in dem u.A. folgende Passage vorkommt:
POW: Lassen sich die Menschen wieder mehr ein auf eine Dimension, die hinter den Dingen steht, die
man Gott nennen könnte? Auch in die Popmusik scheint Religion mehr und mehr hineingekommen zu
sein. Selbst in Grönemeyers „Ein Stück vom Himmel“ geht es jetzt um dieses Thema.
Herberger: Dass durch Xavier Religion zum ersten Mal Thema in der deutschen Popmusik wurde, steht
außer Frage. Dass die Menschen jetzt größeres Verlangen nach einem transzendenten Bezug haben, ist
eine stetige Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Was dazu geführt hat, ist für mich sehr schwer zu
beurteilen. Gerade in Deutschland gab es einen Bedarf, einiges zu ändern und ein stärkeres Verlangen
nach Religiosität zu schaffen. Aber ich habe den Eindruck, dass es die beiden großen Kirchen nicht
schaffen, dieses Verlangen zu stillen.
POW: Können sie das geistliche Bedürfnis nicht stillen?
Herberger: Ich sage Dir mein Problem mit beiden Kirchen: Es ist für mich sehr, sehr schwierig, einen
Sonntagsgottesdienst zu finden, bei dem ich geistliche Nahrung bekomme. Und das kann nicht sein. Da
ist etwas faul. Wenn ich eine Institution habe, die dafür da ist, dass sie mich mit geistlicher Nahrung
versorgt, und das nicht schafft, dann stimmt da was nicht. Dann ist etwas grundlegend schief gelaufen.
Die Pfarrer sind mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt. Wo sollen die Leute denn hin? Und dieses
Problem gibt es ja schon lange. Leute fragen mich, die geistlich wachsen wollen, und ich weiß nicht,
wohin ich sie schicken soll.
POW: Wo schickst Du sie denn dann hin?
Herberger: Ich hatte sehr lange einen Hauskreis, aber die weiten Fahrstrecken machen das zurzeit etwas
schwer. Ich persönlich habe für sonntags leider noch nichts. Ich habe schon einige Freikirchen
„ausprobiert“, aber auch das war nichts.
POW: Und wo findest Du dann Deinen Platz?
Herberger: Ich mache eine Bibelschule bei „Wort und Geist“, einer geistlichen Bewegung im tiefsten
Bayern. Was da an geistlicher Nahrung geboten wird, das ist der Wahnsinn. Man hat soviel von zentralen
Punkten im Glauben verloren, dass man die einfach wieder oft hören muss.
Ich habe ganz bewußt auch die Passage vor dem "Outing" hier hereingenommen, weil daran deutlich wird, daß Kirchenfrust Leute zu W+G treiben kann.
Die christliche Popmusik ist wohl ebenso in Gefahr wie die von härterer Musik geprägten Jesus-Freaks. Ich hoffe, der Xavier steckt da jetzt nicht auch noch drin...