialdemokratischer Spitzenpolitiker (wie die Basis denkt, wissen wir ja nicht) dann wieder ihre Ruhe? Genauer: Jene Ruhe, die nahe dran ist am Nichtstun, gar an der Ignoranz? Erst jüngst hat die rot-grüne Landesregierung das Integrationsministerium abgeschafft. Warum wundert man sich dann jetzt, dass der Provokateur, Polemiker, Brunnenvergifter, Vereinfacher Sarrazin dann im Namen der SPD das freigeräumte Feld rechtspopulistisch besetzt? Nur sehr wenige Sozialdemokraten und Grüne beschäftigen sich ernsthaft mit den problematischen Folgen einer vom Wirtschaftswunderland gewollten Einwanderung. Mit der Unterdrückung von Frauen. Mit dem Phänomen der Heirats-Migration, wie dieser skandalöse Vorgang beschönigend genannt wird. Mit dem Bildungsrückstand von Schülern mit Migrationshintergrund. Mit deren höherer Kriminalität. Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Berlin-Neukölln, gehört dazu, ein Praktiker, kein Theoretiker wie Sarrazin. Aber zur Wahrheit gehört, dass solche wie Buschkowsky in der SPD Außenseiter sind. Der Grund dafür ist leider klar: innerparteiliche Tabupflege.

Alice Schwarzer, nicht die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, hat die Emanzipation von Frauen in islamisch geprägten Gemeinschaften auf die Tagesordnung gesetzt, demnächst wird wieder ein Buch von ihr erscheinen (wir werden berichten). Auch die Einführung von Sprach- und Integrationskursen ist keine sozialdemokratische Erfindung (wir zahlten lieber Rückkehr-Prämien), ebenso wenig wie die Ermittlung der Deutschkenntnisse bei Vierjährigen und deren anschließende Sprachförderung. Die SPD hat zwei Gründe, auf Sarrazin sauer zu sein. Aber sie redet nur über den einen, dass sich da jemand mit SPD-Parteibuch die rassismusverdächtige Genetisierung der Integrationsprobleme von Muslimen leistet. Über den anderen Grund, ihr schlechtes eigenes Gewissen, redet sie nicht. Auch beschäftigt sie sich gar nicht erst mit der Frage, weshalb sich viele Menschen, vermutlich auch viele Sozialdemokraten, für Sarrazins Thesen interessieren, wahrscheinlich nicht deshalb, weil sie sie rundweg ablehnen. Wer schreibt denn jetzt den Gegenentwurf zu Sarrazins Buch? Der, ohne zu beschönigen, das ursozialdemokratische Thema des gesellschaftlichen Aufstiegs behandelt, und wie dieser unter den offensichtlich erschwerten Bedingungen der Einwanderung organisiert werden kann? Ein Sozialdemokrat?

Lausitzer Rundschau: Die SPD sollte auf Buschkowsky setzen und Sarrazin rechts liegen lassen


Bei der “Invasion der Körperfresser” unterwandern Außerirdische eine US-Stadt, indem sie deren Bürger durch Kopien ersetzen. Ähnliches stellt sich Thilo Sarrazin offenbar vor, wenn er an die Zuwanderer denkt, vor allem aus der Türkei und dem arabischen Raum. “Deutschland schafft sich ab”, lautet sein neues Buch. Das Land wird finanziell ausgesaugt, überfremdet, dümmer und krimineller. Wegen der Fixiertheit auf dieses Thema könnte man schon von einer Phobie sprechen, wäre da nicht die Vermutung, dass der Bundesbanker, SPD-Politiker und Berliner Ex-Finanzsenator seine Wirkung kalkuliert. Sarrazin genießt die Aufregung in den Medien und den Aufschrei der Gutmenschen in seiner Partei. Nichts könnte ihm mehr gefallen als ein Parteiausschlussverfahren, wie es nun Parteichef Sigmar Gabriel erwägt. Für die SPD kann die Devise nur lauten: Rechts liegen lassen. Und sich ein wenig kritischer mit der Lage in den Ausländergettos beschäftigen. In Berlin-Neukölln, dem Bezirk mit der wohl ausgeprägtesten Parallelgesellschaft des Landes, gibt es einen Mann, der in der Zustandsbeschreibung fast das Gleiche sagt wie Sarrazin, aber anders als dieser konstruktive Lösungen sucht statt Ausgrenzung: Bürgermeister Heinz Buschkowsky. Er ist der (linken) Berliner SPD verhasst. Gabriel sollte ihn öfter mal treffen.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan kritisiert Sarrazin: Nicht nachvollziehbar

Auch die CDU ist auf Distanz zu Sarrazin gegangen. Der Sprecher von Angela Merkel sprach von “diffamierenden” Äußerungen, “die die Bundeskanzlerin nicht ganz kalt lassen”. Dies berichten die Stuttgarter Nachrichten und kommentieren: “Schön wäre es, wenn auch die gewaltigen Probleme, die Sarrazin anspricht, die Kanzlerin nicht ganz kaltlassen würden. Es sind Probleme, vor denen beide Volksparteien seit langem die Augen verschließen. Sarrazin bekommt nur deshalb soviel Aufmerksamkeit, weil er das anspricht, was viele Bürger empfinden und teilweise täglich erleben.”

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die erneuten Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zu Einwanderern in Deutschland kritisiert. “Ich teile die Auffassung von Herrn Sarrazin überhaupt nicht; kann sie auch nicht nachvollziehen, wenn ich bedenke, dass er jahrelang politische Verantwortung getragen hat”, sagte Schavan am Donnerstag im Radiosender WDR Funkhaus Europa. Es gebe unter den Einwanderern in Deutschland viele Menschen, die sich für gute Bildung ihrer Kinder einsetzen, aber auch eine Problemgruppe. Wichtig sei, sich nicht nur auf die Problemgruppe zu konzentrieren, sondern auch auf die gelungene Integration zu verweisen.

Annette Schavan wies zugleich darauf hin, dass sich die Bundesregierung um eine bessere Anerkennung ausländischer Abschlüsse bemühe. Sie gehe davon aus, dass sich die Chancen z.B. für türkisch-stämmige Absolventen aufgrund der demographischen Entwicklung verbessern. Schavan kritisierte auch in diesem Zusammenhang Sarrazin: “Wenn der Eindruck erweckt wird, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger haben nicht die Kompetenzen, die Deutsche haben, dann muss man sich nicht wundern, dass da Vorurteile geschürt werden.”

  • 0

#4
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Topic Starter
  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
- Israel & Judentum -

Please Login HERE or Register HERE to see this link!

-






Haben Juden eigene Gene?






Posted By TLV-01 On י"ט באלול ה'תש"ע (29. August 2010 @ 21:39) In Antisem., Extremism.,Judentum

Die unselige Diskussion zur Frage, ob Juden nur „mosaischen Glaubens“ sind, oder eine eigene Rasse seien wie Schäferhunde, Pudel, Schnauzer und Bulldoggen, hätte eigentlich 1945 abgeschlossen sein sollen. Spätestens dann erfuhr die Welt, wohin die abstruse Erfindung der Aufklärung geführt hatte, den Menschen in Rassen einzuteilen…
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 29. August 2010

Die Arier sind nach 1945 spurlos verschwunden und so blieb nur noch eine einzige nennenswerte Rasse in der Welt übrig: Die Semiten. Und auch unter denen gibt es eigentlich nur eine einzige wirklich herausragende Sorte, nämlich die der Juden. Himmler hat dem Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el Husseini ausdrücklich geschrieben, dass die Araber keine Untermenschen seien wie deren semitische Brüder, die Juden. Dennoch geistert bei manchen Kritiker die Vorstellung um, dass Palästinenser und jüdische Israelis doch eigentlich keinen Krieg miteinander führen könnten, weil sie doch „Semiten“ und gemeinsamer Abstammung seien – als ob protestantische und katholische Nordiren unterschiedliche Gene hätten und sich deshalb bekämpfen.

Die Rassen wurden anhand von Sprachfamilien bestimmt. Arabisch und Hebräisch sind sich so ähnlich wie Spanisch, Italienisch und Rumänisch, oder Türkisch und Finnisch! Doch die Sprachen verbreiteten sich ungeachtet der jeweiligen Völker. Die Ägypter zum Beispiel sprechen heute Arabisch, betrachten sich als Araber, haben aber unter den Pharaonen weder eine semitische Sprache gesprochen noch sich als Araber betrachtet. Also müssen sich die Ägypter nach der arabischen Eroberung allesamt einer Genwäsche unterzogen haben. Die Genforschung hat noch nicht verraten, wie das funktioniert.

Bei den Juden ist alles noch komplizierter. Sie betrachten sich als Volk mit einer gemeinschaftlichen Religion, Kultur und Geschichte. Da sie sich schon in biblischer Zeit vor 2600 Jahren über alle Welt verteilten, blieb nicht aus, dass sie sich mit der jeweiligen Lokalbevölkerung vermischten und gleichzeitig an ihrer Kultur festhielten. Da man zum Judentum konvertieren kann und dann als vollgültiger Jude gilt, handelt es sich bei den Juden keinesfalls um eine biologische „Rasse“, wie es die Nazis propagierten.

Wie in jeder menschlichen Stammesgesellschaft blieb nicht aus, dass gewisse Gruppen, zum Beispiel kurdische Juden, Erbkrankheiten entwickelten, die nur unter ihnen verbreitet sind. Das haben moderne Genforscher herausgefunden. Sie nutzen dieses neue Wissen, um diese Krankheiten zu bekämpfen. Auch der weit verbreitete Glaube, dass Juden ein eigenes jüdisches Gen haben müssten, weil aus diesem Minivolk (weniger als 1 Promille der Weltbevölkerung) über hundert Nobelpreisträger hervorgegangen sind, hat nichts mit Genen zu tun. Im Gegensatz zu Christen und Moslems ist jeder jüdische Junge an seiner Bar Mitzwa (vergleichbar mit der Konfirmation) gezwungen, in der Synagoge aus der Bibel vorzulesen. Deshalb gab es unter Juden keinen Analphabetismus, während im Mittelalter in Europa nur Mönche lesen und schreiben konnten. Lesen und Schreiben bildet und schärft den Geist. Das pflegten die Juden und es war Teil ihrer Kindererziehung. Die intelligentesten Gene nützen nichts, ohne entsprechende Ausbildung.

Dann wurde kürzlich entdeckt, dass die jüdische Priesterkaste, also die Cohen, Kahn und Katz, die am Sabbat immer als erste zur Tora-Lesung in der Synagoge gerufen werden, mutmaßlich einen gemeinsamen Stammvater haben, gleichgültig ob es sich um Juden aus Jemen, Marokko, Irak oder Polen handelt. Der Stammvater hat sogar einen Namen: Aharon, Sprecher des biblischen Moses. Da identifizierbare Genketten nur über den Vater vererbt werden, liegt diese Entdeckung fast auf der Hand. Während die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk über die Mutter läuft, ist ein Jude nur über den Vater „Priester“, und das seit über 3000 Jahren.

Die Juden als Semiten und als Rasse zu bezeichnen, ist ein Produkt der europäischen Aufklärung. Es war der „wissenschaftliche“ Ersatz für den alten, religiös motivierten Judenhass. Da der Vorwurf des „Gottesmordes“ infolge der Aufklärung nicht mehr zog, musste die bis heute verbreitete Judeophobie (Abneigung gegen Juden) anders begründet und motiviert werden. Dazu diente die Rassentheorie. Unter Hitler führte sie zu den bekannten Exzessen.

Wer heute irgendwelchen Menschengruppen und speziell den Juden separate Gene nachsagt, stellt sich in eine Reihe mit den übelsten Rassisten und schlimmsten Antisemiten.


Ulrich W. Sahm / haGalil.com
  • 0

#5
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Topic Starter
  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
- Israel & Judentum -

Please Login HERE or Register HERE to see this link!

-





Presseschau und Meinungsbild: Zugespitzt, oder nicht doch eher grob?




Posted By admin On י"ט באלול ה'תש"ע (29. August 2010 @ 14:24) In Antisem., Extremism.

Die Probleme sind offenkundig, die Debatte über die Zukunft von Deutschen und Eingewanderten zu wichtig, um sie einem eitlen Banker zu überlassen, meint der Weser Kurier. Man brauche dafür keinen Mann, der die zur Abwehr mongolischer Invasionstruppen erbaute chinesische Mauer für ein gelungenes Beispiel regulierter Zuwanderung hält…
Weser-Kurier: Was ist mit Schwulenhass und Judenfeindschaft islamischer Jugendlicher?

Glaubwürdiger würde die Empörung erst, wenn sie sich auch als deutlichere Gegenwehr zu dem immer wieder zu beobachtenden aggressiven Machogehabe islamischer Jugendlicher, deren offenen Schwulenhass und Judenfeindschaft richten würde. Da würden sich viele Bürger oft auch ein entschlosseneres Handeln auch der Polizei wünschen. Wie umgekehrt den Sonntagsreden über bessere Teilhabe der Migrantenkinder an Bildung, kulturellem und gesellschaftlichen Leben mehr Anstrengungen folgen müssten.

Frankfurter Neue Presse: Der Polarisierer
Olaf Kern kommentiert


… Ganz falsch kann Thilo Sarrazin also nicht liegen, wenn er damit die Herzen und Köpfe vieler erreicht, und die Politik, die eigentlich dafür zuständig wäre, danebensteht und beinahe machtlos zuschaut.
Dank Sarrazin offenbart sich wieder einmal, woran die Berliner Republik krankt: Wenig klare Worte, schlecht vermittelte Politik, gegenseitige Anfeindungen, täglich neu produzierte Verdrossenheit. Und Sarrazin hat unbestreitbar in diesem Punkt recht: Es gibt ein Integrationsproblem in diesem Land. Weil einige Menschen denken wie er. Weil nicht alle Menschen – vor allem türkischer Herkunft – so recht integrationswillig sind. Weil die Politik zwar über das Thema redet, aber nicht genügend getan hat. Das ist aber auch schon alles.

Rheinische Post: Sarrazin spitzt zu
Ein Kommentar von Reinhold Michels


Im Rechtsstaat gilt das Übermaßverbot: Hoheitliche Zwecke und Mittel müssen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. In den politischen Arenen gibt es solche Beschränkungen nicht. Man muss das nicht bedauern. Manchmal braucht es den Kanonendonner, um die Spatzen zu scheuchen. Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, Provokateur vom Dienst, sieht sich einer Phalanx der Erschrockenen, Empörten gegenüber – sie reicht von der nervenstarken Kanzlerin bis zur leicht erregbaren Claudia Roth. Dazwischen siedelt SPD-Chef Sigmar Gabriel, der unsicher ist, ob wirklich alle Sozialdemokraten den Genossen Sarrazin wegen unsozialdemokratischer Umtriebe zum Teufel wünschen.
Denn Sarrazin spitzt zu, was der meist geachtete Sozialdemokrat, Helmut Schmidt, längst formuliert hat: dass die deutsche Zuwanderungspolitik kein Ausweis politischer Klugheit war. Deshalb ist es so klug wie geboten, die Fehler bei der Integration nicht nur zu benennen – was auch ohne Sarrazin geschieht – , sondern sie nicht fortzusetzen. Vieles von dem, was Sarrazin manchen Zuwanderer-Familien zumutet, wirkt pauschal, grob gestrickt, verletzend. Manches trifft den Kern des Problems. Und alles ist vom Recht auf Meinungsäußerung gedeckt.

LVZ: Sarrazin hat Recht – “Völlig absurde Migrationsindustrie entstanden”
Islamkritiker Ulfkotte

Der Islam-Kritiker und Buchautor Udo Ulfkotte sieht in der scharfen Kritik an den Zuwanderungsthesen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) eine “zunehmende Ignoranz der Politik” gegenüber der Mehrheitsmeinung der Bundesbürger. “Wir sehen gerade wieder, dass Menschen wie Thilo Sarrazin bei Umfragen zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich haben. Aber alle führenden Politiker erklären ihn für verrückt. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis sich dies rächt”, sagte Ulfkotte der “Leipziger Volkszeitung” (Freitag-Ausgabe). Es sei nach wie vor nicht gewollt, die Probleme der Zuwanderungspolitik schonungslos zu benennen und Fehlentwicklungen zu stoppen. “Stattdessen proben wir weiter die Aufführung des Märchens ,Des Kaisers neue Kleider’. Der einfache Bürger darf nicht sagen, dass der Kaiser nackt ist, man muss als einfacher Bürger immer nur klatschen. So ist das heute in Deutschland, aber irgendwann ist die Märchenstunde zu Ende.”

Die heftige Schelte gegen arbeitsunwillige Migranten ohne Deutschkenntnisse und Sozialhilfebetrüger dürfe nicht als undifferenzierter Rundumschlag missverstanden werden. “Gerade die zugewanderten Mitbürger, die sich hier nach ihren Möglichkeiten integrieren, rechtschaffend Leben und ihrer Arbeit nachgehen sowie ihre Steuern bezahlen, fragen sich, warum wir gegen die schwarzen Schafe aus ihren Reihen rein gar nichts unternehmen und diese sogar noch bevorzugen”, so Ulfkotte. Sie seien in Wahrheit die Benachteiligten der Fehlentwicklungen in der Zuwanderungspolitik.

Ulfkotte unterstützt inhaltlich die umstrittenen Thesen Sarrazins zu Migrationsproblemen und Auswüchsen des Islams. Man müsse endlich offen darüber sprechen, dass bis bis 2007 allein durch die Migranten in den deutschen Sozialsystemen ein Minus von mehr als einer Billion Euro entstanden sei. “Wir haben eine völlig absurde Migrationsindustrie entstehen lassen. 1252 Euro könnte jeder deutsche Steuerzahler rein statistisch gesehen jedes Jahr heute mehr netto in der Tasche haben, wenn wir nicht diese irrsinnigen Summen für bildungsresistente und rückständige Migranten ausgeben würden.” Migranten, die ohne Deutschkenntnisse und mit geringem Bildungsniveau dauerhaft von den Sozialtransfers abhängig sind, kritisiert Ulfkotte als “Wohlstandsvernichter.” Auch bei der Kritik an Muslimen unterstützt der Islamkritiker Sarrazin. Der Islam sei vor allem eine aggressive Ideologie, “die unter Demokraten in Europa keinen Platz haben darf”, so Ulfkotte.

Mit Blick auf die Integrationsanstrengungen der Bundesländer fordert Ulfkotte, die Stellen der Integrationsbeauftragten abzuschaffen. Stattdessen müsse es für integrationsunwillige Zuwanderer “Rückführungsbeauftragte” geben. Integration sei eine “Bringeschuld der Migranten” und keine staatliche Aufgabe. Zudem sollten nach niederländischem Vorbild staatliche Transferleistungen für Neu-Zuwanderer gestoppt werden, um die Sogwirkung des Sozialstaates zu bremsen. “Das machen die Niederländern seit diesem Sommer so. Neu eintreffende Migranten haben in den Niederlanden künftig keinen Cent Anspruch auf staatliche Sozialleistungen. Das schreckt ab”, so Ulfkotte. Der Autor stellt in seinem neuen Buch “Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold – Armut für alle im lustigen Migrantenstadl” weitere Thesen zu Fehlern der Zuwanderungspolitik auf. Das Buch ist ab 11. September im Handel erhältlich.

Anm. d.Red.: 11.09.? Was für ein Zufall.

Das Deutsche Institut für Menschenrechte wünscht sich eine sachliche Diskussion

“Wesentliche Forderungen Sarrazins nach Rechtsänderungen liegen jenseits des menschenrechtlich Zulässigen und des unveränderlichen Kerns des Grundgesetzes”, erklärte Dr. Petra Follmar-Otto, Leiterin der Abteilung Inland/Europa des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
Zudem sei kennzeichnend für die Äußerungen Sarrazins, dass er die Gesellschaft in Deutschland nach dem Muster “Wir” und die “Anderen” unterteile. Innerhalb der “Anderen” bilde er weitere Untergruppen wie “Türken”, “Araber” oder wahlweise “muslimische Migranten”, deren Mitgliedern er in verallgemeinernder und herabwürdigender Weise bestimmte negative Eigenschaften zuschreibe. “Solche rassistischen Kategorisierungen sind in einer Gesellschaft, die sich zu den Menschenrechten bekennt, nicht hinnehmbar”, so Hendrik Cremer, wissenschaftlicher Referent am Deutschen Institut für Menschenrechte. In Deutschland sei von Rassismus häufig nur dann die Rede, wenn es um politisch organisierten Rechtsextremismus gehe. Dieses enge Verständnis von Rassismus habe praktische Folgen: Rassismus im Alltag, unterhalb der Schwelle von Gewalt, und strukturelle Diskriminierungen, etwa im Bildungsbereich oder auf dem Arbeitsmarkt, erhielten im Einwanderungsland Deutschland nicht die angemessene Aufmerksamkeit. “Die gegenwärtige Debatte sollte zum Ausgangspunkt für eine sachliche Diskussion über die Voraussetzungen einer inklusiven Gesellschaft und über das Verständnis von Rassismus in Deutschland werden”, so Cremer weiter.

Auch ein Wirtschafts-Sachbuch widmet sich Sarrazin und bezeichnet seine Vorschläge zu Hartz IV als lebensbedrohlich und inkompetent.

In dem bei Hanser erschienenen Wirtschafts-Sachbuch “WORST CASE” befasst sich das Autoren-Duo u.a. explizit mit dem Phänomen Sarrazin, der neben Türken und Arabern auch Hartz IV Empfänger in ihrer Menschenwürde verletzte – und ihnen eine ungesunde, teils lebensbedrohliche Kost empfahl. Das Werk zählt mittlerweile zum Bestand der Bundesbank-Bibliothek.

Vollborn und Georgescu fordern angesichts der aus ihrer Sicht haarsträubenden Aussagen Sarrazins dessen Ausschluss aus der SPD sowie seine Entlassung als Bundesbank-Vorstand. Zudem empfehlen Sie Hartz IV – Empängern und Migranten den Boykott von Bertelsmann-Produkten, solange Sarrazins neues Buch nicht aus dem DVA-Verlagsprogramm genommen wird. “Warum ein derart seriöser Verlag so polarisierende und diskriminierende Meinungen ohne jegliche wissenschaftliche Basis auf 465 Seiten verpackt und pusht ist aus Autorensicht nicht zu verstehen”, erklärt Georgescu, und: “Die Vererbungslehre nach Rassen galt bis zur Sarrazin-Publikation im Bertelsmann-Konzern eigentlich als Altlast der deutschen Geschichte”.
  • 0