Ich hab wenig theologisches Bibelwissen. Das einzige Gebot, das mir durch Jesus haften blieb ist: "Liebt einander!"
Damit hat Jesus meines Wissens nach all die alten Gebote (die klassischen 10 Gebote) aus dem alten Bund aufgehoben.
Da habe ich mehrere Sachen einzuwenden: "aufgehoben", klingt nach abgeschafft. Jesus hat in Matt 22 das Höchste Gebot definiert an dem Gesetz und Propheten hängen, und in Röm, Gal und Jak wird darauf bezuggenommen und von Erfüllung gesprochen. Jesus hat insbesondere das moralische Gesetz, daß in den 10 Geboten festgehalten ist, nicht abgeschafft, sondern als Leitlinie grundsätzlich bestätigt und ihren Geist aber nochmal "auf den Punkt gebracht".
Der rituelle Teil des Gesetzes dagegen (Opferkult, Speise- und Reinheitsgesetze) und die Staatsgesetzes (detailierte Strafregister und Ordnungsvorschriften), die allerdings explit dem Volk Israel für sein damaliges Staatswesen gegeben wurde, sind durch das Erlösungswerk Jesu grundsätzlich abgeschaft, bzw. haben ihre Bedeutung verloren. .
Insbesondere Paulus hat (wie im übrigen auch die späteren AT-Propheten) gegen eine Lesart des Gesetzes argumentiert, wo man diesem (wie auch in der Zeit Jesu) eine fälschliche werkgerechte Wirkung zuschrieb (Röm 10).
Er benutzt dabei ein Zitat aus Lev 18,5 ("Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben."), daß im tatsächlichen Kontext im AT sich recht klar auf das irdisches Leben (nämlich im verheißenen Lande Israel und nicht anderswo, Lev 18,3) bezieht und nicht auf ein ewiges Leben, um darzustellen, wie Leute, "die Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten" (Röm 10, 3) mit den Geboten umgehen.
Was stellt er dem gegenüber? Eine eigene Offenbarung? Ein neues Wort Jesu? Nein, sondern ein Wort aus dem "Gesetz": "Das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen." (Deu 30 - man beachte, wie sehr der Text auf Herzenseinstellung, und die Liebe zu Gott eingeht). Paulus schlägt hier nicht einen Bibelvers mit dem anderen tot, hebt nicht das AT auf oder verbietet das Halten von Geboten, sondern nimmt den falschen Anspruch weg, das Gesetz mache gerecht (und nicht Gottes Gnade und Barmherzigkeit), wie einige zu Unrecht behauptete.
Daß der Begriff "Gesetz" nicht gleich "Gesetz" ist sieht man in Gal 5, 3, wo es die Beschneidung (der Eintritt ins Judentum) ist, die zum Halten des ganzen Gesetzes verpflichtet. Hier schließt der Begriff "ganzes Gesetz" für das damalige Judentum eben die Opfergesetze ein, die durch das Opfer Jesu abgelegt sind und somit einen Konflikt bilden würden.
Wer sich also gerne des nachfolgenden Verses Gal 5,4 bedient um damit Menschen "Gesetzlichkeit" und "Werkegerechtigkeit" zu unterstellen, die noch das Wort "Gebote" oder "(An)Weisungen" Gottes in den Mund nehmen, der unterscheidet nicht sauber und polemisiert: Jesus sagt: Wer mich liebt hält meine Gebote (Joh 14). Jesus hat moralische Gebote bekräftigt, insbesondere aber auch die Herzenshaltung und die Absicht aus denen man ihrem Sinne nach handelt. Diese Gebote machen aber nicht gerecht, sondern die Gnade.
Galater 3,10 sagt es nun mal ganz klar: Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!"
Es geht also nicht um ein bißchen Gesetz, sondern das ganze Gesetz. Deswegen will Jesus auch nicht, daß wir dem Gesetz seine Schärfe und Schwere und sein Belastendes nehmen. Also kein Gesetz light! Nicht "ein bißchen Scheidung ist ok"! Kein "Ruh dich auch mal aus vom Gesetz-Halten!" Nein, befolge es! Mit aller Kraft! Gib alles! Wenn du denkst, das wäre dein Job! Bist du endlich irgendwann müde genug bist ... hoffentlich!
Da ich nicht versuche mir durch das Halten von Geboten dies als Gerechtigkeit anrechnen zu lassen (nicht vor dem Halten von Geboten, sondern vor der Werkegerechtigkeit warnt Paullus) ist auch die Zitatstelle in Gal 3 (Verflucht ist wer nicht alles hält), ohne Bedeutung für mich.
Die abstrusen Gesetze des Herrn Bauer sind übrigens, neben als "ungesetzlich" getarnten subtilen Denkverbote, wie schon geäußert die "Nachfolge"-Regelungen, ohne die man sich nicht mehr auf dem Wege Gottes befinden könne (Alles andere stirbt ab, Folge dem Apostel, Du bist freu zur Unterordnung etc.). Soviel Gesetz muß dann seltsamerweise sein.
Mir fällt gerade auf: Ist es nicht auch Gesetz, wenn Jesus sagt: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich"?
Das Ende vom Lied wäre dann nur die "absolute Freiheit" zu sagen: Ich bin Gott und mache was ich will.