Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Warum gibt es Christen, die schlechter sind als Ungläubige?


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34225 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!









von Jeff Brown





Ich habe ein Problem. Es ist fast ein Rätsel für mich. Warum gibt es Christen, die schlechter sind als Ungläubige? Folgendes haben die meisten von uns bereits bemerkt: Es gibt sehr disziplinierte Ungläubige. Anders herum merken wir, daß manche Geschwister in Christus faul und schlampig sind. Es gibt Nichtchristen, die sehr gute Arbeiter sind. Hast du je bemerkt, daß manche Christen ziemlich unzuverlässig in ihrer Arbeit sind? Es gibt Ungläubige, mit denen du gern redest, von denen du selten ein böses Wort hörst. Ich fühle mich unwohl es zu sagen, aber ich muß es tun, um ehrlich zu sein: Es gibt aktive Gemeindeglieder, die öfters meckern oder kritisch über andere reden. Es gibt Nichtchristen, die durch Jahrzehnte hindurch ihren Ehepartnern treu geblieben sind. Manche Christen haben Ehebruch begangen, und zwar mehrmals.

All das irritiert mich sehr. Aber meine Frage geht viel tiefer, als warum mich das irritieren muß. Das Rätsel ist: „Wie ist das überhaupt möglich?“

Im 1.Johannesbrief 3,7-8 schrieb der Apostel: Kinder, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist! Wer Sünde tut ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Im griechischen Text sind die Verben im Präsens. In diesem Zusammenhang bedeutet das, daß der Apostel von andauerndem Handeln spricht. Heißt das dann, daß nur diejenigen, die ständig das Richtige tun, echte Christen sind? Wen kennst du, der andauernd das Richtige tut, der kaum oder überhaupt nicht sündigt? Bei solchen Gedanken wird der Kreis der echten Christen immer kleiner. Schließlich müssen wir fragen: „Bist du Christ? Bin ich Christ?“ In der Tat kann jeder von uns einen Ungläubigen finden, der in einem Lebensbereich etwas besser, aufrichtiger handelt, als wir es tun.

Ein Politiker aus dem letzten Jahrhundert, von dem ich überzeugt bin, daß er ein Mann von Charakter war, war Anwar Sadat. Dieser Mann beendete die Feindschaft zwischen Ägypten und Israel. Er stiftete Frieden, obwohl er wußte, daß er möglicherweise mit seinem Leben dafür bezahlen würde. Er hat trotzem Frieden mit Israel gestiftet. Und er starb als ein Opfer für die Sache, an die er glaubte. Er war ein Mensch, den man loben sollte. Wieviele Christen haben so etwas geleistet wie Anwar Sadat? Jimmy Carter, ein Christ, war auch an diesem Friedensprozeß beteiligt, aber seine Teilnahme war nicht mit einer Gefahr für sein Leben verbunden. Soweit wir wissen, starb Anwar Sadat als bekennender Moslem.

Meine Eltern wohnen in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Michigan, USA. Vor kurzem stand in der Zeitung ein Artikel über einen Mann, der so etwas wie der Vater des Dorfes war. Dieser Mann war Arzt, Publizist, Unternehmer, Lehrer, Philanthropist. Er schaffte Ordnung in dem Dorf. Er war im Landkreis für sein aufrichtiges Leben bekannt. Er engagierte sich sehr für Moralität und für Glaubens- und Meinungsfreiheit. Er stiftete aus seinem eigenem Kapital Stipendien, um mehreren jungen Menschen eine Universitätsausbildung zu ermöglichen. Während ich diesen Artikel las, nahm ich schon an: „Jetzt werden sie gleich sagen, daß er ein sehr religiöser Mensch war.“ Aber nein! Er war Agnostiker. Ich mußte diesen Satz zweimal lesen und mich dann fragen: „Wieviele von uns Christen haben so vorbildlich gelebt?"

Ist es solches Verhalten, das uns gerecht vor Gott macht? Kommt unsere Gerechtigkeit vor Gott dann letztendlich aus Hingabe, aus Werken, und nicht durch den Glauben? – Des Rätsels Lösung ist, daß wir hier über zwei verschiedene Sachen reden:



Erste Wahrheit

Wenn wir in der Bibel das Buch der Sprüche lesen, merken wir, wie Gott in die Schöpfung Prinzipien für das Leben eingebaut hat (Sprüche 8,22-33). Wenn jemand diese Prinzipien befolgt, wird es für sein Leben und für das Leben derer, die er beeinflußt, von Vorteil sein – ob dieser Mensch Jesus Christus angenommen hat oder nicht. Wenn ein Mensch kontinuierlich ehrlich ist, dann werden andere Menschen ihm vertrauen. Ich habe einen Freund, einen alten Schulkameraden, der ein sehr erfolgreicher Unternehmer geworden ist. Ich fragte ihn einmal: „Was sind die Schlüsselprinzipien zum Erfolg in der Wirtschaft?“ Er antwortete: „Behandle die Menschen, die für dich arbeiten, so, wie die Bibel es sagt: Sei ehrlich, zuverlässig, verständnissvoll. Suche das Beste für sie. Sie werden dann sehr viel für dich tun. Arbeite fleißig und setze deine ganze Kraft ein. Sei diszipliniert in dem, was du tust. Beschäftige dich hauptsächlich mit dem Ziel anstatt mit deinen Problemen oder Vergnügungen.“ Dann fügte er hinzu: „Ich staune, wieviele Nichtchristen das so gut verstehen.“

Sprüche 2,1-10 erklärt das Konzept:

Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz dem Verständnis zuwendest, ja, wenn du den Verstand anrufst, zum Verständnis erhebst deine Stimme, wenn du es suchst wie Silber und wie Schätzen ihm nachspürst, dann wirst du verstehen die Furcht des HERRN und die Erkenntnis Gottes gewinnen. Denn der HERR gibt Weisheit. Aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Verständnis. Er hält für die Aufrichtigen Hilfe bereit, ist denen ein Schild, die in Lauterkeit wandeln, indem er behütet die Pfade des Rechts und den Weg seiner Frommen bewahrt. Dann verstehst du Gerechtigkeit, Recht und Geradheit und jede gute Bahn. Denn Weisheit zieht ein in dein Herz, und Erkenntnis wird deiner Seele lieb.

In dieser Bibelstelle findet man drei Worte, die den Erfolg bei der Suche nach göttlicher Weisheit erklären: „wenn“ (V.1,3,4), „dann“ (V.5+9), und „denn“ (V.6+10). „Wenn“ gibt die Herausforderung. „Dann“ schildert die Folge davon. „Denn“ erklärt, warum es so funktioniert. Im wesentlichen sagt der Vater zu seinem Sohn: „Suche Weisheit früh im Leben. Suche intensiv. Du mußt danach streben. Du mußt dich stark bemühen, um sie zu gewinnen. Du mußt verstehen, wie wichtig die Weisheit ist: wichtiger als Gold, wichtiger als Perlen.“ Das Ergebnis wird sein: „Du wirst verstehen, wie man leben soll.“ (V.9). Ob der Mensch Jesus Christus angenommen hat oder nicht, durch Streben nach der von Gott eingesetzten Weisheit kann er ein besseres Leben führen. Sogar Sokrates hat dieses Konzept verstanden, indem er sagte, daß ein Mensch Weisheit nur erlangen kann, wenn er unermüdlich danach strebt. (Plato, Republik.VI). Kein Wunder, daß Sokrates Gedanken bis heute die Gedanken der Menschen im Westen prägen. Ein weises Leben zu führen lohnt sich. Man wird als ein guter Mensch geehrt, genau wie es im Leben zu beobachten ist.


Zweite Wahrheit

Aber um unser Rätsel zu lösen, müssen wir ein zweites Prinzip betrachten, nämlich was unsere Gerechtigkeit vor Gott ausmacht. Die einzige echte Gerechtigkeit, die Menschen nach biblischer Erklärung besitzen, kommt als ein Geschenk von Gott. Echte Gerechtigkeit haben wir weder verdient noch erarbeitet. Römer 4,1-8 sagt folgendes:

Was wollen wir denn sagen, daß Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? "Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet." Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet, wie auch David die Seligpreisung des Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke zurechnet: "Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind! Glückselig der Mann, dem der Herr Sünde nicht zurechnet!"

Hast du die Emotionen in diesem Zitat von König David bemerkt? Hier wird eine unglaubliche Wahrheit zum Ausdruck gebracht! Der vor Gott gerechte Mensch (1.Johannes 3,7) ist so, weil er „frei gesprochen“ wurde. Ohne dieses Frei-Sprechen wären Abraham, David, Paulus und alle vor Gott gerechten Menschen schuldige, ungerechte Menschen geblieben. Der gerechte Mensch ist gerecht vor Gott, weil Gottes Gerechtigkeit auf sein Konto gelegt wird. Diese Gerechtigkeit, sagt Paulus, fordert keine Werke, kein eifriges Streben. Sie fordert Glauben: den Glauben an das Werk Christi.

Nachdem der Mensch an das Werk Christi glaubt (d.h. an seinen Tod und seine Auferstehung für Sünder), kann er für Gott arbeiten. Ab diesem Punkt im Leben eines Christen tut er alles, was er für Gott tut, in der Kraft Gottes. Johannes 15,5 sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Paulus schreibt in Galater 2,20: Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Nachdem ein Mensch sich bekehrt hat, fängt er an wirklich zu leben. Das Leben und Handeln eines Christen zählt nicht nur für die jetzige Zeit, sondern für die Ewigkeit. Gott belohnt gute Werke – Werke, die nur Kinder Gottes tun können. Die kleinste gute Tat, die im Namen Jesu getan wird, wird belohnt (Matthäus 10,42). Wer hat ein Leben in der Hingabe so wie Paulus geführt? Jedoch alles, was er tat, tat er zur Ehre Christi (Philipper 3,7ff).

Warum hat dann der Apostel Johannes in seinem Brief folgendes formuliert? Kinder, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist! Diesen Ausspruch muß man im Zusammenhang des Buches verstehen. Johannes wollte erstens, daß Christen zwischen echten Predigern und falschen Propheten unterscheiden konnten (1.Johannesbrief 2,26). Falsche Lehrer können durch ihren widersprüchlichen Lebenstil erkannt werden: Sie sagen anderen, wie sie leben sollen, aber brechen selbst ständig diese Regeln. Jesus äußerte das gleiche Prinzip in seiner Bergpredigt (Matthäus 7,15-20). Zweitens wollte Johannes, daß sich Christen ihrer Rettung sicher sein sollen (1.Johannesbrief 5,13). Wir können und wir müssen unser Leben prüfen. Geschehen solche Taten, wie sie in der Bibel betont werden, mit Regelmäßigkeit in deinem Leben? Oder hast du nur ein gutes Gefühl wegen eines Erlebnisses in der Vergangenheit? Oder begründest du deine Hoffnung mit der Annahme, daß Gott einfach zu nett ist, um dich abzuweisen? Immer wieder entsprechend Gottes Gerechtigkeit zu handeln, gibt uns die Sicherheit, daß wir wirklich zu Jesus Christus gehören. Ein Mensch kann zwar zu Jesus gehören und trotzdem ein sündiges Leben führen, jedoch hat dieser ständig Zweifel an seinem Heil.

Der Glaube soll einen Unterschied in meinem Leben machen. Jesus beschrieb diese Wahrheit in Matthäus 5,14-16 so: Ihr seid das Licht der Welt, eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen. Wir sollen die Welt beleuchten. In einer anderen Stelle (Johannes 8,12) sagt Jesus, er sei das Licht der Welt. Wie kann er an einer Stelle sagen, daß er das Licht der Welt ist, und an einer anderen Stelle sagt er, daß wir es sind? Der Theologe Haddon Robinson hat es so erklärt: Das Verhältnis ist wie die Sonne und der Mond. Christus ist wie die Sonne, die wirklich alles erleuchtet und alles hell macht. Der Mond scheint in der Nacht, indem er das Sonnenlicht reflektiert. Durch das Mondlicht kann ein Mensch seinen Weg nach Hause finden, auch wenn er nicht alles klar erkennen kann. So ist es auch mit uns. Christen reflektieren das Licht Christi wie der Mond das Sonnenlicht. Unser Leben reflektiert nicht die ganze Wahrheit, es sollte aber genügen, damit Menschen den Weg zu Jesus Christus finden können. Wir sollen die Welt beleuchten mit dem Licht Christi. Wie absurd ist es dann, wenn wir Kinder des Höchsten uns benehmen, als ob wir auf der Müllkippe daheim wären.

William Sangster, der ehemahlige Bischof der Methodisten-Kirche in London, erzählte einmal folgende Geschichte*. Er begann sie mit den Worten: Kein Mensch, der weiß, wo er hingehört, ist für immer verloren:

Vor einiger Zeit kam ein armer Alkoholiker in dieser Kirche zum lebendigen Glauben an Christus. Vor zwanzig Jahren war er in Mittelengland ein Würdenträger der Kirche gewesen, doch dann kam er nach London, fing mit dem Trinken an und landete in der Gosse. Als er sein Leben Christus übergab, hatte er die mitleiderregende Hoffnung, daß Gott in seiner Allmacht sein Verlangen nach Alkohol auf einen Schlag beseitigen würde. Aber so war es nicht. Seine Bekehrung war nur der Anfang eines heftigen Kampfes zwischen seiner Alkoholsucht und der bewahrenden Kraft Christi.

Als sein neuer Freund schlug ich ihm vor, daß er, wann immer der Kampf besonders schwer sei, bei mir vorbeikommen solle, damit wir zusammen beten könnten. Er kam sehr oft vorbei. Die Spuren auf seinem Gesicht erzählten ein deutliche Geschichte. Und so gingen wir jedesmal in die Kapelle und beteten.

Eines Tages, während wir zusammen beteten, fing er an zu weinen. Der Kontrast zwischen seinem früherem Leben im Kirchendienst und seiner jetzigen abstoßenden tierischen Existenz, in die ihn seine Trunksucht geführt hatte, war zu viel für ihn. Er schluchzte wie ein Kind und sagte: „Ich weiß, daß ich in der Gosse gelandet bin. Ich weiß es. Aber ich gehöre nicht dahin, nicht wahr? Sage mir bitte, daß ich nicht dahin gehöre!“

Ich legte meinen Arm um seine Schultern. Trotz seines Schmerzes und der Peinlichkeit seiner Tränen war ich mit einer freudigen Erregung erfüllt. Er hatte seinen Weg verloren, aber nicht seine Adresse.

„Nein,“ sagte ich voller Überzeugung, „du gehörst nicht in die Gosse. Du gehörst zu Gott.“


Quellenverzeichnis

Bibelzitate aus der Elberfelder Bibel

*William Sangster, The Craft of the Sermon, 1961, Westminster Press, p. 146


  • 0