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DAS WEICHE MOOS SEKTIERERISCHER SELBSTZUFRIEDENHEIT


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Rolf

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DAS WEICHE MOOS SEKTIERERISCHER SELBSTZUFRIEDENHEIT





April 1992

Zitate von Willem J. Ouweneel zum Thema






Was ist eine Sekte?






In 1Kor 11,19 hat es den Sinn von »Uneinigkeit«, »Parteiung«, »Spaltung«. Das Wort folgt hier auf »Spaltungen« (schismata) in Vers 18, was auf eine Uneinigkeit in der Versammlung als Folge von Redestreit und Rivalität hinweist, in der persönliche Motive (nicht Lehrmeinungen) eine Rolle spielen (vgl. 1,10–12). Die Bedeutung von Vers 19 ist, daß Gott derartige »Gruppenbildungen« als einen Test zuläßt: die »Bewährten« sind die, die über dieser Gruppenbildung stehen und bei der »Sektiererei« in der Versammlung nicht mitmachen.

»Sekte« im biblischen Sinn

Wir haben sowohl bei den jüdischen Sekten als auch in 1Kor 11,19 und Gal 5,20 gesehen, daß nicht unbedingt Irrlehre im Spiel sein muß, sondern daß einfach Parteien innerhalb einer größeren Gesamtheit beabsichtigt sein können. Innerhalb des Judentums mag so etwas eine normale Sache gewesen sein, aber im Christentum wird dies als ein Werk des Fleisches bezeichnet. Die »Bewährten« sind die Christen, die sich nicht in irgendeine Partei mit hineinziehen lassen, sondern darüber stehen und an der Einheit des Geistes auf der Grundlage der Einheit des Leibes Christi festhalten.



Einige extreme Kennzeichen von Sekten

Je sektiererischer eine Gruppe ist, desto schwieriger ist es, sich ihr anzuschließen. Wenn vielleicht auch nicht offiziell, so aber doch in der Praxis muß man allerlei besonderen Forderungen entsprechen. Man muß von Herzen die außergewöhnlichen Lehren der Gruppe übernehmen und am besten auch noch die typische Identität der Gruppe angenommen haben (dieselben Gewohnheiten, denselben Sprachgebrauch, dieselbe äußere Erscheinung, dieselben Auffassungen, dieselbe Lektüre, dasselbe Gesangbuch, etc.). Je sektiererischer eine Gruppe ist, desto länger dauert es gewöhnlich, bis jemand von außen vollständig in diesen Kreis aufgenommen ist. Bestimmte Regeln sind nicht von vornherein klar formuliert und werden dem Aufzunehmenden erst schrittweise mit seiner Integration in die Gruppe bekannt. Die Sekte entzieht sich so jeder Beurteilung von außen und lehnt auch jegliche Beurteilung von außerhalb ab (»nicht kompetent«). Ihr höchstes Ideal ist: alle Mitglieder haben genau dieselben (sektiererischen!) Auffassungen und dasselbe Verhaltensmuster. Alles, was nicht den eigenen Regeln entspricht, ist verkehrt. Man fühlt sich allein unter den Mitgliedern der eigenen Gruppe völlig geborgen und behaglich.


Elitebewußtsein.


Unmittelbar damit hängt die Tatsache zusammen, daß der Elitegeist der Sekte auch fordert, daß man einerseits soweit wie möglich die Verbindung mit Menschen, die nicht Mitglieder der Sekte sind (auch wenn sie wahre Gläubige sind) auf das Unvermeidbare reduziert. Andererseits ist man verpflichtet, soviel wie möglich den eigenen Zusammenkünften beizuwohnen und enge soziale Verbindungen mit den übrigen Mitgliedern der Sekte zu unterhalten. Sie verträgt auch keine Kritik: je sektiererischer eine Sekte, desto weniger Selbstkritik gibt es. Sie verträgt nicht einmal unparteiischste Kritik, selbst wenn sie aus den eigenen Reihen stammt; sie weiß sich selbst immer zu entschuldigen und die Kritiker immer zu verurteilen. Die Intelligenten unter ihnen durchschauen das natürlich sehr wohl und versuchen, dies durch einen Anschein von Demut zu verbrämen; dadurch verändert sich jedoch nicht das Geringste. Man anerkennt wohl die »großen Schwachheiten« im eigenen Kreis, aber gewöhnlich bezieht sich das auf die »anderen «: diejenigen in der Sekte, die vom Gruppengeist abweichen. Es ist doch sehr anmaßend, daß, wenn auch nicht laut gesagt, so doch oft gedacht wird: »Wir haben das beste Schrifttum«, »Wir sind Philadelphia«, »Außerhalb von uns ist nur Laodicäa«, »Außerhalb von uns gibt es zwar sehr wohl Gläubige, aber diese haben sehr viel weniger Licht«, »DerTisch des Herrn ist nur bei uns«, »Bei anderen Glaubensgemeinschaften ist der Herr nicht in der Mitte«, »Es gibt keine Gemeinde, die sich so schriftgemäß versammelt wie wir«, etc.

Angst

Je fester zusammengefügt und einförmiger die Gruppe ist, desto größer ist die Angst der einzelnen Glieder, aus der Gruppe gestoßen zu werden. Man verliert dann nämlich seine Familie und Freunde und oft auch seine Existenzgrundlage. Überdies verliert man den festen Boden unter den Füßen, mit dem man manchmal ein ganzes Leben lang vertraut gewesen ist. »Wo sollte ich hingehen, wenn ich ausgeschlossen würde?« So schweigen viele, die Kritikpunkte haben, lieber aus Furcht, die Gruppe gegen sich aufzubringen. Merkwürdig genug gilt das auch für die Führer, soweit sie finanziell von der Gruppe abhängig sind. Wegen dieser Angst wagt man auch nicht, irgend etwas zu verändern – das würde Kritik an den Gründern oder den vorangegangenen Generationen bedeuten – so daß nicht die geringste Erneuerung möglich ist. Wegen dieser Angst hat man keinen Mut, etwas zu unternehmen. Neben Erstarrung also auch Passivität. Wer nichts tut, kann auch nicht kritisiert werden.

»Der Ausdruck ›Sekte‹ … bezeichnet entweder eine Lehre oder ein System, sei es auf philosophischem oder religiösem Gebiet, dessen Anhänger vereinigt sind als solche, die jene Lehre übernommen haben. (…) Ein sektiererischer Geist existiert da, wo der Wunsch besteht, Jünger auf irgendeiner anderen Grundlage als der dieser Einheit [des Leibes Christi] zu vereinen, und wo diejenigen, die vereinigt sind, dies wegen und mittels einer bestimmten gemeinsamen Meinung sind. Ihre Einheit ist weder auf dem Grundsatz der

Einheit des Leibes, noch der Einheit der Gläubigen gegründet. Wenn solche Personen in einer Glaubensgemeinschaft vereinigt sind und sich gegenseitig als Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft anerkennen, dann bilden sie formal eine Sekte, weil ihr Versammlungsgrundsatz nicht die Einheit des Leibes ist und weil sie nicht als Glieder des Leibes Christi versammelt sind – selbst wenn sie tatsächlich solche wären – sondern als Glieder einer besonderen Glaubensgemeinschaft. (…)«

»Eine Sekte ist also eine religiöse Gemeinschaft, die aufgrund eines anderen Grundsatzes, als dem der Einheit des Leibes Christi vereinigt ist. Eine solche Glaubensgemeinschaft ist auf jeden Fall eine Sekte, wenn diejenigen, welche sie ausmachen, als deren Glieder betrachtet werden. Dann wandelt man in einem sektiererischen Geist, wenn man nur gewisse Personen anerkennt und zuläßt, ohne sich gerade Glieder einer Glaubensgemeinschaft zu nennen.«

Grundsätze des Zusammenkommens

Eine Sekte ist u. a. eine Gruppe von Christen, die – wenn auch ihr Bekenntnis noch so schön klingen mag – sich faktisch vereint haben auf der Grundlage einer Anzahl von Lehrauffassungen, mit denen man einig sein muß, z. B. besondere Gedanken über böse »Verbindungen« (wobei die Kette der »Verunreinigungen« manchmal bis ins Absurde hin durchgeführt wird) oder der Gedanke eines circle of fellowship.

Wer derartige Lehrmeinungen zu einem Test für Gemeinschaft macht, ist sektiererisch.

Umkehr

Ich habe nun ausführlich über die Diagnose der Sektiererei gesprochen. Was die mögliche Therapie angeht, möchte ich gerne folgende Punkte vorstellen:

(1) Die Geschwister, die den schriftgemäßen Standpunkt der Einheit des Leibes Christi einnehmen wollen, müssen in erster Linie lernen, zum Herrn zu rufen und Schuld zu bekennen, weil wir alle mitverantwortlich sind für unsere Sektiererei, und wir müssen bei Ihm um Rettung flehen. Wie herrlich wäre es, wenn Gläubige auch untereinander zusammenkämen, um in dieser Not einträchtig zum Herrn zu rufen. Er wird sicher zu seiner Zeit und auf seine Weise antworten!

(2) Die Geschwister, die den schriftgemäßen Standpunkt einnehmen wollen, dürfen um des Gewissens und um der Ehre des Herrn willen sich auch nicht länger still verhalten.Es geht nicht an, zum Herrn zu rufen, aber unseren Geschwistern gegenüber ängstlich zu schweigen. Sie müssen würdig, ehrlich und entschlossen wieder für die Grundsätze der Schrift eintreten und sich nicht einschüchtern lassen durch autoritäre Brüder, die ihnen den Mund verbieten wollen oder sie gar mit Zuchtmaßnahmen bedrohen.

(3) Sie dürfen sich keinerlei Sektiererei auferlegen lassen, sondern müssen wieder neu den Blick für den ganzen Leib Christi bekommen, froh und freimütig Gemeinschaft üben mit allen wahren Christen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen, sich freuen über jedesWerk Gottes, das in unseren Tagen überall in der bibeltreuen Christenheit geschieht und dabei von Herzen mit gleichgesinnten Christen mitarbeiten, insoweit es natürlich eindeutig der Herr ist, der ihnen bestimmte Projekte der Zusammenarbeit auf die Schultern legt. Sie dürfen nicht länger abseits stehen vom Werk Gottes in unseren Tagen!

(4) Sie müssen nachdrücklich (aber würdig und geistlich) Einspruch einlegen in Fällen,in denen wahre Gläubige, die nicht mit fundamental Bösem behaftet sind, nicht zum Abendmahl zugelassen werden. Es geht hier um den schriftgemäßen Grundsatz unseres Zusammenkommens! Was den betrifft, dürfen sie keinen Kompromiß dulden.

(5) Sie müssen auch nachdrücklich (aber würdig und geistlich) Einspruch einlegen in Fällen von falschen Ausschlüssen, die durch sektiererische und gesetzliche Brüder durchgedrückt worden sind. Es darf einfach nicht mehr geduldet werden, daß solcher Sauerteig unbemerkt weiterwirken kann. Im Namen und in der Kraft des Herrn sollen sie mit Mut und Entschlossenheit dagegen Stellung beziehen.

(6) Sie müssen vor allem den Blick haben für die Schwachen, Enttäuschten und Jüngeren unter uns, die schwer unter der erwähnten Sektiererei, der Starrheit und Engherzigkeit zu leiden haben. Sie dürfen sie keinesfalls auf fleischliche Weise aufstacheln, sondern sie auf geistliche Weise mit dem Wort ermutigen im Herrn. »Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!

« (Eph 5,14). Es sieht so aus, als müsse neu der Ruf erschallen: »Siehe, der Bräutigam! gehet aus, ihm entgegen!« (Mt 25,6), denn wir sind wieder eingeschlafen und ruhen aus auf dem weichen Moos unserer sektiererischen Selbstzufriedenkeit . Vielleicht schenkt der Herr uns noch Umkehr und Erleuchtung, damit wir wirklich zurückkehren dürfen zur Grundlage seines Wortes (nicht mehr zugedeckt durch viele vollkommen erstarrte Auslegungen) und zur Grundlage der Einheit des ganzen Leibes Christi. Zur Ehre Seines Namens!

April 1992

Willem J. Ouweneel







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