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Offenbarung und Verstand. TÖDLICHER SEKTEN-WAHN


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Rolf

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Offenbarung und Verstand. TÖDLICHER SEKTEN-WAHN - die teuflischen Tricks der Seelefänger



Buchempfehlung:

Vor kurzem (April 1995) erschien in der BETTENDORF'schen Verlags-
anstalt GMBH geschrieben von der Journalistin LUISE MANDAU das Buch

'TÖDLICHER SEKTEN-WAHN - die teuflischen Tricks der Seelefänger'
(ISBN 3-88498-074-4, 380 S., Ln.gb., DM 39.80)

Das Buch berichtet über
den Sonnentempler-Orden
die Davidianer-Sekte,
die Volkstempler-Sekte
Die 'Kinder Gottes'
Die OSHO Bhagwan-Bewegung
Hare Krishna
Sant Thakar Singh
Die Sekte des Guru Sri Chinmoy
Brahma Kumaris
World Spiritual University
Die Zeugen Jehovas
Das Universelle Leben der Gabriele Wittek
FIAT LUX
MUN-Sekte / Die Vereinigungskirche
Psychokulte
Lafayette Ronald Hubbard und seine Scientology Kirche e.V.
EST - Erhard Seminar Training
BEP Helmut Josef Ament
Satans-Sekten
Church of Satan
Ecclesia Gnostica Catholica (Gnostisch-katholische Kirche)
The Finders / Die Entdecker
Fraternitas Saturni (FS)
Ordo Saturni / Orden des Saturn
Ordo Templi Orientis / O.T.O.
Thelema - Orden des Argentum Astrum
Der neue Teufelspakt
Das 18. Kapitel beschäftigt sich mit der Implementierung
von Sekten in den Neuen Bundesländern
Heinz Volkhammer und seine 'eine Religion'
Erfahrungen aus einer ISKCON-Elterninitiative
u.a.

Es ist leicht lesbar geschrieben, gibt im Anhang eine Reihe von
Adressen und Literatur-Hinweisen, 22 Fotos.

Zahlreiche Druckfehler lassen auf die Hetze schließen, in der das
Buch herausgegeben wurde. ES scheint ein heißer Markt zu sein....

Aus dem Vorwort: (S.9-20):
------------------------------

VORBEMERKUNG »Wehret den Anfängen«

Haben Sie eine Tochter im Teenageralter, die idealistisch und opferbereit
ist? Haben Sie einen heranwachsenden Sohn, der die Gesellschaft kritisch
betrachtet und nach dem Sinn des Lebens sucht? Kennen Sie einen Teenager,
der die Welt verbessern möchte? Haben Sie einen Partner, Angehörigen oder
Bekannten, der von einer Sekte fasziniert ist? Oder kennen Sie jemanden,
der einfach unglücklich ist, einsam, unzufrieden mit der Arbeit oder sei-
nem Leben? Dann geben Sie ihm dieses Buch zu lesen, denn diese Menschen
sind für Sekten beliebte Ansprechpartner. Wenn ein Mensch die Machen-
schaften der Sekten durchschaut, kann er von ihnen nicht mehr »gegriffen«
werden. Dann wird er der Versuchung nicht mehr erliegen, den Versprechun-
gen einer Sekte oder einer ihrer Tarnorganisationen zu glauben.
*Ich reiße in diesem Buch vielen Sektengurus die lächelnden Masken vom*
*Gesicht und zeige ihre menschenfeindlichen Fratzen.*
Ich spreche nicht vom Glauben. Ich habe Achtung vor dem Glauben eines
jeden Menschen. Ich spreche über den Mißbrauch gläubiger Menschen. Ich
kläre auf, mit welch subtilen Mitteln manche Sektenführer aus ihren gläu-
bigen Anhängern willenlose Werkzeuge machen.

Sekten sind fast immer eine große Gefahr. Ich warne jeden, auch den, der
vielleicht nur aus Neugier einmal in solch eine Sekte »reinschnuppern«
möchte. Es kann sehr schnell gehen, und Sie sind sektensüchtig! Manchmal
braucht es nur eine halbe Stunde, und Sie sind fest in den Fängen einer
Sekte.
Und denken Sie daran, wenn Sie auf der Straße angeworben werden: Egal,
welch ein Himmelreich auf Erden Ihnen versprochen wird, die meisten
Sektenführer haben nur eines im Sinn: Sie wollen Geld und Macht. Dafür
brauchen sie Sie. Glauben Sie nicht an die Harmlosigkeit einer Sekte.
Gurus von Psychokulten machen sich die Menschen untertan, und sie sorgen
dafür, daß ihre Anhänger bald den Bezug zur Realität verlieren, daß sie
nur noch für »sie« leben und arbeiten. Viele entpersonifizieren ihre
Anhänger zunächst über Gehirnwäschen und machen sie dann zu willfährigen
Sklaven.
Sektenführer der Psychokulte - die persönlichkeitsmordenden Götter sind
unter uns.
Es sage niemand, Sekten seien harmlos. Wir dürfen nicht weiter nur
zusehen. Das Treiben verschiedener Sekten und ihrer Führer darf nicht
länger als Spinnerei abgetan werden.
Manche Sektenführer streben eine Art Weltherrschaft an. Sie fühlen sich
ermächtigt, die Welt und ihre Menschen - nach ihrer eigenen obskuren
Wahrheit - in das »neue Paradies« auf Erden zu führen.
Viele rauben ihren Anhängern erst die Persönlichkeit, dann das Geld.
Es gibt Sektenführer, die aus ihren Anhängern Werkzeuge machen, die ihnen
bedingungslos folgen - manchmal sogar in den Tod. Das haben Luc Jouret
und seine 53 toten Anhänger in der Schweiz, David Koresh und seine 85
toten Anhänger in Texas und Jim Jones und seine 900 toten Anhänger in
Guayana bewiesen.

*Die Zeit ist gekommen, näher hinzusehen!*

Die Sektenszene ist undurchsichtig geworden. Immer wieder sprießen neue,
obskure Bewegungen wie Pilze aus dem Boden. Experten schätzen, daß es
allein im Münchener Raum über 650 Sekten gibt. Tendenz steigend. Und
diese Sekten ziehen immer mehr Bürger in ihren Bann. Zwei Millionen
Deutsche sind bereits ihre treuen Anhänger. Daß sie sich mit dem Eintritt
in eine Sekte häufig auch in große Gefahr für ihr Leben begeben, ist den
meisten Deutschen nicht klar. Fast alle diese Sekten haben die Endzeit-
lösung im Programm. So auch der »Sonnentempler-Orden«, der im Oktober
1994 mit 53 Toten weltweit für Aufsehen sorgte. Der selbsternannte Mes-
sias Luc Jouret ging mit seinen Anhängern in den Tod.
War es Massenmord oder Suizid in religiösem Wahn? Wir wissen es nicht.
Aber eines wissen die Experten sicher, nämlich daß es bis zum Jahr 2000
immer mehr solcher Massen(selbst)morde geben wird; denn viele Sekten
glauben, daß zur Jahrtausendwende die Apokalypse also der Weltuntergang -
eintreten wird.
Die Sektenbeauftragten von Kirchen, Kommunen und Ländern sehen der
dramatischen Entwicklung mit Sorge entgegen. Denn im Grunde sind sie
hilflos. Was ab und zu von dem finsteren Treiben innerhalb mancher Sek-
ten bekannt wird, läßt uns alle erschaudern. Da kettete der australische
Farmer Ralph Vollmer (56) seine Frau Joan (49) eine Woche lang im Schwei-
nestall an und ließ sie bei 40 Grad im Schatten ohne Wasser und Nahrung,
weil sie vom »Teufel besessen« sei. Die Frau starb nach dieser qualvollen
Woche an einem Herzinfarkt. Der Ehemann und seine Helfershelfer bekamen
zwei Jahre Gefängnis. Sie wurden nicht wegen Mordes, sondern nur wegen
Freiheitsberaubung angeklagt.
Da standen Ekkehard Höfig (43) und seine Frau Iris (35) in Nürnberg vor
Gericht, weil sie einer »Gemeindeschwester« den Teufel austreiben wollten.
Doris B. (35) war mit einem Afrikaner verheiratet, und deshalb stand für
den Sektenführer der sogenannten Immanuel-Gemeinde fest, daß sie »über
den Geschlechtsverkehr mit diesem farbigen Mann von Voodoo-Dämonen beses-
sen war«. Ekkehard Höfig und seine Frau beschlossen: Doris B. muß
reingewaschen werden - mit dem Blut Jesu. Nach einem Gottesdienst
versperrten sie der Frau den Weg und folterten sie. Man zog die junge
Frau aus - vier andere Sektenführer halfen bei der mittelalterlich anmu-
tenden Folterung - und man »salbte« die »Besessene« im Genitalbereich.
Da kämpft die Familie der Siemens-Erbin Sybille Gräfin Blücher von
Wahlstatt um das Geld ihrer am Pfingstmontag Verstorbenen. Die Gräfin
soll der »artepur Stiftung« in Liechtenstein 40 Millionen Mark vermacht
haben. Die 57jährige litt an einem Gehirntumor und vermachte ihr Geld
kurz vor ihrem Tod einer Bewegung namens »Weiße Quelle«. Sektenchef
dieser Bewegung ist der Ex-Lehrer Gideon Flachsmann alias Gideon Font-
alba (45). Die Gräfin und der Ex-Lehrer gründeten in Liechtenstein die
Stiftung »artepur«. Ziele: Völkerverständigung und Bildung - aber auch
»Bestärkung von Persönlichkeiten, die im Sinne der Stiftung wirken«.
Ein Bevollmächtigter der »artepur« ist Helmut E. (57), gegen den die
Staatsanwaltschaft in München und Düsseldorf wegen Konkursbetrugs und
Steuerhinterziehung ermitteln soll. Helmut E. war mit der Gräfin bekannt.
Sie kaufte ihm für 800.000 Mark eine alte Mühle ab: Das Sektenzentrum
»Rotas«. Die Gräfin tat noch mehr für die Sekte und ihren Führer. Sie
kaufte auch eine Villa in Baden-Baden namens »Rosengarten«. Betreiber ist
die Firma »Solart«. Ihr Gesellschafter ist der Sektenchef Flachsmann.
Der Geschäftsführer ist der Sohn des Mühlenverkäufers Helmut E. Die Fami-
lie der Gräfin fürchtet, daß diese der Sekte bereits fünf Millionen Mark
geschenkt hat, und will verhindern, daß ihr weitere 40 Millionen Mark aus-
gezahlt werden. Allein die Umstände um den Tod der Gräfin waren merkwür-
dig. Sie war in ein Sterbehospiz gegangen und überraschend nach Hause
zurückgekehrt. Die Angehörigen der kranken Gräfin durften sie trotzdem
nicht sehen. »Wir hatten keine Möglichkeit, sie zu besuchen«, berichteten
die Erben. »Immer wurden wir abgewimmelt. Von Pflegerinnen oder Leuten,
die wir nicht kannten.« Als Ärzte und Anwälte schließlich per Gerichts-
beschluß in die Wohnung eindrangen, lag die Gräfin bereits im Sterben.
Am Pfingstmontag starb sie. Ihre Todesanzeigen waren seit Februar be-
stellt. Ohne das Geld der Gräfin geht es der »Weißen Quelle« spürbar
schlechter. Sektenchef Flachsmann: »Wir sind wie gelähmt, können nicht
mehr richtig arbeiten. Das Vermögen, das uns die Gräfin vermacht hat,
wurde durch die Aktivitäten der Familie Blücher mit einer Sperre belegt.
Ich habe nicht einmal genug Geld, um meine Frau zur Kur zu schicken.
« Bis der Prozeß um die Millionen der Gräfin entschieden wird, sitzt
die »Weiße Quelle« nun auf dem trockenen. Weder der Sektenchef noch
Helmut E. kommen an das Geld heran.

Solche Berichte häufen sich. Als besonders gefährlich werden die Psycho-
kulte eingestuft, denn sie führen zu tiefgreifenden Persönlichkeitsverän-
derungen und Abhängigkeiten. Viele dieser Sekten werben junge Leute mit
dem Versprechen an, aus ihnen einen neuen Menschen ohne Schwächen zu
schaffen, der glücklich, erfolgreich und im Besitz der einen, reinen
und einzigen Wahrheit ist.
Viele Jugendliche, die innerhalb ihrer eigenen Familie keinen richtigen
Halt gefunden haben, sind fasziniert. Sie verschreiben sich diesen Sek-
ten mit Haut und Haaren. Die Folge: Das soziale Umfeld des einzelnen
wird völlig zerstört. Ehen gehen in die Brüche, Familien zerbrechen,
und die Menschen verlieren ihr Gut und Geld an Sekten. Es gibt für vie-
le Sektenanhänger weder Vater noch Mutter und auch keine Freunde mehr.
Am Ende sind diese Sektenmitglieder seelisch entwurzelte Menschen, deren
einziger Halt ihr Guru ist.

Für Prof. Dr. theol. Klaus Weber von der Universität Koblenz sind Sekten
kein Zeichen für eine Glaubenskrise, sondern für eine Glaubwürdigkeits-
krise.
Es gibt sehr viele Menschen, die nach dem Sinn des Lebens suchen, die
Antworten auf Fragen haben möchten, die ihr Innerstes betreffen. Viele
dieser Menschen haben das Zutrauen zu den beiden großen Kirchen verloren.
Sie wenden sich an kleinere Gruppierungen, an Sekten, denen sie dann
kritiklos und ergeben folgen. Für Professor Weber liegen die
Schwachpunkte der großen Kirchen auch im Personalbereich. Dies gelte vor
allem für die katholische Kirche, bei der ein beachtlicher Schwund an
wirklichen Seelsorgern festzustellen sei. Aber auch die Mentalität der
Bürger habe sich verändert. Man liebt den Rückzug ins Private und läßt
sich von den Vertretern der Kirchen nicht gern ins Privatleben hinein-
reden. Wahrscheinlich auch deswegen, weil die Kirchenvertreter nicht
mehr den Ton finden, mit dem sie die Leute erreichen könnten. Die man-
gelnde Bereitschaft, sich von der Kirche etwas sagen zu lassen, oder
die geringe Akzeptanz der kirchlichen Vertreter bei den Menschen einer-
seits und andererseits die Bereitschaft der Sektenmitglieder, den Gurus
in einem Ausmaß zu gehorchen, wie es ein Pastor nie erwarten würde,
bleibt auch für Professor Weber ein Geheimnis. Offensichtlich hat der
Mensch, der in eine Sekte eintritt, den Eindruck, er könne die gesamte
Struktur durchschauen und sich wie in einer Familie wohlfühlen. Daß er
sich dabei oft irrt, ist eine andere Frage. Aber zunächst haben diese
Menschen das Gefühl, in einer solchen Sekte eine Heimat gefunden zu haben.
Eine Erklärung ist sicherlich auch eine gewisse Institutionsmüdigkeit und
Politikverdrossenheit. Unter diesem Handicap leiden nicht nur die Kirchen.
Wir finden solche Phänomene heute auch bei Gewerkschaften, denen inzwi-
schen zweistellige Millionenbeträge aus Mitgliedsbeiträgen entgehen,
weil die Menschen sich nicht mehr straff einbinden lassen wollen.
Alle diese Institutionen - einschließlich der beiden Kirchen - sind in
ihrer Größe für den einzelnen unübersichtlich. Deshalb stoßen sie - nach
Professor Weber - auf immer mehr Ablehnung.
Hinzu kommt die stärker werdende Vereinsamung der Menschen in Großstädten,
das Alleinsein geschiedener oder aus beruflichen Gründen von Familie und
Freunden getrennter Menschen, die sich häufig in persönlichen Krisensitua-
tionen für die Sekten öffnen.

»Für die vereinsamte Frau«, erklärt Pfarrer Keden, Sektenbeauftragter der
evangelischen Kirche in Düsseldorf, »ist es ein Herausreißen aus der
Einsamkeit, wenn beispielsweise Zeugen Jehovas am Sonntagvormittag
klingeln und sich mit ihr unterhalten. Das ist für die alte Dame oder die
geschiedene, völlig vereinsamte Frau doch viel besser, als nur das Fernse-
hen als Unterhalter zu haben.«
Sektenangehörige sind fest davon überzeugt, zu den »Auserwählten« zu
zählen. Ihr Guru hat ihnen eingetrichtert: »Ihr wißt mehr« oder »Ihr wer-
det überleben«. Die Sekte wird zum einzigen Ort, an dem sich die Anhänger
gut aufgehoben fühlen.
»Werber der Sekten«, erklärt Ralf-Dietmar Mucha von der Aktion Psychokult-
gefahren e.V. in Düsseldorf, »haben einen Blick für Schwachpunkte der
Menschen.« Für Mucha sind Sekten »eine Art Infektionskrankheit für die
Seele«. Von dieser Seeleninfektion sind inzwischen mindestens zwei Mil-
lionen Menschen in der Bundesrepublik betroffen. Es glaube niemand, daß
ausschließlich schwache Menschen Sektenopfer werden. Manche Gruppen
spezialisieren sich auf die Anwerbung erfolgreicher und vor allen Dingen
wohlhabender Leute. Der Sektenfänger will alles über seine Angeworbenen
wissen. Er will ihre Träume, ihre Hoffnungen und auch ihre Ängste kennen-
lernen.
»Gutverdienend, zwischen 30 und 50, intelligent, bildungswillig, oft
Akademiker«, so charakterisiert Helga Lerchenmüller, Sektenexpertin bei
der Stuttgarter Aktion Bildungsinformation, den typischen Sektenanhänger
von heute. Die Sektenszene hat sich verändert. Die »Jünger« kommen nicht
mehr im orangefarbenen Outfit daher. Der moderne Sektenanhänger trägt
längst einen schicken Zweireiher. Das ganze esoterische Brimborium ist
selbstverständlich nicht verschwunden, es wurde von den Sekten nur
moderner und zielgruppengerechter verpackt. Moderne Sekten versprechen
auch nicht mehr nur das himmlische Paradies auf Erden. Sie locken ihre
Anhänger mit Geld, Erfolg, Macht, Kreativität, Kommunikation und einem
neuen Selbstbewußtsein. Sie versprechen dem Manager charismatische
Überzeugungskraft, der schüchternen Einsamen mehr Selbstbewußtsein und
einen Traumpartner, dem Künstler mehr Kreativität und die richtige
Inspiration. Die Folge davon ist ' daß sich auch Banker, Manager und
Professoren beispielsweise bei den Scientologen stundenlangen Saunagängen
unterziehen und wie verrückt Vitaminpillen schlucken, um sich gegen
schädliche Strahlungen zu schützen. Es gibt Ärzte, Lehrer und Psychologen,
die die ultrarechten, rigiden Weltverbesserer des VPM gut finden, und
gestandene Geschäftsleute lassen sich in dem sechzigstündigen, sündhaft
teuren Psychoschwitzkasten von Werner Erhard zum »Boß ihres eigenen
Lebens« therapieren.
Auch die Schauplätze haben sich geändert. Heute kann man Sekten auf
Managementlehrgängen, bei Studentenorganisationen oder auf
wissenschaftlichen Symposien begegnen. Es gibt Sekten, die sich hinter
einer Partei oder humanitären Verbänden verbergen. Sekten sind oft
Eigentümer von Bioläden, Unternehmensberatungen und
Immobilienkonzernen. Es gibt Sekten, die inzwischen sogar schon in
Kindergärten und Schulen um neue Schäfchen werben oder Todesanzeigen
lesen, um die trauernden Hinterbliebenen für sich zu gewinnen. Können wir
uns überhaupt noch wirksam vor dem Zugriff der Sekten schützen? Kriegen
sie uns alle?

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Teenager, dessen erste Liebe zerbro-
chen ist. Sie sind furchtbar traurig, fühlen sich allein und verlassen
und möchten am liebsten nicht mehr leben. Und dann kommt jemand, nimmt
Sie bei der Hand und führt Sie in eine Gruppe von Menschen, die Sie förm-
lich mit Liebe überschütten. Sie merken plötzlich, daß Sie wichtig sind.
Sie fühlen sich anerkannt und geliebt. Stellen Sie sich vor, Sie sind
ein Teenager, der nach dem Sinn des Lebens sucht und mit seinen Eltern
überhaupt nicht mehr zurechtkommt. Und Sie werden von freundlichen jun-
gen Menschen angesprochen, mit in eine Gruppe genommen und kommen mit
ihnen auf Anhieb zurecht. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Schauspie-
ler, und jemand kommt und verspricht Ihnen den großen Erfolg. Sie haben
gerade einen Karriereknick. Kein Mensch will Ihnen eine Rolle anbieten.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten gerade Ihren Partner verloren - durch
Tod oder Scheidung -, stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem Wende-
punkt in Ihrem Leben, und jemand verspricht Ihnen, daß alles gut für
Sie werden wird. Und stellen Sie sich vor, Sie sind allein, fühlen
sich einsam und von der Welt verlassen, und jemand kommt, nimmt Sie
bei der Hand und verspricht Ihnen, daß Sie fortan nie wieder allein
sein werden. Folgen Sie ihm?
Die Sekten können viele von uns fangen. Diejenigen, die religiös
aufwuchsen und denen die Kirchen nicht genügend Schutz, Hilfe und
Sicherheit bieten, sind auf der Suche nach dem »wahren Christentum«.
Und diejenigen, die nicht religiös sind, kann man fassen, wenn sie
gestreßt sind, sich großen Erfolg wünschen oder gerade mutlos sind.
Die fallen dann auf Scientology & Co. herein.

Eines haben alle Sekten gemeinsam: Sie geben ihren Anhängern das Gefühl,
daß sie nur in der Gruppe Glück, Geborgenheit, Sicherheit und Liebe finden
können. Das ist wichtig für die Gurus. Nur dann bleiben ihre Jünger bei
ihnen.
Sind Sie dann Mitglied einer Gruppierung geworden, wird Ihre Vergangen-
heit ausgelöscht. Alles, was Ihr bisheriges Leben ausmachte, war falsch
und schlecht. «Euer rationales Denken hindert euch an einem phantastischen
Fortschritt. Gebt nach. Laßt los. Habt Vertrauen.« Mit solchen Sätzen
locken beispielsweise die Munies als geübte Verführer.
Jede Sekte hat auch ihren ganz persönlichen »Teufel«. Der kann das nahe
Ende der Welt sein, der Dritte Weltkrieg oder, wie früher bei der
Vereinigungskirche, die Kommunisten. Es gibt unendlich viel, was uns
Menschen Angst einjagen kann. Als Sektenmitglied jedoch wird uns diese
Angst gleich wieder genommen. Denn wenn wir in der Sekte bleiben, wird
uns nichts passieren. Wir werden gerettet. Wir überstehen jede
Katastrophe. Nur eines dürfen wir auf keinen Fall tun: Aussteigen. In
diesem Fall müßten wir mit dem Schlimmsten rechnen. Mit dem Spiel um
Hoffnung und Angst gelingt es den Sektengurus, ihre Anhänger in einen
veritablen Verfolgungswahn fallen zu lassen. Als Mitglied einer Sekte
dürfen wir mit keinem »Ungläubigen« verkehren, weil dessen unreine Ströme
uns schweren Schaden zufügen könnten.
Beim Lesen dieses Buches werden Sie oft genug erschüttert sein, wenn Sie
erfahren, wie die Anhänger mancher Sekte leben. Denn die meisten Sekten
sind streng hierarchisch ausgerichtet. Sie sind sehr autoritär. Lob und
Tadel, Bestrafung und Angst und ein ständiges Schuldgefühl treiben die
Anhänger vieler Sekten zu wahren Höchstleistungen. Da berichtet
beispielsweise ein früherer Munie, daß er ständig ein schlechtes Gewissen
hatte, weil er Hunger bekam oder müde wurde.
Jeder Psychologe weiß, daß bei uns Menschen Verhalten, Gedanken und
Gefühle übereinstimmen müssen, wenn wir gesund und harmonisch leben
wollen. Sektenführer verändern als erstes das Verhalten jedes Neulings.
Sein Verhalten wird durch Rituale auf die jeweilige Sektenideologie ein-
gestimmt.
Die Gefühle und Gedanken dieses Neulings folgen dann von selbst. »Gelingt
es, alle drei Komponenten zu verändern, wird das Individuum
hinweggefegt«, weiß Steven Hassan aus bitterer Erfahrung zu berichten.

Prof. Dr. Klaus Weber faßt zusammen: »Alle Sekten haben eines
gemeinsam: Sie funktionieren nach dem Gefolgschaftsprinzip. Da, wo der
Glaube nicht kontrolliert wird vom Verstand, von der Ratio, wird er
unweigerlich zu einem schwärmerischen Glauben. Und der ist schlecht, weil
er bestimmte Seiten des Menschen von vornherein ausklammert. Es gehört
zu den Geheimnissen des Menschen, daß er sich ein Jenseits wünscht. Ob
es eins gibt, kann niemand beweisen. Aber der Mensch ist, wenn man ihn
in Ruhe betrachtet, ein Wesen, das sich immer wieder fragt: 'Was kommt
nach meinem Tod?' oder 'Warum muß ausgerechnet dieser Mensch so leiden?'
Solche Fragen stellen sich Menschen immer wieder. Aber sie sind nicht
lösbar. Und da Sekten scheinbar für alle Fragen eine Lösung haben, fin-
den Sie immer wieder Menschen, die ihnen verfallen.«

Quelle:

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