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Wird auch das Morden belanglos?


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5 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

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  • 34022 Beiträge
  • Land: Country Flag
Vielen Dank,

in der Tat erschreckend.
Der Ralf, der Cruise kennt man ja schon.
Die wesentlichen Aussagen der MP3s kennt man auch aus dem Forum.
Aber mit Ton wirkt es natürlich noch einmal brisanter.

Ich weiß momentan nicht, wie ich mich verhalten soll.
Wer sich öffentlich dagegen stellt, macht sich angreifbar.
Möge Gott Sie wirklich schützen!

Und wenn bei WuG nicht nur Ehebruch, sondern auch das Morden belanglos werden, könnte das alles ziemliche Sprengkraft bekommen.
Die Jim Jones-Doku hat mich auch noch einmal wach gerüttelt, wie so etwas eskalieren kann.

Ich kenne einige Leute, die immer noch bei WuG sind. Im Gespräch mit ihnen wirkt die Werbung nach außen so einlullend, dass man tatsächlich meint, alles sei in Ordnung.
Unfassbar.
Bisschen Angst habe ich schon, aber wenn Gott gnädig ist, werden wir das alles überstehen.
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#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Ja, die Leute, die nicht aufwachen, sind süchtig nach dem "Stoff", der verarbreicht wird, sie wollen nur noch abschalten und das in sich reinziehen.

Ich habe neulich auf Youtube die Stellungnahme eines spiritistischen Mediums gesehen, die für die Sache des New Age wirbt.

Sie läßt auch die Liebesenergie von Meistern aus anderen Welten durch sich hindurchfließen, wie sie sagt. Sie meinte auch, dass sei gar nicht so schwer, wenn bestimmte Barrieren in einem Menschen fielen, und immer mehr Menschen in unseren Tagen könnten diese mediale Ebene erreichen, weil insgesamt die Menschheit für eine neue Dimension bereitet sei.

In W+G wird auch Energie gechannelt, die "die Liebe" genannt wird.

Aber wahre Jünger Jesu werden erfüllt mit Liebe und Lobpreis zu Elohim, dem Schöpfer und zum Herrn Jesus Christus in Erwiderung seiner Liebe zu uns. Eine wunderbare persönliche Liebesbeziehung zu unserem Gott dürfen wir haben, und darum verdient er allein alle Ehre.
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#3
schatz

schatz

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es ist wirklich wie eine droge, es zieht dich dort hin, es ist wirklich kraft da, du bist wie abhängig davon, willst immer mehr, brauchst die gemeinschaft, es ist wenn du drin bist auch schön weil du ja nicht viel machen mußt du mußt dich nur fallen lassen, augen zu oder den andern in die augen schauen, wenn du andern "söhnen" begegnest, merkst du wir kraft fließt, es ist wir strom der durch deinen körper fließt, wenn es stark ist hast du kaum die chance dich auf den beinen zu halten ... ist doch klar das man da benebelt ist, es kommt ja auch immer das argument es ist doch eine starke salbung das kann doch nur gott sein, der teufel hat doch nicht soviel kraft. man muß sich richtig lösen um frei zu sein. die lösung ist die lösung. wen der sohn frei macht der ist wahrhaftig frei. danke Jesus du bist stärker. Jesus ist DIE LIEBE.
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#4
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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VON DER NORMALITÄT IN DIE KATASTROPHE


Mit seinem Lieblingsspruch: "Those who do not remember the past are condemned to repeat it“ 1) auf einer Holztafel über sich hängend, und mit den charakteristischen Worten "...the world was not ready for me...I was a man born out of due season just like all we are, and the best testimony we can make is to leave this goddamned world!“, schickte der Reverend Jim Jones im November 1978 über 900 seiner Anhänger im Dschungel von Guyana in den Tod.
Dieses Ereignis ist in der uns bisher bekannten Geschichte ohne Beispiel. Zwar drängt sich schon von der Größenordnung her ein Vergleich mit dem Massenselbstmord von Masada im Jahre 73 n.Ch. auf; auch damals fanden über 900 Menschen durch eigene Hand den Tod. Und auch, was die Vorgehensweise in den gemeinsamen Tod anlangt - erst die Kinder, dann die Frauen, dann die Männer - lassen sich zwischen Jonestown und Masada durchaus Parallelen ziehen (dazu insbesondere Singer 1980, 114f).

Mit diesen Äußerlichkeiten erscheint jedoch die Vergleichbarkeit auch schon erschöpft. Das Wesentliche sind nämlich die Unterschiede. Während sich die Verteidiger von Masada einer realen Bedrohung durch die
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Römer gegenübersahen, war die angebliche Bedrohung von Jonestown lediglich eingebildet. Darüberhinaus ist völlig neu, daß der Führer des "Peoples Temple“ bereits fünf Jahre vor dem schrecklichen Ende mit seinen Anhängern den gemeinsamen Tod ins Auge gefaßt, und bereits drei Jahre vorher ihn regelmäßig zu proben begonnen hat. Insofern erscheint also das Blutbad von Jonestown lediglich als letzter Akt einer Tragödie, die sich von langer Hand her vorbereitet haben muß.
Tatsächlich ist das Auffallendste und Erschreckendste am Drama von Jonestown die unheimlich anmutende Entwicklung des Peoples Temple von der relativen Normalität der 50-er Jahre in die Katastrophe von 1978. Wie konnte es passieren, daß eine Religionsgemeinschaft, die sich zunächst für Jahre nicht wesentlich von der allgemeinen religiösen Szene in den USA abhob, in einem beispiellosen Blutbad enden konnte? Denn so einmalig das Massaker von Jonestown bisher dasteht, so "normal“ waren die Anfänge von Jones und seinem Tempel im Kontext der amerikanischen Kirchenszene. Bis etwa 1968, als Jones zum ersten Mal seine eigene Pseudo-Ermordung inszenierte, war der Peoples Temple durchaus integrierter Teil des schillernden religiösen "freien Marktes“ in den USA, mit seiner völligen Trennung von Staat und Kirche und damit dem Fehlen jeglicher Kirchensteuer, mit seiner Fragmentierung in Hunderte Denominationen und Sekten, sowie daraus resultierend, mit der Notwendigkeit eines protestantischen "Ministers“, wie ja auch Jones einer war, sich ein charismatisches Image zuzulegen.

Auch Jones mußte also seiner Gemeinde etwas bieten können, um sie nicht an seinen
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Konkurrenten von der Nachbargemeinde zu verlieren.2) In diesem Zusammenhang fielen selbst Jones‘ Wunderheilungs-Shows durchaus nicht aus dem Rahmen des insbesondere im fundamentalistischen "Bible Belt“ 3) der USA Alltäglichen.

Nur eine vorwiegend tiefenpsychologische Untersuchung wird die tieferen Gründe für diese unheimlich anmutende Verschlechterung der Zustände im Peoples Temple von etwa 1968 bis zum bitteren Ende im Jahre 1978 zu Tage fördern können. 4)

Zunächst erscheint jedoch eine kurze Fakten-Übersicht angebracht, um dem Leser diese Entwicklung von der Normalität in die Katastrophe in Erinnerung zu rufen.
1931: Geburt von Jim Jones in ärmlichen Verhältnissen in Lynn, Indiana. Seine Mutter war eine energische, mit ihrer Situation unzufriedene Fabrikarbeiterin, die in ihrem Sohn einen zukünftigen Messias sah, der Vater ein kränkelnder Senfgas-Invalide des Ersten Weltkrieges, an der Erziehung des Sohnes desinteressiert, und geheimes Mitglied des Ku-Klux-Klans. Jones‘ Kindheit war geprägt vom frühzeitig geweckten Interesse an der Religion, auffallender Tierliebe und ansonsten weitgehender Einsamkeit.
1948: Scheidung der Eltern und Übersiedlung von Mutter und Sohn nach Richmond zum Besuch der dortigen High School. Jones als Sonderling, der sich insbesondere mit Mädchen schwer tut. Nachmittags als Aushilfs-Krankenpfleger tätig, lernt Jones die vier Jahre ältere Krankenschwester Marceline kennen.
1949: Heirat von Jim und Marceline.
1950: Jones als Medizin-Student an der Indiana-
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University in Bloomington; erste Anzeichen von Hypochondrie.
1951: Aufgabe des Medizin-Studiums und Entschluß, Prediger in Indianapolis zu werden. Fünf Jahre Aushilfsprediger in verschiedenen Kirchen. Erste Anerkennung, aber auch Anfeindung als fanatischer Verfechter einer rassenintegrierten Kirchengemeinde.
1956: Kauf einer eigenen Kirche. Jones nennt sie "Peoples Temple.“ Angeschlossen sind Armenküche, Second-Hand-Laden, Arbeitsvermittlungsbüro und Alters- heim. Erste Wunderheilungen; erste Ausnutzung seiner vorwiegend schwarzen Kirchenmitglieder. 1960/61: Jones besucht "Father Divine“ und richtet seine eigene Kirche ganz nach Divine's Vorbild aus. Zunehmend autoritärer Führungsstil und Bestehen auf strikter Disziplin. Beginnender Größenwahn und Mißtrauen gegenüber seinen Anhängern, zunehmende Hypochondrie, atomare Untergangsvisionen.
1962/63: Untertauchen in Brasilien und Interesse für spiritistische Wunderheilungen.
1963: Rückkehr nach Indianapolis. Ausbau der eigenen Wunderheilungen.
1964: Beginnende Verehrung als Messias; Jones behauptet erstmals, eine Reinkarnation von Jesus Christus zu sein.

1965: Pressebeschuldigungen, ein Charlatan zu sein, sowie Schwierigkeiten mit den Finanzbehörden veranlassen Jones Indiana zu verlassen. Erneute atomare Untergangsvisionen. Mit etwa 100 Anhängern zieht Jones nach Redwood Valley in Nord-Kalifornien. Der anstrengende Neubeginn erschöpft Jones; er beginnt Amphetamine zu nehmen.
1966-68: Jones baut einen "Inner Circle“ von jüngeren Angehörigen der weißen Mittelschicht um sich auf, dem insbesondere junge Frauen angehören, die ihm total ergeben sind. Deren geheime Aufklä-
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rungsarbeit ermöglicht Jones sog. "Revelationen“ zur Demonstration angeblich übernatürlicher Fähigkeiten; die Verwandlungskünste seiner "Girls“ ermöglichen immer raffiniertere Wunderheilungen.
1968: Verstärkte Verherrlichung von Jones seitens seiner Anhänger; verstärkter Größenwahn, Jones stellt sich endgültig über die Bibel; verstärkte Paranoia. Jones prahlt mit unverblümter, auch homosexueller, Promiskuität mit seinen engsten Vertrauten; seine Frau will sich scheiden lassen. Erste Inszenierung seiner eigenen scheinbaren Ermordung.
1970: Beginn von Anklagen, beicht-ähnlichen Selbst-Bezichtigungen und Bestrafungen der Tempel-Mitglieder untereinander in den sog. "Process Catharsis“-Sitzungen der Peoples Temple "Planning Gommission“, mit Jones in der Funktion eines Schiedsrichters.
1971: Kauf von Kirchen in San Francisco und Los Angeles; erneut verstärkte Rekrutierung von schwarzen Anhängern. Angebliche Totenerweckungen in den Gottesdiensten. Abschließen der Tempel gegenüber Außenstehenden und der Presse. Erneute Inszenierung von Jones‘ eigener scheinbarer Ermordung.
1972: Intensivierte Sexualisierung und Aggressivierung der Cathartic Sessions der Planning Commission in zunehmend sado-masochistischer Atmosphäre; Einführung von ritualisierten Züchtigungen. Jones bezeichnet sich als "God Almighty.“ Zunehmende Paranoia; Jones legt sich eine bewaffnete Leibwache zu. Erster Public Relations-Rückschlag durch abträgliche Presseberichte.
1973: Weiter zunehmende sexuelle Prahlerei von Jones bei offiziellem Verbot von Sexual-Beziehungen der Tempel-Mitglieder untereinander. Drängen auf erhöhte finanzielle Kontri-
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butionen und kommunale Lebensform innerhalb des Tempels. Erster empfindlicher "Verrat“ von acht aktiven schwarzen Mitgliedern; sie beschuldigen Jones und seinen weißen Inner Circle der sexuellen, finanziellen und rassistischen Ausbeutung. Zweifache Spontan-Reaktion:
Idee des gemeinsamen Selbstmordes der etwa 100 Mitglieder der Planning Commission sowie Tötung der "Verräter.“ Gleichzeitig Idee des gemeinsamen Exodus nach Guyana. Jones entwik- kelt bizarre Uriniergewohnheiten; bald darauf öffentlicher Exhibitionismus. Letzte Inszenierung seiner eigenen scheinbaren Ermordung.
1974: Zunehmende Amphetamin-Abhängigkeit von Jones; Intensivierung von sexueller Prahlerei, bizarren Uriniergewohnheiten und Paranoia gegenüber seinen eigenen Anhängern. Weitere Intensivierung der gemeinschaftlichen sexuell-aggressiven Perversionen, unter Einschluß der Tempel-Kinder, und zunehmend in allgemeinen Tempel-Sitzungen. Immer offener werdender Rassismus und schwarzer Gegen-Rassismus in ritualisierten Box-Kämpfen. Aufführung von sog. "Psychodramas“ mit gestellten Ku-Klux-Klan Lynch-Szenen. Jones bricht bei den Demütigungen und Bestrafungen seiner Anhänger untereinander immer häufiger in schallendes Gelächter aus.
1975: Jones gewinnt an politischem Einfluß und wird in die Liste der 100 führenden Geistlichen Amerikas aufgenommen. Hinter verschlossenen Türen weitere Verschärfung der Perversionen und Disziplinierungen, sowie Einführung von Leibesvisitationen am Tempeleingang. Ein erneuter "Verrat“ von wichtigeren Tempel-Mitgliedern führt zum ersten gemeinsamen Selbstmord-Test der Peoples Temple Planning Commission als "proof of loyalty.“
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1976: Endgültiger Umzug des Tempels nach San Francisco, wo Jones immer mehr an Ansehen und Einfluß gewinnt. Bekanntschaft mit Rosalynn Carter, Walter Mondale u.a. Weitere Verschärfung der Perversionen und Disziplinierungen unter Einbeziehung der Kinder in die Box-Kämpfe. Der mysteriöse Tod eines Mitglieds der Planning Commission, das den Tempel verlassen wollte, führt zur Einschaltung des Kongreßabgeordneten L. Ryan und zu Presse-Recherchen.
1977: Drohende Presse-Enthüllungen sowie eine Untersuchung der Finanzbehörden zwingen Jones zur Flucht nach Guyana. Ca. 1000 Anhänger folgen ihm freudig nach Jonestown nach. Die von der Außenwelt abgeschnittene Siedlung im "Gelobten Land“ erweist sich alsbald als ökonomisches Fiasko und wird einem Straflager immer ähnlicher. Tim Stoen, Jones‘ rechte Hand, springt ab und geht wegen der Herausgabe seines in Jonestown festgehaltenen Sohnes vor Gericht. Jones, der sich für den Vater des Kindes hält, verweigert die Herausgabe und läßt im September erstmals öffentlich mit dem Massenselbstmord seiner Anhänger drohen, falls das Gerichtsverfahren nicht eingestellt wird. Jones hält Stoen für das Haupt einer CIA-Verschwörung und versetzt Jonestown in ständige Alarmbereitschaft.
1978: Wiederholung der Massenselbstmord- Drohung im Januar und Februar. Die Regierung von Guyana beginnt Jones‘ überdrüssig zu werden. Jones nimmt zwecks Auswanderung des Tempels ans Schwarze Meer mit der sowjetischen Botschaft Kontakt auf. Nach ,dem Abspringen seiner Finanzsekretärin im Mai inszeniert Jones einen "White Night“-Massenselbstmord-Test, der ganz Jonestown in eine Mischung
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aus Größenwahn, Depression und Paranoia stürzt. In dieser "White Night“ kündigt Jones seinen symbolischen Tod an und macht seine Anhänger für sein Scheitern verantwortlich. Bald darauf beginnt Jones, systematisch auf das Ende hinzuarbeiten, äußerlich erkennbar durch Einstellung aller Entwicklungsarbeiten in Jonestown. Im September läßt Jones in der Hauptstadt ein Faß mit flüssigem Zyankali bestellen.
Im November besucht Ryan in Begleitung von Journalisten und Jonestown-Anverwandten die Siedlung. 15 Weiße und ein Schwarzer wollen mit Ryan Jonestown verlassen. Jones betrachtet dies als "Verrat des Jahrhunderts“ und hält die Stunde 0 für gekommen. In einer beispiellosen "Götterdämmerung“ werden Ryan und ein Großteil der Presseleute und "Verräter“ umgebracht, anschließend die endgültige "White Night“ von Jonestown eingeläutet und für die Nachwelt auf Tonband festgehalten (s. Annex 1). Das Massaker fordert 917 Menschenleben.
Am folgenden Tag ist der gescheiterte Messias Jones weltberühmt.
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1.Kor.1,30

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Jim Jones (eigentlich James Warren Jones; * 13. Mai 1931 in Crete/Indiana, USA; † 18. November 1978 in Jonestown, Guyana), war der Gründer des Peoples Temple, der dadurch bekannt wurde, dass über 900 seiner Anhänger 1978 bei einem Massenmord und -Selbstmord im Urwald von Guyana zu Tode kamen.

Leben

Familie und Kindheit

Jim Jones wuchs als Einzelkind in sehr ärmlichen Verhältnissen im Bauerndorf Lynn auf. Sein Vater war James Thurman Jones, ein Kriegsinvalide, der im Ersten Weltkrieg aufgrund eines Senfgasangriffes ein schweres Lungenleiden davontrug, welches ihn lebenslang arbeitsunfähig machte. Seine Mutter Lynetta war Fabrik- und Gelegenheitsarbeiterin, die sich und ihre Familie von der kleinstädtischen Gemeinschaft abschottete. Prägend für sie war ein angeblicher Traum, in welchem ihre verstorbene Mutter prophezeite, dass sie einen Sohn gebären würde, der alles Unrecht der Welt zurechtrücken würde. Nach der Geburt ihres Sohnes war sie überzeugt davon, dass ihr Sohn ein Messias sein würde. Die übersteigerte Idealisierung durch seine Mutter und die gleichzeitige Vernachlässigung durch beide Elternteile war für Jim Jones' gesamte Kindheit prägend und ein wichtiges Fundament für seine Persönlichkeitsbildung.

Nach einem Beinahe-Unglück mit einem Zug nahm ihn eine Nachbarin, Myrtle Kennedy, unter ihre Fittiche. Sie wurde für Jones zu einer Art Ersatzmutter und führte ihn in den fundamentalistischen Glauben der Kirche des Nazareners ein. Erstmals erfuhr er hier eine gefühlsmäßige Zuwendung, die Ordnung und Orientierung in sein bisherig weitgehend unstrukturiertes Leben bringen sollte. Er zeigte eine frühe Neigung zum Predigen, blieb aber dennoch immer ein Einzelgänger. Später fand Jim Jones seine Heimat bei der Pfingstbewegung, einer christlichen Strömung, die sich insbesondere auf das Wirken des Heiligen Geistes beruft. Anfang der 1950er-Jahre wurde er aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen.

Anfang der 1940er-Jahre trennten sich seine Eltern und Jim zog mit seiner Mutter und deren neuem Lebensgefährten in die nahegelegene Stadt Richmond. Bereits während seiner Oberschuljahre Ende der 1940er-Jahre begann Jim Jones, sich in ausdrücklicher Abgrenzung von seinem Vater für Rassengleichheit einzusetzen. Eine Universitätsausbildung brach er nach kurzer Zeit ab und begann eine Tätigkeit als Pfleger in einem Krankenhaus. Dort lernte er Marceline Baldwin, eine vier Jahre ältere Krankenschwester, kennen, die er 1949 heiratete. Ein damaliger Zimmernachbar sagte später, Marceline sei eine Art Mutterfigur für Jones gewesen. In dem charismatischen schwarzen Prediger Father Divine fand Jones um diese Zeit eine Vaterfigur, die ihm zum Vorbild wurde.

Prediger und Religionsgründer

1950 zogen Jones und seine Frau nach Indianapolis. Ohne richtig ausgebildet und geweiht zu sein, übernahm er dort als nur 19-jähriger eine Pfarrstelle in der methodistischen Gemeinde. Er vertrat dort liberale Ansichten über Bürgerrechte und engagierte sich aktiv für die Rassenintegration. Konservative innerhalb der Kirche reagierten darauf mit verbalen und anderen Angriffen - unter anderem wurden tote Tiere in die Kirche geworfen. Wegen dieser Anfeindungen gründete er am 4. April 1955 eine Sekte mit dem Namen Wings of Deliverance, die er ab 1956 Gemeinschafts-Einheits-Kirche (Assembly of God Church) nannte. 1956 eröffnete Jim Jones seine eigene Kirche, den Peoples Temple in Indianapolis. Dahinter stand sein Traum von einer vollkommenen Harmonie unter den Rassen innerhalb einer utopischen Gemeinschaft, ohne Hass und ohne Gewalt. Die Theologie des Peoples Temple war eine höchst eklektische. Die Pfingstbewegung wurde mit Elementen der Lehren von Karl Marx, Father Divine, Josef Stalin, Adolf Hitler, Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Fidel Castro verbunden. Jim Jones sprach mit seinen Lehren, einer Mischung aus Sozialismus und christlichem Erlösungsglauben, vor allem Benachteiligte, Bedürftige und Desorientierte an. Seine Anschauungen über Rassenintegration untermauerte er durch die Adoption von sieben Kindern unterschiedlicher Herkunft in seine Familie. Wegen seiner Gesichtszüge und seiner rabenschwarzen Haare entwickelte er später den Mythos, seine Mutter sei eine Indianerin gewesen.

1964 machte Jim Jones seinen Bakkalaureus und wurde offiziell zum Pfarrer der Methodistenkirche geweiht. 1961 wurde er vom Bürgermeister von Indianapolis zum Leiter der dortigen Menschenrechtskommission ernannt. Angriffe von Befürwortern der Segregation gegen ihn und seine Familie nahmen zu dieser Zeit vor dem Hintergrund der Bürgerrechtsbewegung zu; gleichzeitig wuchs Jones' Selbstidealisierung, und er erwartete von seinen Anhängern absolute Loyalität. Während eines längeren Aufenthalts in Südamerika, wo er seine Familie vor einem Atomkrieg in Sicherheit bringen wollte, hielt sich Jones 1963 erstmals kurz in Guyana auf.

1963 taufte Jones seine Kirche endgültig in Peoples Temple um und unternahm in der Folge Erweckungsreisen, auf denen er auch zunehmend seine angebliche Fähigkeit zum Gesundbeten praktizierte. 1965 zog er mit etwa 150 treuen Jüngern, darunter vielen Schwarzen, auf eine Farm in dem angeblich atombombensicheren Ort Redwood Valley in Kalifornien, 200 km nördlich von San Francisco. Innerhalb kurzer Zeit wuchs die Zahl seiner Anhänger dort auf das Doppelte. Durch soziale Aktivitäten gewann Jones in der Folge in San Francisco und Umgebung dermaßen an Einfluss, dass er 1967 zum Mitglied und Sprecher des Bezirksschwurgerichts (County Grand Jury) berufen wurde. Ende der 1960er-Jahre wurde seine Anhängerschaft auf bis zu 400 Personen geschätzt. In San Francisco gewann die Sekte nicht zuletzt dadurch Zulauf, dass sie in ihrem Zentrum im Fillmore-Bezirk, einem Ghetto der Stadt, kostenlose Gesundheitstests und Kinderbetreuung anbot. Seine Jünger rekrutierten sich überwiegend aus Outcasts der Gesellschaft, Unzufriedenen, Entwurzelten, Versehrten und Idealisten - aus Menschen, denen er aufgrund seiner eigenen Lebensgeschichte nahestand. Seine Gedanken und Reden kreisten zunehmend um das Thema Sexualität. Verwandte von Sektenmitgliedern erhoben um diese Zeit den Vorwurf, Jones würde weibliche Sektenmitglieder verführen und habe mehrere von ihnen geschwängert. Am 13. Dezember 1973 wurde er in Los Angeles vorübergehend inhaftiert, da er einen Undercover-Agenten der Polizei angeblich zu homosexuellen Handlungen in einem Park habe verleiten wollen.

1978 veranlasste er einen Massenmord bzw. -selbstmord in Jonestown, bei dem er neben schätzungsweise 900 Menschen den Tod fand (siehe Peoples Temple).

Am 18. November 1978 verstarb Jones infolge eine Kopfschusses an der linken Schläfe. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, ob es sich hierbei um Selbstmord oder Mord handelte. Eine am 15. Dezember anberaumte und durchgeführte Autopsie der United States Air Force konnte einen möglichen Mord nicht ausschließen.
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#6
KLM

KLM

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Hallo, Vielen Dank fuer die ausfuehrliche Info!

Ich beschaeftige mich schon seit einer Weile mit diesem Thema und moechte besonders einen Punkt zum Nachdenken hervorheben:

Den Massenmord an mehr als 300 Kindern. Sie wurden umgebracht, ermordet. Wehrlose, unschuldige kleine Kinder.
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