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Kann Gott etwas bedauern?


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Rolf

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Der empfindsame Gott





Über den Autor

Wolfgang Hiller, 50 Jahre alt. Verheiratet, zwei Kinder, lebt in Salzgitter. Hat als Prediger und Seelsorger in der landeskirchlichen Gemeinschaft und im Blauen Kreuz gearbeitet. Liest gern, hört Musik aller Stilrichtungen und ist Sportfan vieler Sportarten. Hat Jesus schon als Kind kennen gelernt und hat seitdem als Christ viele Höhen und Tiefen miterlebt.


Frage von US:

"In welchem Sinne kann Gott, der vollkommen ist, etwas bedauern wie z.B. in 1. Mose 6, 6?"
Wenn wir Aussagen über Gott lesen, werden wir immer wieder über die eine oder andere Aussage von Gott stolpern.



Gott ist groß und erhaben

Gott ist so groß und so erhaben und so anders als wir Menschen, dass unser Wissen von Gott bruchstückhaft ist. Auch die Personen der Bibel, denen sich Gott offenbart hat, haben darum sehr unterschiedliche Aussagen über Gott gemacht. Diese Aussagen widersprechen sich in meinen Augen nicht, sondern ergänzen sich. So ist es auch mit der Aussage über die Reue Gottes aus 1.Mose 6,6.

Gott ist kein Prinzip, sondern eine Person

So unterschiedlich auch über Gott geredet wird, zieht sich doch ein roter Faden durch die Bibel: Gott ist für die Menschen der Bibel nicht ein allgemeines Prinzip, sondern eine Person, die einen lebendigen Willen hat. So wird immer wieder von Gott und seinem Wohlgefallen, seinem Zorn, seiner Abscheu, seinem Eifer und seiner Liebe geredet. Gott wird nicht vergeistigt, sondern es wird ganz menschlich von Gott gesprochen, weil er sich so auch den Menschen offenbart.

Gott gewährt uns Einblick in sein Herz

Wir haben es in dem Abschnitt aus 1.Mose 6,5-8 mit einem der spannendsten Stellen der Bibel zu tun. Denn hier gewährt uns der Schreiber Einblick in Gottes Herz. Manche stoßen sich daran, dass von Gott so geredet wird:


Da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen.
1.Mose 6,8

Ändert Gott so schnell seine Meinung? Aber ich denke eher, das Gegenteil ist der Fall. Bis ins Herz hinein ist Gott erschüttert über den Verlauf der Entwicklung des Menschen:

Gott sah an, alles was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
1.Mose 1,24

Aber jetzt empfindet Gott Schmerz über seine Schöpfung. Und er gewährt uns Einblick in sein Herz. So nah kommt Gott uns Menschen, dass von Gott manchmal sehr menschlich gesprochen wird.

Vom Anfang und von der Ausbreitung der Sünde
Nun wird aber auch vom Herzen des Menschen gesprochen:

Das Dichten und Trachten ihres Herzens war nur böse immerdar
1.Mose 6,5

Die Ausbreitung der Sünde in unserer Welt durchzieht die ersten Kapitel der Bibel wie ein roter Faden:

Im Garten Eden essen die ersten Menschen von der Frucht des Baumes, von der sie nicht essen dürfen.
1.Mose 3

Schon wenige Verse später ist davon die Rede, dass Adam und Eva sich voreinander schämen. Im nächsten Kapitel wird uns der Brudermord von Kain gegen Abel geschildert, und noch im gleichen Kapitel ist von den grenzenlosen Rachegelüsten des Menschen die Rede (im Lamechlied, 1.Mose 4,23-24). Das vorläufige Ende ist Kapitel 6: die dunkle Grenzüberschreitung der Engel- und Menschenehe.

Der Sündenfall setzt sich sozusagen immer weiter fort, wird immer größer. Seit dem ersten Sündenfall ist die Sünde lawinenartig angewachsen. Und sie setzt sich sogar noch fort. In ihrem Größenwahn bauen die Menschen in Babylon einen Turm, der bis in den Himmel reichen soll (1.Mose 11).

Gott ist souverän und frei

Nun beschließt Gott, in die Geschichte der Welt einzugreifen. Gott ist frei, alles zu tun. Er kann über seine Geschöpfe verfügen, er kann strafen und richten. Er kann zurücknehmen, was er geschaffen hat. Er ist es, der das Leben und Treiben auf dieser Welt beobachtet und sogar zu der Feststellung kommt: „Es reut mich, dass ich die Menschen gemacht habe.“ Wenn Gott aber etwas reut, dann reut es ihn nicht, wie es Menschen reut. Auch wenn die gleichen Worte gebraucht werden, hat Gottes Reue doch eine ganz andere Qualität.

Genauso wird von Gottes Zorn gesprochen, der etwas völlig anderes ist, als wenn wir Menschen zornig sind. Der Prophet Jesaja zeigt den Unterschied zwischen Gott und uns Menschen in treffenden Worten auf:

Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Jesaja 55,8

Gott kann strafen

Das gilt besonders auch für das, was nun folgt. Gott ist zutiefst davon bewegt und erschüttert zu sehen, wie sich die Menschen immer mehr von ihm entfremden. Und dem muss Gott Einhalt gebieten, denn sonst nimmt das Böse überhand. Es lässt sich nicht leugnen, dass Gott auch straft und die Menschen, die er geschaffen hat, auch wieder vernichtet.

Gott kann retten

In dieser Strafe und Vernichtung ist aber zugleich auch die Rettung eingeschlossen: Gott schert nicht alle Menschen über einen Kamm. Manchmal scheint es, als wäre Gott inkonsequent. Nehmen wir zum Beispiel die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Sie hatten trotz Warnung Gottes Gebot übertreten. Aber dennoch sorgt er sich um sie und macht ihnen eigenhändig Kleidung, damit sie jenseits von Eden weiterleben können.

Oder nehmen wir die Bestrafung des Brudermörders Kain. "Völlig zurecht", sagen wir wieder. Aber dann macht Gott ihm ein Zeichen auf die Stirn, damit ihn nicht jeder, der ihn findet, töten kann - so dass Kain mit dem Leben davonkommt.

Ein weiteres Beispiel ist, als Gott die Sündhaftigkeit der Menschen nicht mehr ertragen kann und sie durch die Sintflut vernichten möchte. Auch hier fällt es wieder schwer, Gott zu verstehen. Es bleibt nicht bei der totalen Vernichtung: Noah wird mit seiner Familie aus der Katastrophe gerettet, obwohl abzusehen ist, dass die Menschen sich nicht verändern werden.

Unser Wissen von Gott ist Stückwerk

Der Glaube der Menschen in der Bibel ertrug offenbar die Gefahr einer Minderung der Größe und Absolutheit Gottes. So kann auch die Bibel fast in einem Atemzug sagen, es habe Gott „gereut“ (1.Samuel 15,11) und dann aber:


Gott ist nicht ein Mensch, dass er sich etwas gereuen ließe
1.Samuel 15,29


Die starke Gemütsbewegung Gottes zeigt auch, dass Gott den Entschluss zur Auslöschung allen Lebens nicht in unbeteiligter und kalter Gleichgültigkeit gefasst hat. Zugleich zeigt es, dass Gott doch alles daran setzt, die Menschen und die Welt zu retten, indem er Noah und seine Familie und die Tiere in der Arche birgt. Und damit rettet Gott die ganze Welt.

Gott offenbart sich uns Menschen so, dass wir erkennen: Er ist nicht eine unbeteiligte abstrakte Idee und auch kein starres Prinzip, sondern eine Person. Jesus lehrt uns, dass wir zu Gott „Abba“, Vater sagen können. Vielleicht entdecken wir, wie groß, wie anders und doch wie nah Gott bei uns ist. Auch wenn wir Gott nicht erklären und fassen können - er setzt alles daran, dass wir uns von ihm finden und retten lassen.



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