Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

"DIE GABE" - Helmut Bauers Begegnung mit Gott(?)


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
3 Antworten in diesem Thema

#1
Hebräer83

Hebräer83

    Administrator

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 2212 Beiträge
Folgenden Text erarbeitete ich im Frühjahr 2007 im Vorfeld eines Gesprächs mit Mitgliedern einer Wort&Geist-Gemeinde. Der hauptsächlich vorgebrachte Kritikpunkt an meinen Ausführungen zielte darauf, daß ich schließlich nicht an Helmut Bauer persönlich geschrieben hätte, und ihn um Erkundigungen gebeten hätte. Mir, wie auch dem geneigten Leser, wird dies aber bei der Lektüre als ein Einwand erscheinen, der aus Befremdung und Ratlosigkeit geboren ist, angesichts Helmut Bauers eigener Beschreibung seiner Bekehrung. Auf meine höflich-interessierte Anfrage per E-mail an W+G Röhrnbach habe ich keine Antwort erhalten.
Zu berücksichtigen sei bitte folgendes: Die Arbeit läßt bewußt vieles außer acht, was über das Verständnis biblischer Begriffe, göttlichen Handels etc. bei Wort und Geist alles kritisches angemerkt worden ist und werden könnte, und läßt sich zunächst auf das Selbstverständnis von Wort und Geist ein. Ein Diskussion jedes biblischen Begriffes würde hier auch den Rahmen sprengen Die Auseinandersetzung bewegt sich auch deshalb näher an theologischen Ideen von Wort+Geist, um im Gespräch mit Wort+Geist-lern die Asurdität von Bauers Bekehrung erkennbarer machen zu können.

„Die Gabe“
Eine Literaturanalyse und Textkritik zu „Charisma“ 129,4


0. Das Thema

Dieser Beitrag beleuchtet eine kurze Textstelle aus einem Artikel der Zeitschrift „Charisma“,
in der über Helmut Bauer und das Wort&Geist-Zentrum Röhrnbach berichtet wurde.
Angeregt von einer Zitation bei Alexander Seibel und seiner kritischen Anmerkung zu dieser
Textstelle[1], dessen Schlußfolgerung ich mich anschließe, habe ich jene Passage, die als von
Helmut Bauer persönlich abgegeben erscheint, nach Versen unterteilt, die im einzelnen
untersucht wurden. Die These, die ich hier auszuarbeiten bemüht bin ist, daß jener Text im
wesentlichen eine tendenziöse Rahmenerzählung zusammengefügt aus Motiven der
Pfingsterzählung (Apg 1 und 2) und der Bekehrung des Saulus (Apg 9) ist, um eine
Erklärung zu Herkunft und Art der „(Heilungs)Gabe“ zu liefern.

Der Beitrag ist zur Weiterverbreitung und Zitation freigegeben und möge Freunden und
Angehörigen von Besuchern von Wort&Geist-Veranstaltungen dazu dienen, jene mit einer
kritischen Betrachtung des Bekehrungs- und Berufungserlebnisses Helmut Bauers, zum ersten
Hinterfragen und zum Gespräch über andere Aspekte der Bewegung anzuregen, die hier ganz
bewußt ausgelassen sind.

1. Grundlage für eine Prüfung

Wenig ist zu finden über Helmut Bauer, bevor er Gründer und Leiter von Wort&Geist wurde.
Seine Biographie ist und soll hier auch kein Thema sein, das mehr als nötig interessiert. Es
sollte aber eigentlich in der Natur der Sache liegen, daß man eine Person, die in Anspruch
nimmt, einen „von Gott gegebenen Auftrag der Reformation“[2] auszuführen, überprüft.
Meine Untersuchung stützt sich auf folgende Überlegung:
Die Wort&Geist-Bewegung ist untrennbar mit der Person Bauers und mit dessen
„Gabe“ verbunden.
Ist dies nachgewiesen so können wir diesen Punkt, an dem sich das
Privatleben des nicht-christlichen Helmut Bauers mit seinem öffentlichen Leben als
„Apostel“[3] verknüpft, untersuchen – wenn es einen geeigneten Text darüber gibt – und
danach fragen, ob die Gabe tatsächlich eine unmittelbare Folge eines nächtlichen Ereignisses
ist; unmittelbarer noch als Bauers Bekehrung (s.u.).

1.1. „Kraft“ und „Evangelium“ bei Wort&Geist

Nach Verständnis von Wort&Geist wird das „volle Evangelium ohne Kompromisse“ von Gott
„durch mächtige Zeichen und Wunder.“ bestätigt[4]: „Sein [Helmut Bauers] Dienst [d.h. das
klare Wort Gottes vermitteln] wird darüber hinaus von erstaunlichen Heilungen, Zeichen und
Wundern begleitet.“[5]
In ihren „Glaubensgrundlagen“ stellt die Bewegung klar, daß das „Evangelium“ (13 mal im
Text) eine „Kraft Gottes“[6] sei, das als Zentrum der Heiligen Schrift gilt, von dem diese aus
gelesen und verstanden werden müsse.[7]
Die Wahrheit der Wortverkündigung bei Wort&Geist wird durch Gott v.a. in Form des
Heilungsdienstes gegeben: „Das Evangelium von Jesus Christus ist eine Botschaft der
Heilung und Wiederherstellung des ganzen Menschen, Krankheit nicht ausgenommen.“[8]
Handeln gemäß des Auftrags des Evangeliums bringt wunderbare Wirkungen hervor,
bestätigt, daß Bauers Handeln, und das Handeln der Bewegung im ganzen,
evangeliumsgemäß und gottgewirkt ist.
„Evangeliumsverkündigung“ und „Heilungswunder“ folgen einander, wobei „das Eintreten in
den Bereich des Glaubens“, in „die Ebene des Übernatürlichen (= des Geistes)“[9] das Ziel des
Evangeliums ist, der Ausgangspunkt – die „Kraft Gottes“.

1.2. Helmut Bauer und seine „Gabe“ als das Zentrum der Bewegung.

In den „Glaubensgrundlagen“ stellt sich Wort&Geist gegen den die Behauptung eine
„Helmut-Bauer-Bewegung“ zu sein:

Jeder, der die Bewegung kennen lernt, wird zudem feststellen, dass WORT+GEIST absolut keine „Helmut
Bauer“–Bewegung
ist, sondern Pastoren aus den verschiedensten Hintergründen hier leitend tätig sind, ohne
dass ihre Individualität behindert wird und ihre persönliche Dienstberufung und Begabung sehr gewünscht und
gefördert wird.
“[10]

Ohne als Außenstehender die Möglichkeit zu einer Analyse zu besitzen, wie Entscheidungen
in der Leiterschaft von Wort&Geist gefällt werden, welche Rolle wer spielt und welche dabei
Helmut Bauer hat, so meine ich doch, daß dies zweitrangig ist, wobei eigentlich nicht
bestritten werden kann, daß Helmut Bauer an ihrer Spitze steht.[11]
Denn in einem fundamental wichtigen Punkt läuft alles bei Helmut Bauer zusammen, nämlich
bei der „(Heilungs)Gabe“.
Heilungsgottesdienste finden inzwischen bei Wort&Geist nicht nur in Röhrnbach statt und werden auch von
anderen Predigern geleitet. Ingrid Zetzmann, Mitglied im Lehrstab der Bibelschule
Röhrnbach, schrieb als Antwort auf die Frage nach der „(Heilungs)Gabe“:

Pastor Helmut Bauer bekam seine Gabe durch ein übernatürliches Einwirken Gottes. das Wunderbarste
an dieser Gabe ist, dass sie sich ständig multipliziert. Wir haben jetzt schon einige Heilungsdiener, die selber in
den Außenwerken von Wort+ Geist Heilungsdienste halten. Bei mir, ich gehöre zum Heilungsteam, hat Pastor
Helmut Bauer die Gabe frei gesprochen, bei anderen die Gabe übertragen.
“[12]

1.3. „Gabe“ vs. „Evangelium“: Schlußfolgerung und Folge-Fragen

Wenn man die in den zwei vorherigen Unterpunkten beschriebenen Zusammenhänge
betrachtet, muß man das Evangelium als „Kraft Gottes“ und die „(Heilungs)Gabe“
Bauers als wesensverschieden bezeichnen.


Die „Gabe“
ging durch übernatürliches Einwirken Gottes auf Helmut Bauer über. Sie war ihm
zunächst exklusiv verliehen, doch verfügt er auch anscheinend über sie frei, indem er
sie auf andere überträgt, und zwar nicht in Form einer „Evangeliumsverkündigung“,
sondern durch „Freisprechen“, bzw. Handauflegung.

Die Evangeliums-Kraft
dagegen scheint grundsätzlich davon verschieden zu sein. In den
„Glaubensgrundlagen“ wird von einer „Diskrepanz zwischen den Verheißungen des
Evangeliums und im Sichtbaren noch vorhandenen Realitäten“ gesprochen, die durch
die „Anpassung unserer Lebensrealitäten an die Realitäten des Wortes Gottes“
überwunden werden soll.[13] Dies spricht jeden Gläubigen an und ist bei Wort&Geist die Definition von
„Heiligung“. Auch bei Wort&Geist sei dies als „ein lebenslanger Prozess“
verstanden.[14]

Bauer und die (Neu-)„Begabten“ sind also grundsätzlich auch darin eingeschlossen, sich
immer weiter durch das Evangelium „berühren“ zu lassen. Bei der „Gabe“ handelt es sich
dementsprechend um eine ganz andere Kraft als die des Evangeliums.
Die Frage, die sich stellt, lautet also: „Wie kam die Gabe auf Helmut Bauer“ oder etwas
provokativ: „Was war vorher da: das Evangelium oder die Gabe?“


2. Der Text

2.1 Wortlaut


Wie hat Helmut Bauer seine „Gabe“ erhalten? Für unsere Untersuchung liegt uns ein kurzer
Bericht von besonders guter Qualität vor, in dem die „Gotteserscheinung“, das Aufkommen
der „Kraft“ und die „Bekehrung“ Helmut Bauers in einen Zusammenhang miteinander
gebracht werden, d.h. als das Initialereignis beschrieben werden:

„(1) In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, (2) genau um Mitternacht,
(3) sei plötzlich – ganz unerwartet – der Heilige Geist über ihn gekommen, (4) obwohl er
vorher nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte. (5) Eine starke Kraft kam und
blieb auf ihm. Gleich darauf begannen Wunder zu geschehen. (6) Erst anschließend
übergab er sein Leben Jesus.“
(Charisma Nr. 129, S.4)[15]

Die Geschichte scheint an die Bekehrung des Saulus zum Paulus in Apostelgeschichte 9, 1-18
zu erinnern: Beiden begegnet Gott (bei Bauer ist es der Heilige Geist, dazu später), beide
werden „überfallen“, wenn Bauer auch kein solcher Christenfeind wie Saulus gewesen zu sein
scheint. Auch scheint hier Apostelgeschichte 2,1-13 vorzukommen, in der es um den
Pfingsttag geht und die Ausgießung/Erscheinung des Heiligen Geistes.

2.2 Qualität: Sprecher und Überträger

Will man diesen kurzen Text nun analysieren, so muß man erst einmal nach der Art des
Textes fragen. Es handelt sich formal nun nicht um einen O-Ton, sondern um eine Erzählung,
in der aus Sicht der 3. Person berichtet wird, was passierte. Helmut Bauer selbst erzählte hier
diese Geschichte in einem Interview seinem Gegenüber.[16] Ich denke, es gibt gute Gründe,
diesen Text als „Bauer-Wort“ zu lesen und zu analysieren.
An der ausgezeichneten Verbindung zwischen Quelle und Überlieferer kann kein Zweifel
bestehen. Die evangelikale Vierteljahreszeitschrift „Charisma“ erscheint mit einer Auflage
von 10 000 Exemplaren in Düsseldorf und wird in den gesamten deutschsprachigen Raum
publiziert. In der Ausgabe Nr. 129 war die „Wort&Geist-Bewegung“ Titelthema, und es
wurde ausschließlich positiv berichtet. Viele Sätze decken sich sehr gut mit den Aussagen auf
der Internetseite der Bewegung (welche in einer Glosse nochmals ausführlich zitiert werden).
An der Übertragung ist deshalb nicht zu zweifeln. Der Text ist kurz und prägnant. Die Inhalte
sind nicht durch außergewöhnlichen Satzbau verzerrt oder wesentlich anders verstehbar. Die
Artikelschreiber haben die Aussagen des Interviewpartners getreu und im gegenseitigen
Vertrauen widergegeben.

2.3 „(1) In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990,“

Pfingsten ist für die Christenheit ein wichtiges Fest. Für Pfingstler/Charismatiker, wie
Bauer[17], ist es im besonderen das Schlüsselereignis der Bibel, da an diesem Tag der Heilige
Geist über die Gemeinde gekommen ist, der in alle Wahrheit führt in Ewigkeit und mit den
Charismen begabt (vgl. wieder Apg 2ff. und Joh 14,16). Wenn man hier die Frage nach der
Wahrhaftigkeit dieses Datums zunächst zurückstellt hinter die Frage, welche Aussage damit
gemacht werden soll, so erscheint mir die Absicht, die hinter dieser Datierung steht,
überdeutlich: Der Pfingst(sonn)tag 1990 sei für Helmut Bauer ein echtes Pfingsten mit Heilig-
Geist-Ausgießung gewesen. Das Datum, vielmehr die Nennung des Festes, soll meiner
Einsicht nach die göttliche Natur jener Nachterscheinung beweisen. Denn schließlich hatten ja
auch die Apostel an Pfingsten den Heiligen Geist empfangen.
Sollte Gott es genauso gemacht haben wie vor fast 2000 Jahren? Sollte er sich genau
denselben (Jahres)Tag ausgesucht haben, um an Helmut Bauer seine Herrlichkeit offenbar
werden zu lassen? Zunächst: Prinzipiell ist Gott jeder Tag und jede Stunde recht. Doch:
Gott ist nicht von der menschlichen Einteilung des Jahres oder des Tages abhängig seine
Verheißungen zu erfüllen (Wem aber gelten sie? (siehe 2.5 und 2.6))[18]
Schauen wir uns einmal unser Kalenderdatum des Pfingstfestes an: Wenn man davon ausgeht,
daß Jesus zum Beginn des Pessah-Festes gekreuzigt wurde[19], dann wäre der Heilige Geist
schon ein paar Tage früher über Helmut Bauer gekommen, dem Datum des Festes Schawu’ot,
welches 50 Tage nach Pessah liegt und von dem sich unsere Wort „Pfingsten“ ableitet
(„pentecoste“ – der fünfzigste [Tag]).
Das urchristliche Pfingstfest war tatsächlich nichts anderes als das jüdische Wallfahrtsfest
Schawuot, zu dem Juden aller Herren Länder in Jerusalem anwesend waren. Das wir
Ostern/Pfingsten heutzutage an anderen Tagen begehen als Pessah/Schawu’ot hängt mit
Reformen in der Datumsberechnung des Osterfestes zusammen, die sicherstellen sollten, daß
es immer nach Pessah gefeiert wird und daß an einem Karfreitag kein Vollmond sein kann (es
also nie eine Sonnenfinsternis geben kann). Folglich liegen die Feste immer ein paar Tage
auseinander, so daß in den christlichen Kirchen 3. Juni 1990 Pfingstsonntag war, Schawu’ot
aber schon am 30./31. Mai 1990 (6./7. Siwan 5750 nach jüdischem Kalender).

2.4 „(2) genau um Mitternacht,“

Diese Angabe betont ebenfalls nur noch die magische Bedeutung des Zeitpunktes, wie sie
bereits aus der Angabe des Festes hervorgehen soll. Auch hier ist wiederum einzuwenden, daß
Gott sich nicht an menschlich möglichst genau abgemessene Zeit zu halten braucht. Jesus gab
den Jüngern auch keine genaue Zeitangabe (Apg 1,5) und auf eine andere Frage hin sagt er es
deutlich, daß es nicht am Menschen ist „Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen“ (Apg 1,7). Die
Beschreibung des Momentes selbst bleibt deshalb auch relativ-situativ: „Und als der Tag des
Pfingstfestes erfüllt war, waren sie alle an einem Ort beisammen.“ (Apg 2,1)

2.5 „(3) sei plötzlich – ganz unerwartet – der Heilige Geist über ihn gekommen,“

Das Element der Überraschung findet sich sowohl bei den Jüngern wie auch bei Paulus:
„Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen“(Apg 2,2)
„Und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel;“(Apg 9,3)
Beide Beschreibungen sind sich ähnlich, kündigen aber die Erscheinung zweier verschiedener
Personen an. Bei den Jüngern ist es der Heilige Geist, bei Paulus ist es Jesus:
„Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt“(Apg 2,4)
„und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was
verfolgst du mich? * Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sagte: Ich bin Jesus,
den du verfolgst.“ (Apg 9,4-5).
Und hier erkennt man auch den großen Unterschied: Den Jünger, den an Jesu Glaubenden -
den Jesu Glaubenden -, denen er nach seiner Auferstehung 40 Tage lang erschienen ist und
denen er gebot in Jerusalem „auf die Verheißung des Vaters zu warten“ (vgl. Apg 1,1ff.),
erschien plötzlich der Heilige Geist und erfüllte sie.
Saulus, dem nach Mord schnaubendem, der noch unterwegs war nach Damaskus in der
Absicht dort die Christen gefangen fortzuführen, erschien plötzlich Jesus, der Herr – soviel
erkennt Saulus - daß es Gott ist.

2.6 „(4) obwohl er vorher nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte.“

Angesichts dessen, was wir vorher gelesen haben, macht dieser Satz stutzig. Er versucht eine
sehr abgemilderte Entsprechung der Haltung des Saulus zu sein. Schließlich ist diesem ja
Jesus erschienen, mit dem er auch „nie wirklich etwas [..] zu tun haben wollte.“ Aber hier fällt
gerade wieder alles auseinander: es war ja nicht Jesus, sondern der „Heilige Geist“, der „in
der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, genau um Mitternacht, [.] plötzlich –
ganz unerwartet – [...] über ihn gekommen“ sei.
An dieser Stelle müssen wir schon einmal folgendes konstatieren: Helmut Bauer war zu
diesem Zeitpunkt nicht gläubig. Das sagt er durch diesen Text klar. Der Grund für seinen
dann einsetzenden Glauben war das „Überkommen“ des Heiligen Geistes (bzw. eigentlich
sogar erst die einsetzende Kraftwirkung und die Wunder danach (s.u.)). Der Widerspruch
wird hier offenbar: Der Heilige Geist wird nicht als der allein den Christen verheißene
Beistand und Wahrheitsführer gezeigt (was nicht heißt, daß er nicht auch eine Rolle bei der
Bekehrung spielen kann), sondern als eine zwingende Macht, die den Ungläubigen überrennt,
um ihn aber mit wunderwirkender Kraft zu versehen. Allem Anschein nach –
soviel geht auch aus dem obigen Satz hervor – war Bauer in diesem Moment nicht dabei, sich
irgendwie besonders zu beschäftigen, wie zum Beispiel das Evangelium zu hören/lesen (wie die
Männer des Kornelius, Apg 10,44), was ihre Bekehrung und das Kommen des Heiligen Geistes
bewirkte, noch betete er oder wurde über ihm gebetet (Apg 8,17), noch tat er irgendetwas.
Alle diese Möglichkeiten sind uns (bewußt) verwehrt. Wir sollen es glauben, daß es genau um
Mitternacht war; und daß er nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte – völlig
zurecht: plötzlich und unerwartet; und, daß es der Heilige Geist gewesen sein muß....

2.7 „(5) Eine starke Kraft kam und blieb auf ihm. Gleich darauf begannen Wunder zu
geschehen.“


„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist;“ (Apg
1,8). Hier paßt es gut – um vor Mißverständnissen und eindeutigen Urteilen zu schützen - eine
Erzählung aus Apostelgeschichte 8 anzuführen, in der auch von der „Kraft Gottes“
gesprochen wird. Die Samaritaner in Apg 8,10 nennen nämlich irrtümlich einen gewissen
Simon so, der unter ihnen Zauberei trieb, und dem viele anhingen.

2.8 „(6) Erst anschließend übergab er sein Leben Jesus.“

Dieser allerletzte Satz ist Zeugnis des Schreibers, Auskunft und Absicht des Interviewten.
Alles gehört zusammen, eines bezeugt das andere. Apostelgeschichte 1,8 sagt es klar: „Kraft,
wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist.“ Und doch: er kann es nicht gewesen sein,
daß haben wir gesehen. Er kann es nicht gewesen sein, denn wo war die Bekehrung? Sie
kam wohl erst eine ganze Weile später; Tage, eine Woche; Zeit, um „Wunder“ zu vollbringen?

3. Zusammenfassung

Wir haben festgestellt, daß die Erzählung auffällige inhaltliche Parallelen zu Apg 1 und 2 und
Apg 9 aufweist. Was Helmut Bauer den Menschen von „Charisma“ erzählt hat, ist
authentisches „Bauerwort.“ So oder so ähnlich hat er es formuliert und so wollte er, daß es
verstanden wird.
Fassen wir kurz noch einmal unsere Überlegungen zu den Beschreibungen zusammen, hier ist
auch schon beantwortet worden, ob die Gabe tatsächlich durch einen „Besuch“ des Heiligen
Geistes auf Helmut Bauer gekommen sein kann:

Bei der Zeitangabe (2.3 und 2.4) liegt die Betonung sehr auf dem exakten – bis auf die Minute
genauen Zeitpunktes – zum Pfingstfest. Man muß diesen Zeitpunkt nicht
notwendigerweise ausschließen. Wegen der Bedeutung des Pfingstereignisses in der
pfingstlich-charismatischen Szene darf man aber hier die Absicht vermuten, den
Zeitpunkt als Wahrheitsnachweis der Berufung anzubringen.

Bauers Ungläubigkeit zum Zeitpunkt des Ereignisses wird ebenfalls intensiv betont (2.6 und
2.8). Auch hier kann man anführen, daß der Ausweis der Ungläubigkeit, die Wirkung
des Heiligen Geistes hervorheben soll, die einen „Auserwählten“ überfällt. Die
Ungläubigkeit als Merkmal von Betroffenen findet sich nur in der Saulus-Erzählung.

Daß es der Heilige Geist war, wie von Bauer eindeutig bejaht (2.5b), steht im Gegensatz zu
Gottes Verheißung für die Gläubigen und muß von uns mit Berücksichtigung auf
seinen Unglauben (2.6 und 2.8) daher verneint werden.

Das Moment der Überraschung (2.5a) ist einerseits zu allgemein, kann andererseits aber auch
beiden biblischen Vorbildgeschichten zugeordnet werden.

„Gottes Kraft und Beistand“ und „Wunder“ (2.7) sind Begleiter der Evangeliumspredigt der
Apostel in der Apostelgeschichte. Im Vordergrund steht immer die Predigt von Jesus
als dem Sohn Gottes (Das erste was Paulus tut, als er von seiner Blindheit befreit ist,
ist in den Synagogen zu predigen (Apg 9,20). Das ist auch das erste was die Jünger an
Pfingsten tun. (Apg 2,11; Pfingstpredigt des Petrus (2,14-36))).

Die „Kraft“ und die „Wunder“ kamen als „Die Gabe“ zu Helmut Bauer. Doch Sie
kamen ohne Jesus, ohne Evangelium, ohne Bekehrung, ohne
Gebet. (2.6 und 2.8). Sie sind eigentlich das einzige Ergebnis des nächtlichen Geschehens.
Bauer hat Gott/den Heiligen Geist nicht unmittelbar erkannt, weil er ihm nicht erschienen ist.
Erst eine „Kraft“ und „Wunder“ lassen Bauer annehmen, daß es womöglich Gott
gewesen sein könnte. Sie mußten ihm diesen „Jesus“ erst einmal beweisen; den,
den der gläubige Jude Paulus unmittelbar als „Herr“ erkannte. Die „Gabe“ ist
hier nicht „Gnade Gottes“, sondern sie ist irgendetwas zwischen "Erpressung" und „Bestechung“,
die erst seine Bekehrung bewirken soll (2.8).
Hier haben wir den Kern der Erzählung vor uns.
Vom Ergebnis aus muß alles erklärt werden!

4. Abschließende Frage und Schluß

Die wichtige Frage, ob die „Gabe“ von Gott ist, sehe ich damit als beantwortet. Nun
stellt sich eigentlich noch die Frage, was überhaupt geschehen ist und wie die Erzählung dazu
steht – also die, nach dem allgemeinen Wahrheitsgehalt.
Dafür gibt nach meiner Ansicht zwei mögliche Modelle:

1. Ein Ereignis hat stattgefunden. Die „Kraft“ ist daraus hervorgegangenen. Die
Zeitumstände sind korrekt oder auch nicht. Nachträglich versuchte man es durch
biblische Formen und Formeln und durch göttliche Einwirkung zu erklären.

2. Es hat kein Ereignis stattgefunden. Die „Kraft“ ist auf gänzlich andere Weise, dann
womöglich über einen längeren Zeitraum und nicht in einem Augenblick „erworben“
worden. Art, Zeit und am Geschehen Beteiligte sind gänzlich konstruiert worden.
Zwischen diesen beiden muß man sich meiner Meinung nach entscheiden. Wobei erstere für
Unwissenheit, Leichtfertigkeit und Grobheit im Umgang mit der Bibel und Prüfung der
Geister anhand der Bibel (1. Joh 4,1), letztere für geplante Manipulation und Verführung
spricht.

Noch einen letzten Überblick über die Erzählung, wie sie sich uns als Bild darstellt – die
kursiven Textteile lehnen sich an das Pfingstereignis, die unterstrichenen an die
Saulusbekehrung an, und schließen sich für die jeweils andere Erzählung als Elemente aus:

In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, genau um Mitternacht, sei
plötzlich – ganz unerwartet –
der Heilige Geist über ihn gekommen, obwohl er vorher nie
wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte.
Eine starke Kraft kam und blieb auf ihm.
Gleich darauf begannen Wunder zu geschehen.
Erst anschließend übergab er sein Leben
Jesus.


Bauer will sich und anderen erklären, wie er zu der „Kraft“ gekommen ist. Er soll erklären,
was passiert ist, und findet eine Form. Aber sie kann es nicht leisten. Kann es nicht, weil sich
beide Geschichten eigentlich abstoßen, und das was angeblich geschehen ist von ihnen
ebenso.

5. Schlußwunsch
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen dazu beigetragen zu haben, einem leider noch sehr selten
gegen Wort&Geist vorgebrachten Kritikpunkt, auf ihm angemessene Weise einen Weg in
zukünftige Gespräche geebnet zu haben.

Fußnoten:
1

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


2 „Die GLAUBENSGRUNDLAGEN UND ZIELE der WORT+GEIST Bewegung“ I,4. nachzulesen unter:

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


3

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


4 s. Fußnote 2
5

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


Die Apostelgeschichte verwendet diese Verbindung sehr oft. Im Neue Testament sind Zeichen und Wunder aber
durchaus auch eine zwiespältige Angelegenheit: Zeichen einer endzeitlicher Verführung und eine
Handlungsmöglichkeit Teufels (Mt 24,24, bzw. Mk 13,22, 2Thess 2,9).
6 „Glaubensgrundlagen“ I,3. („Wunder“ kommt keinmal, „Zeichen“ in einem anderen Kontext einmal vor. Das
Wort „Heilung“ kommt 3mal, „Krank-“ 2mal vor, nirgends als Bestätigung des Lehrinhalts.)
7 „Glaubensgrundlagen“ I,2.
8

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


9 „Glaubensgrundlagen“ I,3.
10 „Glaubensgrundlagen“ II,2.,f)
11 Die Organisation und die Sprache von Wort&Geist in diesem Punkt ist recht eindeutig: „Apostel“, „Gründer
und Leiter“, „WORT+GEIST ZENTRUM e.V. 1. Vorstand: Helmut Bauer“
12 nachzulesen unter:

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


13 „Glaubensgrundlagen“ I,3.
14 „Glaubensgrundlagen“ I,3.
15 Jenes Interview wird in den „Glaubensgrundlagen“ (II,1.) erwähnt und bestätigt: „Das Ziel von
WORT+GEIST ist von Anfang an gewesen, eine Bewegung Gottes zu sein, dieses wurde immer offen
kommuniziert und stand schon 2004 im Charisma - Interview (Ausgabe 129) mit Pastor Helmut Bauer.“ Zu
lesen unter:

Please Login HERE or Register HERE to see this link!


16 den Journalistinnen Luciasara Naichova und Heidemarie Rapp
17 vgl. „Glaubensgrundlagen“ II,2,h):
„Was die weiteren Kritiken betreffs „WORT+GEIST“- Lehraussagen angeht, so sind sie oft keinesfalls auf
„WORT+GEIST“-spezifische Aussagen bezogen, sondern eigentlich Kritik an Aussagen und theologischen
Ansichten, die den meisten freien charismatischen Gemeinden und Rhema-Gemeinden eigen sind.“ Helmut
Bauer besuchte von 1997 bis 1999 das ,Rhema"-Bibeltrainingszentrum im österreichischen Wels (Quelle:
„Aufatmen“ 03/2006).
18 Mt 25,13: „So wacht nun! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“
19 Über das genau Jahr und Datum herrscht Uneinigkeit auch wenn die meisten Studien davon ausgehen, daß
Jesus im Jahre 30 gekreuzigt wurde.
  • 0

#2
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34139 Beiträge
  • Land: Country Flag
Ich denke, dass die Reihenfolge in der Bibel eindeutig festgelegt ist, und dass man diese auch nicht beliebig umdrehen kann. In Apg. 2;38 heißt es ganz eindeutig:

»Kehrt um zu Gott!«, forderte Petrus sie auf. »Jeder von euch soll sich auf den Namen Jesu Christi taufen lassen, damit euch Gott eure Sünden vergibt und ihr den Heiligen Geist empfangt.

Wenn doch der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes vernimmt, dann kann bauer unmöglich zuerst mit dem Heiligen Geits getauft, erfüllt oder wie auch immer sein, und sich dann bekehrt haben. Das wir uns nicht in der parallel von Dir genannten Saulus - Paulus - Geschichte erzählt. Auch bei Saulus von Tarsus lesen wir eindeutig, dass dieser ein Gotteserlebnis hatte das ihn zur Buße und Umkehr führte, und nicht unmittelbar zur Erfüllung mit dem Heiligen Geist.

Nach Römer 8;16 ist dass Erste was der Heilige Geist tut, dass er unserem menschlichen Geist Zeugnis gibt, dass wir Gottes Kinder sind, und zwar auf der Grundlage, dass wir zur Einsicht gekommen sind, dass wir vor Gott Sünder sind und Vergebung brauchen und in Anspruch nehmen müssen. So jedenfalls verstehe ich den Kontext des Römerbriefes.

Wer damit Schwierigkeiten hat, dem kann ich einen kostenlosen Bibelfernkurs über den Römerbrief anbieten. Eine entsprechende Gutscheinkarte sende ich Euch bei Bedarf gerne zu.


Gerade dieses "Charisma - Interview" macht aus meiner Sicht deutlich, dass W+G von Anfang an nicht auf dem Fundament der Bibel steht. Die Biographie von Bauer, die du am rand erwähntest, ist auch mir nur sehr Lückenhaft bekannt. Nach seiner eigenen Erzählung hat Bauer sich nach dieser Erfahrung einer Pfingstgemeinde angeschlossen, ist schließlich dort Ältester geworden und hat dann irgendwann diese Gemeinde gespalten und mit den von dort Abgespalteten das Wort und Geist - Zentrum Röhrnbach gegründet. Wahrscheinlich spielt da Karl Pilsl mit seiner "Rhema Bibleshool" und seinem Verein "Gute Nachrichten" in diesem Prozess eine entscheidende Rolle.

Definitiv sicher ist aber, dass schon die Anfänge von W+G auf der Grundlage von Gemeindespaltung geschahen, und damit unmöglich von Gott ins Leben gerufen sein können. Ebenso kann auf dieser ganzen Organsiation, begründet durch Gottes Wort kein Segen von diesen Leuten ausgehen.

Hier sind regelrecht die heilsnotwendigen, biblischen Grundlagen auf den Kopf gestellt worden. Was dabei heraus kam und heraus kommt, kann man überall in Deutschland erleben.

Herzliche Grüße

Rolf
  • 0

#3
Hebräer83

Hebräer83

    Administrator

  • Topic Starter
  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 2212 Beiträge
Auch bei Saulus-Paulus kam die Umkehr vor dem heiligen Geist. W+G-ler und andere haben in verschiedenen Foren versucht mit der Saulus-Geschichte irgendwie zu begründen, daß Gott doch Bauer wie einen Paulus zu seinem Apostel auserwählt habe. Wichtig ist, daß es Jesus ganz persönlich war, der ihm begegnet war, ihn zu Buße und Umkehr bewegte und daß nicht etwa der Heilige Geist kam um sich vor ihm niederzuwerfen und zu sagen: "probier mich mal aus! Ich mache dich mächtiger!"
Bei Bauer denke ich - sofern an dieser Gabe überhaupt etwas dran ist und das nicht einfach psychomanipuation ist -, daß er bei seinen "esoterischen Versuchen", die er wie auch Pilsl und Hartl über Jahre betrieben hat, irgendwann zu dem punkt gekommen ist, an dem er sich mit ein paar "charismatischen Geistern" zusammengetan hat, die er dann für Kräfte Gottes gehalten hat. (Du kennst ja das Zitat wo Bauer sagt: Er habe sich die Geistebene schon vor Jahren geöffnet, bevor er Christ wurde.)
  • 0

#4
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34139 Beiträge
  • Land: Country Flag
So ist es!! Und diese Geister kann man auch sauber zuordnen. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, sagte Jesus. Oder: Was hat das Licht mit der Finsternis zu tun? Die Bibel lehrt uns: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

Welche Früchte hat W+G denn vorzuweisen? Spaltung, Entzweiung, falsche Lehre, Gewinnsucht.... man bräuchte lange sie alle aufzuzählen. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie stehen Gottes Wort diametral entgegen.
In dieser Lee(h)re sind massenhaft esoterische und okkulte Elemente.

Was hat das Licht mi der Finsternis zu tun?

Fazit: Wort und Geist ist eindeutig vom Teufel. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass diejenigen, die W+G verteidigen, Verräter am Evangelium sind. Sünder, die ohne Busse und Umkehr verloren gehen. Der Teufel hat innerhalb des Leibes Christi einen gigantischen Angriff gestratet, und diejenigen, die sich auf ihn eingelassen haben, massenhaft zur Lüge verführt.

Man kann nur hoffen, dass die Menschen das begreifen und schleunigst umkehren!!
  • 0