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Scientology - Das Ende ist nah


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Scientology - Das Ende ist nah





Von Frank Nordhausen



Berlin. Es rumort in der Church of Scientology. Die
Milliarden-Dollar-Sekte aus Kalifornien durchlebt zurzeit die größte Krise
ihrer Geschichte. Führende Manager haben Scientology in letzter Zeit
verlassen und erheben jetzt in US-Medien schwere Vorwürfe gegen den
49-jährigen "Vorstandsvorsitzenden" David Miscavige. Sie sind
Schlüsselfiguren aus dem innersten Zirkel, enge Wegbegleiter des Mannes,
der die Sekte seit 27 Jahren führt.

"Miscavige schlug unsere Köpfe zusammen, bis ich blutete", berichtete der
einstige Chef des scientologischen Geheimdienstes, Mike Rinder, in der St.
Petersburg Times aus Florida, wo Scientology ihr "spirituelles
Hauptquartier" unterhält. Der Ex-Finanzchef Mark Rathbun und Tom De Vocht,
der frühere Leiter des "spirituellen Zentrums", berichteten über
regelrechte Prügelorgien. "Die Menschen dort wurden verrückt und gerieten
außer Kontrolle", sagte De Vocht.

"Ich schlug jemanden. Jeder wurde geschlagen. Und es wurde geschrien und
geschimpft." Alle drei "Kirchenführer" gaben zu, dass sie selbst im
Gegenzug auch andere geschlagen hätten.
Der Vorsitzende, der als kalt und herrschsüchtig beschrieben wird, habe
eine interne Gewaltkultur etabliert, die den gesamten Apparat durchzog.
Auch Amy Scobee, die langjährige Leiterin des "Celebrity Centers" für
Prominente in Los Angeles, wo Tom Cruise, John Travolta, Anne Archer und
andere Hollywoodgrößen "betreut" werden, ist ausgestiegen. Sie bestätigte
die Demütigungsrituale. Einmal habe Miscavige vor ihren Augen Mike Rinder
gewürgt, bis sich dessen Gesicht hochrot färbte.

Derzeit vergeht kaum eine Woche, ohne dass Ex-Führungskräfte der Sekte in
den USA mit neuen haarsträubenden Details an die Öffentlichkeit gehen -
meist in der St. Petersburg Times, die in der Metropole Tampa-St.
Petersburg erscheint, wo Tausende von Scientologen im Umfeld des
"spirituellen Zentrums" wohnen.

Harte Vorwürfe gegen eine Organisation, die damit wirbt, eine "Welt ohne
Krieg, Kriminalität und Geisteskrankheiten" zu schaffen. "Die rechte und
die linke Hand des Bosses", nennt Ursula Caberta, die
Scientology-Beauftragte des Hamburger Senats, die beiden Top-Leute Rinder
und Rathbun. Caberta sagt: "Eine ganze Generation von Ex-Scientologen
wendet sich gerade massiv gegen die Führung. Ich glaube nicht, dass die
Organisation das überlebt."

Scientology reagierte scharf auf die Vorhaltungen: Es handele sich um
"absolute und totale Lügen". Miscavige habe niemals einen Angestellten der
"Kirche" geschlagen. Er habe im Gegenteil die Überläufer degradiert, als
diese gewalttätig wurden.

Rathbun habe seinerzeit innerhalb der "Kirche" eine "Herrschaft des
Terrors" errichtet. Die Dissidenten hätten mit ihren Falschaussagen einen
Coup vorbereitet, "um selbst die Kontrolle in der Organisation zu
übernehmen".

Doch ein solcher Putsch ist kaum denkbar, weil Miscavige alle echten
Konkurrenten weggebissen hat. Mit ihrer Reaktion gesteht Scientology aber
ein, dass Eruptionen ihr Reich erschüttern, dem nach eigenen Angaben acht
Millionen, nach seriösen Schätzungen aber maximal 200.000 Menschen
weltweit angehören.

Die Vorwürfe der Gewalttätigkeit selbst sind im Kern nicht neu. Seit
Jahren schon kursieren entsprechende Berichte. Der Sekte gelang es aber
stets, dies als Erfindungen von Abweichlern abzukanzeln. Sie schaffte es
meist, diese mit Schweigegeldern oder endlosen Gerichtsverfahren mundtot
zu machen.

Jetzt aber drehen ehemalige Top-Scientologen auch vor Gericht den Spieß
um. Am Dienstag begannen in Los Angeles die ersten Anhörungen in einem
Zivilprozess gegen die Chefs der Sea Org, der Elitetruppe von Scientology.
Marc Headley, der bis 2005 15 Jahre lang an der Seite von Miscavige die
Medienproduktion leitete, und andere Kader der mittleren Ebene klagen
wegen "unmenschlicher Arbeitsbedingungen" auf Entschädigung. Headley
verlangt auch eine Nachzahlung des Lohns, weil er all die Jahre "nur für
ein Taschengeld" gearbeitet habe. Auch diese Klagen zielen direkt auf den
Sektenführer. "Denn in der Scientology-Welt geschieht nichts ohne Befehl
von David Miscavige", so Marc Headley.

1998 konnten Journalisten der St. Petersburg Times das erste und bis heute
einzige Zeitungsinterview mit Miscavige führen.

Darin wies dieser alle Vorwürfe wegen Gewalttätigkeit zurück und höhnte:
"Bringt doch endlich was vor oder haltet den Mund. Lasst mal die Beweise
sehen."

Die Beweise liegen jetzt auf dem Tisch. Die Ex-Scientologen Mike Rinder,
und Mark Rathbun, 52 und 53 Jahre alt, die Scientology vor vier und zwei
Jahren verlassen haben, nehmen kein Blatt vor den Mund.
Ex-Geheimdienstchef Rinder, der zudem als Sprecher von Scientology fast 20
Jahre lang das öffentliche Gesicht der Sekte war, erklärte, er sei von
Miscavige bis zu 50 Mal mit Faustschlägen und Fußtritten malträtiert
worden. "Ich war ein Boxsack", sagte er. Er habe die Schläge hingenommen,
wie alle sie hinnahmen, um ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. "Ich
möchte nicht mehr, dass Menschen weiterhin verletzt, ausgetrickst und
belogen werden", sagte Rinder über seine Motivation, an die Öffentlichkeit
zu gehen.

------------------

Rinder und Rathbun hatten früher oft "offizielle" Interviews gegeben. 1998
hatte Mark Rathbun zu den Vorwürfen, sein Chef sei gewalttätig,
geantwortet: "Das ist nicht seine Art." Jetzt bestätigte er, dass es bei
Scientology wie bei der Mafia zuging.

Er sei nicht nur vom Chef geprügelt worden, sondern habe während seiner 27
Jahre bei Scientology im Auftrag von Miscavige andere Mitglieder
körperlich misshandelt. "Ich habe Schmutz an den Händen", so der
Ex-"Generalinspekteur für Ethik".

Auch die anderen Aussteiger bezeugten, dass David Miscavige hochrangige
Kader wiederholt misshandelte. Sie seien peinlichen "Sicherheitschecks" am
Lügendetektor unterzogen worden. Miscavige habe "Gruppenbeichten" befohlen
und Führungskräfte zur "Rehabilitation" im Winter in einen See springen
lassen, während er sie als "Verräter" und "Feinde" beschimpfte.

Neu ist, dass die Kritik von Mitarbeitern kommt, die wie Miscavige zur
ersten Generation jener gehören, die schon als Kinder und Jugendliche
Scientologen wurden - alle vier Führungskader dienten mehr als 25 Jahre
der Organisation.

In der vergangenen Woche meldeten sich elf weitere Scientology-Opfer in
der St. Petersburg Times zu Wort. Sie zeichnen ein ähnliches Bild - das
einer Organisation, die ihre Mitglieder unter extremer Kontrolle hält und
regelmäßig demütigt. Auch im Internet meldeten sich jetzt Ehemalige mit
konkreten Details - etwa blutenden Köpfen.

Die Kritiker sind Scientology-intern so bekannt, dass ihre Aussagen zu
erheblicher Unruhe in den weltweiten Filialen führen. Sie sind gewiss
keine Heiligen, sondern Opfer und Täter zugleich. Als sich der gerade
21-jährige Miscavige 1982 an die Spitze der Sekte putschte, halfen ihm
Rinder und Rathbun. Gemeinsam machten sie aus dem Sektiererverein einen
militärisch durchorganisierten Psychokonzern. Als es Miscavige gelang,
bedeutende Schauspieler wie John Travolta und Tom Cruise als Werbeträger
zu gewinnen, wuchs Scientology von Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre
stark an. Über diese Hintergründe weiß keiner so gut Bescheid wie die
Aussteigerin Amy Scobee. Noch hat sie gar nicht angefangen, darüber zu
reden.

Die ausgestiegenen Scientology-Manager kennen so gut wie jedes Geheimnis
der Organisation. Etwa, wie es 1993 in den USA zu der überraschenden
Steuerbefreiung der Sekte als "gemeinnützig" kam. Diese machte aus einer
Organisation, die damals als verrückt und gefährlich galt, eine
respektable "Kirche". Sie genießt seither die Protektion der US-Regierung.
Als Scientology in Deutschland unter Kritik geriet und die Innenminister
1997 beschlossen, sie als "neue Form des politischen Extremismus" vom
Verfassungsschutz beobachten zu lassen, schaltete sich das Weiße Haus ein
und kritisierte die Bundesrepublik in scharfer Form. Seither bekommt
Deutschland im jährlichen Menschenrechtsbericht des US-Außenministeriums
schlechte Noten.

Diesen Coup hatte wesentlich Mark Rathbun zu verantworten. Er galt
Scientology-intern als Miscaviges "Mann fürs Grobe".

Legendär ist, wie er und Miscavige im Oktober 1991 unangemeldet beim Chef
der Steuerbehörde IRS in Washington auftauchten und den Deal vereinbarten.
Jetzt hat Rathbun bestätigt, was Journalisten schon herausgefunden hatten.
Die
Steuerbehörde sei mit 2300 Klagen gegen einzelne Sachbearbeiter lahmgelegt
worden. "Das hat ausgereicht" sagte Rathbun über den Zermürbungskrieg.
"Wir brauchten gar keine Erpressung."

Mike Rinder war seinerseits für die Diffamierungskampagnen gegen
Scientology-Kritiker wie Norbert Blüm, Günther Beckstein und Ursula
Caberta verantwortlich. Er bezeichnete Caberta im US-Fernsehen als "neuen
Goebbels" und ließ sie im Jahr 2000 bei einem Besuch in Florida von
Demonstranten begleiten, die "Nazi criminal, go back to Germany" riefen.

De Vocht bestätigte, dass es bei Scientology eine Prozedur gibt, bei der
Abweichler tagelang isoliert und verhört werden. Und Rathbun räumte ein,
er habe angeordnet, Beweismaterial über eine junge Frau, die 1995 dabei
starb, zu vernichten.

Die Enthüllungen müssten nun eigentlich die Justiz und die Bundespolizei
FBI auf den Plan rufen. Doch bisher haben weder Justiz noch Regierung
reagiert. Seit etwa zwei Jahren erodiert der so monolithisch erscheinende
Sektenkonzern. Es begann mit Scharmützeln im Internet, als Kritiker dort
Scientologys teure "heilige Schriften" veröffentlichten und mündete in
weltweit simultan stattfindenden Demos der kritischen "Anonymus"-Gruppe.
Selbst innerhalb von Scientology wird die Kritik gehört.

Die Hamburger Beauftragte Ursula Caberta sagt, in den deutschen Filialen
seien jetzt Sea-Org-Offiziere aus den USA aufgetaucht, um für Ruhe zu
sorgen. Headley und andere Aussteiger wissen, dass auch weitere
Führungskräfte kurz vor dem Ausstieg stehen. Doch je stärker eine Sekte
unter Druck gerät, desto unberechenbarer wird sie auch. Extreme
Radikalisierung ist ebenso denkbar wie Auflösung und Neubeginn in kleinen
Zirkeln.

Ursula Caberta spricht vom "final countdown". Nur weiß keiner, wo der
Countdown begonnen hat und wie lange er läuft.

Aber Caberta ist sich sicher: "Das Ende von Scientology war noch nie so
nah wie jetzt."

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