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Kann man Beziehungs - Altlasten entsorgen?


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Rolf

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Kann man Beziehungs - Altlasten entsorgen?Beziehungs-Altlasten entsorgen?





Über den Autor
Rebekka Ethen, Jahrgang 1985, ist verheiratet mit Markus und lebt in Köln. Sie studiert in Bonn Evangelische Theologie und engagiert sich in ihrer Gemeinde. Außerdem macht sie gerne Sport, liest, bastelt, spielt Klavier oder verbringt Zeit mit Freunden.


Frage von NN:
"Ich hab einen Freund, der in vorigen Beziehungen körperlich nicht gerade zurückhaltend war. Es tut mir weh, daran zu denken und ich hab irgendwie Angst, dass er mich mit den vergangenen Mädchen vergleichen könnte. Wie können wir das überwinden?


Wir haben über das Vergangene geredet und er hat sich bei mir entschuldigt und auch um Verzeihung gebeten. Ich habe ihm auch vergeben, aber wird er jemals das Passierte vergessen können? Er hat auch immer wieder Schuldgefühle und schämt sich für das Vergangene. Werden wir in Zukunft eine gute Beziehung führen können?"

Beziehungen – nicht immer einfach gestrickt

Ich finde deine Fragen richtig gut. Nicht weil ich es gut finde, dass du bzw. ihr ein Problem habt, sondern weil dein Anliegen zeigt, dass ihr darüber redet. Das ist in der ganzen Situation meiner Meinung nach das Wichtigste und Beste.

Du hast dabei einen ganzen Fragenkomplex aufgeworfen. Das ist auch logisch, da Sexualität und Beziehungen oft in einem ganzen Zusammenhang von verschiedenen Aspekten und Bereichen beheimatet sind. Um es mir und hoffentlich auch dir einfacher zu machen, gehe ich beim Antworten die verschiedenen Aspekte deiner Frage durch und hoffe, dass du am Ende alles wieder zusammenbinden kannst und es dir als Antwort auf deine Frage dient.


Dem Schmerz auf den Grund gehen

Der ersten Aspekt ist, dass dir das weh tut, was in den vorherigen Beziehungen deines Freundes passiert ist.

Deinen Schmerz finde ich ganz normal. Hast du und habt ihr mal darüber nachgedacht, was daran schmerzt? Hast du das Gefühl, dein Freund hat etwas von sich weggegeben, was eigentlich dir zusteht? Oder bist du eifersüchtig? Vielleicht kennst du seine Ex-Freundin(nen) und möchtest dir nicht vorstellen, dass dein Freund mit ihnen so zärtlich umgegangen ist, wie du das jetzt von ihm kennst?

Es gibt vielleicht noch mehr Gründe für deinen Schmerz. Versuche einmal klar herauszufinden, was dich schmerzt, denn dann kannst du besser damit umgehen und darüber reden. Das ist wie bei einem Kind, das schreiend zu seinen Eltern läuft. Man braucht dann auch erst ein paar Augenblicke, bis man weiß, ob der Bauch wehtut oder es auf den Kopf gefallen ist oder sich die Finger eingeklemmt hat. Wenn man das weiß, kann man dann an der Stelle pusten oder ein Pflaster drauf kleben und etwas kühlen.

Das, was dich schmerzt, ist ein innerer Teil von dir. Damit der Schmerz nachlassen kann, ist es wichtig, dass du genau hinschaust, was wehtut und für dich herausfindest, wie du mit der Wunde umgehen kannst: Was verschafft dir „Abkühlung“, welche „Pflaster“ helfen dir zu vergessen? Hast du Gott schon mal gebeten zu „pusten“?

Ich kann dir nicht sagen, wie du damit umgehen kannst, außer, dass du die Wunde Gott hinhältst, damit er deinen Schmerz lindert. Das passiert, wenn du ihm einfach einmal alles sagst, was dich im Bezug auf diese Sache bewegt, verletzt oder verunsichert. Dann kannst Du ihn auch bitten, dass er dir zeigt, warum das alles für dich so schwer ist und dass er dir hilft, loszulassen.


Vergangenes hinter sich lassen

Die Angst, mit der früheren Freundin verglichen zu werden, ist der zweite Aspekt.

Ich kann diese Angst gut verstehen. Ich war in der Situation, in der dein Freund heute ist: Ich und mein erster Freund waren auch nicht wirklich zurückhaltend. Mein zweiter Freund - mittlerweile Mann - war traurig darüber, was passiert ist. Ich hatte Angst, dass ich ins Vergleichen rutschen könnte. Das in meinem Hinterkopf beurteilt wird, wer besser küsst, zärtlicher streichelt, usw.

Aber das ist nie passiert. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich mit meiner vorherigen Beziehung innerlich abgeschlossen hatte und mich entschieden hatte, nicht vergleichen zu wollen. Ich habe auch Gott gebeten, mich davor zu bewahren und mir zu helfen. Ich erlebe es so, dass ich bei unserer Sexualität so sehr bei meinem Mann bin, dass ich weder in die Versuchung komme noch Zeit oder Lust habe zu vergleichen.

Wenn Du oder Dein Freund merken, dass ihr mit dem Vergangenen noch nicht so abgeschlossen habt, dass ihr in eurer Beziehung einigermaßen darüber sprechen könnt, wäre es vielleicht hilfreich, wenn ihr euch einmal eine "Auszeit" nehmt. Das bedeutet nicht, dass ihr die Beziehung beenden müsst. Aber vielleicht könnt ihr den Kontakt für einen bestimmten Zeitraum etwas zurückfahren. Diese Zeit kann jeder von Euch nutzen, um in Ruhe über alles nachzudenken und im Gespräch mit Gott und anderen Menschen die Fäden etwas zu entwirren. Das ist für den Moment zwar nicht ganz einfach, aber auf lange Sicht gesehen werdet ihr beide wahrscheinlich davon profitieren.


Vergeben lernen

Der dritte Aspekt ist eure Aussprache und Vergebung.

Das ist ein wichtiger Teil des ganzen Prozesses, wenn nicht sogar der wichtigste. Es ist sehr gut, dass ihr darüber gesprochen habt, dass dein Freund dich um Verzeihung gebeten hast und du ihm vergeben hast. Dazu gehört dann aber auch, dass man Vergebenes nicht immer wieder aufwärmt.

Das wäre dann eher ein Zeichen dafür, dass man nicht wirklich losgelassen hat. Denn Vergeben heißt in gewisser Weise loslassen. Loslassen bedeutet, dass man versucht, den Gedanken Einhalt zu gebieten, wenn man merkt, dass sie ständig um dieses Thema kreisen und einem zu stark beeinflussen.

Es geht beim Vergeben auch darum, Rechte loszulassen. Du hattest das Recht (wenn man das so ausdrücken will) deinem Freund Vorwürfe zu machen für das, was passiert ist. Mit deinem Vergeben hast du aber dieses Recht abgegeben. Ich weiß, dass das schwer ist. Das Thema taucht ja trotzdem immer wieder auf und Vergeben heißt nicht, dass man das Geschehene vergessen muss. Nach dem Motto: Richtig vergeben habe ich erst, wenn ich nicht mehr an die Geschichte denken muss. Das ist ein falsches Verständnis von Vergebung, denn meistens bleibt die Vergangenheit auf irgendeine Art und Weise in unsere Erinnerung haften. Wenn ihr aber einmal in aller Ruhe und Ausführlichkeit darüber geredet habt und Vergebung ausgesprochen wurde, dann lasst mit der Zeit Ruhe und Frieden darüber einkehren.

Ich kann mir vorstellen, dass dir das nicht leicht fällt. Ich möchte dir Mut machen mit dem Problem (falls es ein Problem für dich ist) „Doch-nicht-ganz-vergeben-zu-können“ nach Möglichkeit nicht eure Beziehung zu belasten. Suche dir einen anderen Gesprächspartner als deinen Freund und versuche mit der Hilfe dieser dritten Person Wege zu finden und zu gehen, wie du loslassen kannst. Dazu kann ein gemeinsames Gebet hilfreich sein, in dem du Gott bittest, dir beim Vergeben zu helfen. Gerade wenn noch Wunden bei dir offen sind und schwer heilen, kann ein seelsorgerliches Gespräch helfen.

Vielleicht kann dir bei diesem Prozess auch das Buch "Das verzeih ich dir (nie)! Kränkungen überwinden, Beziehungen erneuern" von B.M. Weingardt weiterhelfen (Im ERF Shop bestellen).



Den Blick nach vorne richten

Der vierte Aspekt ist das „Vergessen-können“, das du dir für deinen Freund wünschst.

Hier möchte ich dich fragen: Warum möchtest du gerne, dass er vergisst? Damit er dich nicht mit den anderen Mädchen vergleicht? Oder aus einem anderen Grund?

Bitte berücksichtige dabei, dass die vorherigen Beziehungen für deinen Freund einen Teil seines Lebens darstellen. Sie gehören zu ihm. Es wäre deinem Freund zu wünschen, dass er mit der Zeit lernt, seine vorherigen Beziehungen als Teil seiner Geschichte anzunehmen und damit zu leben - mit allem Schönen und Schlechten, was passiert ist. Er kann manches vielleicht nicht mehr ungeschehen machen. Aber er kann für sich in Anspruch nehmen, dass Gott ihm vergibt und ihm einen Neuanfang schenken möchte.

Ich fände es auch wichtig, dass ihr drauf achtet, seine Vergangenheit nicht schlechter zu reden, als sie vielleicht ist. Mit der Zeit vergisst man auch vieles. Versucht deswegen immer wieder gemeinsam nach vorne zu schauen, auf das, was Gott gemeinsam für Euch beide bereit hält.


Auch der Partner muss die Vergangenheit bewältigen
Der fünfte Aspekt sind die Schuldgefühle und die Scham deines Freundes.

Diese starken Gefühle hängen meines Erachtens sehr mit den beiden Punkten Vergeben und Vergessen zusammen. Deshalb nur ein paar Fragen zum Weiterdenken:

Wem gegenüber empfindet dein Freund Schuldgefühle? Seiner Ex-Freundin, dir oder Gott gegenüber? Oder sich selbst gegenüber?
In welchen Situationen kommen diese Gefühle auf? Wovor oder weswegen schämt er sich? Hat er Probleme mit seinem Körper? Fühlt er sich vielleicht „beschmutzt“?

Wärmt ihr die ganze Geschichte wieder auf oder erinnert ihr euch gegenseitig daran, dass das Geschehene geklärt und vergeben ist? Oder gibt es Punkte, über die ihr noch gar nicht gesprochen habt, und die daher auch noch nicht vergeben werden konnten? Ist da noch eine Schuld, die die Ursache für die Gefühle deines Freundes ist?

Vielleicht wäre es auch für Deinen Freund gut, einmal mit einer dritten Person über alles zu reden. Ein Außenstehender kann ihm wahrscheinlich leichter helfen, Klarheit in seine Gedanken und Gefühle zu bringen. Unter Umständen muss die Beziehung zwischen euch beiden dann gar nicht damit belastet werden.



Balanceakt

Der sechste Aspekt ist das Überwinden der verschiedenen Ängste und negativen Gefühlen und die Frage nach einer guten Beziehung.

Ich glaube, dass ihr diese Probleme überwinden könnt, wenn ihr gut mit euch, eurer Beziehung und miteinander umgeht. Versucht eine Balance zu finden zwischen Vergeben und Vergessen einerseits und Akzeptieren andererseits. Eine Balance zwischen offen darüber reden können und keine alten Wunden aufreißen. Eine Balance zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Eine Balance zwischen euren jeweiligen Bedürfnissen. Eine Balance zwischen Trauer über Kaputtes und Mut zum Neuanfang.

Das wird mit Sicherheit eine ganze Weile brauchen und es wird immer Bereiche geben, wo ihr (noch) keine Balance habt. Aber das ist kein Grund, keine gute Beziehung führen zu können. Solange ihr euch liebt (nicht nur verliebt seid!) und merkt, wenn ihr in einem Bereich eurer Beziehung aus der Balance gekommen seid und dann versucht gemeinsam wieder eine für euch gute Mitte zu finden, solltet ihr euch keine Sorge machen. Genießt eure Liebe zueinander, entdeckt gemeinsam, was euch wichtig ist und wie ihr leben wollt.


Fazit
Versucht bei allem, was euch in eurer Beziehung beschäftigt, immer wieder Gott ins Boot zu holen und mit ihm über das zu sprechen, was euch schwer fällt. Vielleicht könnt ihr das gemeinsam machen, vielleicht vorerst aber auch nur jeder für sich alleine. Das ist mit Sicherheit auch ein Lernprozess. Bittet ihn um seine Hilfe, um gute Gespräche und um Weisheit, wie ihr miteinander umgehen könnt.

Bleibt im Gespräch: Miteinander, mit Gott und wenn möglich auch mit Menschen oder älteren Paaren, die euch helfend zur Seite stehen können.


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