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GWUP oder: Wenn Jürgen Fliege rot sieht


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GWUP oder: Wenn Jürgen Fliege rot sieht






Verfasst von Bernd Harder 8. Januar 2010



“Fernsehpfarrer Fliege mutiert zum Esoteriker”, überschrieb Die Welt ihren Artikel zur Maischberger-Sendung mit dem GWUP-Vorsitzenden Amardeo Sarma.

Das ist falsch. Jürgen Fliege war schon immer Esoteriker.

Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang wirft eine gewisse Kiat auf, ihres Zeichens “Schamanin, die keine sein wollte”. In ihrem Blog sinniert sie leicht entrückt:

“Ist Esoterik ein Schimpfwort? Die Welt hat über Jürgen Fliege geschrieben, er mutiere zum Esoteriker. Ist er damit abqualifizert?”

Wollen mal sehen.

1998 sprach die GWUP dem damaligen Nachmittags-Schwatzmeister (pardon: “Talkmaster”) ihren Negativpreis für die “peinlichste esoterische Simpelei” des Jahres zu.

Begründung: Nach der Landung der Sonde “Pathfinder” auf dem Mars, die beeindruckende Bilder von den riesigen roten Sandwüsten auf diesem Planeten zur Erde sandte, hatte Fliege sich dazu hinreißen lassen, in einer Frauenzeitschrift darüber zu spekulieren, woher die Astrologen in der Antike bereits von der roten Farbe des Mars wussten.

Der “Oberschamane des Öffentlich-Rechtlichen” (FAZ) machte dafür esoterische Eingebungen der Sterndeuter verantwortlich und wertete dies zugleich als Bestätigung der Horoskopdeutung.

Fliege wörtlich:

“Die Menschen haben ihre Erkundungsreisen nicht in die Äußere Welt unternommen, wie wir heutzutage, sondern sie sind nach Innen gereist, ins Traumland. Und was sie da tief in ihrer Seele an Wissen finden würden, würde mit dem Äußeren der Welt schon übereinstimmen.”

Nicht wirklich.

Die rote Farbe des Planeten Mars kann jeder Laie in einer sternklaren Nacht bereits durch einen einfachen Blick zum Himmel erkennen. Esoterische Reisen “tief in die Seele” sind dafür durchaus nicht notwendig.

Wir dürfen also davon ausgehen, dass Flieges Äußerungen auf nahezu unglaublicher Unkenntnis simpelster astronomischer Fakten und einem gerüttelt Maß an Ignoranz basieren. “Ist er damit abqualifiziert?”, fragen wir an dieser Stelle noch einmal mit Schamanin Kiat.

Klare Antwort: Allerdings.

Zweites Beispiel: In der Skeptiker-Ausgabe 3/1998 finden wir eine Rezension des Fliege-Buchs “Es geht um Ihre Heilung. Erfahrungen mit sanfter Medizin.” Darin preist der evangelische Theologe mit der Popstar-Präsenz die Produkte des Unsinn-Verkäufers Johann Grander ebenso an wie Edelsteintherapien und Mistelpräparate.

Denn die Mistel habe “eine Seele” sowie die Angewohnheit, auf Bäumen zu sitzen und ihnen die Kraft zu nehmen, weil sie mit ihren “Erfahrungsschwingungen so exakt an den krebskranken Menschen andocken könne, dass dieser im Kampf gegen den Krebs gestärkt werde. Ein Tumor sei nämlich auch ein Gebilde mit einer “richtigen Seele”.

Solche Hirnfraß-Theorien und noch viele mehr sind für Fliege erklärtermaßen völlig verständlich auf dem Hintergrund des “neuesten physikalischen Weltbildes”, das die Welt als Fülle von Schwingungen, Wellen, Resonanzen und unsichtbaren Energien erkläre. Mit anderen Worten: als wohlfeiles Phantasiegebilde eines Zeit-Geistlichen, der sich nicht nur hier als Wissenschaftsanalphabet outet.

Und dann wird auch noch Jesus Christus selbst bemüht, um der “sanften Medizin” einen Heiligenschein aufzusetzen. Jesus sei ein “junger Arzt” gewesen, der allerdings so feinstofflich, psychologisch und energetisch arbeitete, dass er noch nicht einmal Medikamente verordnete, sondern mit reiner Liebe heilte – ohne Nebenwirkungen, versteht sich.

“Aber damit noch nicht genug”,

empörte sich seinerzeit der GWUP-Rezensent,

“denn der eigentliche Zweck des dünnen Büchleins findet sich im Schlussteil. Fliege empfiehlt über zwanzig Seiten hinweg Kontaktadressen, wo Hilfsbedürftige Rat und Hilfsmittel beziehen können (ein Viertel des Buchumfangs!)

Wenn man bedenkt, dass für Bachblütenpräparate pro Sortiment zirka 400 Mark hinzublättern sind und deshalb mit sicheren Nebenwirkungen in Form eines Vermögensverlusts ohne garantierte Wirkung gerechnet werden muss, ist die Schlussbemerkung des Buches nur noch zynisch zu nennen: Eine Haftung des Verlages oder des Autors für etwaige Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist ausgeschlossen.”

Stellen wir erneut die Frage: Ist Jürgen Fliege damit abqualifiziert? Allerdings.

Beachtenswert ist da eigentlich nur noch, wie Gottes sinnenfroher Diener auf seiner Homepage kritische User-Anfragen zu seinem peinlichen “Maischberger”-Auftritt beantwortet:

“In Luthers Fußstapfen erlaube ich mir uns zu empfehlen, anderen Menschen Gutes zu wünschen und gut von ihnen zu reden. So haben wir dann dem 8. Gebot am meisten gedient. Ihr Jürgen Fliege, Pfr.”

In Luthers Fußstapfen also. Na, wenn’s nur das ist – früher hat Fliege sich gerne auch schon mal mit Jesus verglichen.

Fragt sich nur, was uns das unsäglich süßliche Foto auf Flieges Startseite bedeuten soll. Sankt Jürgen mit körpersprachlich vorbildlich leicht schräg geneigtem Kopf und himmelwärts gedrehten Handflächen, die wohl eine gestische Quittung höherer Eingebung signalisieren sollen.
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