„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Dieses „starke Stück“ des Apostels steht mitten in einer Kurzzusammenfassung der Kreuzesbotschaft (2. Kor 5,14-21), die das Beziehungsgeflecht zwischen Gott und Mensch, das in der Person Jesus Christus zusammenläuft, zeigt. Gott war „in Christus“ (Vers 19) und wir sind ebenso „in Ihm“ (Vers 17, 21). Mit Ihm sind wir gestorben und für Ihn leben wir (Vers 14 und 15). Gott hat uns mit sich selbst in Ihm und durch Ihn versöhnt (Vers 18).
Der prominenteste Vers aus diesem Stück ist sicher 17, denn in ihn wird bei Wort+Geist eine besondere Interpretation hineingelegt. Der inzwischen offensichtlich nicht mehr auf Wort+Geist ausgerichtete Theologe Michael Stadler schrieb in einem Helmut Bauer gewidmetem Aufsatz:
„Was ist denn das Neue, was geworden ist durch die in 2Kor 5,17 genannte „neue Schöpfung“, wenn nicht unser Geist (trichotomisch)? Wie einfach erklärt das auch die Crux interpretum von 1 Joh 3, 9 („Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“), dass damit der nicht mehr zur Sünde fähige Geist des Menschen gemeint ist, in dem der Heilige Geist wohnt. Das trichotomische Menschenbild ergibt für den Christen die Konsequenz, aus der Dominanz des menschlichen Geistes zu leben, und nicht aus der der Seele.“
Nun steht aber nichts davon da. , die dort auch in keinster Weise mit menschlichem Geist oder Seele in Verbindung gebracht wird. Und Paulus bezeugt „ausgerechnet“ im 2. Korintherbrief (7, 1) ganz klar, daß die Heiligung der „Geliebten“ (Kinder Gottes) die „Reinigung von Befleckung des Fleisches UND des Geistes“ bedeutet – also ein durch die Wiedergeburt sündlos gewordener menschlicher Geist hier wörtlich unmöglich gemacht ist.
Ist dies aber so, so kann man sich also erneut fragen, was denn eine neue Schöpfung ist, was „das Alte“ ist und was „Neues“?
Paulus formuliert die zweite Hälfte des Satzes bewußt offen. Er sagt weder „der alte [Mensch]“, noch „die alte [Natur]“, „die alte [Seele]“ oder „der alte [Geist]“. Noch weniger legt er sich fest was „Neues“ ist. Aber genau darin liegt die „Schlagkraft“ dieses Wortes von der „neuen Schöpfung“, wenn Gottes Geist im und am Menschen wirkt, ist dies ein „Prinzip“, das Neues hervorbringen wird.
Diese offene Formulierung klingt ganz ähnlich wie die Jahreslosung der Herrnhuter Brüdergemeinde aus dem Jahre 2007:
„[Denkt nicht an das Frühere, und auf das Vergangene achtet nicht!] Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sproßt es auf. Erkennt ihr es nicht ?“ (Jes. 43,[18-]19)
Auch hier steht „das Frühere“ und „das Vergangene“ mit Artikel. Grammatisch betrachtet sagt man: Es ist „bestimmt“, festgelegt. Es liegt in der Vergangenheit und ist unveränderlich, aber „gedenkt nicht an das Frühere“. Gott wirkt „Neues“ (ohne Artikel). Und zwar „in Christus“ (2. Kor 5,17, Gal 6,16)
Durch Christus als dem „Wort Gottes“ wurde bereits diese, durch den Sündenfall unter das Gericht Gottes gekommene Welt erschaffen (Joh 1,1-3):
„Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden [...]:alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen;“ (Kol 1,16).
Doch Gott hat diese Welt mit sich, seiner Gerechtigkeit und seinem Gesetz „in Christus“ versöhnt:
„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr [Heiden], die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu {einem} neuen Menschen zu schaffen und die beiden in {einem} Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat.
Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Fernen, und Frieden den Nahen.
Denn durch ihn haben wir beide [Heiden und Juden] durch {einen} Geist den Zugang zum Vater.“
(Eph 2, 13-18)
Christus selbst ist diese „Neue Schöpfung“ an der wir durch den Heiligen Geist, wenn Er in uns ist und wir „in Ihm“ bleiben Anteil haben. So haben wir Anteil und er schließt alle Christen zusammen in dem einem Leib Christi, der durchweht ist von dem einem Heiligen Geist. Der Mensch, der in Christus ist, ist und wird so mit Ihm und durch Ihn und in Ihm eine „neue Schöpfung“.
Es wird dabei nicht ein neuer Flicken auf ein Altes Gewand genäht (Matt 9,16f.; Die Vorstellung eines sündlosen menschlichen Geistes (Flicken) in „Hüllen“(-Leib)-Gemeinschaft mit einer beinahe schon dämonisch-belasteten Seele (Altes Gewand) ist widerbiblisch), sondern der Heilige Geist steht uns als ganzem menschlichem Wesen bei in Glauben und Hoffnung zum Trost und zur Heiligung an Körper und Geist (2. Kor 7,1); Schon jetzt, aber erst schließlich zur Vollendung am Ende dieser Welt, wenn es heißen wird:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. [...] Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiß und wahrhaftig.“ (Off 20,1.5)
"Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!" (Philliper 4, 23)