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"Spiegel"-Interwiew: Schöpung "ohne Schöpfer&


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
Frank

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„Wunder“ gibt es immer wieder

Ein bemerkenswertes Interview mit Stuart Kauffman veröffentlichte der „Spiegel“ in seiner ersten Ausgabe des Jahres 2010 (Der Spiegel 1/2010, S. 120-122; www.spiegel.de). Der 70-jährige Wissenschaftler ist Leiter des Biocomplexity and Informatics Institute an der Universität von Calgary und für seine jahrzehntelangen Untersuchungen zur Selbstorganisation bekannt. Er ist einer der Teilnehmer der sogenannten „Altenberg 16“. Das sind Wissenschaftler, die sich zu einer Tagung im Juli 2008 im österreichischen Altenberg getroffen haben, um über die Etablierung einer grundsätzlich neuen Evolutionstheorie zu sprechen (vgl. www.scoop.co.nz/stories/HL0908/S00221.htm; www.suzanmazur.com/?p=30). Ihrer Auffassung nach hat die alte Synthetische Evolutionstheorie in weiten Teilen versagt.

„Biologische Systeme handeln.“ Kauffman sieht einen grundlegenden Unterschied zwischen der Physik und der Biologie: „In der Physik passieren die Dinge nur, biologische Systeme hingegen handeln.“ Handlungen können aber nicht durch Naturgesetze beschrieben werden. So gesehen ist es nicht erstaunlich, dass Kauffman die verbreitete Auffassung bezweifelt, es könne keine Wunder geben, weil alles im Universum Folge physikalischer Gesetze sei. Dem sei nicht so, so Kauffman. Allerdings glaubt er an Wunder „nicht in dem Sinne, dass ein übernatürlicher Gott die Geschicke der Welt lenkt“. Wenn er von Wundern spreche, meine er „Vorgänge, die sich aus keinem Naturgesetz ableiten lassen“. Er erläutert das wie folgt: „Ich bin überzeugt, dass wir im Universum die Spur einer enormen, zumindest teilweise keinen Gesetzen unterworfenen Kreativität finden.“ Und weiter: „Die Evolution, die nach dem eigentlichen Schöpfungsakt folgte, entzieht sich der vollständigen Beschreibung durch Naturgesetze. Ich bin davon überzeugt, dass sich mit keinem Gesetz im Voraus vorhersagen ließe, welchen Weg die Evolution beschreiten wird.“ Kauffman spricht von einer „Kreativität der Natur oder des Universums, von einer Schöpfung ohne Schöpfer“.

Natürlich und zugleich jenseits der Naturgesetze? Die Argumentation Kauffmans ist im Grunde genommen ein wesentlicher Teil des Design-Arguments in der Biologie. Denn dieses besagt unter anderem, dass bestimmte Phänomene der Schöpfung nicht aus bloßen Gesetzmäßigkeiten („Naturgesetzen“) abgeleitet werden können, sondern auf einen Akteur verweisen, der zielorientiert gehandelt hat. Natürlich will Kauffman mit dem Design-Argument nicht in Verbindung gebracht werden (das hätte nebenbei den sicheren Ausschluss aus der scientific community zur Folge), und um das zu vermeiden, verlegt er die Kreativität, auf der er als Forscher offenbar stößt, in die Lebewesen hinein: Biologische Systeme „handeln“, es gibt „Kreativität“, aber ohne Schöpfer. Woher aber diese Kreativität kommt, kann Kauffman nicht sagen. Man muss es so sagen: Es ist doch widersinnig, einerseits zu behaupten, dass Naturgesetze Evolution nicht erklären können, diese aber dennoch ein natürlicher Prozess sei. Was gilt nun?

Wenn eine wachsende Anzahl von Wissenschaftlern im Verlaufe ihrer Forschung an Grenzen natürlicher Mechanismen stößt, nährt dies mindestens den Verdacht auf das Wirken eines Schöpfers. Aber diese Option darf nicht sein. Kauffman nimmt dennoch ausdrücklich das Wort „Gott“ in den Mund, aber sagt dazu: „Ich jedenfalls spreche von einem Gott im Sinne eines natürlichen Werdens, jenseits der Naturgesetze.“ Noch einmal muss man nachfragen: Was gilt nun? „Natürliches Werden“ ist doch genau das, was durch Naturgesetze beschreibbar ist (so dachte übrigens auch Darwin über Evolution; er verstand die Selektion als Naturgesetz) – und nun soll es gleichzeitig jenseits der Naturgesetze sein? Stuart Kauffman müsste sich entscheiden!

Schöpfung ohne Schöpfer? Übrigens trifft der von uns (unabhängig und ein Jahr vor Kauffmans Interview!) gewählte Titel unseres Taschenbuches zum Darwin-Jahr den Nagel auf den Kopf: „Darwins Rätsel. Schöpfung ohne Schöpfer?“ Genau das trifft den Erklärungsnotstand um die natürliche Erklärung der Lebensentstehung und Lebensvielfalt. Trotz seiner kritischen Bemerkungen zu den Grenzen dessen, was durch Naturgesetze beschreibbar ist, antwortet Kauffman auf die Frage, ob es reiche, „eine hinlänglich reichhaltige Molekülsuppe anzurühren, und das Leben entsteht wie von selbst“ lapidar: „Sie sagen es.“ Das lasse sich im Prinzip beweisen: „Im Labor gibt es ja bereits solche Molekülsuppen aus Peptiden.“ – Ja, das stimmt, aber wie sind diese entstanden? Kauffman weiß gut genug, dass ohne Chemiker und ohne passende Versuchsapparatur keine „Molekülsuppen“ entstehen, mit denen man etwas anfangen könnte. Im weiteren Verlauf des Interviews kommt denn prompt ein Rückzieher: Es frage sich, „unter welchen Bedingungen sie sich angesammelt haben könnten. Und da stehen wir zugegebenermaßen noch vor einem völligen Rätsel.“

Reinhard Junker
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#2
Frank

Frank

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So muss der Name des Themas heißen:

"Spiegel"-Interview: Schöpfung "ohne Schöpfer"?
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