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Satanismus und Rechtsextremismus


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Rolf

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Satanismus und Rechtsextremismus





am 19. Juni 2002


Dokumentation


Dr. Rainer Fromm, Filmemacher und Politologe:


Guten Abend auch von meiner Seite.
Ich möchte mich heute dem Graubereich zwischen Antichristentum, Neosatanismus und Rechtsextremismus in einem kurzen Vortrag widmen. Wir können hier bis heute auf keine gesicherte Forschung zurückgreifen. Es gibt keine politologisch-soziologisch gesicherten Daten. Sie sehen jede Menge Material vor mir liegen. Was ich Ihnen heute zu bieten versuche, ist eine aktuelle Bestandsaufnahme des Materials, was zur Zeit zur Verfügung steht.

Hiermit wird agitiert und in der Szene gearbeitet. Was wir sagen können, ist, dass es eine dramatische Veränderung gibt. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa mit dem Schwerpunkt auf Osteuropa.

Eine erste Feststellung ist, dass über 20 Prozent der Bands, die Neonationalsozialismus und Rassismus transportieren, inzwischen aus dem sogenannten Black Metall-Bereich kommen.

Hier ist allerdings eine Differenzierung notwendig, da längst nicht alle Black Metall-Bands in das satanistische Spektrum gehören. Es gibt aber eine wachsende Überschneidung zwischen Bands, die rechtsextreme Inhalte transportieren mit zum Teil antichiristlichen und neosatanistischen Liedtexten. Die politische Radikalität einzelner Black Metal- Gruppen ist schon aus ihren Namen heraus ersichtlich. Da stößt man auf Bands mit den Namen "Birkenau", "Kristallnacht" oder "Gestapo". Die Gruppen versuchen nicht mal zu verbergen, was für eine politische Ideologie sie haben. Wichtig ist, dass es auch in diesem Graubereich zwischen Rechtsextremismus, Neuheidentum und Neosatanismus inzwischen eine ganze Menge Internetseiten gibt. Diese Seiten sind zum Teil interaktiv. Sie enthalten Gästebücher und Foren und sind somit zusätzlich attraktiv für die Jugendlichen. Die zweite Auffälligkeit ist, dass sie ganz "hervorragend" verlinkt sind. Das heißt, die Szene kennt sich. Es genügt daher im Prinzip, wenn ein Jugendlicher eine einzige dieser Seiten kennt, um sofort ins gesamte rechtsextrem/neosatanistische Spektrum einzutauchen. Weiterhin ist auffällig, dass viele Seiten inzwischen Agitation und Kommerz verknüpfen. Dazu eine kurze Fußnote: Es gibt inzwischen in Deutschland ungefähr 40 Vertriebe, die von rechtsextremer, rassistischer, verfassungsfeindlicher Propaganda leben können und auch im Bereich des rechtsextremen Black Metal gibt es inzwischen eine Spezialisierung von Vertrieben.

Es gibt eigenständige Netzwerke, die sich in dem Graubereich zwischen Antichristentum und Rechtsextremismus aufhalten. Das wichtigste Netzwerk ist nach wie vor die sogenannte "Allgermanische Heidnische Front". Wenn man deren Programmatik liest, merkt man sehr schnell diese Verknüpfung von antichristlichen und rechtsextremen Positionen. In der Selbstdarstellung schreibt die Gruppe: "Die Allgermanische Heidnische Front hat sich als ein Ziel gesetzt die Antichristianisierung der Bewegung, um alle Aktivisten unter einer Fahne zu vereinen und auf eine Sache einzuschwören." Und dann geht es weiter: "Wir betrachten das Christentum als ein Schwächeanfall der germanischen Völker, weil die christlichen Grundlagen so geschaffen sind, dass Schwäche glorifiziert und Stärke ignoriert wird." Die christliche Religion wird da als christliche Krankheit angesehen, die "zur spirituellen Zersetzung der Völker beiträgt." Ganz offen heißt es dann: "Unser Kampf gilt der Erschaffung eines Großgermaniens." Die Allgermanische Heidnische Front ist in Deutschland mit der Bezeichnung "Deutsche Heidnische Front" aktiv,. Sie hat Stützpunkte in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen.

Die zweite sehr wichtige international arbeitende Gruppe ist die sogenannte Pagan-Front. Die Gruppe sieht sich als ein Zusammenschluss von Plattenlabeln, Bands, Fanzines und Mailordervertrieben, die sich dem sogenannten "NS-Black Metal-Underground" zurechnen. Sie bezeichnen sich ganz offen als "stolze Nationalsozialisten", als "proarische Organisation", die sich zum Ziel gesetzt hat, die antichristliche rechtsextreme Szene zu vernetzen, "dass das weiße Erwachen auf die Erde kommt. " Sie sehen sich als unabhängige Gruppe und gerade in der Multikultur - ähnlich wie im Christentum - den großen Feind der sogenannten "arischen Nationen". Das ist also eine zweite international arbeitende Gruppe.

Der dritte und wahrscheinlich verbal auch aggressivste Zusammenschluß ist das sogenannte "NS Black Metall-Netzwerk", als "NSBM" bekannt. Sie stellen ihre Bands ganz offen unter das Zeichen des Hakenkreuzes. Wenn man ihre Seiten analysiert, merkt man sehr schnell, dass es sich dabei nicht um eine nationale, sondern um eine internationale Bewegung handelt. Auch hier liegen wieder die Schwerpunkte auf Bands aus Osteuropa, aber auch deutsche Gruppen sind präsent. Auffällig sind bei den Bands noch die teilweise sehr jungen Musiker, was darauf hindeutet, dass die rechtsextremistischen Einflüsse in der Black Metall-Szene primär durch junge Bands transportiert werden, während die bekannten und etablierten Musikgruppen im Black Metal sich eher unpolitisch geben und eher durch ihre okkult-anti-christlichen Texte von sich reden machen..

Wenn man in Deutschland versucht, eine Bestandsaufnahme zu machen, hilft nicht nur der Blick auf internationale Netzwerke. Man sollte auch sehr genau schauen, was sich vor unserer Haustür im subkulturellen Bereich tut. Gerade im Bereich von Skinhead-Fanzines, die bis jetzt traditionell immer nur rechtsextreme Themen transportiert haben, geschieht hier einiges. In Deutschland gibt es ungefähr 50 rechtsextreme Skinhead-Fanzines, die in der Regel offen verfassungsfeindlich agitieren. Das wird sehr geschickt mit jugendsubkulturellen Angeboten wie etwa Konzertberichten verknüpft. Oftmals sind sie von Schülern für Schüler geschrieben. Diese Fanzines zelebrieren neben dem klassischen Skinhead-Kult auch einen neosatanistischen Kult. So hat zum Beispiel das Heft "Kreuzritter" einen Innenteil, der heißt: "Blutaar" und nennt sich dann "die Stimme der satanistisch-heidnischen Bewegung". Da werden Interviews geführt und die Jugendlichen in Runensymbolik eingewiesen. In einem anderen Heft erfahren die Jugendlichen, zu welchem Fest welches Tieropfer am geeignetsten ist. Ein weiteres Beispiel ist das wahrscheinlich bekannteste deutsche rechtsextreme Skinhead-Fanzine, "Rock Nord". Die Gruppe "Baradür" wartet hier auf mit der Überschrift: "Finden Christen zum Kotzen." Die machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube an der Stelle. Wichtig ist, wenn man mal in die Programmatik von "Baradür" einsteigt, merkt man sehr schnell, dass man diesmal im Black-Metall-Bereich es mit einer sehr, sehr extremen Form rassistischen Denkens zu tun hat. Die Gruppe sagt zum Beispiel im Szene-Interview auf die Frage: "Wie würdet ihr euch euer ideales Leben vorstellen?" "Es würde keine andere Rasse geben als die weiße. Teile anderer Rassen werden in Zoos als Schauobjekte gehalten und bei Verlust nachgezüchtet zur Erinnerung, was für eklige Sachen sich einmal frei bewegen durften." Eine Antwort auf die Frage: "Wie denkt ihr über Kirchenbrandstiftung, Friedhofsverwüstung und Mord?" lautet: "Auf jeden Fall sollten solche Aktionen straffrei gesprochen werden, denn schließlich geht es um viel mehr als um eine Grenzüberschreitung. Es geht um die Befreiung Europas. Unsere Judenregierung hat die Herden-Menschen doch geschickt manipuliert, so dass sie es nicht verstehen." Mord oder eine Friedhofsverwüstung ist demnach der erste Schritt zur "Befreiung Europas". Ein wichtiges Heft aus Thüringen ist in diesem Zusammenhang "Ostara". Auch dieses Szenemagazin hat einen Schwarz-Metall-Innenteil, der nennt sich "Doppelblitz". Hier werden ebenso neosatanistische Bands vorgestellt und promotet.

Eines der frühen Hefte, die diesen Trend in Europa hoffähig gemacht haben, war das "Deo Occidi" aus Frankreich. Hier wird ganz deutlich gesprochen von den Anfängen einer "neuen Generation der Nationalsozialisten" und von "z.o.g. (das steht für "zionist occupyed goverment") is killing you."

Das heißt, da wurde versucht unter dem Dach des Heftes Deo Occidi eine rechtsextrem neosatanistische Achse zu schaffen. Geworben wurde mit Hakenkreuzen und verwiesen hat das Heft nicht nur in den klassischen Black Metall-Bereich und zu neosatanistischen Organisationen, sondern auch zur NSDAP-Aufbauorganisation in den USA. Wenn man das Heft ausgewertet hat, kam man sehr schnell darauf, dass es sich hier um eine bunte Mixtur aus neosatanistischen und rechtsextremen Inhalten handelt. Das ist nicht nur an den Symbolen zu sehen, sondern auch an den Inhalten. Bei der Band "Acheron" wurde ganz offen Promotion gemacht für die "Church of Satan" . Ein Musiker outete sich als Meister dieser neosatanistischen Organisation. In der selben Ausgabe wird dann die rassistische Skinhead-Organisation vorgestellt und auf die Frage "Was sind eure Ziele?" wird geantwortet: "Ein rassistischer Krieg der arischen Kraft, um die Zionisten zu zerstören."
Auch hier dokumentiert sich diese ganz enge Verknüpfung zwischen neosatanistischen Gruppen und neonazistischen Organisationen.

Es gibt aber noch andere Indikatoren. Das sind zum Beispiel die Vertriebe. Gerade Szene-Vertriebe im Bereich des Rechtsextremismus sind Seismografen für subkulturelle Entwicklungen. Wir haben in Deutschland zum Beispiel "Donnerschlag Records" aus Thüringen. Da wird ganz offen neonazistisches und auch neosatanistisches Gedankengut transportiert.

Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist die Thüringer Band "Eugenik". Das ist eine Gruppe aus der Traditionslinie der inzwischen in Deutschland verbotenen "Blood & Honour"-Bewegung. Der sogenannten "White Youth". Ich zeige Ihnen jetzt mal eine Vernetzungsliste. Da sind Dutzende von Verweisen zu sehen. Wenn ich die Bestandsaufnahme fortsetze, bin ich jetzt auf erste Gruppen gestoßen, die sich in dem Bereich rechtsextrem neosatanistisch spezialisiert haben.

Es gibt in Deutschland auch eine Organisation namens "Fraternitas Surtur", die den Graubereich zwischen Rechtsradikalismus, Satanismus und Neuheidentum zu ihrer theoretischen Grundlage gemacht hat. Die Gruppe ist ideologisch sehr eng angeknüpft an die sogenannte "Neue Rechte". Sie zählt sich zum "Heidnischen Satanismus" und ist äußerst radikal geprägt. So stellt sich die Gruppe auch selbst dar: "Wir sind grundsätzlich radikal stark eingestellt, und wir wollen keinen feindlichen Dualismus zwischen physischen Aktionismus und metaphysischer Denkweise schaffen". Es wird stark mit den Werten der sog. "Neuen Rechten" gearbeitet und agitiert: "

Wir befinden uns im Zeitalter des Untergangs der westlichen Zivilisation und wir wollen uns aktiv daran beteiligen, Grundlagen zu schaffen, dass auf den Grundlagen der alten Zivilisation eine neue, eindeutig europäische Kultur erbaut werden kann." Uns begegnet hier das gesamte Elitedenken, dass wir vom Rechtsextremismus kennen – und das in einer sehr, sehr komprimierten Form. Da heißt es dann: "Der höhere Mensch gegen die Masse, die harte Wirklichkeit gegen die höhere Ebene, Größe gegen Güte, Demokratie gegen Parlamentarismus, Verantwortung gegen Schwäche, Selbstmord gegen Ausbeutung, die alte Welt gegen die Dritte Welt, Kultur gegen Dekadenz, Aristokratie gegen Pöbelherrschaft, Wolfsrudel gegen Schafsherden, Leben gegen Tod ".
Ich möchte noch eine zweite Jugendsubkultur ansprechen, in der wir ähnliche Entwicklungen haben, wie ich sie im Bereich des Black Metal skizziert habe. Das ist im Moment in Teilbereichen die sog. Dark-Wave-Szene. Als Medium ist hier der VAWS-Verlag zu nennen, der ganz offen mit einer schwarzen Sonne wirbt. Hier gibt es auch wieder den Graubereich zwischen Rechtsradikalismus und Antichristentum. In einem Brief an die Kunden heißt es: "Uns geht es nicht darum, den Protest auf der Straße für nur eine Wahl zu mobilisieren, sondern den der politischen Arbeit nicht abgeneigten Aktivisten und Denker dauerhaft für unsere Ideen zu gewinnen. Wir sind angetreten, um Mädchen-, Jugendzentren und dann letztendlich die politischen Bühnen in Deutschland zurück zu erobern." So was kann man ein knallhartes Kulturkampf-Konzept nennen.

In diesem Bereich, also dieser rechtsradikalen Dark-Wave-Szene, korrespondieren auch zwei Hefte. Das ist einmal "Hagal" und es ist zum Zweiten das Magazin "Zinnober", das früher unter dem Namen "Sigill" herausgegeben wurde. Hier findet man z.B. Interviews mit der früheren Sprecherin der Church of Satan Zeena La Vey. Sie sagt ganz offen in einem Interview: "Die Welt leidet gegenwärtig an einer Überbevölkerung, die das direkte Resultat der jüdisch-christlichen Idee ist, die besagt, dass alles Menschliche heilig ist."

Auch in einer der jüngsten Ausgaben von "Zinnober" findet sich noch Prominenz aus dem Neosatanismus wie beispielsweise ein Interview mit dem Musiker Ian Read, des Musikprojektes "Fire + Ice", der als ehemaliger Ordensleiter der britischen Sektion des neosatanistischen "Illuminates of Thanateros", kurz IOT tätig war. Im Zinnober-Interview erklärt er:

"Die Menschen brauchen etwas spirituelles, aber sie wurden vom Christentum enttäuscht, das viel versprach aber darin versagte, etwas Bleibendes für die Seele des europäischen Menschen zu liefern. Dieser Fehlschlag einer eigentlich fremden Religion, völlig unpassend für unsere Wege, war und ist unvermeidbar."

Das war jetzt der Versuch einer komprimierten Darstellung, was sich subkulturell bzw. jugendsubkulturell im Graubereich zwischen Neosatanismus und rechtsradikalen Bestrebungen tut. Sicherlich wäre es heute vorschnell zu sagen, dass man es mit einer geschlossenen, antichristlich-rechtsextremen Bewegung zu tun hat. Es gibt allerdings Indikatoren für eine Vernetzung und einen gemeinsamen Graubereich, die man sehr, sehr ernst nehmen muss.
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