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Beter siegen!


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#1
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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DAS GEBET DES GERECHTEN
Benedikt Peters

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Jakobus schreibt: „... viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung” (Jk 5,16). Dieser Satz enthält drei Hauptwahrheiten: 1. Das Gebet ist das Gebet, das viel vermag. 2. Es muss das Gebet eines Gerechten sein. 3. Das Gebet muss ernstlich, d. h. mit Glauben sein.

Das Gebet
Gebet vermag viel. Es ist nicht eine schmückende Beigabe des Glaubenslebens, sondern der Dreh- und Angelpunkt des geistlichen Lebens. Bedenken wir: Der Herr lehrte die Jünger nie, wie sie predigen sollen, aber er lehrte sie wiederholt, wie sie beten sollen. Ein Diener des Herrn sagte einmal: „Bei keinem Christen ist das geistliche Leben tiefer als sein Gebetsleben.“ Dieser Satz stimmt, weil wir im Gebet die einzig richtige Haltung vor Gott einnehmen:

Es ist recht, dass wir beten, weil wir Geschöpfe sind
Es ist recht, dass wir beten, weil wir zu Sündern geworden sind
Es ist recht, dass wir beten, weil wir Erlöste sind


Wenn wir beten, bekennen wir, dass wir vollständig von Gott abhängig sind. Am Gebet beweist sich und mit unserem Beten bekennen wir, dass Gott Gott und wir bloße Geschöpfe sind, dass alles in Seiner Hand und dass gar nichts in unserer Hand ist. Das gilt für alles, was wir im irdischen Leben brauchen und noch mehr für alles, was wir für das ewige Leben brauchen. Die Errettung ist göttlich und himmlisch. Alles, was mit ihr zusammenhängt, muss uns von oben gegeben werden: „Ein Mensch kann nichts empfangen, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben“ (Joh 3,27).
In uns ist nichts Gutes: „Ich weiß, dass in mir nichts Gutes wohnt“ (Röm 7,18) und darum kann aus uns auch nichts Gutes kommen; vielmehr kommt uns alles Gute von Gott zu: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter“ (Jak 1,17).
Darum lautet die eröffnende Seligpreisung, jene Seligpreisung, die die Tür zu allen weiteren Seligkeiten des Reiches Gottes aufstößt: „Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Reich der Himmel“ (Mt 5,3). Selig sind die Bettler im Geist, wie es im Griechischen wörtlich heißt. Ein Bettler hat nichts und vermag nichts; darum bettelt er. Selig ist, wer erkannt hat, dass er vor Gott bettelarm ist. Wir haben nichts und wir vermögen nichts; darum müssen wir von Gott alles erbeten.
Und schließlich: Es ist recht, dass wir beten, weil wir Erlöste sind. Wir gehören als solche nicht nur zum Reich Gottes, sondern wir sind auch dazu berufen, an der Ausbreitung dieses Reiches mitzuwirken. Das geschieht durch Gebet. Das Reich, vom dem unser Herr in der Bergpredigt spricht, kommt durch die Gebete seiner Erwählten: „Dein Reich komme“ (Mt 6,10),
Das Reich kommt nicht durch Heer und Macht, also nicht durch die Mittel, die wir hantieren, sondern durch seinen Geist (Sach 4,6); den Geist und Sein Wirken aber müssen wir erbeten (Mt 7,7–11; Lk 11,13; Apg 1,14; 2,1; 4,31; Eph 1,17).
”‚Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben zu Gott im Himmel!‘ (Kl 3,41). Beten lehrt uns unsere ganze Unwürdigkeit, und das ist eine heilsame Lektion für so stolze Wesen wie wir es sind. Gäbe uns Gott seine guten Gaben ohne dass wir darum hätten beten müssen, wüssten wir nie, wie arm wir sind. Wahres Gebet ist aber ein Inventar unserer Mängel, ein Katalog unserer Nöte, eine Enthüllung unserer verborgenen Armut. Während das Gebet sich an Gottes Reichtümer wendet, bekennt es gleichzeitig die menschliche Nichtigkeit. Das ist der einzige wirklich gesunde Zustand des Christen, dass er in sich selbst immer leer ist und beständig auf den Herrn angewiesen ist, dass er ihm gebe, was er selbst nicht hat, dass er in sich selbst arm und allein in Jesus reich ist... Darum ist Gebet so heilsam: Indem es Gott erhöht, erniedrigt es das Geschöpf dahin, wo es hin gehört: in den Staub. So ist das Gebet schon ganz abgesehen von der Erhörung ein großer Segen für den Christen. Wie der Läufer durch sein tägliches Üben für den Wettlauf immer tüchtiger wird, so gewinnen wir für unseren großen Lebenslauf täglich Kraft in der heiligen Arbeit des Gebets. Gebet lässt den Jungadlern Gottes die Flügel wachsen, so dass sie lernen aufzufahren über die Wolken. Gebet gürtet den Streitern Christi die Lenden und sendet sie in den Kampf mit gestählter Brust. Der Gebetskämpfer erscheint aus dem Kämmerlein wie die Sonne im Osten aufgeht und freut sich wie ein Held zu durchlaufen die Bahn. Gebet, das sind jene erhobenen Hände Moses, welche die Amalekiter wirksamer zurückdrängen als das Schwert Josuas. Es ist der Pfeil, der aus der Kammer des Propheten entsandt wird und den Syrern Niederlage ankündigt. Gebet gürtet menschliche Schwäche mit göttlicher Stärke, macht menschliche Torheit zu göttlicher Weisheit und gibt bekümmerten Sterblichen den Frieden Gottes. Wir wissen nicht zu sagen, was Gebet nicht vermöchte! Wir danken Dir, großer Gott, für den Gnadenthron, diesen erlesenen Beweis deiner Liebe und Güte!“[1]

Gebet hat Vorrang
Gebet stand am Anfang der Errettung Israels aus Ägypten (2Mo 2,23.24; 5Mo 26,7). Gebet stand am Anfang des neuen Lebens einer jeden geretteten Seele (Ps 107,6.13.19.28; Röm 10,12.13). Gebet ist am Anfang einer jeden geistlichen Bewegung im Volk Gottes gestanden. D. L. Moody sagte zu Recht: „Jede große Bewegung, die Gott schenkte, lässt sich auf einen Beter auf den Knien zurückverfolgen.“[2]
Die Richterzeit wird meist als eine Zeit des Niedergangs bezeichnet, und das war sie sicher auch. Sie war aber auch eine Zeit der Erweckungen, die Gott immer wieder schenkte und durch die der Niedergang oft über Jahrzehnte aufgehalten wurde. Das Buch Richter lehrt uns, dass jede Erweckung kam, als das Volk Gottes anfing zu Gott im Himmel um Sein Eingreifen zu schreien. (Ri 3,9.15; 4,3; 6,7; 10,10).
„Bitte, betet um Erweckung in Hingwah!“ Das hatte eine Missionarin aus dem südchinesischen Hingwah an Freunde in Amerika geschrieben. Zwei ältere Schwestern in ihrer Heimatgemeinde nahmen den Aufruf ernst und begannen, um diese Erweckung zu beten. Da gab ihnen Gott die Gewissheit, dass er an Karfreitag (es war im Jahre 1911) die Gemeinde heimsuchen werde. Die beiden Beterinnen schrieben der Missionarin in Hingwah, sie solle sich bereithalten, am Karfreitag werde in ihrer Gemeinde Erweckung ausbrechen. Der Brief kam zu spät an, aber die Erweckung kam am Karfreitag, wie Gott verheißen hatte.
„Der Prediger jenes Karfreitags hatte nicht den Ruf, ein Evangelist zu sein, noch besondere Gaben zu besitzen. Aber er war ein hingegebener Mann, den Gott gebrauchen konnte, ohne dass es ihm in den Kopf stieg. Während er die Leiden des Herrn schilderte, brach er zusammen und begann zu weinen, weil er seine Sündhaftigkeit in einem grelleren Licht sah als je zuvor. Das Überführtsein griff auf die ganze Versammlung über und bald lag jedermann auf dem Gesicht und bekannte Gott seine Sünden. Es folgten Aussöhnungen und Wiedergutmachungen. Gemeindeglieder, die jahrelang Feinde gewesen waren, wurden Freunde. Eine gereinigte Gemeinde wurde zu einer missionarischen Gemeinde, und innerhalb von einer oder zwei Monaten kam es zu 3000 Bekehrungen. Viele Gemeindehäuser wurden im ganzen Distrikt gebaut und die Gemeinden von Hingwah wurden aus einem Leben der Lauheit und eingespielten Formen auf eine Ebene neuer christlicher Realität gehoben. Zum ersten Mal war Erweckung zu dieser Gemeinde gekommen.“[3]
Gebet muss Priorität haben, denn:
– Gebet öffnet den Himmel über uns (Lk 3,21)
– Gebet öffnet dem Heiligen Geist alle Türen, in und durch uns zu wirken (Lk 3,22)
Gebet muss Priorität haben, denn: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5). Wenn das stimmt, dann müssen wir mehr als alles andere nach Gottes Beistand, Gottes Gegenwart, Gottes Hilfe, Gottes Geben trachten. Was heißt das anderes, als zuerst beten, dann arbeiten; und nach dem Arbeiten wieder beten. Wer nicht betet, glaubt er habe sich, die Umstände, die Menschen und die Zukunft in seiner Hand. Welcher Wahn! Welcher Hochmut! Welche Sünde! Wundern wir uns noch, dass der Herr dann nicht mit uns ist?

Alle Knechte Gottes im Alten Testament waren Beter

Wie Gebet Priorität haben muss im Leben der Heiligen Gottes, zeigt das Leben der Erzväter und Propheten. Das sind die Männer, durch die Gott seinen Heilsrat vorantrieb. An ihnen lernen wir, dass nur Beter in dieser hohen Berufung ihren Platz und ihre Aufgabe finden.
Mit einigem Selbstbewusstsein beteuern wir immer wieder die Überlegenheit der neutestamentlichen gegenüber den alttestamentlichen Gläubigen. Was befremden muss, ist die Tatsache, dass wir, die wir uns so gesegnet und privilegiert wissen, kaum je mit solchem Ernst beten und im Gebet solch triumphierende Gewissheit kennen wie verschiedene Knechte Gottes im Alten Testament. Woran liegt das?
Abraham, der Vater der Gläubigen, war ein Beter (1Mo 12,8; 13,4.18; 15,2.3; 17,18.20; 18,23–33; 19,29; 20,7.17).
Jakob wurde zu Israel am Ende einer Gebetsnacht (1Mo 32,27; Hos 12,4.5).
Mose war ein Beter (2Mo 5,22; 6,12; 8,8.26; 9,33; 10,18; 14,15; 15,25; 17,4.11; 32,11.31; 33,12.15.18; 34,8)
Josua war ein Beter (Jos 7,6.7; 10,12–14).
Hanna: Die Erweckung in Israel, die über den Dienst Samuels zur Regierung Davids über das Volk Gottes führte, begann mit einer betenden Frau (1Sam 1)
Samuel war als Antwort auf Gebet empfangen worden. Er wird vom Vorbild seiner Mutter gelernt haben und wurde selbst ein Beter (1Sam 7,8.9; 8,6; 12,18.19.23). Nur ein Beter, der weiß, was es heißt, zu bitten und zu empfangen, hat solche Kühnheit, wie Samuel sie bewies, als er dem Volk ankündigte, er wolle Gott bitten, zu donnern (12,16–18). Nur ein gewohnheitsmäßiger Beter wendet sich bei unerwarteten und unwillkommenen Geschehnissen reflexartig als erstes an Gott (8,6). Nur ein Beter empfindet, dass es Sünde ist, die Fürbitte für das Volk Gottes zu vernachlässigen (1Sam 12,23).
David war ein Beter: 1Sam 23,2.4.10; 30,8; 2Sam 2,1; 5,19.22; 7,17–29; 12,16; 15,31 (zu vergleichen mit Ps 3,5); 22,1.4.14; 24,10.17.25. Ps 6,9–11; 18,4.7; Ps 86,1–7;118,5.6; Ps 119,145–147; 145,18.19. Wer betet unter uns mit solchem Ernst? Wer verbindet sein Beten mit dem Verlangen und dem Versprechen, ein Leben des Gehorsams zu leben? Und wer betet und wartet dann, bis Gott redet?
Elia war ein Beter: 1Kö 17,20–22; 18,36–39.42–45; 2Kö 1,10.12; Jk 5,17.18
Jesaja war ein Beter (2Kö 19,2–4; 2Chr 32,20)
Jeremia war ein Beter. Das bewies er mit seiner Beharrlichkeit. Er hörte nicht auf, für sein Volk zu beten, bis ihm der Herr dreimal gesagt hatte, er solle aufhören für sein Volk zu beten (7,16; 11,14; 14,11). Nur ein Beter bekommt so unmissverständliche Antworten vom Herrn.
Habakuk war ein Beter. Sein ganzes Buch beginnt mit Gebet und endet mit Gebet und Anbetung. Was dazwischen steht, sind die Antworten, die Gott ihm auf seine Gebete hin gab.
Daniel war ein Beter: Dan 2,17.23; 6,11; 9,4-19
Nehemia war ein Beter: Neh 1,4; 2,4; 3,36; 4,3; 6,9.14

Jesus Christus und die Apostel waren Beter
Unser Herr war ein Beter. Das wird am deutlichsten in jenem Evangelium, das uns Jesus als den vollkommenen Menschen zeigt, im Lukasevangelium. Ganze neunmal finden wir dort den Herrn im Gebet: Lk 3,21; 5,16; 6,12; 9,18; 9,29; 11,1; 22,32; 22,41-44; 23,34.
Ehe der Herr seine erste Predigt hielt und noch bevor Er irgend ein Wunder gewirkt hatte, betete er, nämlich bei der Taufe (was uns nur Lukas überliefert hat). Damit zeigte er, dass Gebet den Vorrang hatte in seinem Dienst. Er begann auch jeden Tag mit Gebet (Mk 1,35). Bevor er ein Wunder wirkte (Joh 11,41.42) und nachdem er Wunder gewirkt hatte, betete er (Lk 5,15-17). Er berief die zwölf Apostel, nachdem er eine ganze Nacht im Gebet verharrt hatte (Lk 6,12), Er betete für seine Jünger, dass Gott sie erleuchten möge, ehe er die Frage nach seiner Identität an sie richtete (Lk 9,18). Er musste beten, bevor er auf dem Berg verklärt werden konnte (Lk 9,29). Er betete für Petrus, sonst wäre dieser nach seinem erbärmlichen Versagen nicht mehr zum Herrn zurückgekehrt (Lk 22,32), Er betete im Garten Gethsemane und wurde so gestärkt, den Kelch aus der Hand des Vaters entgegenzunehmen, und schließlich: Er tat noch am Kreuz Fürbitte (Lk 23,34).
Der Herr arbeitete und arbeitete sein ganzes Leben; und er betete und betete und betete sein ganzes Leben. Nur deshalb war sein Arbeiten nicht fruchtlos. Nirgends deutlicher als an seinem Gebetsleben bewies der Herr, dass er der vollkommene Mensch und dass er der vollkommene ewige Gottessohn war (Ps 2,8; Joh 11,41.42).
Paulus war ein Beter: Das erste, was der Himmel an ihm vermerkt, ist: „Siehe, er betet“ (Apg 9,11; siehe ferner: Röm 1; 1Kor 1; Eph 1; Phil 1; Kol 1 etc.)
Apg 20,13: Paulus wollte von Troas bis Milet zu Fuß gehen, denn er wollte beten. Der Apostel arbeitete und arbeitete sein ganzes Leben; er arbeitete sogar mehr als alle andern (1Kor 15,10). Und er betete und betete und betete. Nur deshalb war sein Arbeiten nicht fruchtlos.
Die Apostel waren Beter: Gebet ging dem Pfingstgeschehen voraus (Apg 1,5.12; 2,1). Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden durch Gebet überwunden (Apg 4,24–31; 6,4–6; 16,16.25). Die Aussendung von Missionaren geschah nach Gebet (Apg 13,2.3), und die Einsetzung von Ältesten geschah unter Fasten und Beten (14,23). „Wir werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren“ (Apg 6,4).
Die Urgemeinde war eine betende Gemeinde: Apg 2,42; 4,24; 12,5; 13,1-3
Bei den Aposteln und entsprechend auch in den von ihnen gegründeten Gemeinden kam das Gebet zuerst, dann das Lehren und Evangelisieren: nicht umgekehrt. Heute muss man schon heilfroh sein, wenn Dienst am Wort und dann Gebet und dann Organisieren und Rennen kommt. Aber das ist ja schon sehr, sehr selten. Die übliche Reihenfolge bei uns ist: Zuerst organisieren, dann rennen, dann Bibelstudium und Bibellehre, und dann als last and least, als Letztes und auch Unwichtigstes: Gebet – falls man unser seichtes Geplapper überhaupt Gebet nennen darf.
Damit, dass wir dem Gebet die letzte Stelle einräumen, geben wir auch gleichzeitig die Erklärung ab, warum unsere Gebete in den allermeisten Fällen ein Aufwärmen von Standardwünschen ist, die so halbherzig gesprochen werden, dass niemand sie ernstnehmen kann. Hier muss der wirkliche Grund für unsere Kraftlosigkeit, Fruchtlosigkeit, Lieblosigkeit, Wirkungslosigkeit, Harmlosigkeit, Lauheit und Fadheit liegen. Ganz anders sah es im Leben der ersten Christen aus:
„Es ist unmöglich, sich mehrere Monate eingehend mit diesem Buch zu beschäftigen, ohne tief bewegt und auch, um ehrlich zu sein, aufgewühlt zu werden. Der Leser ist bewegt, weil er zum ersten Mal in der Geschichte das Christentum sieht, das echte und wirkliche, wie es in Aktion tritt. Die neugeborene Gemeinde, die so verwundbar ist wie jedes Menschenkind, wie sie ohne Geld, ohne Einfluss, ohne Macht im gängigen Sinn freudig und kühn auszieht, die heidnische Welt für Christus zu gewinnen... Aber wir sind nicht nur bewegt, sondern auch aufgewühlt, denn wir sehen hier die Gemeinde, wie sie der Herr gedacht hatte... Diese Leute haben nicht ‚ihre Gebete gesprochen‘, sondern sie beteten... Wenn sie nach heutigen Maßstäben unkompliziert und naiv waren, müssen wir doch bekennen, dass sie auf der Seite zu Gott hin in einer Weise offen waren, die wir heute kaum mehr kennen“ schrieb der britische Bibelübersetzer J. B. Phillips, nachdem er die Apostelgeschichte übersetzt hatte.
Wenn wir in unseren Tagen anfangen, die apostolische Reihenfolge – zuerst Gebet, dann Arbeiten – einzuhalten, dann dürfen wir hoffen, dass vielleicht eine geistliche Erweckung im Anzug ist. So erlebten es zahlreiche Missionare in China in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts.
„In jenen Missionsstationen waren viele Missionare, die treu gearbeitet aber müde geworden waren. Warum? Der Grund war folgender: Man hatte sich ursprünglich vorgenommen, im Gebet und im Dienst des Wortes zu verharren, hatte die Reihenfolge aber in Dienst des Wortes und Gebet verkehrt. Dem Gebet war nur das Minimum an Zeit gewährt worden, weil die Arbeit so drängte, aber auch, weil man noch nicht verstand und es nicht glaubte, dass Gebet im Werk des Herrn an erster Stelle stehen muss. Aber nun hatte Gebet angefangen, den ersten Platz einzunehmen. Die Missionare waren ‚Arm im Geist‘ geworden und waren an dem Punkt angekommen, wo sie verstanden: ‚Ohne mich könnt ihr nichts tun‘, wenn es darum geht, von Sünde zu überführen und Sünder zu retten.“[4] Dieses Erwachen zum Gebet war ein Vorbote der bald hereinbrechenden Erweckung.

Alle Knechte Gottes in der Kirche Gottes sind Beter gewesen
Alle Diener des Herrn im Laufe der ganzen Kirchengeschichte sind Beter gewesen.

Die Reformation
Dass der große Reformator ein Mann des Wortes Gottes war, ist bekannt, dass er ein Beter war, hingegen nicht so sehr. Luthers Famulus Veit Dietrich, der mit diesem die Monate vom April bis Oktober 1530 auf der Veste Coburg verbrachte, schrieb einmal an Melanchthon:
„Ich kann mich nicht genug wundern, wie einzigartig in diesen harten Zeiten dieses Mannes Festigkeit, Freude, Glaube und Hoffnung sind. Er nährt sie auch ohne Unterlass durch eifriges Studium des göttlichen Wortes. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht zum mindesten drei Stunden – und gerade die zum Studium geeignetsten – auf das Gebet verwendet.“[5]
Von Hugh Latimer, einem der Reformatoren Englands, schreibt Spurgeon in einem Artikel von ”The Sword and the Trowel”: „Wenn wir lesen, dass Hugh Latimer ununterbrochen auf seinen Knien lag und rief: „Gott, gib England das Evangelium wieder!“; dass er zuweilen so lange betete, bis er sich nicht mehr erheben konnte, weil er ein alter Mann war; dass man ihn vom Fußboden des Gefängnisses aufheben musste und dass er trotzdem weiterflehte: „O Gott, gib England das Evangelium wieder!“, dann wundern wir uns mit Recht darüber, weshalb nicht auch einige von uns so beten... Eine Erweckung ist vor der Tür. Die Wolke hängt über England, und wir wissen nicht, wie wir sie herunterbringen. O, dass Gott einige treue Geister finden möge, die als Blitzableiter fungieren, um das göttliche Feuer herabzuleiten. Wir sehnen uns danach, aber unser kümmerlicher Atem hat keine Kraft, reicht nicht aus, kommt nicht aus der Tiefe, kann sich nicht durchsetzen.“

Die Methodistische Erweckung
Das Jahr 1739 wird gewöhnlich als das erste Jahr jener Erweckung genannt, die im Lauf weniger Jahrzehnte die ganze angelsächsische Welt erfasste und bleibend veränderte. Die Hauptwerkzeuge waren Georg Whitefield und die Brüder John und Charles Wesley.
„Das Liebesfest an der Fetter Lane wurde zu einem denkwürdigen Anlass. Außer den rund sechzig Herrnhutern waren da nicht weniger als sieben der Oxforder Methodisten, nämlich John und Charles Wesley, George Whitefield, Westley Hall, Benjamin Ingham, Charles Kinchin und Richard Hutchins, alles ordinierte Geistliche der Church of England. Wesley schreibt in seinen Tagebüchern: ›Um drei Uhr morgens lagen wir vor Gott im Gebet, als die Kraft Gottes so stark über uns kam, dass viele vor unbändiger Freude laut riefen, während mehrere zu Boden fielen. Als wir uns ein wenig vom Schauer vor der überwältigenden Majestät der göttlichen Gegenwart erholt hatten, riefen wir alle laut wie mit einer Stimme: Wir preisen Dich, o Gott; wir bekennen, dass Du Herr bist.‹ Dieses Pfingsten an jenem Neujahrstag konnte nie mehr vergessen werden. Es war eine herrliche Vorbereitung auf die gewaltige Arbeit, in die Whitefield und die Wesleys eintreten sollten. Es kann uns nicht mehr verwundern, dass das Jahr, das so anfing, das bemerkenswerteste in der gesamten Geschichte des Methodismus werden sollte.“[6]
Whitefield berichtet in seinen Tagebüchern: „Wir hatten ein Liebesmahl mit den Brüdern an der Fetter Lane und verbrachten die ganze Nacht im dringlichen Gebet, mit Psalmen und Danksagung“ (Journals, 1. Januar 1739); „Der Geist der Fürbitte nimmt in meinem Herzen Tag für Tag zu“ (5. Januar); „Wir hatten wieder ein Liebesmahl und verbrachten die ganze Nacht in Gebet und Danksagung an der Fetter Lane“ (7. Januar); „Dann begab ich mich zu einem Liebesmahl an die Fetter Lane, wo ich die ganze Nacht im Gebet verbrachte“ (4. Februar).
Über G. Whitefield sagt der Biograph Philips: „Das große Geheimnis der Kraft im Leben Whitefields war seine Gebetsfreudigkeit. Er war außerhalb des Heiligtums ein Fürst unter den Predigern, aber nur deshalb, weil er im Heiligtum wie ein Jakob gerungen hatte. Sein Antlitz leuchtete, wenn er vom Berg herunterkam, weil er oben lange mit Gott allein gewesen war.“[7]

Die Erweckungen des 19. Jahrhunderts
Über D. L. Moody sagt R. A. Torrey: „Ich war mit D. L. Moody persönlich gut bekannt und kann es bezeugen, dass er ein wesentlich größerer Beter als Redner war. Immer wieder wurde er mit schier unüberwindlichen Hindernissen konfrontiert, aber er wusste den Weg, auf dem alle Schwierigkeiten gelöst und überwunden werden können... Er wusste und glaubte von ganzem Herzen, dass nichts zu schwierig ist für den Herrn und dass das Gebet alles vermag, was Gott vermag.“[8]

C. H. Spurgeon und die Erweckung in London
„Wenn Gott sein Angesicht verbirgt, können wir nichts tun, um sein Reich auszubreiten. Keine Erkenntnis, kein Eifer, keine Begabung schaffen es. Brüder, was wir tun können, ist dies: Wir wollen so lange zum Herrn schreien, bis er uns wiederum sein Angesicht enthüllt. Alles, was uns fehlt, alles, was wir brauchen, ist Gottes Geist. Geht nach Hause und betet darum. Gönnt euch keine Ruhe, bis Gott sich offenbart. Bleibt nicht stehen, wo ihr seid, seid nicht zufrieden mit dem ewig gleichen Trott, seid nicht zufrieden mit dem immer gleichen Ablauf von Formalitäten. Erwache, Zion, erwache, erwache, erwache!... Was für eine Veränderung gab es in den Gebetszusammenkünften! Jedermann schien ein Kreuzritter zu sein, der das himmlische Jerusalem belagerte, ein jeder schien gewillt, die himmlische Stadt im Sturm einzunehmen durch die Gewalt der Fürbitte. Und bald kam der Segen über uns, er kam in solcher Überfülle, dass wir keinen Raum hatten, ihn aufzunehmen... Was hatten wir für Gebetsversammlungen! ...der Heilige Geist war in so furchterregender Weise gegenwärtig, dass wir in den Staub gebeugt wurden... Der Heilige Geist kam wie Regenschauer, der den Erdboden erweicht und sich nun willig pflügen lässt. Es dauerte nicht lange, bis wir von links und von rechts den Ruf hörten: Was muss ich tun, um errettet zu werden?“[9]

Einige Erweckungen im 20. Jahrhundert
John „Praying“ Hyde war amerikanischer Missionar, der von der Presbyterianischen Kirche nach Nordindien ausgesandt worden war. Er war als Beter das Hauptwerkzeug, das schließlich zu einer so mächtigen Erweckung unter den Hindus führte, dass man diese später „The Punjab People‘s Movement“ nannte (Die Punjabi Volksbewegung). Es kam dabei Zehntausende zum Glauben. Hyde schloss sich im Frühjahr 1904 mit anderen Missionaren der gleichen Region (Punjab) zur Punjab Prayer Union zusammen. Die Mitglieder beantworteten folgende fünf Fragen mit Ja und bekräftigen es mit ihrer Unterschrift:
1. Betest du um Erweckung in deinem eigenen Leben, im Leben deiner Mitarbeiter und in der Gemeinde?
2. Sehnst du dich nach größerer Kraft des Heiligen Geistes in deinem Leben und Arbeiten und bist du davon überzeugt, dass du ohne seine Kraft nicht weiterkommst?
3. Wirst du darum bitten, dass du dich des Namens Jesu nicht schämst?
4. Glaubst du, dass Gebet das wichtigste Mittel ist, um diese geistliche Erweckung zu erreichen?
5. Bist du bereit, jeden Tag so bald als Möglich nach 12 Uhr Mittags eine halbe Stunde zu reservieren für das Gebet um diese Erweckung? Bist du bereit, so lange zu beten, bis die Erweckung kommt?

Bakht Singh kam am 6. Juni 1903 in Sargodha zur Welt. Ein Jahr nach seiner Geburt entstand die oben genannte Punjab Prayer Union. Man kann mit Fug sagen, Bakht Sing sei eine späte Frucht jener Gebetsbewegung. Aber es beteten auch andere Christen für Indien:
„Es ist erstaunlich, was in Honour Oak in den 30er Jahren geschah, zur gleichen Zeit, da Gott in Indien anfing, Bakht Singh in außergewöhnlicher Weise zu gebrauchen. Der Geist Gottes gab der Gemeinde in Honour Oak eine Last, mit besonderem Ernst für Indien zu beten. George Patterson, einer der Ältesten, war von Indien mit einer schweren Bürde für Indien zurückgekehrt, und diese legte sich auf alle Gläubigen in Honour Oak, bis sie anfingen zu Gott um sein Eingreifen in Indien zu schreien. Sie flehten ihn auf Grund von Jesaja 43,19 an, in Indien ein Neues zu wirken. Zweimal in der Woche lagen über hundert Gläubige auf den Knien und riefen zu Gott, er möchte ein Werk in Indien tun und seinen Namen verherrlichen.“[10]
Die mit Bakht Singh beginnende Gemeindebewegung, die in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts in Südindien begann und innerhalb von vier oder fünf Jahrzehnten zur Gründung von an die tausend lebendigen, wachsenden und sich selbst multiplizierenden Gemeinden führte, war eine ausgesprochene Gebetsbewegung.
„Im Westen gibt es ganz wenige Christen, die beten können. Sie können gut predigen, sie können schön singen, sie können viel Aktivität entfalten, sie können harte Arbeit verrichten, sie können viel Geld für das Werk des Herrn ausgeben, sie können um die Welt reisen und das Evangelium predigen, und doch wissen nur sehr wenige, richtig zu beten... Der Herr hat gemäß Lukas 6,12 die ganze Nacht gebetet... Es ist möglich, eine ganze Nacht zu beten. Wir haben es in Indien getan. Und immer, wenn wir befähigt wurden, eine ganze Nacht zu beten, haben wir erlebt, wie der Himmel sich auftat. Wir haben gesehen, wie die mächtige Kraft Gottes wie Feuer fiel. Wir haben gesehen, wie harte Herzen weich wurden, und wir haben gesehen, wie Ketten der Sünde zerrissen. Wir haben gesehen, wie Leben verändert wurde – nicht durch Botschaften, nicht durch Bibelwissen, nicht durch andere Mittel, sondern durch Gebet, durch ausharrendes Gebet, durch Gebetskampf, durch Gebetsnot“ sagte Bakht Sing in einer Predigt 1976 in der Bethel Kapelle in Zürich.

John Sung: Er war der große Evangelist der Erweckung 1927–1937 in China. Tausende und Abertausende kamen in den 13 Jahren seines Wirkens in China zum Glauben. Über ihn schrieb der Missionar Boon Mark, der ihn während zweier Evangelisationen aus der Nähe kennengelernt hatte: „Er redet wenig, er predigt mehr, aber am meisten betet er.“[11]

Martyn Lloyd-Jones: Er war der vielleicht größte Verkündiger und Evangelist Großbritanniens im 20. Jahrhundert. Über ihn sagte seine Frau Bethan einmal: „Niemand wird meinen Mann wirklich verstehen, ehe er begriffen hat, dass er zu allererst ein Mann des Gebets ist, erst dann ein Evangelist.“
1974 sage Martyn Lloyd-Jones an einer Konferenz für Diener des Herrn in Bala (Wales): „Die beiden größten Zusammenkünfte in meinem Leben waren beides Gebetsversammlungen. Um alles in der Welt würde ich sie nicht verpasst haben wollen.“


________________________________________
[1] C.H. Spurgeon: Morning and Evening, Sovereign Grace Trust Fund 1990, 11. Oktober, Morgen
[2] zitiert bei E. F. Harvey: Sieghaftes Beten, Herold-Buch im Verlag Schulte + Gerth, 1985, S. 9
[3] Leslie T. Lyall: John Sung – A Flame for God in the Far East, Overseas Missionary Fellowship, London 1965, S. 8–9
[4] M. Monsen: Erweckung in China 1927–1937, China Inland Mission, London 1961, S. 88
[5] Walter v. Loewenich: Martin Luther, der Mann und das Werk, List Verlag, München 1983, S. 312–313
[6] Luke Tyerman: The Life of the Reverend George Whitefield, Need of the Times Publishers, Azle, Tx. 1995 (Reprint) Bd. I, S. 155
[7] zitiert bei E. F. Harvey: Sieghaftes Beten, S. 12
[8] zitiert in E. F. Harvey: Sieghaftes Beten, S. 16
[9] Iain Murray: The Forgotten Spurgeon, The Banner of Truth Trust 1966, S. 42. 43
[10] Koshy, S. 92
[11] Lyall, S. 168
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