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"Urchristen" hinter Masken


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Rolf

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"Urchristen" hinter Masken


Verdeckte Öffentlichkeitsarbeit des Universelles Lebens

Die Glaubensgemeinschaft "Universelles Leben" ist in verschiedener Hinsicht eine Besonderheit unter den neuen religiösen Bewegungen der Gegenwart. Sie ist kein "religiöser Import", sondern hat ihre Wurzeln in Deutschland, genauer im Raum Würzburg; sie ist mit ihrer Entstehung in den 1970er Jahren noch vergleichsweise jung, und sie bemüht sich um eine Verbindung von Elementen esoterischer Weltanschauung mit einer betont christlichen Außendarstellung. Das deutlichste Charakteristikum, das sie von anderen Gruppierungen abhebt, ist die oft maßlose Kritik an den christlichen Kirchen. In ihrer dezidierten Kirchenfeindschaft und den daraus folgenden umfangreichen publizistischen Aktivitäten übertrifft das Universelle Leben mittlerweile die Zeugen Jehovas weit, die ja auch traditionell ein sehr distanziertes Verhältnis zuden etablierten Kirchen einnehmen.

Geheimniskrämerei

Nun ist auffällig, dass der eigentliche Name der Organisation "Universelles Leben" immer seltener bei öffentlichen Veranstaltungen gebraucht wird. Statt dessen sind zahlreiche Organisationen entstanden, die unter jeweils anderen wohlklingenden Namen die Interessen bzw. einzelne Anliegen des Universellen Lebens vertreten. Der Zusammenhang mit der Mutterorganisation ist dabei oft nur dem ersichtlich, der sich bereits mit dem Universellen Leben auskennt.
Besonders deutlich wird diese Tendenz, wenn man die sich immer weiter auffächernden Internetpräsenzen des Universellen Lebens betrachtet.

Netzdickicht

Die offizielle Selbstdarstellung des Universellen Lebens unter www.universelles-leben.de (bzw. universelles-leben.org) verweist keineswegs auf alle Internetangebote, die mit der Gemeinschaft im Zusammenhang stehen. Bei den zum engeren Kern zu zählenden Präsenzen ist auf deren Startseite noch deutlich der Bezug zum Universellen Leben angegeben. Dazu zählen die Seite der Zeitschrift "Das Weiße Pferd" (www.das-weisse-pferd.com), der Radiosender des Universellen Lebens, Radio Santec (www.radio-santec.de) sowie das "Weltweite Gebets- und Glaubensheilzentrum des JESUS, des CHRISTUS" aus Würzburg (www.glaubensheilung.org oder www.gebets-glaubensheilzentrum.de). Nur noch einen unkommentierten Link auf die offizielle Homepage des Universellen Lebens trägt die Präsenz des Verlages "Das Wort" (www.das-wort.com). Lediglich indirekt lässt sich der Zusammenhang der Naturklinik Michelrieth mit dem Universellen Leben aus der Internetpräsenz erkennen, denn die Homepage (www.naturklinik.com, anderer Server unter www.fasten.cc) verlinkt zwar auf den Verlag Das Wort, Radio Santec und erwerbende Betriebe, nicht jedoch auf die Startseite des Universellen Lebens. Dass dem Universellen Leben nahestehende Betriebe wie z. B. Gut zum Leben (www.gzl.com = www.lebegesund.de) oder der Apostel-Kräuter-Versand (www.apostel-kraeuter.com) ohne Verweis auf die Organisation auskommen, mag mancher für entschuldbar halten. Auffälliger ist dies indes bei den kirchenkritischen Websites der Gemeinschaft.

Kirchenkritik

An der Spitze steht dabei die umfangreiche und aufwändig gestaltete Seite der Jugendabteilung Revo - Der geistige Revolutionär Christus (www.revo.org). Das Logo eines Bischofs im Parkverbot "Gott ja! Kirche nein!" (Abgebildet in Confessio 2/2000, 3) kann dort auch auf Kugelschreibern, Postkarkten T-Shirts, Pullovern und Westen bestellt werden. Merchandising mit Kirchenhaß darf wohl nicht als konstruktive Form von Kritik angesehen werden. Revo betreibt auch Kino- und Zeitschriftenwerbung, einen Zusammenhang mit dem Universellen Leben kann jedoch allenfalls der Eingeweihte aus den Würzburger Veranstaltungen im Terminkalender ersehen. Benannt wird die Beziehung nicht.
Noch versteckter präsentiert sich das Universelle Leben mit dem "Theologen". Die Traktate des "Theologen" (www.theologe.de), für die der ehemalige evangelische Pfarrer Dieter Potzel verantwortlich zeichnet, werden auch in gedruckter Fassung verteilt. Die Themen richten sich klar gegen die Kirchen: Nr. 3 "So spricht Martin Luther - so spricht Jesus von Nazareth", Nr. 4 "Die evangelische Kirche und der Holocaust", Nr. 5 "Wie Paulus die Lehre des Jesus verfälschte", Nr. 6 "Die evangelische Kirche - immer für den Krieg." Als Herausgeber tritt die Initiative "Freie Christen für den Christus der Bergpredigt" in Marktheidenfeld in Erscheinung, der neben Herrn Potzel noch "Dipl.-Theol. Moris Hoblaj, ehem. kath. Religionslehrer" und "Johannes Meier, ehem. kath. Priester" angehören.
Dieser Verein produzierte auch eine Webseite mit der Überschrift "Das große Jubeljahr 2000. Was Jesus wollte, was Christus will - Wie die Kirche ist." (www.jubeljahr2000.de), die ein "kritischer Rückblick auf 2000 Jahre Kirche" sein möchte und in heftiger und unsachlicher Polemik gegen die Kirchen agitiert. Ein für Laien erkennbarer Bezug zum Universellen Leben ist nicht angegeben - kein Hinweis, kein Link.
Gleiches läßt sich über die "Initiative Mahnmal für Kirchen-Opfer" (www.kirchenopfer.de) feststellen, an der auch Prof. Hubertus Mynarek beteiligt ist: drastische Kritik ohne Hinweis auf die geistliche Verwurzelung der Urheber, die ja für die Motivation entscheidend ist.
Am geheimnisvollsten geben sich indessen die "Neo-Lutheraner" (www.neo-lutheraner.de). Die "Gesellschaft zur Verbreitung von Informationen über die Glaubens- und Sittenlehre Martin Luthers" aus Kreuzwertheim möchte sich "dafür einsetzen, dass in unserer Gesellschaft wieder jedermann weiss, was Luther wirklich sagte. Der Vernebelung seiner Lehre, auch durch offizielle Kirchenvertreter, haben wir den Kampf angesagt." Weiteres gibt es nur schriftlich auf Anforderung, die Internetseite präsentiert nur ein Formular für die Adresse. Überflüssig zu erwähnen, dass kein offensichtlicher Bezug zum Universellen Leben auf der Seite erkennbar ist.

Veranstaltungen

Der Eindruck, den die zahlreichen äußerlich unabhängigen Internetseiten hervorrufen bestätigt sich auch bei anderen öffentlichen Veranstaltungen: Das Universelle Leben wirbt versteckt. In Dresden wurde - wie in anderen Städten - zu der Veranstaltungsreihe eingeladen "Der Matrix-Mensch, Leitbild zur Ruhe", deren Untertitel auf Meditation hinwies. Der Inhalt der Zusammenkunft bestand im gemeinsamen Radiohören: die Übertragung einer Meditation von "Gabriele". Als Veranstalter trat der Verlag "Das Wort" auf. Der Name "Universelles Leben" fiel bei der gesamten Veranstaltung kein einziges Mal. Wer sich nicht näher mit dem ausgelegten Verlagsprogramm auseinandersetzte, konnte nach Hause gehen, ohne zu wissen, wo er gewesen ist. Auf meine Frage hin, warum der Name "Universelles Leben" nirgends erwähnt wird, äußerte eine der eigens aus Würzburg angereisten Veranstalterinnen, sichtlich verunsichert, dies habe keine tiefere Bedeutung, man wisse doch, dass der Verlag "Das Wort" zum Universellen Leben gehört.

Motive

Warum dieses Versteckspiel? In den vergangenen Jahren ist die Gemeinschaft selbst immer wieder zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen geworden. Der Name "Universelles Leben" ist darum offenbar kein gutes Aushängeschild mehr, weckt er doch bei vielen negative Assoziationen. Der Ruf des Universellen Lebens scheint es als Werbeträger eher zu diskreditieren. Wohl aus diesem Grunde ist er bei öffentlichen Veranstaltungen der Gemeinschaft kaum noch zu finden.
Hinzu kommt noch etwas anderes:
Die Autoren der Kirchenschelte möchten für selbstlose Kämpfer für die Wahrheit gehalten werden. Dazu passt es nicht, mit einer Organisation in Verbindung gebracht zu werden, der totalitäre Strukturen vorgeworfen werden.
Das Universelle Leben hat sich durch seine maßlose und unsachliche Kritik an den Kirchen zu unglaubwürdig gemacht. Ernsthafter Kritik geht es um eine Verbesserung des Gegenübers, sie möchte helfen, dass vergangene Fehler künftig vermieden werden, sie will den Gesprächspartner korrigieren. Diese Absicht ist in der Kritik des Universellen Lebens aber nicht erkennbar. Es geht vielmehr um die Vernichtung eines Gegners und um die eigene Profilierung gegen die Kirchen. Dies läßt die Kritik so übertrieben ausfallen. Selbstlos ist dieser Kampf keineswegs. Als Ausdruck christlicher Liebe erscheint er noch viel weniger.

HL 6/2000


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