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Die Gemeinde - Polizei


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Rolf

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Die Gemeinde - Polizei



Über den Autor

Herbert Laupichler ist Jahrgang 1950 und lebt in Bremen. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und ist von Beruf Elektrotechniker. Seine geistliche Heimat ist eine Brüdergemeinde und dort ist er im Predigtdienst und in der Gemeindeleitung aktiv.

Frage von DN:

"Manchmal habe ich in meiner Gemeinde das Gefühl, regelrecht unter die Lupe genommen zu werden. Immer dann, wenn ich einen Fehler gemacht habe, schauen mich die anderen komisch an. Ich fühle mich zurückgewiesen und bestraft. Keiner sagt aber mal irgendwas. Natürlich hilft mir das Verhalten meiner Gemeinde in gewisser Weise und ich liebe meine Gemeinde. Aber es fällt mir schwer, diesen Menschen in der gegenwärtigen Situation noch zu vertrauen. Wie kann ich mit dem allem biblisch gesehen am besten umgehen? Passt es mit dem Wesen der Liebe zusammen, dass ich mich auch mal wehre?"

Die Gemeinde bewahren

Immer wieder bin ich froh, dass die Gemeinde von Jesus Christus keine politische Partei oder ein Sportverein ist, sondern ein lebendiger Organismus. Deshalb vergleicht z. B. der Apostel Paulus die Gemeinde mit einem menschlichen Körper (1.Korinther 12,12-27).

Um die Gesundheit dieses Leibes ist Jesus selbst besorgt, genau so wie um das Ansehen in der Öffentlichkeit. Er ist der Herr bzw. das Haupt der Gemeinde. Und jeder, der sich auf sein rettendes Angebot eingelassen hat, ist geheiligt. Das bedeutet, dass er in einer ganz besonderen Beziehung zu Jesus lebt. Außerdem ist Jesus selbst in seiner Gemeinde anwesend. Selbst wenn sich nur zwei oder drei Menschen in seinem Namen versammeln, ist er mitten unter ihnen (Matthäus 18,20).

Aus all diesen Gründen kann einerseits eine bewusste und andauernde Sünde in der Gemeinde nicht geduldet werden. Das wäre eine Beleidigung für Jesus, der schließlich für die Sünden gestorben ist. Jesus möchte alles fernhalten, was seiner Gemeinde schaden und woran ihr Bild in der Öffentlichkeit Schaden nehmen könnte. Deshalb wurden auch von den Aposteln und ihren Mitarbeitern in den Gemeinden Älteste eingesetzt. Diese Gemeindeleiter waren dafür verantwortlich, dass ihre Gemeinde bewahrt wird. Dafür sind sie auch heute noch verantwortlich.

Andererseits aber erwartet Jesus auch von jedem die Bereitschaft, anderen zu vergeben. Das gilt auch für eine Gemeinde. Genauso wie sie Schuld in ihrer Mitte nicht tolerieren sollte, sollte sie im Falle von Reue bereit sein, der betreffenden Person zu vergeben. Denn das Zusammenleben in der Gemeinde sollte grundsätzlich von Liebe geprägt sein. Das bedeutet eben nicht, dass alles vorbehaltlos toleriert wird. Es bedeutet einen respektvollen Umgang miteinander. Ich interessiere mich für den anderen, habe Achtung vor ihm – und bin eben auch bereit, ihm zu vergeben.

Der Schreiber des Hebräerbriefes und der Apostel Petrus haben beides miteinander verbunden:

... und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken
Hebräer 10,24

Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn „die Liebe deckt auch der Sünden Menge“
1.Petrus 4,8


Das Interesse für den Anderen dient also nicht der Kontrolle. Es soll den Anderen in der Liebe fördern und anleiten, gute Werke zu tun. Der Apostel Petrus denkt in eine ähnliche Richtung. Auch er fordert seine Leser auf, in beständiger Liebe mit den Gemeindemitgliedern zu leben. Das Zudecken der Sünde verstehe ich dabei so, dass ich jemanden aus der Gemeinde in Liebe zum Bekennen und Lassen einer Sünde helfe, von der nur ich etwas mitbekommen habe. Auch dadurch schütze ich die Gemeinde, in dem ich Böses erst gar nicht an sie heranlasse.

Wenn eingegriffen werden muss

Was die Zurechtweisung in den Gemeinden angeht, so wird im Neuen Testament im Wesentlichen unterschieden zwischen:


* Menschen, deren Verhalten das Zusammenleben in der Gemeinde belastet, die in der Sprache der Bibel „unordentlich wandeln“, im christlichen Sinne also zu Wünschen übrig lässt,
* Menschen, die einmal eine Sünde oder eine Verfehlung begangen haben,
* Menschen, die die Gemeinde mit böser Absicht spalten (Sektierer) und
* Menschen, die in Sünde leben, d.h. ständig das tun, was in der Bibel als böse bezeichnet wird.



Zu denjenigen, die mit Leuten zu tun haben, die das Zusammenleben in der Gemeinde belasten, sagt Paulus:

Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.
1.Thessalonicher 5,14


Das bedeutet für mich, dass eine Gemeinde bei diesen Leute geduldig sein soll. Ihr Verhalten der entsprechenden Person gegenüber soll von Liebe geprägt sein. Dennoch darf das kein Freifahrtschein für jedermann sein, eine Gemeinde zu belasten, wie es gefällt. Niemand kann von der Gemeinde erwarten, dass sie ihn erträgt. Niemand kann von einer Gemeinde einfordern, dass sie ihm mit Liebe begegnet und ihn in Geduld erträgt – nur um dann fröhlich weiter zu provozieren.

Einen Schritt weiter geht Paulus schon an anderer Stelle:

Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich leben und nichts arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, dass sie still ihrer Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen. Ihr aber, liebe Brüder, lasst's euch nicht verdrießen, Gutes zu tun. Wenn aber jemand unserm Wort in diesem Brief nicht gehorsam ist, den merkt euch und habt nichts mit ihm zu schaffen, damit er schamrot werde. Doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder.


Hier wird Paulus schon etwas deutlicher. Dennoch relativiert er auch seine Aussage. Denn der Betreffende soll als Bruder zurechtgewiesen werden.

Jakobus schreibt davon, dass ein Christ auch straucheln kann. Es kann also sein, dass ich von einer Verfehlung überrascht werde. Damit ist eine seltene oder einmalige Sache gemeint. In diesem Fall fordert Paulus von den Christen in Galatien:

Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.
Galater 6,1


Bei solch einer Verfehlung ist es die Sache der Gemeinde, den Betroffenen in liebevollem Geist zurecht zu bringen. Auch in diesem Fall erreicht die Verfehlung die Gemeinde nicht und braucht sich damit nicht auseinander zu setzen.

Zum Schluss muss ich noch die Menschen erwähnen, die in Sünde leben. Das bedeutet, dass sie ständig das tun, was in der Bibel als böse bezeichnet wird. Dazu schreibt Paulus den Christen in Korinth:

Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die draußen an, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind? Gott aber wird die draußen sind richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte!
1.Korinther 5,11-13


Paulus wird jetzt ganz deutlich. Der Lebensstil der betreffenden Person ist eindeutig durch die Sünde gekennzeichnet. Er hat nicht nur einmal eine Verfehlung begangen, sondern wiederholt sie immer wieder. Alle Zurechtweisungen scheinen keinen Erfolg gehabt zu haben. Der Betreffende gibt sein böses Handeln nicht auf. In solch einem Fall, so schreibt Paulus, darf er nicht mehr an dem Zusammenleben in der Gemeinde teilnehmen.

Doch diese Zurechtweisung hat ein gutes Ziel. Sie soll dazu dienen, dass der Betroffene zum Nachdenken und zur Einsicht über sein Tun kommt. Wenn dieses Ziel, sicher mit Unterstützung eines Seelsorgers, erreicht ist, dann soll die Gemeinde diesen Menschen auch wieder in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Darauf weist Paulus im 2. Korintherbrief hin:

Wenn aber jemand Betrübnis angerichtet hat, der hat nicht mich betrübt, sondern zum Teil - damit ich nicht zu viel sage - euch alle. Es ist aber genug, dass derselbe von den meisten gestraft ist, sodass ihr nun ihm desto mehr vergeben und ihn trösten sollt, damit er nicht in allzu große Traurigkeit versinkt. Darum ermahne ich euch, dass ihr ihm Liebe erweist.
2.Korinther 2,5-8

Daraus entnehme ich, dass diese „Strafe“ nur eine begrenzte Zeit andauern soll und dann die Gemeinde auch wieder vergeben soll. Dabei ist für mich der Hinweis wichtig, dass die Gemeinde Liebe erweist.

Der Umgang mit dem Fragenden

Ich denke, dass sich jeder eine Korrektur gefallen lassen muss, der durch sein Verhalten oder sogar durch Sünde die Gemeinde belastet. Durch die Kraft des Heiligen Geistes kann aber auch jeder um die Veränderung seines Verhaltens beten oder seine Sünden bekennen. Wenn ich mich allerdings durch den unangekündigten Abbruch der Beziehungen in der Gemeinde bestraft fühle, ist sicher das Gespräch mit der Gemeindeleitung zu suchen. Denn die Gemeinde sollte Geduld mit jedem Gemeindemitglied haben. Sie sollte ihn als Bruder auf belastende Verhaltensweisen hinweisen und selbst nach einer Strafe den Betroffenen in Liebe wieder aufnehmen.

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