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Beschreibung eines Okkultisten


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#1
Rolf

Rolf

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Bei dem nachfolgenden Artikel, den ich gerade fand, fiel mir sofort die Person Helmut Bauer ein. Das bild von diesem Mann schließt sich immer mehr.



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Okkultismus - die Magie der Neuzeit





Okkultismus ist in seiner Grundlinie die Rückkehr des modernen Geistes in die vorwissenschaftliche Weltsicht der Magie. Okkultisten sind irgendwie immer wissenschaftsverdrossen. Sie versuchten, in der ihnen vorgezeigten vernünftigen Welt zu leben. Aber dieser Versuch misslang. Nun führen sie ihre Intuition und ihr Erkenntnisdrang zurück in die Gefilde magischer Weltsicht und intuitiver Weltdeutung. Das heisst nicht, dass der Okkultismus ein direkter Erbe der originalen, vorwissenschaftlichen Magie ist. Wer nach Jahrhunderten eingeschulter Rationalität wieder in magische Welten taucht, taucht mehr in die in seiner Seele verborgene Magie als in die Magie der heidnischen Vorfahren. Er bleibt in mancher Hinsicht ein moderner Geist, auch wenn die moderne Vernunft ihm bleiern anhängt und er alle moderne Vernünftelei so rasch wie möglich wegzaubern möchte. Er bleibt ein Mensch seiner modernen Zeit, auch wenn er jetzt altheidnische Rituale imitiert und magische Formeln flüstert. Oft ist er gar ein so rettungslos der wissenschaftlichen Systematik verhafteter Geist, dass er seine neue Magie zur detailierten Pseudowissenschaft aufpoliert, zu einer ausgefeilten und durchorganisierten Geheimniskrämerei, zu einer irrationalen Schwester der modernen Wissenschaft und der rational reflektierenden Theologie.

Dieses quasiwissenschaftliche Gehabe mancher Okkultisten zeigt aber nur die tiefe Problematik moderner Magiesuche. Okkultisten haben alles Vertrauen in die vernünftig geordnete Welt der wissenschaftlich geschulten Vernunft verloren. Die Welt ist nicht so, wie die Wissenschaft sie haben und beschreiben möchte. Sie ist nicht vernünftige Ordnung. Sie ist bodenloses Chaos. Und der Mensch ist nicht so, wie ihn schon die Griechen und Römer sahen, ein animal rationale, ein vernunftbegabtes Lebewesen. Der Mensch ist ein Bündel irrationaler Kräfte, ein Abgrund wirrer Empfindungen und Triebe. Die Vernunft ist einerseits bloss die manierlich geordnete Schauseite des menschlichen Geistes, nur die Geschäftsauslage, aber nicht das sich dahinter verbergende Geschäft, und anderseits nur die nette Fassade der uns umgebenden Wirklichkeit, nur die Fronseite der Häuserreihe, nicht ihr Hinterhof. Die Rückseite sieht hier und dort völlig anders aus.

Allein die moderne Vernunft, meint der Okkultist, weigert sich, in den Hinterhof zu steigen und die Rückseite des Geistes und die Rückseite aller Dinge zu betrachten. Deshalb schlägt er, der Okkultist, einen der modernen Vernunft widersprechenden Weg ein. Er bahnt sich einen Weg durch alle Hinterhöfe der Wirklichkeit und schaut der Rückseite aller Dinge in einer seltsamen Verbindung von Ehrfucht, Lüsternheit und Entsetzen tapfer ins Gesicht. Ja noch viel mehr - er pflegt zum Teil die rückseitige Weltbetrachtung mit einer Inbrunst , die jedem Philosophen in seiner Bemühung um die vernünftige Welt wohl anstehen würde. Nicht jeder Wissenschaftler pflegt seinen Beruf so leidenschaftlich wie der Okkultist als Berufung. Die meisten Okkultisten, auch wenn das gute Geschäft mit den faszinierenden Schrecken den einen und anderen lockt, fühlen sich als Berufene und überzeugen alle jene, die jeder Berufung mehr trauen als jedem Beruf. Das Schattenreich ruft.

Die Rückseite aller Dinge will beachtet werden. Die irrationale und dunkle Seite der Wirklichkeit fordert ihr Recht. Der Okkultist hat ihren Ruf vernommen und opfert den Schatten, was den Schatten gebührt: Zuerst seine Freizeit, seine Imagination und Phantasie, dann seine wissenschaftliche und oft auch seine persönliche Reputation, hie und da sogar auch seine bisherigen Beziehungen und seinen angelernten Beruf. Okkultisten sind immer Outsider in der modernen Welt, gerade auch dort, wo sie eine wackere Schar von Adepten um sich sammeln. Am Rande der modernen Gesellschaft aber ist das Leben kein Sonntagsspaziergang. Da lebt es sich gefährlich. Manchmal opfert der Okkultist den ihn bedrängenden Schatten vorübergehend oder unwiderruflich sogar die Klarheit seines Bewusstseins und damit auch die Fähigkeit zu vernünftiger Kommunikation. Hie und da kommunizieren Okkultisten nur noch mit ihren eigenen Schatten. Der Okkultist wird eins mit der Rückseite aller Dinge. Er ist - wie er selber gerne sagt - «Gott geworden».

Der Aussenstehende aber steht vor einem zu Gott gwordenen Menschen, den dieses Gottsein völlig überfordert. Mit seiner Gottwerdung verlässt der Okkultist den Raum kommunikationstauglicher Mitmenschlichkeit und verliert sich in der Einsamkeit eines gnadenlosen Wahns.
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