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Warnung durch Sekteninfo Essen


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#1
Rolf

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Sehr interessant in welchem Rahmen Wort und Geist in Essen gesehen wird!



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"Die Hilferufe nehmen zu"





Von Till-r. Stoldt 19. April 2009


Die Beratungsstelle "Sekteninfo NRW" hat ihren Jahresbericht vorgelegt. Demnach werden die Probleme mit Scientology größer. Doch manche klagen, die Sekteninfo bringe auch seriöse Religionen leichtfertig in Verruf
Sie greifen nach dem Geld ihrer Jünger. Sie flößen ihnen Angst, Schuld- und Abhängigkeitsgefühle ein. Und manchmal treiben sie die Gläubigen sogar in die Psychiatrie. Radikale religiöse Gemeinschaften oder Psychogruppen, besser bekannt als Sekten, sind gefährlich. Doch so sehr sich die Landesberatungsstelle "Sekteninfo NRW" vorvergangene Woche auch mühte, diese Botschaft zu bekräftigen - es gelang nur zum Teil. Auch wenn ihr nun vorgestellter Jahresbericht einen Anstieg bei Anfragen und Hilferufen Betroffener verzeichnet (von rund 1100 in 2004 auf 1327 in 2008). Aber längst nicht alles, was die Sektenexperten fürchten, ist auch unbestritten gefährlich. Und manchmal läuft womöglich gar die Sektenbekämpfung Gefahr, Gläubige zu diffamieren.

Am einfachsten liegt der Fall noch bei Gruppen, die der Verfassungsschutz beobachtet, etwa bei Scientology. Diese selbst ernannte "Kirche" bereitete den Sektenberatern 2008 (mit 235 Anfragen und 54 Beratungsfällen) die meiste Arbeit. Aktiver als andere Psychogruppen missionierte Scientology in NRW - und zwar häufig verdeckt. Immer wieder melden sich deswegen irritierte Bürger bei der Sekteninfo und rätseln, welcher Organisation sie da Zeit, Geld oder ihre Kinder anvertraut haben. So gibt es mindestens fünf Nachhilfeinstitute wie "Applied Scholastics" oder "professionelles Lernen", hinter denen sich Scientologen verbergen. Wie viele Kinder Scientology dadurch gewonnen hat, weiß niemand.

Auch hinter der Organisation mit dem schönen Namen "Jugend für Menschenrechte" verbirgt sich Scientology. Und die Damen und Herren, die in der Fußgängerzone zum "Stress-Test" in ihr Zelt laden, sind ebenfalls nur auf den ersten Blick nicht als Scientologen erkennbar. Auf den zweiten Blick schon. Jedenfalls liegen die Bücher des Scientology-Gründers Ron Hubbard an den Ständen meist offen aus.

Neu ist die scientologische Mission in Gefängnissen. Sie schicken Broschüren ihrer Therapie-Organisation Narconon an drogensüchtige Insassen (so geschehen in der JVA Gelsenkirchen) und bauen den Kontakt zu Häftlingen auf. Der wird gepflegt bis zur Entlassung, dann verspricht man den oft mittellosen Ex-Häftlingen Arbeit und Wohnung und zieht sie ins Scientologennetz hinein - wobei die Arbeit oft ehrenamtlicher Einsatz für Scientology und die Wohnung eine Sammelschlafstelle ist.

Für ihre Aufklärungsarbeit solche Aktivitäten betreffend wird der Sekteninfo allseits applaudiert. Umstrittener ist ihr Engagement gegenüber radikalcharismatischen Freikirchen. Aus deren Umfeld wandten sich 2008 rund 70 Menschen zur mehrfachen Beratung an die Experten (2004 waren es 20). Am häufigsten ging es dabei um die Gemeindegruppe "Wort und Geist", die in Essen mit einer Kirche vertreten ist. Vor ihr warnt die Sekteninfo - nicht weil "Wort und Geist" an die spontane Führung durch den heiligen Geist glaubt (wie alle charismatischen Gemeinden), sondern wegen anderer Glaubenssätze, die dort kursieren.

So lehrt die Gemeinde, Gott habe für seine Jünger ein Leben ohne Krankheit, Schmerz und Sünde vorgesehen, und gläubige Christen könnten dies auch erfahren. Derartige Überzeugungen können die Selbstwahrnehmung schmerzhaft verbiegen, warnen die Sektenexperten. Denn wer als radikalcharismatischer Christ trotzdem erkrankt, Schmerz spürt oder sündigt - der droht sein Glaubensleben für fehlerhaft oder falsch zu halten.

Und so werden immer wieder Fälle charismatischer Christen bekannt, die von Schuldkomplexen geplagt wurden, weil sie die Ursache ihrer Schwäche oder Krankheit bei sich selbst und in ihrem Kleinglauben gesucht haben. Wohlgemerkt: Laut Sekteninfo-Berater Christoph Grotepass ist "nicht die charismatische Bewegung an sich das Problem, sondern eine bestimmte Ausrichtung".

Dennoch klagen radikale Charismatiker, solche Berichte diffamierten. Nur weil wenige Gläubige falsche Konsequenzen aus den Dogmen zögen, seien ja nicht zwingend die Glaubenssätze falsch. Vielleicht seien nur die Betroffenen zu labil und würden auch jeden anderen Glauben als Last empfinden? Solche Einwände umgeht der Jahresbericht der Sekteninfo.

Das umstrittenste Sekteninfo-Engagement ist jedoch der Versuch, Psychogruppen und konfliktträchtige Gemeinschaften zu definieren. Dieser Versuch grenzt an Diffamierung, meinen nicht nur theologisch konservative Christen bei der Evangelischen Allianz oder beim katholischen Seelsorgewerk Opus Dei. Tatsächlich sind die auf der Sekteninfo-Webseite genannten Erkennungsmerkmale für Problemgruppen zum Teil erstaunlich.

So sei der Versuch, Gläubigen ihr Sexualverhalten (wie Enthaltsamkeit) vorzuschreiben, ein Psychogruppen-Merkmal. Dieser Definition zufolge wäre die Papstkirche eine Sekte, schließlich duldet sie keine zwei Meinungen, wenn es um die Enthaltsamkeit Geistlicher geht.

Laut herrschender Meinung in der Religionswissenschaft gehören Vorschriften beim Sexualverhalten sogar zum sittlichen Kernbestand aller Religionen. Vorehelicher Geschlechtsverkehr beispielsweise wird von kaum einer Weltreligion offiziell toleriert. Sind also alle Religionen sektiererisch? Auf Nachfrage präzisiert Sekteninfo-Leiterin Sabine Riede, nicht die sexualmoralische Vorschrift "an sich" sei Merkmal konfliktträchtiger Gruppen, sondern erst die Kontrolle ihrer Einhaltung. Das steht allerdings nicht auf der Webseite.

Umstritten ist auch folgendes von der Sekteninfo genanntes Merkmal: "Bei der Gruppe findest Du exakt das, was Du bisher vergeblich gesucht hast." Damit ist das Selbstverständnis aller Religionen beschrieben, jeder Glaube beansprucht, dem Menschen das zu bieten, was ihm fehlt. Und wohl die meisten Gläubigen bekennen sich zu einer Religion, weil sie darin zu finden glauben, was ihnen sonst fehlen würde. Die Auflistung der Merkmale gipfelt in der Warnung, "Vorsicht" sei geboten, wenn eine Gemeinschaft auch nur eines der 17 Kriterien erfülle.


Dazu passt, dass auf der Webseite zum Beispiel das katholisch-konservative Opus Dei in einem Zug genannt wird mit der Mun-Sekte oder der Satanisten-Kirche. Dabei wurde und wird Opus Dei vom verstorbenen wie vom gegenwärtigen Papst und vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in hohen Tönen gelobt. Die Papstkirche hat den Opus-Dei-Gründer sogar heilig gesprochen. Wem sollte das zu denken geben? Dem Papst? Oder der vom Land finanzierten Sekteninfo NRW?
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