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Wotans Erben: Rechtsextreme entdecken germanische Kulte


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Rolf

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Wotans Erben: Rechtsextreme entdecken germanische Kulte



Wenn der Winter vor der Tür steht, naht auch die Götterdämmerung. Stichtag für das "Fest des Winterbegrüßens" ist der zweite Vollmond nach Herbstbeginn, Freitag, d. 18. Nebelung (November). Neogermanische Kultgruppen wie "Goden", "Armanen" und "Gylfiliten" zieht es dann in die Wälder, wo sie mit dem Sterben der Natur den Eingang der Götter in die Unterwelt feiern. Im Feuerschein gedenken sie der Ahnen, rufen die Erdgöttin Edda an, zelebrieren Runenorakel und opfern Wotan ihre Gaben.

30.000 Mitglieder

Neiheidnische und neogermanische Kulte haben Konjunktur. Auf 25.000 bis 30.000 Mitglieder schätzt Thomas Gandow, evangelischer Sektenpfarrer in Berlin-Brandenburg, ihre Anhängerschaft heute. Tendenz steigend. Bei einer Tagung "Neuheidentum und neonazistische Heilslehre" der Evangelischen Kirche in Rothenburg warnte der Berliner Sektenexperte vor einer Verharmlosung der neogermanischen Gruppen. Nach Gandows Einschätzung spielen völkisch-religiöse Gruppen zunehmend eine Rolle bei der Einigung der zersplitterten rechtsextremen Szene.

"Mit der Bindekraft der neogermanischen Kulte können sich die zerstrittenen politischen Splittergruppen und Parteien zur Bewegung formieren", warnt Gandow. "Bei vielen Rechtsextremen wächst die Überzeugung, daß der Eroberung der politischen Macht die Erringung der kulturellen Hegemonie vorhergehen muß."

Der Neogermanismus, warnt auch der Bonner Sektenfachmann und Journalist Anton Maegerle, sei Teil einer exemplarischen Gegengesellschaft, die in Krisenzeiten den Massen angeboten werden soll. Maegerle fordert deshalb dringend die Beobachtung der Gruppen durch den Verfassungsschutz.

Vorbild des neuen rechten Netzwerks ist die nationalistische Bewegung der 20er Jahre, die mit dem Ziel eines einheitlichen Volksglaubens auf neogermanische Kulte zurückgriff. Die NSDAP war aus der 1912 von Rudolf von Sebottendorf gegründeten "Thule-Gesellschaft" hervorgegangen und somit in ihren Anfängen selbst der politische Arm der Sekte.

Antisemitisches Gedankengut und rassenideologische Vorstellungen finden sich nach den Beobachtungen Gandows auch in den meisten Kultgemeinschaften heutiger Zeit. "Je mehr diese Ideologie mit Religion verbrämt wird, umso gefährlicher werden diese Gruppen", warnt Gandow. Zunehmend werde die neuheidnische Religion zur tieferen Begründung fremdenfeindlicher Akte benutzt. "Der religiös-ideologische Überbau stärkt die Würde des Gewalttäters. Anstelle niederer Beweggründe wie Spaß an der Gewalt tritt nun die religiös motivierte Tat." Die zunehmende Aufgeschlossenheit gegenüber den neuheidnischen Gruppierungen ist laut Gandow auch darin zu sehen, daß den christlichen Kirchen ein "Sündenfall des Christentums" angekreidet werde.
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