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Lutz Lemhöfer ( Sektenberater )

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Katholische Traditionalisten, säen Feindschaft gegen die Juden


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Was hat es mit der jüdischen Weltverschwörung auf sich?




Wie so oft kommt die erste - und beste! - Antwort aus einem jüdischen Witz:[1] Kurz nach der Machtergreifung kommt Herr Grünstein mit dem "Völkischen Beobachter" nach Hause. Seine Frau ist wütend, hält ihn für meschugge. Grünstein verteidigt sich: "Schau, in unserem Gemeindeblatt stehen wieder nur schlechte Nachrichten: Goebbels hat gegen uns gehetzt - unsere Geschäfte werden boykottiert - von den Universitäten werden wir ausgeschlossen. Alles ganz furchtbar! Und was lese ich im 'Völkischen Beobachter'? Wir besitzen Wall-Street, wir stehen hinter dem sowjetischen Regime, wir kontrollieren die Weltpresse, und der Vatikan soll uns auch bald gehören. Ist das nicht phantastisch?"

Ein kleiner Verlag im schwäbischen Durach bemüht sich seit Jahren, die Erkenntnisse des "Völkischen Beobachters" aus traditionalistisch-katholischer Sicht zu untermauern. "Pro fide Catholica" hat der ehemalige Priesteramtskandidat der Diözese Augsburg und jetzige Verleger Anton Schmid sein Programm getauft. Wer hier freilich solide, vielleicht gediegen konservative Theologie erwartet, wird enttäuscht. Bereits der Programmzettel läßt erkennen, wie wir von verschwörerischen Finsterlingen umgeben sind. Da wird etwa der Vertrag von Maastricht in feiner Anspielung als "Endlösung für Europa" [2] charakterisiert; zumindestens aber droht beim Beitritt zur Europäischen Union "Die kollektive Sklaverei"[3].

Wo es Sklaven gibt, gibt es auch Herren; der Hausautor und suspendierte Religionslehrer Manfred Adler hat sie aufgespürt. Einerseits ist es die Freimaurerei mit dem Ziel der "Errichtung einer Weltdiktatur und einer Weltreligion".[4] Andererseits ist es die "Weltmacht Zionismus"[5], bei der alle Fäden zusammenlaufen. Juden und Freimaurer gemeinsam mit den fremden Religionen sind angetreten, die Welt zu regieren und zu diesem Zweck die katholische Kirche, das letzte Bollwerk des Widerstands, zu unterminieren. Und da die Juden unter diesen vertrauten Verdächtigen klassischer Verschwörungstheorien die ältesten sind, unterwandern sie an allen Ecken und Enden. Wo und wie, das ist aus dem Verlagsprogramm des Anton Schmid zu lernen; einige dieser Schleichwege seien exemplarisch vorgeführt.

Durch jüdischen Messianismus zur Weltdiktatur?

Selbstverständlich - wir ahnen es - streben die Juden nach der Weltherrschaft. Würde man den Grund dieses vermeintlichen Strebens in der Bibel, in den Juden wie Christen gemeinsamen Heiligen Büchern des Ersten Testaments finden, hätten die Autoren des christlichen Verlages ein Problem: Sie müßten Teile dessen verwerfen, was sie selbst in Ehren halten. Also bedienen sie sich eines Kunstgriffs: Nicht die Bücher Moses oder die Prophetenbücher sind böse, sondern deren (nachchristliche) Deutung im Talmud, in der Kabbala oder im Zionismus. Unter reichlicher Zitation auffallend alter Bücher[6] wird folgender Gedankengang konstruiert:

Das moderne Judentum richtet sich nicht nach der Bibel, sprich: der Thora und den Propheten, sondern nach dem Talmud. Es versteht sich als Träger und Erfüller des universalen Heilswillens Gottes. Die Juden, welche alle Nichtjuden hochmütig verachten, versuchen, den rechtmäßigen Träger und Erfüller des Heilswillens Gottes, die katholische Kirche, auf zweierlei Weise auszuhebeln: Einerseits geschieht das durch die emanzipatorische Wissenschaft. Im Originalton:

"Das Entstehen der modernen Philosophie ist ohne den Einfluß der jüdischen Geheimlehre nicht zu denken. Dieselben Nachweise können für die politischen Entwicklungen in Europa seit der Glorreichen Revolution in England und vor allem seit
der Französischen Revolution erbracht werden. (...) Die Bezeichnung 'Jakobiner' für die damaligen Revolutionäre deutet nicht nur auf das Kloster Saint Jacques als Pariser Versammlungsort hin, sondern auf den alttestamentlichen 'Jakob', der später 'Israel' genannt wurde. (...) Der Eroberungsfeldzug des Judaismus in der modernen Philosophie, Religion und Politik zeigte wiederum, daß die Wissenschaft der Kabbala Hauptquelle in den Umsturzbewegungen der Neuzeit ist. "[7]

Die realpolitische Seite dieses Messianismus spiegelt dann andererseits vor allem der Zionismus wieder, oder genauer, der "zionistische Weltmachtanspruch" (Manfred Adler). Denn Zionismus wird hier nicht verstanden als Eintreten für das Lebensrecht des jüdischen Volkes in einem jüdischen Staat, sondern als göttlich begründete Herrschaft Zions über die ganze Erde. Ausgerechnet Martin Buber wird als Kronzeuge genommen und gezielt mißdeutet. Bubers immer wiederholte Mahnung, daß es im Staate Israel nicht nur um den Besitz eines Staatsgebiets gehen könne, sondern um ein anziehendes und auf die Welt ausstrahlendes Beispiel vorbildlichen Gemeinschaftslebens, wird als realpolitischer Weltmachtanspruch hingestellt:

"Das große Ziel, dem alle Zionisten zustreben, ihr messianisches Endziel, ist die Herrschaft über 'alles Menschenvolk', d. h. mit anderen Worten die Weltherrschaft. Diese ist identisch mit dem endzeitlichen messianischen Heil, das zu verwirklichen die 'übernationale Aufgabe' der 'Söhne des Messias' oder des 'auserwählten Volkes' ist. Bei Martin Buber heißt das religiös verschleiert: ''Königtum Gottes über alles Menschenvolk' in der 'Welt der Einheit'. Da aber der Terminus 'Gott' bei ihm nur Leerformel für 'schöpferisches Judentum' ist, unterscheidet sich seine 'zionistische' Religiosität und Mystik in der Sache nicht von dem radikal säkularisierten Zionismus, der auf jegliches religiöses Beiwerk zur Begründung seines eigentlichen und letzten Zieles verzichtet."[8]

Martin Buber als Prophet eines jüdischen Imperialismus - so was muß man erst mal erfinden! Wer das glaubt, wird sich auch mit einer bizarren Fußnote dieses Verschwörungsplans anfreunden, die ein gewisser Helmut Friedlmayer ebenfalls im Programm "Pro fide Catholica" anbietet. Danach haben die jüdischen Herrenmenschen nämlich eigens eine Sklavenreligion entworfen, die ihnen zugeordnet sei: die der Zeugen Jehovas.

"Das Ziel dieser ganzen Bemühungen ist der Abfall möglichst vieler Christen vom Glauben an den dreifaltigen Gott und an den Erlöser Jesus Christus, damit das antichristliche Reich Jehovas, die jüdische Weltherrschaft, ihre Erfüllung findet (...) Der einzelne Zeuge muß sich ganz mit dem Willen der Obrigkeit identifizieren und wird dadurch ein Sklave für Jehova, ein Sklave der Juden."[9]

Dem Verfasser ist offenbar nicht bekannt, daß er sich mit dieser Einordnung der Zeugen Jehovas als einer Sklavenreligion in eine Reihe mit Heinrich Himmler begibt, der die östlichen Völker durch den Glauben der (von ihm selbst verfolgten) Zeugen Jehovas pazifizieren wollte.[10] Statt dessen kolportiert er eben diejenigen haltlosen Gerüchte weiter, die den Nazis als Grund ihrer brutalen Verfolgung dieser Sekte dienten.

Freimaurer und Juden Hand in Hand?

Wenn in den Publikationen des Verlags Anton Schmid die Juden als Drahtzieher von was auch immer entlarvt werden, dann ist nur im geringen Ausmaß das klassische orthodoxe Judentum gemeint. Das eigentliche Objekt von Haß und Furcht ist etwas anderes: Das liberale, säkularisierte Judentum, das hinter der Finanzpolitik wie hinter den Weltrevolutionen stehe.

"Jeder, der sich mit dem Thema 'Wer regiert die Welt' zu beschäftigen beginnt, stößt früher oder später im Verlauf seiner Recherchen auf die mächtigsten Rohstoffmagnaten und Großbankiers der Erde, die Rothschilds und Rockefellers",[11]

weiß der Hausautor und Magister der Theologie Johannes Rothkranz. Sie stehen am oberen Ende einer aufeinander aufbauenden Hierarchie von Geheimgesellschaften, die unter dem irreführenden Stichwort 'Einheit der Welt' sowohl eine Welteinheitsreligion des Humanismus wie einen Welteinheitsstaat unter ihrer Führung anstreben. Das ist zwar alles so geheim, daß die Welt es bislang übersehen hat; praktischerweise hat aber ein Mitglied der Rothschild-Dynastie im Bett seiner Geliebten die Details ausgeplaudert, die wir jetzt in den Büchern des Verlags Anton Schmid nachlesen können:

"Nach der 1982 verstorbenen Ayn Rand baut sich die Pyramide der Geheimen Gesellschaften von unten nach oben folgendermaßen auf: Über dem Fundament des
profanen Humanismus erheben sich

die Freimaurerei ohne Schurz,

die blaue oder Johannes-Maurerei,

Rotary Club, Lions-Club, CVJM (YMCA) etc.,

die Freimaurerei des York-Ritus,

die Hochgrad-Freimaurerei des schottischen Ritus,

der Kommunismus

der Grand Orient,

die jüdische Freimaurerei B'nai B'rith,

der "Club der 500",

"Rat der 33"

"Rat der 13".

Auf der 13. Stufe klafft in Ayn Rands
Darstellung eine Lücke; darüber wacht als Pyramidenspitze Satans Auge."[12]


Dieser von Rothkranz gelegentlich als "Satans-Synagoge" betitelte Machtkomplex zieht also die Fäden in der Welt. Wo wir es nicht sehen, haben wir es nur noch nicht gemerkt. Obwohl die Hauptpolemik der Freimaurerei gilt (ein klassischer Topos im traditionalistischen Katholizismus), gilt auch: die Juden sind immer dabei. Ob 1789 in Frankreich oder 1917 in Rußland: es sind Juden, die dahinter stecken, ebenso natürlich hinter der Entfesselung zweier Weltkriege sowie der Vorbereitung des dritten. Selbstverständlich ist auch der Holocaust ein jüdisches Machwerk. O-Ton Rothkranz:

"Es wäre den insgeheim längst die englische und amerikanische Regierung kontrollierenden jüdischen Großbankiers der Rothschild-Familie bzw. der ach so humanen B'nai B'rith-Größen, die hinter Roosevelt standen, ein leichtes gewesen, beliebig viel Ausreise-Visa für europäische, vom Tod bedrohte Juden zu erhalten bzw. zu verteilen. Aber daß die europäischen Juden, die meisten von ihnen zumindest unmittelbar gar nicht beteiligt an der zionistischen Weltbeherrschungsstrategie, dem unberechenbaren Diktator, dem man mit so teurem Geld zur Macht verholfen hatte, so glimpflich entrinnen sollten, war in dem Großen Plan der Geheimen Oberen offenbar nicht vorgesehen, ganz im Gegenteil: Sie brauchten eine möglichst große Zahl jüdischer Märtyrer. (...) Sechs Millionen tote Juden als Sechs Millionen Märtyrer für die Sache des One-World-Zionismus würden dem Bestrebungen der Satans-Synagoge mehr nützen als Sechs Millionen überlebende bzw. Hitler erst gar nicht ausgelieferte Juden. (...) Das jüdische Volk als Ganzes und damit jeder einzelne seiner Vertreter wären in ihren Handlungen auf einzigartige Weise dem sonst üblichen Bewertungsmaßstab entzogen; mit anderen Worten: Die künftigen zionistischen Weltherrscher und ihre weit verzweigte Hierarchie könnten sich nachgerade alles erlauben, ohne daß die Nichtjuden oder selbst die nichtzionistischen Juden es wagen könnten, ihre Machenschaften rückhaltlos aufzudecken und dadurch zu behindern." [13]
Solche ebenso unsinnigen wie schamlosen Denkgebäude berufen sich ungeniert auf die längst als Fälschung entlarvten "Protokolle der Weisen von Zion", die sowohl bei Rothkranz als auch bei Friedlmayer mit dem Gestus gläubigen Abscheus zitiert werden. Neu ist dieses Weltbild in keiner Weise. Im Gegenteil: Es bildet ein vertrautes klerikal-traditionalistisches Muster seit den Tagen der französischen Revolution ab. Erstmals hat der Jesuitenpater Augustin Barruel in seinen 1797/98 veröffentlichen "Mémoires pour servir à l'histoire du Jacobinisme" diese Struktur einer Verschwörungstheorie zu Papier gebracht, "nach der Freimaurer, Anarchisten und Jakobiner sich verschworen hätten, Staat und Kirche zuerst in Frankreich zu vernichten, worauf alle anderen Länder folgen sollten. "[14] Rothkranz & Co ändern diese Struktur nicht, sondern fügen ihr lediglich neuere historische Sachverhalte nahtlos ein.

Wird die katholische Kirche unterwandert?

Neu ist allerdings ein Umstand, der zugleich den Anlaß des Verlagsprogramms "Pro fide Catholica" bildet. Das bislang stärkste Bollwerk gegen jüdisch-freimaurerische Unterwanderung ist offenbar selbst unterwandert worden: Nämlich die katholische Kirche mit und seit dem großen Reformschub des II. Vatikanischen Konzils (1962-65). Einfallstore sind der Ökumenismus im allgemeinen und der > jüdisch-christliche Dialog im besonderen. Die etwas plattere Variante dieser Verschwörungstheorie präsentiert Leon de Poncins[15] Danach geht es auf die engen Verbindungen des Vorsitzenden des vatikanischen Sekretariats für die Einheit der Christen, Augustin Kardinal Bea, zur jüdischen Loge B'nai B'rith zurück, daß das Konzil in der Erklärung zu den nichtchristlichen Religionen ("Nostra aetate") frühere Verurteilungen der Juden zurücknahm. Bea selbst wurde "beschuldigt (!), von Ursprung her Jude zu sein" wie seine Mitarbeiter Monsignore Baum und Monsignore Oesterreicher; der B'nai B'rith wiederum habe während des gesamten Konzils eine geheime Zensur über den Vatikan selbst und den Papst ausgeübt, die in der genannten Konzilserklärung und der späteren Umformulierung der liturgischen Karfreitagsbitte für die Juden das gewünschte Ergebnis gezeitigt habe. In entwaffnender Schlichtheit heizt Johannes Rothkranz die Gerüchteküche weiter an. Aus "unbedingt zuverlässiger, aber selbstredend vertraulicher vatikanischer Quelle" weiß er zu berichten: der gegenwärtige, nicht gerade als liberal verschriene

"Papst Johannes Paul II, so hieß es damals (1989, L.L.) treffe sich in der letzten Zeit etwa alle 4 Wochen insgeheim für rund 2 Stunden mit einer Abordnung von B'nai B'rith und erhalte bei dieser Gelegenheit seine Anweisungen. "[16]

Mit dieser Haltung steht der Papst aber offenbar nicht allein.

"Es wimmelt gerade unter den Priestern und Bischöfen von Leuten, die sich dem christlich-jüdischen Dialog verschrieben haben und dabei mit Scheuklappen durch die politische und religiöse Landschaft laufen. Das Judentum, dem sie sich anzubiedern suchen, ist in aller Regel nicht einmal das wirklich gläubige, orthodoxe, sondern das liberal-zionistische, das sich aber aus taktischen Gründen bisweilen sehr 'religiös' aufzuführen versteht."[17]

Aber Rothkranz geht inhaltlich noch weiter: Da auch in den Konzilstexten häufig von der Einheit der Menschen sowie vom Weltfrieden als Wunsch und Ziel die Rede ist, dies aber als Synonym für die 'One-World-Diktatur' behandelt wird, sind nicht nur einzelne Personen, sondern die Gesamtheit der Konzilstexte vom neuen Ungeist infiziert. Sein Fazit:

"Spätestens im Jahr 1965 war also die fast 250 jährige Unterwanderung der katholischen Kirche durch die Synagoge Satans im Prinzip am heißersehnten Ziel angelangt. "[18]

Ein Außenseiter mit Ausstrahlung?

Der Rundumschlag gegen Papst und Konzil macht es deutlich: Das Verlagsprogramm ' Pro fide Catholica' repräsentiert weder den "main stream" im real existierenden Katholizismus noch dort für diskussionswürdig gehaltene Außenseitermeinungen. Dennoch machte man es sich zu leicht, täte man dies als private Spinnerei eines Exzentrikers ab. Es gibt zumindest Schnitt-mengen mit Gedanken und Gefühlen traditionell eingestellter Katholiken einerseits, rechter Esoteriker und Sekten andererseits. Berührungspunkte gibt es etwa zu Teilen des Volkskatholizismus, der traditionelle Wallfahrten, Andachten etc. auch dann pflegt, wenn ihnen antisemitische Legenden zugrunde liegen (Deggendorfer Gnad, Werner-Kapelle Bacharach, Anderl von Rinn). Gerade im letzteren Fall, im Fall der Legende um das angeblich einem jüdischen Ritualmord zum Opfer gefallene Christenkind Anderl von Rinn, machen sich die Autoren des Verlages für dessen Verehrung stark und polemisieren gegen den Bischof von Innsbruck, der den Kult 1989 verboten hatte. Parallelen zum Programm "Pro fide Catholica" finden sich aber auch in sonst weniger bekannten, den Leserinnen und Lesern aber ungewöhnlichen wichtigen Zeitschriften vom rechten Rand des Katholizismus, die seit dem Konzil im Dauerprotest verharren. So schreibt die Publikation "Der schwarze Brief" von Claus Peter Clausen/Lippstadt, die sich als Verbreiterin sonst unterdrückter katholischer Nachrichten versteht, im Sonderblatt 8/92 die gleiche "Geheim-Regierungsstory" wie Johannes Rothkranz. Danach haben seit Jahrhunderten böse Mächte den guten Mächten den Kampf angesagt, um über Völkerbund, UNO, Eine-Welt-Programmatik "die tatsächliche Kontrolle der Geld-Welt-Politik in die Hand zu bekommen mit dem Ziel der Ausrottung aller Religion."

Claus Peter Clausen und Johannes Bökmann als Brunnenvergifter

Horrorvisionen von der drohenden satanischen Herrschaft des New Age verbreitete Clausen auch als Chefredakteur der Zeitschrift "Pfadfinder Mariens", die als Verbandzeitschrift einer rechten Abspaltung der offiziellen katholischen Georgspfadfinder fungiert. Ängste vor "New Age" oder "One-World" kultiviert auch die Zeitschrift "Theologisches". Früher weit verbreitet als kostenlose Beilage eines Anzeigenblatts für kirchliches Gebrauchsgut wird "Theologisches" heute selbständig herausgegeben: ein intellektuell beachtlicher Vorposten im Kampf gegen den Reformkatholizismus seit dem Konzil, dem Selbstverständnis nach der "heilige Rest" glaubenstreuer Katholiken, die sich gleichwohl nicht - wie die Traditionalisten um den verstorbenen Erzbischof Lefebvre - von der römischen Kirchenleitung getrennt haben. In der Doppelnummer Dezember/Januar 1994/95 entwirft Rudolf Willeke ein düsteres Zukunftsszenario, das dem von Rothkranz & Co auffallend ähnelt:

"Ziel ist der One-World-Staat unter der Zentralaegide der UNO; Ziel ist die One-World-Religion auf der Basis der 10 Gebote - die Weltfriedensachse Mekka- Jerusalem - Rom; das Ziel ist die Multikultur, die zur Welteinheitskultur fortschreitet und uns endlich von der Last und der Schuld christlich abendländischer Kultur 'befreit' "[19]

Wirklich oder vermeintlich freimaurerische Aktivitäten werden auch in "Theologisches" manchmal angesprochen, jüdische seltener. Anleihen von revisionistischen Geschichtsbildern sind aber unübersehbar, wenn etwa Leserbriefschreiber E. von Löbbecke für 1933 von einer "jüdischen Kriegserklärung" an Deutschland spricht, so daß "zwangsläufig" das erste antijüdische Gesetz folgte: eine merkwürdige Schuldzuschreibung von den Tätern auf die Opfer, die der Herausgeber von "Theologisches", Msgr. Johannes Bökmann, für "hochinteressant" erklärt:

"Es sollte um der Wahrheit willen publiziert werden. "[20].

Und im Maiheft 1998 beklagt Friedrich Romig die vatikanische Reflexion über die Shoah. Nicht die Halbherzigkeit des katholischen Schuldbekenntnisses ist Gegenstand der Klage, sondern daß überhaupt an ein Schuldbekenntnis gedacht wird:

"War nicht die Shoah die Rache Jehovas an seinem ihm untreu gewordenen Volk, das fortlaufend die ihm aufgegebenen göttlichen Gesetze brach? War sie nicht die Strafe für den Abfall von Gott, den große Teile des Judentums gerade in den letzten hundert Jahren vor der Shoah vollzogen haben?"[21]

Auch hier fehlt es nicht an Hinweisen auf die vorgebliche Herrschaft "der Juden" über Welthandel, Weltfinanz und Weltmedien - der 'Völkische Beobachter' aus dem eingangs zitierten jüdischen Witz läßt grüßen!

Aber auch jenseits der Kirchen fällt das Geraune von den geheimen Führern der Welt, bei denen merkwürdigerweise immer die Juden dabei sind, auf fruchtbaren Boden. In der Zeitschrift "Christusstaat" der Sekte "Universelles Leben" wurden Rothkranz' Theorien breit rezipiert und vorgestellt. Dies überrascht um so mehr, als das "Universelle Leben" schroff antikatholisch ist, hier aber einem katholischen Traditionalisten auf den Leim ging. Erst nachdem nicht nur kirchliche Sektenbeauftragte, sondern auch eine kritische Fernsehreportage des Hessischen Rundfunks im Dezember 1993 das Geschwätz von der Herrschaft der Illuminaten sowie der Rothschild-Dynastie als "braunen Dreck" kritisierte, distanzierte sich verspätet die Redaktion. Noch größere Resonanz erlangten esoterische Schriftsteller wie Jan van Helsing, dessen Buch "Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert" hunderttausendfach verkauft wurde, und der 'Reinkarnationstherapeut' Trutz Hardo, dessen Roman 'Jedem das Seine' (!) die Ermordung der europäischen Juden deren 'schlechtem Karma' zuschrieb: Sie sei Sühne für Schuld im früheren Erdenleben!

Der Vertrieb der Bücher ist mittlerweile gerichtlich gestoppt. Es bleibt die Erkenntnis, daß rechtsradikale Dummheit nicht nur mit Glatze und Springerstiefeln, sondern auch im Flattergewand der Esoterik einherkommt.[22]

Die Popularität rechter Verschwörungstheorien in der Esoterik-Szene kann freilich nicht als Wirkungsgeschichte der Verlagsprogramms "Pro fide Catholica" erklärt werden. Vielmehr scheinen beide eine gemeinsame Ursache zu haben:

"Konspirations-Theorien sind Sinnpro-duktionsmittel, zu denen jene greifen,
die sich anders nicht mehr zu helfen wissen."[23]

Der Überschuß an frei flottierender Information in unserer Gesellschaft, aber auch in den großen Volkskirchen, die gesellschaftliche Probleme in der Regel mit Zeitverzögerung nachvollziehen, er verführt Außenseiter zu gewaltsamen Versuchen, diese Komplexität zu reduzieren. Ein wichtiges Mittel, frei flottierende Ängste zu bannen, ist ihre Fokussierung auf einen benennbaren Feind. Das wußten die Exorzisten, deren wichtigste Aufgabe es war, den Namen des Dämons herauszufinden, der aus einem Besessenen sprach. Das weiß der Märchendichter des "Rumpelstilzchen", das seine magische Kraft verliert, wenn sein Name bekannt wird; und das wissen nicht, aber ahnen religiöse Fundamentalisten aller Art:
Sie brauchen einen Feind. Die unheilige Allianz christlicher Fundamentalisten mit rechten Esoterikern kann gleichwohl nicht ihrerseits verschwörungstheoretisch erklärt werden; der gleiche bräunliche Mief nistet in Köpfen, die sich untereinander nicht kennen.

Aber das Mittel gegen beide ist das gleiche: Aufklärung und Vernunft. Beide mit dem christlichen Glauben zu versöhnen war das größte Anliegen des II. Vatikanischen Konzils. Es lohnt sich, daran zu erinnern.


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