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Christ sein - ohne Gemeinde?


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Rolf

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Christ sein - ohne Gemeinde?


Für viele Christen, die dem Herrn nachfolgen und wirkliche bekehrt sind, ist es das Normalste, einer Gemeinde anzugehören. So leben viele Christen in kirchlichen Gemeinden, nehmen an den Riten und Gebräuchen der Kirche teil, ohne sich daran zu stören. Noch viel mehr wiedergeborene Christen sind aber in Freikirchen zu finden. Auch hier gibt es unzählige Arten und Formen von Gemeinde. Doch nicht wenige Christen finden keinen Platz mehr darin. Nach längerer Suche und vielen erfolglosen Versuchen, sich einer Gemeinde anzuschließen, haben sie aufgehört, einer Gemeinde sich zugehörig zu nennen. Manche gehen noch sporadisch zu einzelnen Veranstaltungen, andere meiden die Gemeinderäume weitläufig. Wie kommt es zu solchen Entwicklungen und was läuft falsch? Diese Frage ist für die Klärung und die Wiederherstellung der Gemeinschaft sehr wichtig.



Und verlasst nicht die Versammlung

Hebr 10,25 indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie etliche zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so viel mehr, als ihr den Tag herannahen sehet!

Dieser Aufruf wird in den Gemeinden überall immer wiederholt. Wer die Versammlung verlässt, vernachlässigt, nicht regelmäßig hingeht usw. verstößt gegen das Gebot Gottes, versündigt sich gegen die Gemeinde und schneidet sich und anderen Segen ab. So oder ähnlich wird es immer wieder vorgetragen.

Tatsächlich ist es für ein wiedergeborenes Kind Gottes natürlich und auch vom Heiligen Geist bewirkt, dass es Gemeinschaft mit anderen Christen sucht. Gerade in diesem Umfeld wächst der junge Christ heran und festigt seinen Glauben. Es ist also eine innere Triebfeder, ein inneres Verlangen vorhanden, dass ein Christ nicht alleine für sich bleiben will, sondern in Gemeinschaft mit anderen Christen leben will. Betrachtet man die Beschreibung der ersten Gemeinde in Jerusalem (Apg. 2ff), so finden wir dort, dass diese ersten Christen eine enorm innige Gemeinschaft hatten:

sie hatten alles gemeinsam (Apg. 2,45)

waren täglich beieinander (V46)

feierten täglich gemeinsam das Abendmahl (sofern das Brotbrechen dieses ausdrückt, zumindest hatten sie gemeinsames Essen)


Es ist nirgends beschrieben, dass die Apostel diese ersten Jünger zu dieser Gemeinschaft ermahnen musste. Vielmehr war dies freiwillig und ohne Zwang erfolgt. Dies wird an der Geschichte von Saphira und Ananias (Apg. 5) deutlich. Beide hatten keine Zwang zum Verkauf und hätten auch das Geld für sich behalten können. Sie wollten aber wie andere auch großzügig dastehen, jedoch nicht alles geben und so belogen sie mit tödlichem Ausgang die Gemeinde und Gott.

Der innere und auch äußere Zusammenhang zwischen Gemeinde und dem einzelnen Christen liegt aber in noch viel mehr Punkten:

nur die Versammlung von 2 oder mehr Jüngern hat den Herrn in ihrer Mitte (Verheißung aus Mt. 18,20)

nur in Gemeinschaft kann das Abendmahl gefeiert werden

die Geistesgaben aus 1. Kor. 12ff sind für den Dienst in der Gemeinde, zur Auferbauung des Leibes Christi (der Gemeinde) gegeben, nicht für private Sachen außerhalb der Gemeinde

Christus hat die Gemeinde als seinen Leib angesprochen, jeder Christ nimmt in diesem Leib einen Platz ein, eine Funktion, die nur innerhalb dieses Leibes, nicht außerhalb ausgeführt werden kann

ein Christ hat nicht alle Gaben, so dass er zum geistlichen Wachstum unbedingt die Hilfe und das Miteinander der anderen Geschwister braucht. Dies wird umso deutlicher, als dass viele Irrlehren zumeist mit Einzelpersonen, losgelöst aus Gemeinden, so genannten Einzelkämpfern begannen (W. Miller, Branham )

Christus hat in der Gemeinde Strukturen geschaffen (Ämter - Dienste - Gaben), die nur innerhalb einer Gemeinde gelten und wirksam sind, so dass außerhalb der Gemeinde kein Christ demnach dem Auftrag Christi gerecht wird


Man kann also mit fester Überzeugung und biblischer Grundlage feststellen:

Das Leben als Christ ist an eine Gemeinde, an Gemeinschaft mit anderen Christen gebunden

es ist der Wille unseres Herrn, dass wir in dieser Gemeinschaft leben und ihm dienen

Zwist, Hass unter Brüdern/Geschwistern ist das absolute Gegenteil dessen, was der Herr von uns will (Vgl. 1. Joh. 3,15)


Die Notsituation heute

So wahr und unwidersprochen diese biblischen Grundlagen für die Gemeinde angesehen werden, so klar muss man auch erkennen, dass viele Christen nicht mehr innerhalb der Gemeinden leben, nicht mehr leben können. Man kann dies an mehreren Faktoren fest machen:

Die Fluktuation in den Mitgliedern/Gemeindegliedern

Viele Gemeinden haben einen enormen Durchsatz an Menschen, die sich einmal zur Gemeinde zugehörig fühlten, regelmäßig dabei waren, aber plötzlich oder allmählich nun nicht mehr da sind. Etliche der Verbliebenen vermuten nun, dass jene wieder zurück in die Welt gegangen sind, sich vom Glauben abgewandt haben. Meine persönliche Erfahrung war aber, dass fast 90% aller dieser Ehemaligen nach der Trennung von diesen Gemeinden ehr fester und beständiger ihren Glauben lebten, teils in andere Gemeinden gingen, vielfach aber nur noch sporadisch einzelne Veranstaltungen besuchten. Sie waren also in den wenigsten Fällen vom Herrn abgefallen, sondern hatten sich von der lokalen Gemeinde getrennt. Diesen Umstand beschreibt auch ein sehr interessantes Buch unter folgendem Link (leider nur Englisch out-of-church-christians)

Es ist also unbestritten so, dass viele Christen die Gemeinden verlassen, entweder in neue, andere Gemeinden wechseln oder sich in ein privates Christsein zurück ziehen. Zu meiner Verwunderung nehmen diese Gemeinden diese Fluktuation einfach hin. Es erfolgen in den wenigsten Fällen Gespräche oder Versuche, jene in der Gemeinde zu behalten. Ein Ältester sage zu mir, dass er niemanden nachlaufe, wer gehen will, solle gehen. Dieser Älteste -er trägt damit ja auch den Titel eines Gemeindehirten- muss das Gleichnis Jesu über 99 Schafe und dem einen Verlorenen aber völlig missverstanden haben. Letztendlich bewies er damit, dass er kein Hirte im Sinne Christi ist.


Die Gemeindeneugründungen

Auch die vielen Gemeindeneugründungen sind ein klares Zeichen für eine Krise in den bestehenden Gemeinden. Wenn diese vorhandenen Gemeinden entsprechend ihrem eigenen Ansprüchen und Anforderungen wären, gäbe es im Prinzip keinen Bedarf an neuen Gemeinden. Tatsächlich aber scheint mir der Bedarf an neuen Gemeinden nicht geringer sondern stärker zu werden, zumal es in immer mehr Gemeinden, die mir persönlich bekannt sind, in immer kürzeren Abständen zu größeren Abspaltungen und Trennungen kommt, die zumeist in neuen Grüppchen sich wieder finden und irgend wann zu einer Gemeinde xy firmieren. In einer Gemeinde, in der ich etwas 4 Jahre regelmäßig war, die ich aber über einen Zeitraum von mehr als 8 Jahren kannte, war man sehr stolz darauf (man formulierte es natürlich frommer: wir sind dem Herrn dankbar, für die Weisheit, die er uns gab, und die Bewahrung, dass ...) eben keine Gemeindespaltung erlebt zu haben, obgleich die Gemeinde mit mehr als 15 Jahren relativ lange existierte. Tatsächlich sind aber in den wenigen Jahren meiner Zugehörigkeit über 30 Personen gekommen und gegangen. In der Summe hätte dies einer Gemeindespaltung entsprochen, wären diese auf einmal gegangen. Man darf sich also nicht immer nur die lauten und sichtbaren Trennungen beachten.


Gemeindetourismus

Viele sind mit ihrer Gemeinde im Prinzip sehr unzufrieden und mit der Situation unglücklich. Anderseits bestehen aber durch Dienste, persönlichen Kontakten, dem räumlichen Umfeld usw. noch enge Bindungen an die Gemeinde, so dass weiterhin die Gemeinde besucht wird. Viele sind es einfach gewohnt, regelmäßig in die Gemeinde zu gehen, halten es für Treue, Demut und echtes Christsein, auch dann zu gehen, wenn man selbst dabei unglücklich oder bedrückt ist. In persönlichen Gesprächen haben dann jene mir vielfach geklagt, wie unglücklich und unzufrieden sie mit der Gemeinde, mit einzelnen Personen usw. sie sind. Was mich aber wirklich wunderte, war die Beständigkeit, mit der trotzdem regelmäßig in die Stunden am Sonntag und unter der Woche gegangen wurde.

Dann aber ist mir aufgefallen, dass diese Menschen sich vielfach geistlich in anderen Bereichen nähren. Die örtliche Gemeinde ist zwar der sichtbare Punkt gewesen, wo sie als Gläubige ihren Platz hatten, tatsächlich aber wurden ständig Kassetten von diesem oder jenem Prediger gehört (ich bin mehr als überrascht gewesen, wie umfangreich diese Cassettensammlungen waren). Es wurden nicht selten auch regelmäßig andere Gemeinden in größerer Entfernung besucht. Wie Touristen gingen sie zu besonderen Veranstaltungen in dieser oder jenen Stadt, wenn nur einer dieser angesagten und gepriesenen Leuten kam.

Es wurde also das Defizit in der örtlichen Gemeinde durch Besuche anderer Veranstaltungen oder via Cassetten/Video´s oder durch Bücher kompensiert. Es sei hier nicht unerwähnt, dass gerade dieser Tourismus nicht selten manche Irrlehre oder falsche Lehre in eine Gemeinde hinein brachte und damit auch manche Spaltung bewirkte. Es kursieren in diesen Zirkeln manch sonderbare Lehren, die die Gemeindeverantwortlichen zuerst überhaupt nicht wahrnehmen und dann daher völlig überrascht sind, wie viele sich hierfür bereits geöffnet haben. Viele charismatischen Lehren haben sich so verbreitet und viel Unfrieden gebracht. Es ist aber unverkennbar, dass gerade diese Defizite in der Gemeinde den Boden hierfür bereitet haben.

In einer Gemeinde erzählten mir etliche, dass sie in der Gemeinde die Lebendigkeit und das Wirken des Heiligen Geistes vermissten. Die Predigten seien tot, das Gemeindeleben starr und außer einem kurzen Lächeln oder Händedruck am Sonntag, gebe es keine Gemeinschaft. Die Gemeindeleitung befasste sich nicht mit diesem Problem. Dann begannen einige zu Frauentreffs zu gehen, andere besuchten andere Gemeinden und deren Hauskreise, dann fanden eigene Kreise in den Häusern statt. Dann kamen die Veranstaltungen von Aglow (charismatischer Frauentreff, teils ähnliche den Frauenfrühstückstreffs) und anderes hinzu. Ständig hörte man von diesen oder jenem Prediger und Treffen. Irgendwann führten diese privaten Treffen zu so einem Kontrast zum normalen Gemeindeleben, so dass es zur Spaltung kam.


Die Frage nach den Gründen

Ich will diese Gründe in 3 Oberpunkte zusammenfassen, obgleich damit niemals ein vollständiges Bild erreicht wird:

Irrlehre

Viele begründen ihren Wechsel und Austritt mit Irrlehren. Es sind manchmal wirkliche klare Irrlehren, die in Gemeinden aufkeimen und damit vielen das Bleiben unmöglich machen. Aktuelle Irrlehren sind die charismatischen Unterwanderungen, Calvinismus, Ökumene und Willow-Chreek-Christsein (also oberflächliches, verwassertes Evangelium, keine Trennung zur Welt). Irrlehre ist auch ein in der Bibel genannter Grund für Spaltung, den Paulus sogar als Zeichen für noch echten Glauben lobend in Korinth erwähnt (1. Kor. 11,19). Anderseits ist aber nicht selten fest zu stellen, dass bereits bei geringeren Abweichungen in der Lehrauffassung ausgegrenzt und zum Austritt gedrängt wird. Da geht es dann um Fragen, ob eine Frau einen Rock tragen muss (sie muss es nicht!! und darf sich auch schminken), ob Christus im Tod den 2. Tod erlitt, die Vorentrückung tatsächlich stimmt usw. Es geht manchmal um solch kleinliche Lehrfragen, die Brüder trennen und Gemeinschaft unmöglich macht, dass ein Außenstehender sich nur wundern kann. In der Sorge um die Bewahrung der wahren Lehre sind etliche so in ihrer Ansicht verstiegen, dass alles, was ihrer eigenen Ansicht nicht entspricht, gleich als Irrung und Falschlehre ausgegrenzt wird. Damit wird aber anderseits jeder, der nur kritisch anfragt oder gar eine andere Sicht hat, untauglich in deren Augen für Gemeindearbeit. Man fürchtet, dass durch deren Ansichten Diskussionen entstehen, andere Lehren in die Gemeinde hineinkommen usw.

Daher ist man im Prinzip gar nicht traurig oder bedrückt, wenn Gläubige dann die Gemeinde verlassen. Vielmehr ist es für jene die einfachste Lösung, die andere, nicht konforme Meinung los zu werden. Es geht bei der Frage der Gemeindezugehörigkeit dann gar nicht mehr darum: "gehörst du Christus an, liebst du ihn von ganzem Herzen und bist du damit mir ein Bruder im Herrn", sondern um einen ganzen Katalog von Gemeindelehransichten, die übernommen werden müssen, damit man als Mitchrist in der Gemeinde anerkannt und eingebunden ist. Ohne diesen Katalog komplett zu übernehmen, ist eine echte Gemeinschaft und eine Mitarbeit ausgeschlossen. Im anderen Fall ist man auf einzelne, einfache Dienste oder auf einen Gaststatus beschränkt.


Geistliche Härte und Hierarchie


Direkt mit der Frage der Irrlehre und den Lehrfragen allgemein ist die geistliche Härte und Hierarchie verbunden. Die geistliche Härte umschreibt eigentlich die Erfüllung dieses Normenkatalogs jener Gemeinde. Es werden diese Normen über die persönlichen Beziehungen und Bedürfnisse gestellt. Man nimmt an Veranstaltungen teil, hat aber keine Gemeinschaft. Man hört Predigten, wird aber nicht auferbaut. Man wird belehrt, nicht gestärkt, man wird gerügt und ermahnt, nicht ermuntert. Es sind die geistlichen Koordinaten so gestellt, dass der Daumen meist nach unten, selten nach oben zeigt. Druck und Zwang sind vorrangig gegenüber Freiheit. Lachen, Freude, Ausgelassenheit sind fast als Sünde anzusehen. Statt freudig als lebendige Kinder Gottes zu leben, bedrückt man sich und engt sich ein. Ich will hier keinesfalls einem "psychologischem Christsein" analog R. Warren oder V. Peal das Wort reden. Es geht mir nicht um das Ausleben von "Egotrips" und "Selbstheiligung". Es geht mir um die Freiheit, die Kinder und Erwachsene brauchen, natürlich und auch so, wie Gott sie geschaffen hat, zu leben.

Wesentlich für ein solches Klima ist die Gemeindehierarchie. Gemeindeordnungen sind notwendig und von Christus bzw. dem Heiligen Geist selbst eingesetzt. Wenn diese aber in äußeren Formen erstarren und kein Leben mehr tragen, diese oben genannten Punkte zu stark in den Vordergrund treten, pervertieren diese Hierarchien das Bild der Gemeinde, wie es die Bibel beschreibt. Die Gemeinde, die Paulus in 1. Kor. 12 usw. beschreibt, ist völlig anders:

leidet ein Gemeindeglied, leidet die gesamte Gemeinde

freut sich ein Glied, freut sich die gesamte Gemeinde

es kann kein Glied zum anderen sagen, ich brauche dich nicht

jedes Glied hat andere Aufgaben und Funktionen, keines ist unnütz

die geringsten Glieder sollten die höchsten Wertschätzung erfahren

die Ältesten und Verantwortlichen der Gemeinde haben höhere Verantwortung und Berufung, stehen aber nicht über den Brüdern, denn Christus allein ist der Meister


Viele Hirten und Älteste sollten sich an den echten Hirten ein Beispiel nehmen. Jene Hirten führen ihre Tiere auf grüne Weiden, lassen sie dort in Ruhe essen und beobachten die Tiere. Sollte ihnen etwas auffallen, wird dieses Tier untersucht (z.B. ob es Steine in den Klauen hat, zu viele Zecken oder gar eine Erkrankung). Zumeist bewachen diese Hirten aber die Herde, dass eben beim Wandern keines zurück bleibt und dass kein Feind in die Herde hineinkommt (beispielsweise ein streunender Hund die Herde aufscheucht). Vor allem lassen die Hirten der Herde Zeit zum Fressen und Verdauen.


Es ist die Aufgabe der Gemeinde, der Summe der einzelnen Christen, einander zu helfen, sich aufzuerbauen. Darum hat auch Paulus in 1. Kor. 13 die Liebe als den besten Weg dargestellt. Ziel aller Gemeindearbeit, aller Dienste usw. ist nicht die Lehre, nicht die Organisation, der äußerliche Anschein, sondern die Gemeinde und damit jeder einzelne Christen in dieser Versammlung. Dieser ist aufzuerbauen. Dies kann manchmal auch Ermahnen und Zurechtweisung beinhalten, es geht hier aber zuerst und vornehmlich um Hilfe und Dienst füreinander.

Leider ist dies im Gemeindealltag kaum noch zu finden. Auch der Dienst der Verantwortlichen ist häufig auf Machterhalt und Stabilisierung ausgerichtet. Es geht viel zu wenig um das Wohl des Einzelnen. Das Wohl der Gemeinde wird über den Einzelnen gestellt, wobei aber das Wohl der Gemeinde mit dem Ziel der wenigen Führungspersönlichkeiten identisch ist und daher zumeist nur den geringsten Gemeindeteil repräsentiert.



Bindungsschwäche - Schwache Gläubige


Man kann aber auch nicht alle Ursachen an der Gemeinde selbst fest machen. Wir haben heute ein Umfeld, in der die Menschen massive seelische Schädigungen durch ihren Lebenswandel, kaputte Familien und Beziehungen haben und daher nicht selten Beziehungsunfähig sind. So wie die Schulen heute schon vielfach damit überfordert sind, diese entsprechend vorbelasteten Kinder zu verkraften, sind die Gemeinden eben auch nicht darauf vorbereitet und eingestellt, seelisch kranke und verletzte Menschen zu integrieren. Man weiß in diesen Gemeinden nicht zu unterscheiden, wen man vor sich hat. So reagiert man bei dem einen zu distanziert, weil man niemanden zu nahe treten will, obgleich jener gerade dies bräuchte. Dem anderen wird so auf den Leib gerückt, dass er das Weite sucht. So ist auch in der Gemeinde nicht selten völlige Unklarheit darüber, wie mit Neuen in der Gemeinde umzugehen ist. Mir fiel dies dahingehend auf, als dass ich bereits etliche Sonntage in die Gemeinde ging, auch beim gemeinsamen Mittagessen dabei war, ohne auch nur ein persönliches Wort mit jemanden gewechselt zu haben.

Diese Bindungsschwäche vieler hat natürlich auch bei längerer Gemeindezugehörigkeit so seine Probleme. So führt diese Bindungsschwäche dazu, dass eine Integration in die Gemeinde vielfach kaum möglich ist, der andere immer distanziert abseits steht, sich von Diensten und Aufgaben fern hält und stets auf die Unverbindlichkeit Wert legt. Die Gemeinde wird diese Trennung irgendwann anerkennen und bestehen lassen. Diese persönlichen Schwächen führen auch vielfach dazu, dass jene in den Diensten (wenn sie diese denn überhaupt übernehmen) nicht die gewohnte Konstanz aufweisen, Krisen und Schwächen haben, so dass meist nur gemeinsam mit anderen diese Aufgaben verlässlich erfüllt werden können.

Auch das Wort kennt den Umgang mit diesen Schwachen. So heißt es:

1Thes 5,14 Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnet die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmet euch der Schwachen an, seid geduldig gegen jedermann!

Diese Aufforderung nehmen aber vielfach die Gemeinden nicht wahr. Es reicht die Geduld und die Kraft nicht aus. Dies liegt auch vielfach daran, dass manche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nur aufgesetzt und nicht echt ist. Es ist viel bequemer und leichter sich mit den wahren und festen Christen zu beschäftigen, als ständig sich mit den Schwachen zu plagen. Man hilft einmal, 2-mal. Spätestens aber beim 4. Mal ist die Geduld zu Ende. Dann kommen Sätze wie: "Frag nicht, was die Gemeinde für dich tun kann, sondern was du für die Gemeinde tun kannst".

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Gläubige sich dann von jenen Gemeinden abwenden. Einer meiner Freunde verlor seine Arbeit, seine Frau (sie ging zu einem anderem Mann) und musste dann noch durch Harz IV massive Kürzungen und Demütigungen (1€-Job, Zeitarbeitsfirma) erdulden. Diesem Mann war seine ganze Beziehungswelt und seine Lebensgrundlage genommen worden. Er stand nun allein und ohne Familie da. Bedingt durch sein Alter ist auch beruflich keine Besserung mehr möglich, so dass er nur mit äußert knappen Mitteln sei Dasein fristen kann. Hier hilft es nicht, ihn an den Herrn zu verweisen. Es hilft auch nicht, ihm zu sagen, dass der Herr immer für ihn sorgt, da er jeden Abend, jeden Morgen aufs Neue diesen Verlust wahr nimmt und letztendlich durch die viele Zeit in der Arbeitslosigkeit ständig mit seinen Nöten konfrontiert ist. Man kann nicht denken, wenn man ihn einmal ermuntert hat, es dann für Monate reicht, sondern er benötigt ständig Aufmerksamkeit und Stärkung. Doch genau in diesen Punkten versagte die Gemeinde vollkommen, so dass er nach längerer Zeit sich völlig von ihr abwandte.


Aus der Gemeinde raus und nun?

Es gibt unterschiedliches Verhaltensmuster nach einem Weggang aus einer Gemeinde. Der eine stürzt sich gleich in eine andere Gemeinde, der andere zieht sich total zurück, der nächste pendelt noch zwischen der alten und probiert neue Gemeinde aus. Letztlich muss jeder selbst wissen, wo er seinen Platz finden will. Aus meinen eigenen Erfahrungen möchte ich aber folgende Tipps geben:


Prüfen und Bereinigen

Es ist meist immer mit eigenen Fehlern und falschen Verhalten verbunden, wenn es zu Problemen in Gemeinden kommt. Das müssen jetzt nicht unbedingt konkret fest zu machende Fehler sein (mit Datum und Uhrzeit), sondern es sind vielfach weniger konkrete Dinge wie das persönliche Auftreten (bin ich zu dominant, zu still, zu freundlich-unfreundlich aufgetreten), Verletzen von Konventionen (Frau trägt Hosen - Gemeinde lehnt dies ab). Es lohnt sich daher auf jeden Fall, sich ganz genau Gedanken über diese Dinge zu machen. Es kann auch sein, dass einem bewusst wird, dass man diesem oder jenem etwas angetan hat, jemanden beleidigt oder verletzt hat. Wenn es konkrete und klar fest zu machende Dinge gibt, sollte man hingehen und diese auch ausräumen. Um es bildlich auszurücken: Man sollte sich zuerst mal den Staub der alten Gemeinde gründlich abschütteln und sich waschen. Staubig und verdreckt in eine andere Gemeinde zu gehen, ist nicht sinnvoll und man wird den Staub über kurz oder lang als Dreck in dieser neuen Gemeinde verlieren und damit neue Probleme bekommen.

Das Beste ist, wenn man in einem persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen oder für sich selbst im Reinen sagen kann, dass alles zu Klärende ausgeräumt und beseitigt ist. Diese Zeit des Klärens und Ausräumens hat auch den Vorteil, dass die Gemeinde noch die Möglichkeit erhält, Brücken zu bauen. Vielleicht kommt doch noch jemand von der Gemeinde auf einem zu, öffnen sich doch verschlossen geglaubte Türen und man bleibt in der Gemeinde und kommt in ganz andere Beziehungen hinein. Ich muss aber auch klar sagen, dass man sich darüber keine zu großen Hoffnungen machen sollte. Ich habe in keinem Fall auch nur einen Schritt der Verantwortlichen oder anderer Gemeindeangehöriger im meine Richtung feststellen können.


Allein auf den Herrn vertrauen

Parallel und auch dauerhaft für alle spätere Zeit ist es wichtig, sein persönliches Glaubensleben zu prüfen. Lese ich die Bibel auch ohne Bibelstunde und Sonntagspredigt? Bete ich auch ohne Gebetsstunde? Evangelisiere ich in meinem Umfeld und gebe Zeugnis, auch wenn ich nicht in eine Gemeindeveranstaltung einlade? Es geht darum, sein Glaubensleben allein auf sich und dem Herrn auszurichten. Es geht nur noch um die Frage ich und mein Herr, nicht mehr um die Frage, was macht die Gemeinde, was machen andere, sondern nur um die Sache zwischen mir und meinem Herren. Es kann daher solch eine Zeit überaus fruchtbar und bereichernd für das persönliche Glaubensleben sein. Man muss ja bedenken, das man nun zum Teil sehr viel Zeit verfügbar hat, die man früher für Dienste und Veranstaltungen nicht frei hatte. Es lohnt sich in jedem Fall auch diese neu gewonnene Freiheit für neue Tätigkeiten und Beziehung zu nutzen. Davon sollte in erster Linie die eigene Familie (Frau/Mann, Kinder, Eltern, Geschwister) profitieren. Man kann anfangen, neue Hobbys aufzubauen und Lebensbereiche, neue Kontakte zu knüpfen, etwas Neues lernen (Sprache, Instrument, Reisen). Man kann über diese neuen Kontakte an Nichtchristen kommen, die man früher mit Gemeinde nie kennen gelernt hätte. Jene hätten vielleicht nie sonst etwas über Christus erfahren, weil es keine Christen in deren Umfeld gibt. Man kann also sehr wohl sehr evangelistisch und missionarisch auch ohne Gemeinde leben.


Der weitere Weg

Aus diesen neuen Kontakten kann es sich ergeben, dass man eine neue Gemeinde findet und man dort dauerhaft einen Platz findet. Keinesfalls sollte man sofort nach dem Verlassen der einen Gemeinde sich einer neuen Gemeinde zuwenden, zumindest sollte man sich hüten, dort für die erste Zeit verantwortlich oder dominant zu werden.

Sollte es Gott so führen, dass man eine neue Gemeinde findet und dort sich dauerhaft wohl fühlt und bleibt, kann man dankbar sein. Der Regelfall sieht leider anders aus. Vielfach ist man wie ein entwurzelter Baum, der in einer neuen Gemeinde eben auch keinen rechten Boden findet, so dass man auch dort nach kürzerer oder längerer Zeit wieder geht. Grund hierfür dürfte einfach der Umstand sein, dass man von der ersten Gemeinde eine sehr deutliche Prägung mitbekommen hat. Die neue Gemeinde ist aber völlig anders geprägt, so dass von vorne weg große Unterschiede vorliegen. Es sind dann häufig Unterschiede im Liedgut, Lehrfragen in Randthemen, Strukturen usw. die eine feste Gemeindebindung verhindern. Leider ist es so, dass man nach mehreren Gemeindewechseln letztlich selbst sich für gemeindeunfähig und untauglich hält und immer mehr persönliche Distanz zu Gemeinden hat. Es ist daher der Wechsel von Gemeinden keine leichtfertige Sache, da sie sich deutlich negativ auf die Gemeindefähigkeit auswirken kann. Es kann daher gut sein, dass man für längere oder gar lange Zeit sich keiner Gemeinde anschließt und für sich mehr oder weniger alleine lebt. Man kommt aber damit in eine Lebenssituation, die dem eingangs dargestellten Christsein deutlich widerspricht. Man kommt in den Zwiespalt, dass einerseits man keine Gemeinde hat, in keine mehr gehen will angesichts der Probleme, anderseits aber man auch die Notwendigkeit von Gemeinschaft mit Christen klar erkennt.

Hier empfiehlt es sich, in kleineren Gruppen wie Hauskreisen, Gebetskreisen diese Gemeinschaft zu pflegen. Man kann vielleicht auch mit anderen Nichtchristen einen Bibelkreis anfangen und so die Keimzelle zu einer neuen Gemeinde oder eines Hauskreises sein. In keinem Fall sollte man aber auf Dauer völlig ohne Kontakt und Gemeinschaft zu anderen Christen bleiben. Auch hier bietet das Internet vielfältige Möglichkeiten Kontakte und Kreise aufzubauen. Auch die Möglichkeit der Predigten über Internet (Ausarbeitungen, Audiopredigten, Teilnahme an Foren) sind so vielfältig, dass man etliches, was früher nur in der örtlichen Gemeinde verfügbar war, bekommen kann.








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