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Vergebung nicht erwünscht?


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Rolf

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Vergebung nicht erwünscht?






Über den Autor
Als Badnerin aus der südlichsten Ecke Deutschlands ist sie nach einem zweijährigen Aufenthalt mit dem Janz Team in Paraguay jetzt als Volontär bei ERF Online gelandet. Sie hat an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel Theologie studiert. Sie liebt ihren Schwarztee und regelmäßige Auszeiten, in denen sie vor Gott und sich selbst wieder zur Ruhe finden kann.

Frage von NN:

"Ich habe versucht in einer Konfliktsituation nach Matthäus 18, 15-17 zu handeln. Leider hatte die Person keine Einsicht, sondern nur Hohn und Spott für mich übrig. Vergibt ihm Gott aus Gnade, wenn er ihn darum bittet aber weiterhin mir gegenüber keine Reue zeigt, die Wahrheit verdreht und mich somit als Lügner dastehen lässt?"

Keine Gnade für den Schuldiger?

Ich kann Ihre Situation aus der Entfernung nur schwer beurteilen und kann Ihnen deswegen nur sagen, wie ich sie einschätzen würde. Vielleicht hilft Ihnen diese Einschätzung weiter.

So, wie ich es verstehe, besteht zwischen Ihnen und der zweiten Person ein Konflikt, der zumindest Sie ziemlich betroffen hat. Sie haben den anderen darauf angesprochen und versucht die Sache - auch vor anderen - zu klären. Die Person hat aber keine Einsicht gezeigt und stellt Sie indirekt anderen gegenüber als Lügner dar. Nun fragen Sie sich, wie Gott sich diesem Menschen gegenüber verhält.


Kommt Zeit, kommt Entschuldigung?

Eine pauschale Antwort lässt sich darauf nicht geben. Ich denke, es kommt auf die innere Einstellung des anderen an. Wenn er Gott um Vergebung bittet, weil er wirklich mit Gott ins Reine kommen will, dann wird ihm Gott meiner Meinung nach vergeben:


Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben.
1.Johannes 1,9

Wenn die Beziehung dieses Menschen zu Gott wieder in Ordnung gekommen ist, wird meines Erachtens dann aber auch der Heilige Geist im Herzen dieses Menschen wirken und ihm Dinge aufzeigen, die nicht in Ordnung sind. Das kann seine Zeit brauchen - vielleicht ist dem anderen seine Schuld wirklich nicht bewusst. Dann sieht er natürlich auch keinen Grund dafür, sich zu entschuldigen oder sich anders zu verhalten.

Wenn er aber mit Gott durch das Gebet, Bibellesen und die Beziehung zu anderen Christen in einer Beziehung lebt, kommt möglicherweise auch der Zeitpunkt, wo er merkt, dass sein Verhalten Ihnen gegenüber falsch war. Dann wird er sich vermutlich auch entschuldigen. Ich sage deswegen "vermutlich" weil manchen Menschen bewusst ist, dass sie sich falsch verhalten haben und es tut ihnen sogar leid. Trotzdem schaffen sie es nicht, sich zu entschuldigen. Dann wäre aber zumindest eine Änderung im Verhalten Ihnen gegenüber zu erwarten.


Ein Weg ins Dunkle

Wie sieht es aber aus, wenn der betreffenden Person klar wäre, dass sie sich falsch verhalten hat, und sie trotzdem mit ihrem falschen Verhalten fortfährt?

Meiner Meinung nach beeinträchtig das die Beziehung zwischen diesem Menschen und Gott. Der 1. Brief des Apostel Johannes bringt das auf den Punkt (vgl. auch 1.Johannes 1,5-10):


Wenn jemand behauptet, Gott zu kennen, aber seine Gebote nicht befolgt, ist er ein Lügner und gibt der Wahrheit keinen Raum in seinem Leben. Wer sich hingegen nach Gottes Wort richtet, den hat die Liebe Gottes von Grund auf erneuert, und daran erkennen wir, dass wir mit Gott verbunden sind. Wer von sich sagt, er sei mit ihm verbunden und bleibe in ihm, der ist verpflichtet, so zu leben, wie Jesus gelebt hat. […] Wer behauptet, im Licht zu leben, aber seinen Bruder oder seine Schwester hasst, der lebt in Wirklichkeit immer noch in der Finsternis. Doch wer seine Geschwister liebt, lebt im Licht und bleibt im Licht, und nichts kann ihn zu Fall bringen. Wer seine Geschwister hasst, lebt in der Finsternis. Er tappt im Dunkeln umher und weiß nicht, wohin er geht; die Finsternis hat ihn blind gemacht.
1.Johannes 2,4-11

Wie schwerwiegend die Beeinträchtigung in der Verbindung zwischen Gott und einem solchen Menschen ist, kann ein Außenstehender wahrscheinlich nicht einschätzen. Nach außen kann diese Person weiterhin in eine Gemeinde gehen und an christlichen Veranstaltungen teilnehmen. Innerlich kann sie aber im schlimmsten Fall in die Gefahr kommen, sich von Gott immer weiter zu entfernen.

Ob das auch bedeutet, dass Gott diesem Menschen seine Schuld nicht mehr vergibt, ist schwer zu beurteilen. Ich glaube, als Menschen können wir hier keine hundertprozentige Aussage machen. Letztlich ist das eine Sache zwischen Gott und diesem Menschen. Der Heilige Geist wird meiner Meinung nach versuchen, diesem Christen klar zu machen, dass er seine Beziehung zu Gott, zu Menschen sowie seine Errettung auf’s Spiel setzt. Ob er oder sie aber auf diese Warnungen hört und sein Verhalten entsprechend ändert, entscheidet diese Person für sich alleine.

Kohlen sammeln

Als derjenige, der verletzt wurde, fragen wir uns natürlich, ob Gott einer solchen Person ihre Schuld vergeben wird. Unser Gerechtigkeitsempfinden wünscht sich, dass der andere nur dann die Vergebung seiner Schuld erfährt, wenn er uns gegenüber deutlich macht, dass es ihm leid tut oder er sich zumindest anders verhält. Aber ich glaube, hier müssen wir lernen, den anderen ganz in Gottes Hand zu lassen, auch wenn es uns schwer fällt.

Jeder Mensch muss letztlich für sein Verhalten selbst vor Gott gerade stehen. Wenn ein anderer mich verletzt hat oder ich sein Verhalten als falsch empfinde, dann kann ich ihm das sagen. Ich kann aber nicht von Gott verlangen, dass er mit dieser Person jetzt so oder so umzugehen hat. Dieser Wunsch ist verständlich, aber als Mitgeschöpfe, die ebenfalls an anderen schuldig werden, steht uns eine solche Position nicht zu. Wir müssen das Urteil Gott überlassen. Der Apostel Paulus formuliert das in seinem Brief an die Gemeinde in Rom so:


Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Römer 12,19-21

Und etwas später schreibt er:

Woher nimmst du dir da noch das Recht, deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen? Und du – woher nimmst du dir das Recht, deinen Bruder oder deine Schwester zu verachten? Wir alle werden einmal vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Denn es heißt in der Schrift:»So wahr ich lebe, sagt der Herr: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jeder Mund wird Gott die Ehre geben.« So wird also jeder von uns über sein eigenes Leben vor Gott Rechenschaft ablegen müssen.
Römer 14,10-12

Das sind sehr herausfordernde Worte! Nach ihnen zu handeln, gelingt in den wenigsten Fällen von heute auf morgen. Das braucht Zeit und - je nach Schwere der Situation – auch viele Gespräche mit Gott und anderen Menschen, die einem dabei helfen können. Dabei können erfahrenes Unrecht, Wut, Enttäuschungen und Verletzungen offen beim Namen genannt werden. Wie Gott aber mit der anderen Person umgeht, müssen wir ihm überlassen.


Fazit

Wir können in einem solchen Moment immer nur versuchen darauf zu achten, dass wir selbst aufgrund solcher Erfahrungen nicht verbittert oder gar hasserfüllt werden. Das ist in diesem Moment für unsere eigene Gottesbeziehung und auch für unser Wohlergehen vielleicht sogar wichtiger als die Frage, wie es zwischen Gott und diesem anderen Menschen aussieht.

Damit wird das falsche Verhalten des anderen nicht schöngeredet oder als unwichtig abgetan. Aber ich glaube, wir können in einer solchen Situation Gott nur bitten, dass er uns hilft, dieser Person unabhängig von ihrem weiteren Verhalten zu vergeben - damit wir selbst nicht mehr so stark durch diese Situation belastet werden.
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