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Nichts ist unmöglich?


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#1
Rolf

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Nichts ist unmöglich. Paulus?!






Frage von NH:

"Was bedeutet der Bibelvers „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“?"

Paulus - ein verkappter Superheld?

Deine Frage bezieht sich auf folgenden Vers aus dem Philipperbrief (Schlachter Übersetzung 2000):


Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.
Philipper 4,13

Andere Übersetzungen geben den Vers so wieder:
„Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.“ (Neue Genfer Übersetzung)
„Denn alles ist mir möglich durch Christus, der mir die Kraft gibt, die ich brauche.“ (Neues Leben Übersetzung)

Ob Paulus ein früher Supermann gewesen ist oder ein Obelix, der mit Hinkelsteinen werfen kann? In den modernen Medien finden sich heute häufig solche Übermenschen, die mit magischen Kräften das Unmögliche vollbringen können.

Paulus hat mit Sicherheit in allererster Linie nicht an solche Heldentaten gedacht, als er diesen Brief an die Philipper geschrieben hat. Er dachte nicht daran, alles tun zu können, was er sich in Gedanken vorgestellt hat. Der Apostel Paulus befand sich zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis und hatte durch die Philipper Unterstützung erfahren. Er, der immer selbst für seinen Lebensunterhalt gesorgt hat, damit er nicht in den Verdacht kommt, des Geldes wegen das Evangelium zu verkündigen. Die Unterstützung durch die Philipper war eine Ausnahme. In diesem Brief zeigt er seine Dankbarkeit dafür. Gleichzeitig drückt er aus, dass er es sich in allen Dingen genügen lassen kann. Sei es Armut oder Reichtum. Mit beidem kann er umgehen.

Damit drückt er etwas aus, dass zu der damaligen Zeit nicht unbekannt war. Die Stoiker behaupteten ebenfalls, dass der Mensch nicht durch Reichtum glücklich wird, sondern durch den Verzicht. „Weniger ist mehr“ als Lebensmotto. Stoiker versuchten durch große gedankliche Anstrengungen alle Schicksalsfügungen hinzunehmen und darin zufrieden zu sein.

Der dtv-Atlas Philosophie schreibt über die Ethik der Stoiker:
„Der kausal und teleologisch festgelegte Lauf der Außenwelt ist auch ein Grundgedanke der stoischen Ethik. Da die äußeren Güter stets unverfügbar sind, ist die innere Haltung das einzige, was in der Macht des Menschen steht. So schreibt Seneca: „Wer selbst will, den führt das Schicksal, wer nicht, den reißt es fort.“ Der äußere Freiraum des Menschen besteht demnach in einer Mitwirkung. […] Das Glück ist nur zu erreichen, wenn kein Affekt die Seelenruhe stört. Der Affekt gilt als übersteigerter Trieb. Seiner Entstehung nach beruht er auf einer Vorstellung, der ein falscher Wert beigelegt wird. […] Stoisches Ideal ist die Apathie, die Freiheit von solchen Affekten.“
(Quelle: P. Kunzmann, P-F. Burkard, F. Wiedmann, dtv-Atlas Philosophie, Deutscher Taschenbuch Verlag München, 2002, S.57)

Paulus formuliert hier einen ähnlichen Gedanken. Im Gegensatz zu den Stoikern findet er seine Zufriedenheit jedoch nicht in der Bemühung um die Apathie, sondern in dem Wissen, dass Jesus Christus sein Leben in der Hand hält und bei ihm ist. Das ist der Unterschied. Denn Jesus ist derjenige, von dem er seine Kraft bezieht.


Keine Heldentaten, sondern Alltagsheld

Paulus wusste, was es bedeutet, erniedrigt zu sein, d. h. nicht einmal das Notwendigste zum Leben zu haben. Er wusste auch, wie es ist, Überfluss zu haben, d. h. dass ihm zu einer bestimmten Zeit mehr gegeben wurde, als seine unmittelbaren Bedürfnisse erforderten. Er hatte mit den verschiedensten Lebensumständen Bekanntschaft gemacht: Sowohl satt zu sein, als zu
hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden (Philipper 4,11-12). Diese Aussage bildet auch den Zusammenhang für den Satz, dass er alles durch Jesus Christus kann.

Wie hatte der Apostel diese Lektion gelernt? Einfach so: Er war sich sicher, dass er im Willen Gottes lebte. Er wusste, dass Gott in zu für seine Aufgabe berufen hatte, wo und in was für Umständen er sich auch befinden mochte. Wenn er hungrig war, dann hatte Gott zugelassen, dass er hungerte. Wenn er genug hatte, dann deshalb, weil sein Herr es so geplant hatte. Eifrig und treu im Dienst Gottes beschäftigt, konnte er sagen: „So sei es, Vater, denn so hat es dir gefallen.“

Die Aussage „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht“ wird so zu einem Lobpreis Gottes. Einem Lobpreis, der nicht auf einem Gefühl oder der momentanen Situation aufbaut, sondern in der Erkenntnis: Gott ist der gute Hirte. Er hat einen guten Plan für mein Leben, er führt mich und er sorgt für mich (Psalm 23). In ihm finde ich die Kraft, meine Lebensumstände anzunehmen und darauf entsprechend zu reagieren.

Wenn Paulus sagt, dass er alles tun kann, dann meint er: Alles, was dem Willen des Vaters entspricht. Er hat verstanden und erfahren, dass Aufträge Gottes gleichzeitig auch Befähigungen sind. Gott beruft nicht, ohne die entsprechenden Gaben und die Kraft zu einem Dienst auszuteilen. Begabungen sind ein Auftrag an den Menschen und dieser Auftrag wird durch die Befähigung, die Gott schenkt, ergänzt.

Das Wort „alles“ bezieht sich also nicht auf waghalsige Unternehmungen im Stile eines modernen Helden der Unterhaltungsindustrie. Es bezieht sich auf ein Leben in schwierigen Umständen, die sich nicht durch menschliche Möglichkeiten ändern lassen. Paulus weiß, dass Jesus Christus sein Leben in der Hand hat und er beugt sich seinem Willen. Durch diese innere Einstellung bekommt er die Kraft, die Umstände auszuhalten und fröhlich darin zu sein.


Nichts ist unmöglich. Jesus!

Die Stoiker haben Erfüllung darin gesucht, alles aus ihrer eigenen Kraft hinzunehmen. Sie lebten aus ihrem eigenen Vermögen heraus. Paulus hat seine Kraft und Erfüllung in Jesus gefunden. Somit habe ich im Philipperbrief nicht nur einen Bericht darüber, wie Paulus zu seiner Lebenszeit sein Schicksal gemeistert hat.

Ganz praktisch wird der Apostel so für mich zum Vorbild im Vertrauen auf Gott:

Ich muss in der Wirtschaftskrise nicht verzweifeln, denn Gott ist mir auch in dieser Situation nahe und schenkt mir Kraft und Weisheit, wenn ich ihn darum bitte. Ich darf mich gehalten wissen und aus dem Versprechen leben, dass er für seine Kinder sorgen wird. Wenn es mir gut geht, kann ich ihm dafür danken, denn er ist der Vater alles Guten. Und wenn es dicke kommt, ist er auch für mich da.

Diese Zusage macht Jesus seinen Nachfolgern auch in der Bergpredigt:


Macht euch keine Sorgen um das, was ihr an Essen und Trinken zum Leben und an Kleidung für euren Körper braucht. Ist das Leben nicht wichtiger als die Nahrung, und ist der Körper nicht wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte, und euer Vater im Himmel ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben auch nur um eine einzige Stunde verlängern? Und warum macht ihr euch Sorgen um eure Kleidung? Seht euch die Lilien auf dem Feld an und lernt von ihnen! Sie wachsen, ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen ´und zu weben`. Und doch sage ich euch: Sogar Salomo in all seiner Pracht war nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen. Wenn Gott die Feldblumen, die heute blühen und morgen ins Feuer geworfen werden, so herrlich kleidet, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern, ihr Kleingläubigen? Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um diese Dinge geht es den Heiden, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel aber weiß, dass ihr das alles braucht. Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben. Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.

Paulus ehrt Jesus mit seinem Leben, das kann uns zum Ansporn werden Jesus mit unserem Leben ebenfalls zu ehren. Dann können wir mit Paulus sagen:

Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und auch wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. Im Leben wie im Sterben gehören wir dem Herrn.
Römer 14,8

Wer im Vertrauen darauf lebt, dass Gott sein Leben in der Hand hält, kann daraus eine tiefe Ruhe und Geborgenheit schöpfen, auch wenn die äußeren Lebensumstände nicht einfach sind. Er wird dadurch nicht zum Superhelden, aber er bekommt die Kraft, schwierige Lebensumstände anzunehmen und auszuhalten. Viele andere Christen nach Paulus haben diese Erfahrung ebenfalls gemacht. Nicht Paulus ist also der Superheld, sondern Jesus.



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