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Bibeltreu und evangelisch - Die Hahn'sche Gemeinschaft


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#1
durimeh

durimeh

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Es gibt in Deutschland (Baden-Württemberg) eine Gemeinschaft, die mit den Amish in gewisser Beziehung vergleichbar ist, wenngleich sie nicht aus der Täuferbewegung, sondern aus dem württembergischen Pietismus gewachsen ist: Die Michael Hahn’sche Gemeinschaft („Hahn’sche Brüder“, „Michelianer“).

Sie ist eine Versammlungsbewegung bibeltreuer evangelischer Christen, die aus dem schwäbischen Pietismus heraus entstanden ist.

Die Gemeinschaft geht zurück auf den Bauernsohn Johann Michael Hahn (1758–1819). In die so genannten Erbauungsstunden, in denen Hahn die Bibel auslegte, strömten viele Menschen. Erst nach dem Tode Michael Hahns gaben sie sich den Namen Michael Hahn’sche Gemeinschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts wollten sich einige dieser Gemeinschaften sogar von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg trennen und ins Heilige Land auswandern, um das nahe Gottesreich zu erwarten. Hahn verhinderte jedoch sowohl eine Massenauswanderung, als auch eine Trennung der Gemeinschaft von der Landeskirche.

Die Gemeinschaften sind heute hauptsächlich im alt-württembergischen und nordbadischen Raum vertreten. Es gibt 225 örtliche Versammlungen. Diese sind in 24 Gemeinschaftsbezirken regional zusammengefasst. Die Mitgliederzahl liegt bei ungefähr 3500. Eine formelle Mitgliedschaft gibt es nicht. Die Gemeinschaft bietet Einkehrtage für jüngere und ältere Brüder, für Mütter, für andere Schwestern und für Kinder an. Die Stundenbesucher gehören meist zur Evangelischen Kirchengemeinde ihres Wohnortes. Neben dem Besuch des vormittäglichen Gottesdienstes am Sonntag treffen sie sich zusätzlich regelmäßig zur einstündigen Stunde (Bibelstunde). Hier singen sie Lieder, die mehrheitlich von Hahn gedichtet wurden, beten, lesen einen Abschnitt aus der Bibel und anschließend eine Auslegung, Betrachtung oder Predigt zu diesem Text. Die Auslegungstexte stammen von Michael Hahn, von Brüdern der Gemeinschaft oder von Vätern des Pietismus wie zum Beispiel Friedrich Christoph Oetinger. Daran schließt sich die mündliche Auslegung der anwesenden Brüder an. Es reden in den allgemeinen Erbauungsstunden nur Brüder, was mit 1. Kor.14,34–35 und 1.Tim.2,12 begründet wird. Brüder und Schwestern sitzen in der „Stunde“ getrennt. Die Heilige Schrift soll als einzige Norm der Wahrheit betrachtet werden. Sie wird als „wörtlich eingegeben vom ersten bis zum letzten Blatt“ betrachtet. Neben den regelmäßigen, meist wöchentlichen Stunden gibt es auch regionale Zusammenkünfte, wie die Monats-, Brüder- und Schwesternstunden. In Schömberg-Langenbrand hat die Gemeinschaft mit dem "Haus Ecker" ein eigenes Bibelheim.

Die Hahn’sche Gemeinschaft ist als eingetragener Verein mit Sitz in Böblingen organisiert. Sie ist auf Unabhängigkeit bedacht und hat sich daher nicht dem evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband angeschlossen, wenngleich ihre Mitglieder freundschaftliche persönliche Beziehungen zu Gliedern anderer Gemeinschaften pflegen. Sie veröffentlicht das interne Periodikum An die Glieder der M. Hahn’schen Gemeinschaft. Auf eine Internetpräsenz wird bewusst verzichtet. Eine Öffentlichkeitsarbeit findet nicht statt, die Gemeinschaft zeigt aber eine freundliche Offenheit für Interessenten. Gewünscht wird allerdings die Bereitschaft zu einem wachstümlichen Glaubensleben. In diesem soll der Christ durch das Wirken des Heiligen Geistes auch zur Selbst- und Weltverleugnung sowie zur Heiligung und Christusähnlichkeit geführt werden.

Bei öffentlichen Wahlen wird den Mitgliedern der Gemeinschaft zwar empfohlen, nach eigener Gewissensführung ihre Stimme abzugeben. Von einem weitergehenden politischen Engagement wird jedoch abgeraten, da das Parteiwesen dem inneren Leben nicht förderlich sei. Von politischen Versammlungen solle man sich am Besten fern halten. Aufgabe der Glieder der Gemeinschaft sei die Fürbitte, auch für die politisch Verantwortlichen (vgl. Gemeinschaftsordnung).

Ins Auge fällt bei den Mitgliedern der Gemeinschaft, dass die Schwestern langes, oftmals geflochtenes oder zur „Pietistenzwiebel“ („Knoten“/„Dutt“) gebundenes Haar und keine Hosen, sondern Röcke oder Kleider tragen, was ihr Verständnis vom Frausein nach Gottes Schöpfungsordnung bezeugen soll und auch mit 5.Mose 22,5 begründet wird. Die Kleidung der Frau soll züchtig und weiblich sein. Als wesentlicher wird jedoch von der Gemeinschaft selbst das Ringen um Ernsthaftigkeit in der Nachfolge Jesu sowie zuchtvolle und demütige Lebensführung und „erbarmende Liebe“ angesehen. Die Gemeinschaft hat sich in einer Gemeinschaftsordnung Ordnungen und Regeln gegeben, die sich an den Worten Jesu und den Briefen der Apostel orientieren sollen. In der daraus entfalteten christlichen Ethik wird beispielsweise das Fernsehen und die Benutzung anderer Medien zur Unterhaltung sowie „schwärmerisches Treiben“ (Charismatik) abgelehnt. In den Veränderungen und Umbrüchen unserer Zeit werden Zeichen der Endzeit gesehen. Vor diesem Hintergrund soll das „von den Vätern überkommene reiche Erbe“ bewahrt und der „Charakter der Gemeinschaft rein bewahrt“ werden (Zitate aus der Gemeinschaftsordnung).
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