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Evangelikale wehren sich gegen Vorwürfe


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7 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Evangelikale wehren sich gegen Vorwürfe





Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb: Desinformation führt zur Diskriminierung.


B a d B l a n k e n b u r g (idea) – Die Deutsche Evangelische Allianz hat die Behauptung zurückgewiesen, Evangelikale seien eine Gefahr für Kirchen und Demokratie. Diesen Vorwurf erheben die ARD-Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars in ihrem Buch „Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland“.

Die Desinformation der Autoren habe bereits zu „starken Forderungen nach Diskriminierung“ von Evangelikalen geführt, heißt es in einer am 8. April im thüringischen Bad Blankenburg veröffentlichten Stellungnahme. So werde gefordert, dass Evangelikale weder Medien wie Zeitschriften und Fernsehsender herausgeben oder betreiben noch Politikerkontakte pflegen; ihnen sollten der Status der Gemeinnützigkeit und Steuergelder entzogen, und die von ihnen mitgetragenen Privatschulen sollten verboten werden.

Dürfen Evangelikale sich nicht einmischen?

Nach Ansicht der Allianz versuchen Lambrecht und Baars, Evangelikale in die Nähe gewaltbereiter Fundamentalisten zu rücken. So werde behauptet, dass sie „ihren Glauben oder ihre Idee verbreiten – einige auch mit Gewalt“. Dazu heißt es in der von Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) unterzeichneten Stellungnahme, dass es zu den christlichen Grundüberzeugungen gehöre, Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Allerdings lehnten sie es ab, ihren Glauben und ihre Ethik anderen Menschen überzustülpen. In dem Buch wird auch gerügt, dass Evangelikale die Gesellschaft verändern wollten und zu mehr Engagement in der Politik aufriefen. „So viel undemokratisches Verständnis“ könne nur Befremden auslösen, so die Allianz. Entweder seien die Autoren der Meinung, dass die Gesellschaft keine Veränderung brauche, oder sie wollten Evangelikale von der Mitwirkung und Mitgestaltung ausschließen.

UN-Generalsekretär ehrt Evangelikale

Ferner wirft die Allianz den Autoren vor, die evangelikale Bewegung als gefährlichen und nutzlosen Teil der Gesellschaft darzustellen. Dass sie sich für Meinungsvielfalt, Offenheit und Toleranz engagiere und dass zahlreiche evangelikale Einrichtungen großes Ansehen genössen, werde ausgeblendet. Beispielsweise habe UN-Generalsekretär Ban Ki-Mun die Weltweite Evangelische Allianz kürzlich in New York für ihren Einsatz gegen Armut und für AIDS-Kranke ausgezeichnet.

Evangelikale vertreten allgemeines Glaubensbekenntnis

Mit ihrer Kritik an den von Evangelikalen vertretenen theologischen Überzeugungen wendeten sich Lambrecht und Baars gegen die ganze Christenheit, heißt es in der Allianz-Stellungnahme. So gehöre es zu dem alle Christen verbindenden Glaubensbekenntnis, dass Jesus Christus der Erlöser aller Menschen sei und auf die Erde zurückkehren werde. Die Deutsche Evangelische Allianz vertritt rund 1,3 Millionen Evangelikale. Vorsitzender ist der Direktor von ERF Medien (Evangeliums-Rundfunk), Jürgen Werth (Wetzlar). Weltweit umfasst die Bewegung rund 420 Millionen Christen in 128 Ländern.

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#2
Rolf

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Leider wird in diesem Buch wieder nicht differenziert. Man kann hier nich einfach alles in die evangelikale Schublade stecken, was nicht in einer der Großkirchen etabliert ist.

In diesem Buch werden quasi Baptisten mit "Wort und Geist - Fanatikern", die bei genauerem Hinsehen gar keine Christen sind, auf eine Stufe gestellt. Eine solche Gleichmachung ist völlig inakzeptabel.

Dass es schwarze Schafe im religiösen Spektrum gibt, ist unbestritten. Aber diese sofort als Evenagelikal einzustufen, ist illegitim.

Auf diesen Sachverhalt habe ich die Autoren dieses Buches schon vor zwei Jahren in persönlichen Gesprächen aufmerksam gemacht. Das nun vorgelegte Werk bestätigt allenfalls Gottes Wort, welches darauf hinweist, dass der Heilige Geist in alle Wahrheit leitet. Dazu bedarf es der Hinwendung zu Jesus Christus.

Dieses Buch macht deutlich, dass ein Prüfen geistlicher Zusammenhänge ohne diesen Schritt nicht möglich ist.

Herzliche Grüße

Rolf
  • 0

#3
Rolf

Rolf

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Mission Gottesreich oder: Die Kriminalisierung der Evangelikalen




*Zu Oda Lambrecht, Christian Baars. Mission Gottesreich:
Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch.Links Verlag: Berlin, 2009




Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher



Teil 1



Es geht um viel! *


Eigentlich könnte ich mich ruhig zurücklehnen und sagen, dass mich der
größte Teil des Buches „Mission Gottesreich“ nicht betrifft. Ich bin
kein Pfingstler (MG S. 17-60, 119-125 u. ö., oder bin ich als deutscher
Professor vielleicht nur zu nüchtern?), kein Bonnke-Fan (MG 139-147) und
kein Russlanddeutscher, ich sehe das Wohlstandsevangelium sehr skeptisch
(MG 27-38, 180-181), ich teile die Israeleuphorie nicht und glaube
nicht, dass das Erscheinen des Antichristen kurz bevorsteht (Kap. MG
147-161). Viele Evangelikale werden darauf verweisen, dass sie gegen
christliche Privatschulen sind (MG 100-119), charismatische
Teufelsaustreibungen (MG 17-24) ablehnen und den Kreationismus nicht
teilen (MG 86-99). Die Partei Bibeltreuer Christen (MG 170-173) wird von
der Masse der Evangelikalen nicht gewählt. Dann gibt es natürlich die
Themen, wo ich mich durchaus gemeint und angriffen fühle, nur nicht als
Evangelikaler, sondern als Christ, etwa weil ich an die Wiederkunft Jesu
glaube (MG 14) oder Abtreibung ablehne (MG 78-85). Verunglimpfung
christlicher Ethik in deutschen Medien ist so normal geworden, dass es
kaum lohnt, zu reagieren.

Viele Seiten des Buches entlocken mir sogar
ein Schmunzeln, was es unter uns so alles gibt – nur dass davon eine
Gefahr für die Bundesrepublik Deutschland ausgeht, kann ich den Autoren
irgendwie nicht abnehmen. Manches, was im Buch beschrieben wird, habe
ich in einem meiner Bücher selbst scharf kritisiert, und andere werden
anderes finden und sagen: ‚das ist ja wirklich schlimm‘. Und wenn ich
selbst zwar vorkomme, aber nur weil ich Evangelikale auffordere, sich
politisch zu engagieren (MG 169, 232), oder meine Frau, weil die EKD
vermeintlich zu eng mit ihr zusammenarbeitet, dann kann ich damit leben,
weil es zum einen ja stimmt und zum anderen für mich eher etwas
Positives ist.

Im Übrigen könnte man auch aus einem anderen Grund beruhigt sein: Die
Journalisten haben offensichtlich keinerlei Zugang zu Interna und
keinerlei zu verwertende Insiderkenntnisse, wie sie etwa ein
langjähriger Vatikankenner über den Vatikan hätte. Ich könnte da manches
Humorvolle, aber auch Kritische aus dem Nähkästchen plaudern. Insider
werden dem Buch abspüren, dass die Autoren die wahren Probleme (und
ebenso die wahren Stärken) der evangelikalen Bewegung gar nicht kennen.

Und wo die Bruchlinie zwischen den organisierten Evangelikalen und den
ungezählten kleinen Gruppen an den verschiedenen Rändern verläuft, ist
den Autoren völlig verborgen geblieben, da ihre Quellen überwiegend
entweder Predigten oder aber Meldungen in säkularen Medien sind.

Sodann bleibt uns manchmal nichts anderes übrig, als sich dafür zu
entschuldigen, wie ein Evangelikaler Nichtevangelikalen gegenüber seinen
Glauben unhöflich und unsensibel präsentiert hat – wie es das bei allen
Menschen gibt. Auch wir Evangelikalen leben nur von Gottes Gnade und
Vergebung und wir predigen keinen Glauben für Perfekte, sondern leben
nach den Worten Jesu, die auch und gerade für uns gelten: „Die Gesunden
brauchen keinen Arzt, sondern nur die Kranken“ (Markus 2,17). Und dazu
wird man durch die den Evangelikalen so wichtige Bekehrung
selbstkritisch, heißt Bekehrung doch nicht mit dem Pharisäer „Herr, ich
danke dir, dass ich nicht so wie die anderen bin“, sondern richtig mit
dem Zollbeamten: „Herr sei mir Sünder gnädig“ (Jesus in Lukas 18,11-14).

Entscheidend ist für die Beziehung des Christen zu Gott, dass der Glaube
mit Selbstkritik beginnt. Das Christentum ist die mit Abstand
selbstkritischste Religion auf dem Markt! In der Bibel beginnt Glaube
mit der Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit. Und nicht zufällig
kritisiert die Bibel nicht vor allem die Ungläubigen und die böse Welt,
sondern die Gläubigen. Ganze Bücher des Alten Testamentes widmen sich
dem schonungslosen Offenlegen der Zustände unter den Juden, ganze Bücher
des Neuen Testamentes legen die schlimme Situation in christlichen
Gemeinden bloß. In keiner Religion kommen die Anhänger der eigenen
Religion so schlecht weg, wie im Alten und Neuen Testament. Die Lehre,
dass auch Juden und Christen Sünder und zu den schlimmsten Taten fähig
sind, wird in der Bibel sehr anschaulich vor Augen geführt. Mit ihrer
Heiligen Schrift ist dem Christentum eine schonungslose und ehrliche
Selbstanalyse angeboren. Das hat die Geschichte des Christentums
geprägt. Die Kreuzzüge haben christliche und nicht muslimische
Historiker aufgearbeitet und keine Religion steht so eindeutig zu ihren
Fehlern in ihrer mehrtausendjährigen Geschichte.

Doch zurück: Dann gibt es da die platten Aussagen, die so fern der
Realität sind, dass man einfach nur kopfschüttelnd zur Tagesordnung
übergehen will. So heißt es von den Evangelikalen: „Die Gläubigen leben
isoliert, Kontakt zur Außenwelt ist nicht erwünscht.“ (MG 9). Das ganze
Buch widerlegt das ja, werden doch ungezählte Kontakte zu Politik,
Wirtschaft, Medien und Kirchen kritisiert. Ich selbst war kürzlich beim
Syrisch-orthodoxen Erzbischof im Kloster Warburg, da wir uns für seine
Kirche in der Türkei und im Irak einsetzen. Die Tage davor war ich bei
einem Symposium der Bundeswehr in Strausberg, einer OSZE-Tagung in Wien,
einem Arbeitsgespräch mit dem Vatikan und referierte auf einem Symposium
an der Universität Bamberg zwischen katholischen, jüdischen und
muslimischen Referenten zur Religionsfreiheit. Sieht so das
Arbeitsprogramm eines Menschen aus, der isoliert lebt und keine Kontakte
zur Außenwelt wünscht?

Nun mag es ja einzelne Gruppen geben, die aus geschichtlich bedingten
Gründen noch etwas abgeschottet leben (na und, wenn sie dabei keinen
anderen stören?), wie einige russlanddeutsche oder einige überalterte
Gemeinden, aber für die Masse der Evangelikalen ist die Aussage fern
jeder Realität: Evangelikale haben normale Berufe, sind also Schreiner,
Rechtsanwälte, Ärzte und Kassierer (und ihre weiblichen Entsprechungen),
sind in der Wirtschaft allgegenwärtig, sie setzen sich sozial
überwiegend für Nichtevangelikale ein (z. B. an vorderster Front für
Arme und für HIV/AIDS-Kranke) und sind mit den Folgen der Globalisierung
gesegnet, wie kaum eine andere Gruppe.

*Warum trotzdem reagieren?*

Warum dann überhaupt reagieren? Ganz einfach: Wenn alles in die Tat
umgesetzt würde, was die Journalisten fordern, wäre es morgen nicht
direkt verboten, aber praktisch unmöglich, evangelikal zu sein,
zumindest in der Öffentlichkeit. Unsere Religionsfreiheit und unsere
Meinungs- und Pressefreiheit wäre dahin und zwar ganz gleich, zu welcher
der ungezählten, sich teilweise theologisch misstrauenden Richtungen man
gehört. Und übermorgen würde jede etwas überzeugter auftretende
Religiosität kontrolliert und behindert. Verfolgung religiöser
Minderheiten (wie von Minderheiten überhaupt) beginnt weltweit mit
Desinformation, geht dann in konkrete Diskriminierung über und endet mit
konkreter Verfolgung. Die Autoren betreiben die Desinformation bereits
im großen Stil und fordern unverblümt die Diskriminierung im großen Stil
(Evangelikale sollten keine Medien, keine Politikerkontakte, keine
Veröffentlichungsmöglichkeiten haben, ihnen sollten Gemeinnützigkeit und
Unterstützung aus Steuergeldern entzogen werden, ihre Schule sollten
strenger reglementiert werden usw.) Solch weitgreifende Beschränkungen
hat in Deutschland schon lange keiner mehr gegen eine
Religionsgemeinschaft gefordert!

Wenn ich mich also für andere evangelikale und andere christliche
Strömungen einsetze, die ich theologisch gar nicht teile, dann deshalb,
weil ich die politische Marschrichtung der Autoren für höchst gefährlich
halte. Religionsfreiheit ist bei ihnen nicht mehr vom Rechtsstaat
abhängig – die Autoren kritisieren ja gerade Behörden, die entschieden
haben, dass die Evangelikalen nicht gegen Gesetze verstoßen.
Religionsfreiheit ist dann noch nicht einmal vom Wohlwollen anderer
Kirchen abhängig – denn auch die EKD wird fortlaufend kritisiert, dass
sie zu eng mit den Evangelikalen verbandelt sei. Sondern die
Religionsfreiheit ist dann allein vom Wohl und Wehe schlecht und recht
recherchierender und religiös kaum beschlagener Journalisten abhängig,
und zwar auch nur von denen einer bestimmten politischen Couleur. Das
Hudson-Institut in Washington und die Oxford University Press haben
gerade in dem Buch „Blind Spot: When Journalists Don’t Get Religion“
(hg. von Paul Marshall u. a.) detailliert dokumentiert, dass viele
Journalisten religiöse Themen sehr oberflächlich abhandeln, weil sie
aufgrund ihrer Arbeitsweise selten in die eigentliche Religiosität
eindringen und die vielen verschiedenen religiösen Richtungen kaum
auseinander halten können. Und diese Journalisten sollen in Zukunft über
Wohl und Wehe religiöser Bewegungen entscheiden – und tun es schon, weil
sie durch ihre Verurteilungen unwiderrufliche Fakten schaffen. Ich kann
jedenfalls nur jeden religiösen Menschen in Deutschland warnen, sich der
Schelte von Lambrecht und Baars anzuschließen, und dadurch zu hoffen,
selbst nicht in die Schusslinie zu geraten. Sie könnten schneller von
der Gnade der Journalisten abhängen, als ihnen lieb ist.
*
Die vierte Gewalt*

Die Medien als vierte Gewalt würden hier Realität, die an die
Entscheidungen der anderen Gewalten nicht gebunden wären, wenn sie diese
für zu lasch hielten. Denn die Autoren kritisieren Evangelikale als
Prozesshanseln, nur weil diese in einem einzigen Fall einmal vor Gericht
gingen (MG 66), wo das doch jedermanns gutes Recht ist, das die
Evangelikalen sonst praktisch nie (und meines Erachtens viel zu selten)
in Anspruch nehmen. Vom kleinen Verein Wüstenstrom heißt es nämlich:
„Kritiker müssen mit Klagen rechnen“ (MG 66). Ich sehe schon die dort
genannten Medien SWR, Hannoversche Allgemeine Zeitung und taz vor
‚Wüstenstrom‘ erzittern, einem Verein, der ein so kleines Budget hat,
dass er seine Mitarbeiter kaum bezahlen und schon gar nicht langwierige
Prozesse führen kann.

Nun könnten die Medien als vierte Gewalt ja immer noch durch andere
Medien kritisiert werden, aber dass die Evangelikalen eigene Medien
haben und säkulare Medien informieren, wird von den Autoren ja auch
schärfstens angegriffen (MG 161-182) und ihr Ziel ist es offensichtlich,
den Evangelikalen jeden Zugang zu eigenen oder anderen Medien
abzuschneiden! Gut, dass Deutschland nicht so ist, wie die Autoren es
gerne hätten.

Hat eigentlich schon einmal jemand darüber nachgedacht, dass die Medien
wie ordentliche Gerichte Karrieren zerstören können und zerstören, ihre
Verdammungsurteile aber nicht, wie die sonstigen Staatsgewalten, selbst
wieder einer Überprüfung durch Rechtsinstanzen unterliegen Nur Negatives
– ein nutzloser Teil der Gesellschaft Die Autoren haben beschlossen,
über die Evangelikalen nur Negatives zu berichten. Auf 240 Seiten wird
kein einziges Wort aus evangelikalem Mund zitiert, das Zustimmung
verdient, keine gute Tat erwähnt, die des Lobes würdig wäre (etwa ihr
enormes Engagement in der Diakonie), kein einziger guter Aspekt genannt.
Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was das negative Bild irgendwie
auch nur ein kleines bisschen entlasten könnte.

Die Evangelikalen scheinen ein gefährlicher und nutzloser Teil der
Gesellschaft zu sein. Dem Leser muss verborgen bleiben, warum viele im
Buch genannten Kräfte trotzdem mit den Evangelikalen zusammen arbeiten.
Warum etwa der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, sich
am 11.10.2007 mit evangelikalen Leitern aus aller Welt traf und
namentlich den Einsatz der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und
ihrer Micha-Initiative als wesentlichen Beitrag zur weltweiten
Armutsbekämpfung und zur Betreuung von durch HIV/AIDS Betroffene lobte,
muss dem Leser des Buches schleierhaft bleiben.

Dabei wird den Evangelikalen oft zur Last gelegt, was allgemeine
Phänomene in unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen sind? So
ist dauernd von gefährlichen Autoritätsstrukturen in Freikirchen die
Rede. Ausgerechnet die Freikirchen mit ihren viel flacheren
Leitungsstrukturen und ihrem Wahlrecht für alle Gemeindeglieder (oft
seit Jahrhunderten!) werden an den Pranger gestellt. Aber leider stimmt
es, dass das, was in der ganzen Gesellschaft üblich ist, auch in unseren
Gemeinden anzutreffen ist. So wie es autoritäres Gehabe, Machtkämpfe und
Abhängigkeiten in Politik, Wirtschaft, Medien und Familien gibt, so
leider auch bei uns. Nur warum wollen denn dann die Journalisten nur die
Evangelikalen beschränken und kontrollieren? Warum nicht alle, die auf
ihre Macht pochen und Gehorsam erwarten? Warum nicht alle Machtmenschen?

*Kein realistisches Bild – keine echte Forschung*

Der Leser des Buches erhält auch nicht andeutungsweise ein halbwegs
realistisches Bild der evangelikalen Bewegung. Nirgends wird ein
Überblick gegeben, wer zur evangelikalen Bewegung gehört, welche
Gemeinsamkeiten sie hat und zu welchen Fragen es eine große Bandbreite
innerhalb der Bewegung gibt. Nirgends wird unterschieden, wer zu den
Mainstream-Evangelikalen gehört, die etwa im Rahmen der Evangelischen
Allianz miteinander und mit anderen Christen zusammenarbeiten, und wer
zu kleinen Randgruppen, die gar nicht zur evangelikalen Welt gehören
wollen und mit evangelikalen Christen nicht zusammenarbeiten. Der Leser
erstickt in Details und übersieht dabei, dass die Autoren
forschungsmäßig nichts über die Bewegung an sich beizutragen haben.

Man überlege einmal, man würde ein Buch über die CDU schreiben, in der
man nur in endloser Folge Revue passieren ließe, was CDU-Politiker seit
1949 Merkwürdiges gesagt oder getan haben, und zwar unabhängig davon, ob
sie es als CDU-Politiker und mit Rückendeckung der Partei getan haben
oder nur privat. Man würde aber im gleichen Atemzug kein Wort über die
Parteigeschichte und das Parteiprogramm verraten. Man würde nichts
darüber schreiben, was die CDU zum Aufbau der BRD beigetragen hat und
dass sie viele Jahre den Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin gestellt
hat. Am Ende würde die CDU schlecht dastehen, über die CDU selbst hätte
der Leser trotz ungezählter Fußnoten nichts erfahren. Nirgends wird
zusammenhängend dargestellt, wie sich die Evangelikalen selbst
verstehen. Nirgends wird referiert, was eigentlich eine Freikirche ist,
nirgends einmal aufgezeigt, welche Freikirchen es eigentlich gibt.
Nirgends wird zusammengefasst, was Evangelikale in ihren politischen
Stellungnahmen eigentlich wirklich anmahnen, dass etwa eine ihrer
größten Aktionen MICHA ist, eine Initiative zur Armutshalbierung
weltweit nach den Milleniumszielen der UN.

Es wurde auch nicht erforscht: Wo sind die geografischen Schwerpunkte
der Evangelikalen? Wie stehen die Freikirchen in Deutschland im
Einzelnen zu den Evangelikalen? (Im Buch werden sie ihnen pauschal
zugeschlagen, was Unsinn ist und nur bei einigen Freikirchen ihrem
Selbstverständnis entspricht.) Was sind die sozialpolitischen
Forderungen der Evangelikalen? Das Buch versucht gar nicht erst, dem
nahe zu kommen, sondern geht davon aus, dass Evangelikale jede ihrer
ethischen Normen per Gesetz durchsetzen wollen. Das ist natürlich
Unsinn, weil gerade die Evangelikalen betonen, dass man nur durch
persönlichen Glauben und nicht per Verordnung „Heiligung“ erlangen kann
und sich traditionell weniger politisch denn persönlich für andere
engagieren.

Denn ein Grundsatzfehler durchzieht das ganze Buch: Die Autoren
schließen automatisch von religiösem auf politischen Fundamentalismus.
Das ist aber falsch. Ein katholischer Politiker oder ein glühender
Anhänger des Dalai Lama kann sehr wohl zwischen dem unterscheiden, was
er dem Lehramt des Papstes oder dem Dalai Lama schuldet und was er
gemeinsam mit anderen Menschen politisch umsetzen will und kann oder als
demokratische Setzung akzeptiert.

Denn längst nicht alles, was ein religiöser Mensch für richtig hält,
will er auch in der Politik durchsetzen. Das Problem der Anhänger der
evangelikalen Bewegung in ihrer Geschichte und in Teilen bis heute ist
doch eher, dass sie sich von der Politik fernhalten und anderen das
Gestalten der Gesellschaft überlassen. Gerade dadurch sind sie aber für
Demokratien ungefährlich, wenn man nicht den Anteil der Nichtwähler als
gefährdend ansehen will.

Nehmen wir als Beispiel die russlanddeutschen Evangelikalen in
Deutschland. Sie arbeiten oft noch nicht einmal mit anderen
Evangelikalen zusammen. Dennoch stammen sie überwiegend aus der ganz
oder teilweise pazifistischen Tradition der Mennoniten und Baptisten und
sind deswegen in punkto Gewalt oder Missbrauch der Politik völlig
ungefährliche Kirchen. Ihre Arbeitsmoral lässt sie wirtschaftlich
bestens integriert sein, wie gerade wieder das Statistische Bundesamt
festgestellt hat. Sie mögen im religiösen Sinne Fundamentalisten sein,
im politischen Sinne sicher nicht. Denn gerade wenn Fundamentalismus
bedeutet, den Ursprungszustand der Religion gegen die Moderne
wiederherzustellen zu wollen, entsteht im christlichen Bereich mit dem
Ideal der völlig unpolitischen Urgemeinde in Jerusalem eine eher
pazifistische Bewegung.

Unsere Demokratie lebt auch davon, dass zwischen öffentlichem Recht und
privater Moral unterschieden wird. Ob ein Bürger die jeweiligen
moralischen Grundlagen eines Gesetzes teilt, ist zweitrangig, solange er
sich daran hält. Jeder kann privat ganz andere moralische Maßstäbe für
richtig halten, also etwa Vegetarier oder Pazifist sein und sogar privat
so leben. Warum soll das nicht für die Evangelikalen gelten? Was
übrigens auch falsch ist und durch keine Belege der Autoren gestützt
wird, ist der ständige Hinweis darauf, die Evangelikalen seien in
jüngster Zeit dramatisch am Wachsen. Das mag im globalen Süden gelten,
in Deutschland ist die Zahl seit Jahrzehnten stabil, sofern man
überhaupt davon sprechen kann, dass jemand die Zahl der Evangelikalen
gezählt habe. Die Evangelikalen sind nicht „mittlerweile“, sondern seit
langem beim Stand von heute. Nicht, dass ich ihnen keinen „Zulauf“
wünschte, aber Realität ist er nicht. Die Selbstangabe der Deutschen
Evangelischen Allianz von 1,4 Mio. ist eine uralte Zahl. Damit entfällt
auch das Argument, die Evangelische Kirche arrangiere sich mit den
Evangelikalen, weil sie so viele seien. Die Kirche selbst nennt andere
Gründe, zum Beispiel, dass sich Kirche und Evangelikale aufeinander zu
bewegt hätten, die Kirche, indem sie Mission nicht mehr verdamme, die
Evangelikalen, indem sie sich nicht mehr aus der Abgrenzung heraus
definierten.

*Keine faire Berichterstattung*

Nirgends wird auch nur andeutungsweise eine faire Berichterstattung
versucht. Der ganze Text ist von einem dauerhaften polemisch-ironischen
Unterton geprägt, so also würde dauerhaft der Untertitel mitlaufen: „Ja,
ist denn das die Möglichkeit, kann das nicht mal sofort jemand verbieten?“

Nirgends wird versucht, evangelikale Positionen so zu beschreiben, dass
sich Evangelikale darin wieder finden. Nirgends im Buch wird – nach
journalistischer Ethik und nach akademischem Standard – zwischen
Darstellung und Kommentar unterschieden. Ein unbedarfter Leser, der
anschließend evangelikale Gottesdienste besucht, in den überreichen
evangelikalen Buchmarkt eintaucht oder eine evangelikale Beratungsstätte
aufsucht, wird dort eine ganz andere Welt vorfinden.

Immer wieder wird der EKD und anderen kirchlichen Einrichtungen der
Vorwurf gemacht, mit den Evangelikalen zusammenzuarbeiten oder diese zu
decken. Offensichtlich ist es den Autoren trotz zahlreicher Versuche
nicht gelungen, Kirchenführern Worte zu entlocken, die ihre Sicht der
Evangelikalen unterstützen würde. Nirgends aber lassen die beiden
Journalisten den Leser Einblick nehmen, warum denn kirchliche Stellen –
oder aber auch die kritisierten Bundes- und Landespolitiker – zwar
Aussagen und Handlungen einzelner Evangelikaler kritisieren, nicht aber
die Evangelikalen verwerfen oder gar als Gefahr ansehen.

„Fundamentalisten wollen keinen echten Dialog auf Augenhöhe, sie wollen
andere von ihrer Sicht der Dinge überzeugen, sie missionieren.“ (MG
197), heißt es bei Lambrecht und Baars. Nun sind das zunächst einmal
zwei Dinge, ob man überzeugen will oder ob man keinen echten Dialog
möchte. Aber auch für letzteres bleiben die Autoren den Beweis schuldig.
Was sie allerdings treiben, lädt nicht unbedingt zum Dialog ein. Sie
verurteilen die Evangelikalen dauernd in Bausch und Bogen, lassen es so
massiv an jeder Differenzierung fehlen, dass ich mich frage, wo da ein
Dialog herkommen soll. Dialog heißt doch, dass man zunächst miteinander
redet und die Argumente beider Seiten hört, nicht, dass einer
automatisch klein bei gibt, andernfalls er als dialogunfähig gilt.

Ich befinde mich dauernd und ernsthaft im Gespräch mit Atheisten und
Juden, Muslimen und Katholiken, an Universitäten und in politischen
Gremien bei EU und OSZE, beim Weltkirchenrat und Vatikan. Leider gibt es
unter Evangelikalen (wie unter allen Menschen) auch solche, die sich
lieber nicht einer ernsthaften Diskussion stellen, aber dass die
hochgradig globalisierte weltweite evangelikale Bewegung nur mit
Ihresgleichen diskutiere, ist fern jeder Realität.

*Der Leser wird manipuliert*

Der ganze Text ist systematisch manipulativ. So habe ich das ganze Buch
einmal nur auf die Titelfrage hin durchgesehen. Wenn immer ein
Evangelikaler einen anerkannten Professorentitel hat, fehlt der (z. B.
bei Christine Schirrmacher, Werner Gitt S. 87, Wolfgang Stock) oder es
heißt nur „wird ... als ‚Hochschullehrer ...‘ vorgestellt“ (S. 166). Bei
Gegnern der Evangelikalen werden deren Professorentitel, so sie welche
haben, immer angegeben, oft herausgestellt, und auch sonst jeweils
gesagt, warum ihr Wort gewichtig ist. Kein Evangelikaler, der zitiert
wird, wird als ernst zu nehmende Persönlichkeit zitiert, sondern immer
so, dass der Leser schon von der Beschreibung und Vorstellung einer
Person her voreingenommen ist.

*Von religiösen Analphabeten geschrieben*

Das Buch ist offensichtlich von religiösen Analphabeten geschrieben.
Vieles, was verurteilt wird, ist weniger den Evangelikalen, noch nicht
einmal nur den Christen, sondern überhaupt der Welt der Religion
zuzuordnen. Wenn darauf verwiesen wird, dass das
Bundesverfassungsgericht sich „mehrfach mit sogenannten ‚Geistheilern‘
befasst“ (MG 19) hat, scheint den beiden Journalisten nicht bekannt zu
sein, dass es sich in keinem Fall um Evangelikale, ja noch nicht einmal
um Christen handelte und die von ihnen angedeutete Parallele nicht
nachzuvollziehen ist. Das ganze Buch atmet den Geist nichtreligiöser, ja
religionskritischer Menschen, denen Religiöses insgesamt einfach fremd
ist und die persönliche Spiritualität als das Unverstandene, Fremde und
Andersartige spöttisch belächeln.

Die Unkenntnis der Autoren über die Vielgestaltigkeit großer religiöser
Bewegungen, insbesondere solcher, die keinerlei autoritative Leitung
oder ein Lehramt haben, ist erst recht offensichtlich.

Dramatisch wird beispielsweise über die Evangelikalen berichtet: „Sie
bekennen sich zu Jesus. Doch er gilt nicht nur als Erlöser der Christen,
sondern als Retter der ganzen Welt.“ (MG 9). So schreibt nur jemand, der
das Christentum nicht kennt, denn so steht es im Glaubensbekenntnis
aller Konfessionen.

„Evangelikale glauben außerdem, dass Jesus auf die Erde zurückkehren
wird.“ (MG 14) Das ist natürlich richtig, wird aber dadurch windschief,
dass nicht gesagt wird, dass das alle Christen glauben, ja im Übrigen
sogar die Muslime. Der Leser, der das Christentum nicht kennt, wird so
fortlaufend falsch informiert, weil er nach Lesen des Buches ungezählte
dogmatische und ethische Positionen für typisch evangelikal hält, die
typisch christlich sind.

Zur Pfingstbewegung wird abfällig berichtet: „Sie singen und tanzen, um
damit Gott zu loben.“ (MG 12) Was da als pfingstkirchlicher Gottesdienst
beschrieben wird – sicher vom Stil her etwas, das in Deutschland nur ein
Teil der Evangelikalen begrüßt –, ist etwa in Afrika die Regel in
Gottesdiensten aller Konfessionen. Und dann zeigt sich wieder die
religiöse Halbbildung, wenn es heißt: „Die Bewegung geht auf eine
Geschichte des Neuen Testaments zurück. Danach erschien den Jüngern Jesu
zu Pfingsten der Heilige Geist ...“ (MG 12). Nun werden sich die
Pfingstgemeinden sicher freuen zu hören, dass ihre Bewegung unmittelbar
auf Pfingsten zurückgeht, aber andere Kirchen werden darauf verweisen,
das das Pfingstfest schon 1900 Jahre lang gefeiert wurde, bevor die
Pfingstbewegung entstand, und der Heilige Geist seit Pfingsten auf alle,
nicht nur auf Pfingstler ausgegossen wurde. Apropos Tanzen: Ich hatte
kürzlich ein Wochenendseminar in der Katholischen Akademie in Aachen.

Da
parallel ein Versöhnungstanzseminar stattfand, wurde ein solcher Tanz
auch in den Gottesdienst integriert. Das war schon gewöhnungsbedürftig
für mich. Aber ich bin selbstkritisch genug zu wissen, dass ich mit
meinen steifen Empfindungen in Afrika selten weit komme, und auf die
Idee, dass sich hier möglicherweise Gefahren für die Demokratie aufgrund
einer zu ekstatischen Religiosität anbahnen, bin ich nun wirklich nicht
gekommen. Kurzum, empörte Feststellungen wie: „Gott wird als alleiniger
Schöpfer von Mensch und Natur gepriesen ...“ (MG 9) – was die Mehrheit
der Weltbevölkerung so sieht – oder „Viele glauben an Wunder und
Heilungen – allein durch Gott“ (MG 9) – wobei (tatsächliche oder
vermeintliche) Wunder Kennzeichen fast aller Religionen sind – erweisen
die Autoren als Menschen, die die Welt der Religion prinzipiell nicht
kennen und ernst nehmen. Auch hier noch einmal der Hinweis, dass alle
religiösen Menschen vorsichtig sein sollten, mit den Wölfen zu heulen,
sie könnten morgen selbst Opfer sein.

Alle in einen Sack – und viele fälschlicherweise gleich dazu Das Buch
wirft „die zweitgrößte christliche Gruppierung“, „etwa eine halbe
Milliarde Menschen“ (MG 11) in einen großen Sack und haut drauf. Warum
man von deren vermeintlicher Gewaltneigung und Intoleranz nicht täglich
etwas in den Nachrichten hört, obwohl doch viel kleinere Gruppen die
Welt ständig in Atem halten, muss dem Leser ein Rätsel bleiben. Auch die
1,4 Mio. Evangelikale in Deutschland, allesamt vermeintlich intolerante,
gewaltgeneigte, zum Gesetzesbruch tendierende Fundamentalisten, haben es
irgendwie geschafft, in keinem Verfassungsschutzbericht zu stehen, in
keiner Kriminalstatistik aufzutauchen und den Leuten im alltäglichen
Leben keine Angst zu machen, obwohl sie doch vor anderen religiösen
Gruppen nicht immer zu Unrecht Angst haben.

Und so werden auch für Deutschland nichtevangelikale Organisationen wie
‚Aktion Lebensrecht für alle‘, alle Freikirchen einschließlich der
sozial vorbildlich wirkenden Heilsarmee und alles, was irgendwie
christlich und nicht angepasst ist, in einen großen Sack gesteckt und
miteinander verhauen. Jeder haftet hier für jeden. Immer wenn es keine
aktuellen Beispiele der letzten zehn Jahre gibt, wird auf Beispiele des
letzten Jahrhunderts zurückgriffen – aber natürlich ohne das dem Leser
zu sagen. Das Titelbild ist übrigens typischerweise von 1987 und damit
22 Jahre alt, Reinhard Bonnke hätte sicher gerne ein neues Bild von sich
zur Verfügung gestellt. Und wenn sich für Deutschland kein negatives
Beispiel findet, wird auf die USA ausgewichen. Ja, bisweilen muss man
mal beides kombinieren: uralte Beispiele zitieren, die aus den USA
stammen, wie etwa, dass dort bis 1995 Abtreibungskliniken angegriffen
wurden (wobei ich bestreite, dass es sich um ein evangelikales Problem
handelt – siehe dazu unten).

Schlecht recherchiert macht aus nichtevangelikal evangelikal Das Buch
ist trotz der vielen Fußnoten schlecht recherchiert. Viele Angaben sind
nicht aus verlässlichen Originalquellen, sondern aus Zeitungen und
Kurzmeldungen entnommen. Fehler, Halbwissen und Vermutungen führen dann
oft dazu, dass für evangelikal gehalten wird, was nicht evangelikal ist.
Zwei Beispiele unter vielen müssen genügen, auch wenn sich eine Vielzahl
von irreführenden Details zusammenstellen lässt.

Fehler oder bewusst verkürzte Darstellungen führen immer wieder dazu,
dass als rein evangelikal dargestellt wird, was nur teilweise
evangelikal, in vielen Fällen sogar ökumenisch ist.
„Hauptgesellschafter“ von Bibel-TV ist der angeblich „evangelikale
Verleger Norman Rentrop“ (der sich selbst m.W. noch nie so bezeichnet
hat, ökumenisch wirkt und Mitglied der EKD-Synode ist), daneben gibt es
andere evangelikale Gesellschafter. „Beteiligt sind auch
Produktionstöchter der evangelischen und katholischen Kirche“ (MG 179).
Was verschwiegen wird: Im Programmbeirat sitzen vier nichtevangelikale
Vertreter und ein evangelikaler Vertreter. Der Geschäftsführer ist der
ehemalige Rundfunkbeauftragte der EKD. Bei Kongressen befindet sich der
Stand von Bibel-TV etwa in der Regel in den Stand der EKD integriert.
Bibel-TV ist eine Kooperation zwischen Katholiken, evangelischen
Landeskirchlern und Evangelikalen, ein wahrhaft ökumenischer Sender.

Die ‚ökumenische Kommunität’ Offensive Junger Christen (OJC) wird zum
‚evangelikaler Verein’ geschrumpft (MG 67). Kein Wort davon, dass sie
aus der 1968er Bewegung heraus entstanden ist, gewissermaßen fromme
Blumenkinder. Kein Wort, dass sie unter anderem durch den Kampf gegen
die Apartheid in Südafrika und durch Friedensinitiativen groß wurde.
Kein Wort davon, dass es sich um eine ökumenische Kommunität handelt,
bei der katholische, orthodoxe, anglikanische und evangelische
Kirchenführer und Professoren ein und aus gehen. Kein Wort davon, dass
die OJC Fachverband im Diakonischen Werk der EKD ist. So wird aus der
weitläufigen Kommunität in Reichelsheim mit den unterschiedlichsten
Einrichtungen, in dem unter anderem auch Evangelikale stark engagiert
sind, ein ‚evangelikaler Verein’. Nur wer die OJC vor Ort besucht, wird
den Irrtum sehen. Wenn ich solche Argumente vorbringe, dann nicht, um zu
sagen, dass die wirklichen Übeltäter nicht evangelikal seien (‚Heiliger
Sankt Florian, bewahr’ mein Haus, zünd’ andere an.‘), sondern nur, um zu
zeigen, wie schlecht die Autoren recherchiert haben bzw. wie selektiv
und verkürzt sie berichten. Überall wo ich – meist mit geringem Aufwand
– die Angaben der Autoren überprüfen konnte, erwiesen sich die Zitate
als korrekt, die Angaben über die Organisationen als recht
unzuverlässig. Bei anderen Journalisten wird dann nicht zufällig alles
noch platter, etwa wenn es in ‚Das Parlament‘ (30.3.2009, S. 15) heißt,
die Evangelikalen hätten mit Bibel-TV gar einen eigenen Fernsehsender.

Es wird vorgerechnet, dass 13% bzw. 28% nicht an die Evolutionstheorie
glauben, ja sogar 12% der Lehramtskandidaten und 5% der
Biologiestudenten (S. 87-88). Und auch wenn wir einmal so tun, als wenn
es in unserem Land streng verboten wäre, die Evolutionstheorie
anzuzweifeln, daran sollen die Evangelikalen schuld sein, die 1,7% der
deutschen Bevölkerung ausmachen? Und das, wo selbst die ‚Hardliner‘
unter den Evangelikalen wie ‚Wort und Wissen‘ ausdrücklich die
Mikroevolution vertreten und nur die Makroevolution anzweifeln? Und
warum verschweigen die Autoren, dass der Prozentsatz der Gegner der
Evolutionstheorie unter Katholiken mit Abstand am höchsten ist (was ich
– wohl gemerkt – nicht kritisiere, sondern nur vermerke)? Weil das ihrer
scheinbar so eindeutigen und einlinigen antievangelikalen Strategie die
Spitze nehmen würde? Weil man dann plötzlich nicht mehr eine Minderheit
ausgrenzen könnte, sondern sich mit großen gesellschaftlichen Kräften
auseinandersetzen müsste?

Die Autoren kennen die Theologen und Bücher der Bewegung nicht Nirgends
setzen sich die Autoren mit den führenden Theologen oder anderen Denkern
der Bewegung auseinander. Jährlich werden weltweit hunderte evangelikale
theologische Bücher veröffentlicht, jährlich Dutzende davon auch in
deutscher Sprache. Aber die Autoren haben sich nicht die Mühe gegeben,
auch nur in einige von ihnen hineinzuschauen. Stattdessen zitieren sie
Webseiten, eMails und säkulare Zeitungsartikel. Sie sparen so natürlich
eine Menge Zeit und ersparen sich auch die viel mühsamere intellektuelle
Auseinandersetzung. Vielleicht ist das ja der Grund, warum die EKD die
Einschätzung der Autoren nicht teilt, weil sie die theologische
Literatur der Evangelikalen und ihre Vordenker kennt, und dies auch und
gerade aus der Zweidrittelwelt. Das wäre so, als wenn man 240 Seiten
über die CDU schriebe, indem man wahllos Aussagen von Mitgliedern
zitiert, die Vordenker und das Parteiprogramm aber nirgends erwähnt.

Wer die Fußnoten der Autoren am Ende durchblättert, wird schnell
ernüchtert, denn was zunächst wie gute Recherche aussieht, entpuppt sich
überwiegend als eine Sammlung von Hinweisen auf Webseiten, eMails, kurze
Zeitungsartikel und Meldungen und das normale Handwerkszeug von
Journalisten, die sich selten in Fachliteratur zum Thema verirren und
selten Zeit haben, die Gegenpartei ausführlich in ihren eigenen
Argumenten und Erfahrungen selbst auch zu sich sprechen zu lassen.
Spricht das, was jeder Evangelikale privat tut, gegen die Evangelikalen
an sich? Im ganzen Buch wird nicht unterschieden, was Evangelikale
befürworten und was einzelne Evangelikale tun. Nirgends wird gefragt,
wie hoch der Zustimmungsgrad unter den Evangelikalen zu bestimmten
Äußerungen oder Handlungen ist. So wird der evangelikale Leser
zahlreiche Beispiele von Äußerungen und Handlungen finden, die er
instinktiv ablehnt, aber erstaunt feststellen, dass sie als typisch
evangelikal gelten. Dadurch wird der Eindruck erweckt, jeder
Evangelikale sei gleichzeitig ekstatischer Pfingstler, sittsam
gekleideter Brüdergemeindler, russlanddeutscher Homeschooler,
schlagender Vater, beleidigender Straßenprediger, schreiender Evangelist
usw., als wenn jeder Evangelikale in sich die Meinungen, Handlungen und
auch Probleme aller anderen Evangelikalen und Christen vereinen würde.
Man könnte ja auch ein Buch schreiben, wie Journalisten sind und dabei
jede Untat eines Journalisten aus 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland
auflisten und davon ausgehen, dass dann die Autoren des Buches ja wohl
genauso sein müssten. Man könnte auch ein Buch über ‚Die Grünen‘
schreiben, in dem man alles, was Mitglieder dieser Partei sagen und im
Alltag tun, der Ausrichtung der Grünen zurechnet. Dann wären wir aber
immer noch weit vom Vorgehen der Autoren entfernt, weil es bei den
Evangelikalen keine überprüfbare Mitgliedschaft gibt und die Autoren
deswegen jeweils frei wählen können, wen sie den Evangelikalen zurechnen
(und wen nicht, wenn das zu positiv aussähe), zumal sie meist keine
Begründung dafür vorbringen, warum sie bestimmte Leute eigentlich zu den
Evangelikalen zählen.

Die Partei Bibeltreuer Christen muss als Beispiel
gegen die Evangelikalen herhalten (MG 170-173), das meiste, was gegen
sie gesagt wird, ist banal. Verschwiegen wird aber, dass die Partei nur
sehr wenige Mitglieder hat und von erstaunlich wenigen Evangelikalen
gewählt wird, dazu ebenso stark von konservativen Katholiken gewählt
wird (der erste Mandatsträger der PBC war ein Katholik im katholischen
Fulda) und von keiner evangelikal geprägten Kirche unterstützt wird.
Nur: Auch wenn ich nicht zu den Wählern der PBC gehöre: Was da so über
sie gesagt wird, hat sie nicht verdient und eine Demokratie wird ja wohl
eine solche Partei aushalten, solange sie nach Recht und Ordnung
funktioniert und nicht verfassungswidrig ist. Man sollte hier vorsichtig
sein, denn die PBC ist ja nach deutschem Recht ordnungsgemäß angemeldet
und gilt den Behörden beileibe nicht als verfassungsfeindlich. Aber
richtig ist, dass sich die evangelikalen Wähler überwiegend auf alle im
Bundestag vertretenen Parteien verteilen.

Natürlich darf der Fall einer Dämonenaustreibung durch
‚Ganzkörpersalbung‘ einer Frau durch ein Predigerehepaar in Nürnberg,
die zu 22 Monaten auf Bewährung verurteilt wurden (MG 26-27), nicht
fehlen. Übel, übel, nur welche evangelikale Gruppe hat das jemals für
gut geheißen? Die evangelikale Presse jedenfalls hat seinerzeit mit
Abscheu über die ganze Sache berichtet. Und zum Glück ist es ein
Einzelfall geblieben, der aber so dargestellt wird, als käme er täglich
und überall vor und sei typisch.

Auf den angeblich typisch evangelikalen Fall eines Vaters, der seinen
Sohn getötet hat, möchte ich weiter unten eingehen, obwohl er schön
belegt, dass das Verbrechern eines einzelnen Evangelikalen zum Wesenszug
aller Evangelikalen hochgerechnet wird – ein typisches Vorgehen, wenn
man Minderheiten diskriminieren will. Ein moralinsaures Buch beklagt
sich über Ethik und verschweigt den eigenen Standpunkt Das Buch ist
moralinsauer. Während den Evangelikalen vorgeworfen wird, andere
moralisch zu verurteilen und häufig von Sünde zu sprechen, stehen die
Autoren selbst fortwährend mit erhobenem moralischen Zeigefinger da und
reden vom hohen Ross. Sie selbst scheinen alles richtig zu wissen und zu
machen. Dabei lassen die Autoren völlig offen, woher eigentlich ihre
Moral kommt, wie sie überhaupt völlig verschweigen, wo sie
weltanschaulich oder religiös stehen. So jedenfalls kann man keinen
Dialog führen.Die Autoren argumentieren dabei oft mit Worthülsen: „Der
christliche Fundamentalismus kann damit auch als Gegenkonzept zur
Moderne verstanden werden.“ (MG 10). Das sagt sich natürlich schön, aber
wer oder was ist denn die „Moderne“, wo wir doch längst in der
Postmoderne oder gar danach leben? Die Autoren machen sich gar nicht
erst die Mühe zu beschreiben, was sie eigentlich damit meinen. Klingt
doch gut: die sind unmodern. Und wo steht die „Moderne“ als Fixpunkt im
Grundgesetz, von der man nicht abweichen darf? Könnte man Greenpeace
oder Attac nicht ebenso vorwerfen, fundamentalistisch nicht die moderne
Realität akzeptieren zu wollen? Es gibt angeblich bei den Evangelikalen
nur Gut und Böse. Hätten die Autoren einmal in die theologischen Bücher
der Evangelikalen geschaut (die sie völlig ignorieren), hätten sie etwas
anderes gefunden. Mein Buch ‚Führen in ethischer Verantwortung:

Die drei Seiten jeder Entscheidung‘ geht lang und breit darauf ein, dass es neben der grundsätzlichen Ethik der Normen und Werte die Situationsethik und die Ethik der persönlichen Gewissensentscheidung gibt, alles sowohl in der Bibel, als auch in einer langen theologiegeschichtlichen Tradition vorgegeben.

Luthers ‚Adiaphora‘ (Fragen, die von keiner grundsätzlichen
ethischen Norm betroffen sind und zu denen auch der Christ keine
abschließende Antwort geben kann), spielen im Pietismus und
Evangelikalismus ebenfalls eine große Rolle. Zu den meisten Fragen der
säkularen Welt haben Evangelikale – wie andere christliche Bewegungen
auch – keine nicht hinterfragbare Antwort, sondern auch in ihrer Mitte
verschiedene Sichtweisen, die miteinander im Gespräch sein müssen. Die
biblische Aussage: „Wo viele Berater sind, da nimmt es ein gutes Ende“
(Sprüche 11,14; 15,22; 24,6) nehmen die Evangelikalen sehr ernst. Zu
‚Gut und Böse’ muss ich doch auch noch anmerken: Es sind die Autoren
selbst, die nur Gut und Böse kennen. Gut sind nämlich sie, böse die
Evangelikalen, und zwar so ohne Abstriche hundertprozentig, dass – wie
schon festgestellt – nirgends ein gutes Wort über sie steht.

*Eine unwissenschaftliche und unbrauchbare Fundamentalismusdefinition –
gemeint sind alle überzeugten Christen und Religiösen*


Fortsetzung folgt

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#4
Rolf

Rolf

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Mission Gottesreich oder: Die Kriminalisierung der Evangelikalen




*Zu Oda Lambrecht, Christian Baars. Mission Gottesreich:
Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch.Links Verlag: Berlin, 2009



Teil 2



Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher




Das Buch arbeitet mit einer völlig unwissenschaftlichen und
unbrauchbaren Fundamentalismusdefinition:





„Doch Fundamentalismus
bedeutet zunächst einmal, kompromisslos nach bestimmten religiösen oder
politischen Grundsätzen zu leben. Fundamentalisten halten ihre Form des
Glaubens oder ihre Ideologie für die einzig richtige und einzig wahre.“

(MG 8) Nach dieser Definition dürfte es auf dieser Welt nur wenige
Nichtfundamentalisten geben. Tatsächlich aber ist es willkürlich, wen
man jeweils als „kompromisslos“ und rechthaberisch versteht und wen
nicht. Auf zwei Seiten werden sechs Kennzeichen aufgelistet, warum „die
meisten Evangelikalen“ Fundamentalisten sind, nämlich weil sie ihre
Religion für die einzig richtige halten, Lebensregeln haben und deren
Übertretung Sünde nennen, an die Wiederkunft Jesu glauben, an das Böse
glauben, die Gesellschaft verändern wollen und ihre Überzeugungen
weitergeben wollen (MG 13-15). Einmal abgesehen davon, dass es sich hier
um eine willkürliche und von wenig Fachwissen geprägte Auswahl handelt:
Was hier beschrieben wird, gilt für alle katholischen und orthodoxen
Kirchen und den überwiegenden Teil der protestantischen Kirchen
weltweit. Oder kurzum: Am Pranger der beiden Journalisten steht hier
eigentlich durchgängig jedes überzeugte Christsein. Es soll sich dabei
keiner vormachen, damit wären nur die Evangelikalen gemeint. Die Logik
der Autoren lässt sich beliebig auf andere christliche und überhaupt
religiöse Gruppen übertragen.

Was da als Fundamentalismus definiert wird, gilt ebenso für den Papst
wie für den Dalai Lama, aber auch für Menschenrechtler, die bestimmte
politische Auffassung ‚kompromisslos‘ vertreten und für der Diskussion
enthoben erachten. Wird nicht bei uns in Deutschland zum Glück das
Folterverbot kompromisslos vertreten? Oder sollte man da in Zukunft
etwas großzügiger sein, um nur nicht als Fundamentalist zu gelten?

An dieser Stelle sei auch auf den auffälligen Umstand hingewiesen, das
die Autoren konsequent die katholische Kirche außen vor lassen. Während
die evangelischen Landeskirchen häufig erwähnt wird, könnte man den
Eindruck bekommen, dass es in Deutschland kein katholisches Christentum
gibt. Warum dies? Warum nicht entweder einige katholische Stimmen gegen
die Evangelikalen oder umgekehrt eine Katholikenschelte, weil sie
entweder ähnliche Positionen teilen oder nicht scharf genug gegen
Evangelikale vorgehen? Ich vermute, weil sonst sehr schnell deutlich
würde, dass die von den Autoren kritisierten ethischen Positionen der
Evangelikalen oft dem offiziellen Lehramt der katholischen Kirche
entsprechen. Die Autoren arbeiten nach dem Motto ‚Teile und herrsche’.

Nur wenn sie die Christenheit spalten, haben sie eine Chance. Die
Christenheit macht ihnen das dabei allerdings auch sehr einfach. Solange
ein Teil der Christenheit nicht angegriffen wird, wehrt sich dieser
selten für einen anderen Teil der Christenheit. Leider.

Im Übrigen müsste sich manche Gruppe wehren, die hier unter evangelikal
läuft und es wirklich nicht ist. Die größte Lebensrechtsorganisation
‚ALfA‘ (MG 81) ist ebenso wenig evangelikal wie der Bundesverband
Lebensrecht, dessen Mitgliedswerke zu 2/3 säkular ausgerichtet sind.
ALfA hat seinen größten Unterstützerkreis im katholischen Bereich,
daneben finden sich Nichtreligiöse, Evangelikale, Juden und andere.

Die Gemeinschaft ‚Zwölf Stämme‘ (MG 113-114), die trotz
Gefängnisaufenthalte der Väter Homeschooling betrieb, bis
Baden-Württemberg ihren Unterricht als Privatschule anerkannte, wird zum
ersten Mal in der Geschichte den Evangelikalen zugeordnet – wobei im
Buch der Ausdruck ‚christliche Fundamentalisten‘ immer so schwammig
verwendet wird, dass auch nichtevangelikale und nicht protestantische
Gruppen als Negativbeispiele verwendet werden können, der Leser aber
alles bei den Evangelikalen ablädt. Die ‚Zwölf Stämme‘ sind Rückwanderer
aus den USA, die aus dem Umfeld der Bruderhöfe und Amish People kommen
und zur ökologischen Ernährung prinzipiell nur essen, was sie selbst
angebaut haben. Die USA steht noch, obwohl Hunderttausenden Amish People
dort noch ganz andere Freiheiten zugestanden werden, die Buchautoren
sehen aber die Republik in Gefahr, weil 100 Ökobauern auf ihren
Bauernhöfen ihren – zugegebenermaßen etwas weltfremden – Lebensstil
leben wollen. Von ihrer bewundernswerten pazifistischen und ökologischen
Tradition erfährt der Leser natürlich nichts.

Das Buch ist sich in diesem Zusammenhang nicht zu schade, polemisch zu
berichten: „Die Männer tragen Vollbärte, die Frauen lange Haare und
weite Röcke“ (MG 114). Also, die Bartfrisur ist neuerdings in
Deutschland wieder vorgeschrieben? Und gilt das dann auch für Muslime
oder für orthodoxe Priester und Bischöfe? Wird hier nicht bewusst mit –
teils gar rassistischen – Ressentiments der Leser gespielt? Ich fühle
mich jedenfalls in meiner Freiheit nicht durch Vollbärte, Mähnen oder
Hahnenkämme anderer beschränkt und finde solche Äußerungen intolerant.

Am Ende fehlt dem Buch der Beweis der Gewaltneigung der Evangelikalen
Das Buch versucht Evangelikale immer wieder in den Geruch von
gewaltbereiten, gesetzesbrechenden Fundamentalisten zu rücken. Oft ist
auch einfach allgemein von „Fundamentalisten“ die Rede, gemeint sind
dann die aller Religionen, ohne dass das deutlich gesagt wird, etwa wenn
von Fundamentalisten allgemein gesagt wird: „Deshalb wollen sie ihren
Glauben oder ihre Idee verbreiten – einige auch mit Gewalt“ (MG 8-9).

Nicht nur, dass solche Aussagen so vage bleiben, sondern für
Evangelikale können die Autoren dafür im ganzen Buch kein einziges
wirkliches Beispiel vorbringen. Evangelikale verbreiten ihren Glauben
und ihre Ethik nicht mit Gewalt und das haben die Autoren auch nicht
widerlegen können.

Nach vielen Versuchen, Evangelikale in die Nähe von Gewalt zu rücken,
ohne belegbare Beispiele dafür nennen zu können, kommt nun endlich der
Abschnitt „Gewalt im Namen der Bibel“ (MG 76-77). Der „strenggläubige
Christ“ Karl K. – ob er evangelikal war, bleibt im Nebel und hätte bei
der Schwere des Arguments wenigstens etwas Recherche verdient – ersticht
seinen Sohn, weil sein Sohn das Haus verlassen wollte, um eine 13jährige
zu vergewaltigen. Der Vater wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die
ganze Geschichte wird dabei nicht aus den Gerichtsakten entnommen,
sondern aus Kurzmeldungen des Spiegels und der Lübecker Nachrichten.

Denn die Autoren interessiert wohl kaum, was wirklich passiert ist,
sondern wie sie Stimmung machen können.

Aber ordnen wir das Ganze einmal den Evangelikalen zu: Eine einzelne
Familientragödie, offensichtlich die einzige aus den letzten
Jahrzehnten, die zu finden war und die alle Evangelikale verurteilen und
bedauern werden, wird als typisch für sie hingestellt. Evangelikale
vertreten, dass alle Menschen, auch sie selbst Sünder sind. Deswegen ist
es für sie keine Überraschung, dass auch Evangelikale zu Bösem fähig
sind. Etwas so Böses wie Mord scheint dann aber doch unter Evangelikalen
etwas seltener als sonst vorzukommen, sonst hätten die Autoren sicher
viel mehr Beispiele vorgebracht. Also: In Jahrzehnten ein
verabscheuungswürdiger Mörder und damit ist bewiesen, dass alle
Evangelikale einen Hang zu religiösen Morden haben? Und was soll mit dem
Beispiel gesagt werden? Hier wird eine schreckliche Familientragödie
instrumentalisiert, um so zu tun, als wäre es typisch evangelikal,
seinen Sohn im Namen der Bibel zu erstechen. Wenn dem so wäre, müsste es
aber in den letzten 50 Jahren und bei 1,4 Mio. Evangelikalen im Land
ständig neue Fälle geben. Und ist die evangelikale Bewegung für alles
verantwortlich, was einzelne Evangelikale (oder angebliche Evangelikale)
tun? Ist jede Steuerhinterziehung durch Evangelikale – und die gibt es
sicher – ein Beweis gegen sie? Oder muss man nicht viel mehr fragen,
wofür die evangelikale Bewegung öffentlich einsteht – unabhängig, ob
sich jeder daran hält?

Wenn in muslimischen Familien häufiger Ehrenmorde vorkommen, die dabei
von den Tätern noch als rechtens verteidigt werden, wird zu Recht
gefordert, dafür nicht pauschal alle Muslime haftbar zu machen. Wenn ein
Vater seinen Sohn ersticht, der möglicherweise evangelikal war, und wenn
diese Tat noch nicht einmal von irgendjemand als rechtens verteidigt
wird, müssen Millionen Evangelikale darunter leiden?

*Zu weiteren Gewaltvorwürfen*

Für die vermeintliche Gewalt gegen Abtreibungskliniken müssen die
Autoren auf die USA verweisen und dazu ausschließlich Zeitungsartikel
aus den 1990er Jahren zitieren (MG 79 + 212). Ich habe in einer eigenen
Untersuchung (s. Angaben am Ende dieser Stellungnahme) gezeigt, dass
selbst für die USA die Fakten dagegen sprechen, dass es sich bei den
wenigen Morden an Abtreibungsärzten bis Mitte der 1990er Jahre um
evangelikale Taten handelte. Aber da das ganze Buch ja um Evangelikale
in Deutschland geht: Warum wird direkt zur deutschen
Lebensrechtsbewegung übergegangen und dem Leser verschwiegen, dass in
Deutschland nie dergleichen geschah, ja noch nicht einmal die Wand einer
Abtreibungsklinik beschmiert wurde? Weil man eben offensichtlich gerne
hätte, dass die Evangelikalen gewalttätig sind. Von dort geht der Weg
direkt zu einem einzelnen Evangelikalen, der verurteilt wurde, weil er
einen Frauenarzt als „Folterknecht“ und „Berufskiller“ bezeichnete und
Flugblätter gegen Abtreibungsärzte verteilte. Wieder fehlt jeder Beleg,
dass eine nennenswerte Zahl von Evangelikalen, eine Kirche oder die
Deutsche Evangelische Allianz das Vorgehen gutgeheißen habe.

Tatsächlich
handelt es sich um einen ausgesprochenen Einzelgänger. Sein Vater wird
übrigens „Pfarrer einer Freikirche“ (MG 85) genannt (der
Professorentitel wird wie immer galant verschwiegen), als wenn damit
automatisch belegt sei, dass sein Sohn im Einverständnis mit dem Vater
handele (was in diesem Fall nicht so ist) und suggeriert wird, es
handele sich um eine evangelikale Kirche. Die Selbständig
Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland ist zwar eine Freikirche,
versteht sich selbst aber nicht als evangelikal und entstammt historisch
einer völlig anderen Entwicklung (nämlich der Ablehnung der Union der
lutherischen und reformierten Kirchen im 19. Jh.).

Angeblich befürworten Evangelikale ‚körperliche Züchtigung‘ (MG 50-51) –
was wieder nur für einen Teil zutrifft und zudem dann immer noch von der
Frage unterschieden werden muss, ob sie es deswegen auch häufiger tun
als andere, die es theoretisch ablehnen. Nun gibt es in unserem Land
leider Misshandlung von Kindern und Gewalt in Familien. Und sicher sind
davon Evangelikale nicht ausgenommen, die ja wie gesagt – nach eigener
Lehre – auch Sünder sind. Aber so zu tun, als würden die Evangelikalen
ihre Kinder vermehrt schlagen, ohne eine einzige Untersuchung
vorzulegen, zeigt, das man immer nur findet, was schon vorher feststand.

Leider gibt es Untersuchungen dazu nur in den USA. Sie zeigen, dass
Evangelikale ihre Kinder (unabhängig wie sie zur Züchtigungsfrage
stehen) seltener als im Landesdurchschnitt schlagen, sondern ihre
Erziehung überwiegend auf Liebe, Güte und Vergebung aufbaut. Aber die
Autoren begeben sich ja nicht auf die viel mühsamere Suche nach der
soziologischen Realität, sondern suchen nur vordergründige Argumente.

Es werden „gehässige Mails“ (MG 67) gegen Kritiker der Evangelikalen
angeführt. Es tut mir ja um jedes wirklich drohende und hässliche Mail
leid, aber erstens müsste ja erst einmal überprüft werden, von wem die
stammen und zweitens bekommt die doch heute fast jeder, der eindeutige
Positionen vertritt. Man muss nur einmal die Kommentare unter den
Artikeln auf den Webseiten der Zeitungen und Magazine lesen, auf denen
wüste Beschimpfungen und Beleidigungen so normal geworden sind, dass man
sich wundert, dass sich da noch Leute beschimpfen lassen. Auch was sonst
im Web und per Mails, in Kommentaren und Blogs Menschen an übler Gosse
übereinander ausbreiten, ist schlimm. Evangelikale sollten sich nicht
daran beteiligen. Aber als Argument gegen sie taugt das kaum, wenn man
es dann nicht gegen alle anführt.

*Keine Gewalt gegen Homosexuelle belegt*

Über viele Seiten wird die Sicht kritisiert, dass praktizierte
Homosexualität Sünde sei. Nur eines gelingt den Autoren nicht:
Evangelikale in irgendeiner Weise mit Gewalt gegen Homosexuelle in
Verbindung zu bringen! Denn zur Moral der Evangelikalen gehört die
Gewaltlosigkeit, das Gewaltmonopol gehört ausschließlich dem Staat. Auch
erfährt der Leser nicht, dass Evangelikale ihre Sicht der Homosexualität
mit der katholischen und allen orthodoxen Kirchen teilen, die ebenso
wenig für Gewalt gegen Homosexuelle sprechen oder an solcher beteiligt
sind. Nach meiner Zählung wird in dem Buch an 170 Stellen eigens darauf
hingewiesen, dass Evangelikale Homosexualität für Sünde halten, obwohl
es dazu sowieso ein eigenes Kapitel im Buch gibt und die Sache selbst ja
unstrittig ist. Wie eine Schallplatte kommt immer wieder derselbe
Vorwurf. Doch ich ersehe daraus auch etwas anderes: Mehr als diesen
Vorwurf können die Autoren nicht belegen. Kein einziger Beleg für Gewalt
gegen Homosexuelle. Kein Beweis für eine Gesetzesinitiative gegen
Homosexuelle. Ab und zu mal, dass sich ein Homosexueller in einer
Gemeinde unter Druck gesetzt gefühlt hat, aber Religionsgemeinschaften
gehört man in unserem Land freiwillig an und in keinem Fall ist von
echten Repressalien die Rede.

*Wer ist hier die Minderheit?*

Noch ein Wort zur ständig wiederkehrenden Behauptung, die Evangelikalen
würden die Minderheit der Homosexuellen verfolgen. Einmal ganz davon
abgesehen, dass die Evangelikalen keine Homosexuellen verfolgen und
Gewalt und Diskriminierung gegen sie ausdrücklich ablehnen und lediglich
Homosexualität wie viele andere Dinge für moralisch falsch halten: Das
Ganze stellt die Tatsachen auf den Kopf. Die Evangelikalen stellen nicht
nur zahlenmäßig eine Minderheit in Deutschland dar, denen ein Teil der
Medien negativ gegenüber eingestellt ist, sondern sie haben auch keinen
Zugriff auf politische oder wirtschaftliche Macht. Die homosexuelle
‚Minderheit’ ist dagegen längst an den Schalthebeln der Macht
angekommen. Sie wird auf allen politischen Ebenen aus dem
Steueraufkommen unterstützt, die Evangelikalen finanzieren sich fast
völlig aus eigenen Spenden. Bundesländer und im Bundestag vertretene
Parteien werden von bekennenden Homosexuellen geführt, so hoch
angesiedelt finden sich keine Evangelikalen. Homosexuelle
(differenzierter gesagt: ihre öffentlichen Vertreter) und ihre
Unterstützer stürzen Kandidaten für EUKommissariate und viele andere
politische Ämter, dergleichen Macht fehlt den Evangelikalen völlig.
Homosexuellen stehen die Medien weit offen, sie dort zu verunglimpfen,
ist verpönt. Evangelikale werden nur gelegentlich von den Medien
wohlwollend interviewt, die ablehnende Berichterstattung überwiegt.

Die Homosexuellen sind keine Minderheit mehr, sie sind längst an der
Macht beteiligt, gut vernetzt und gut durch starke Organisationen
vertreten. Denn eine Minderheit definiert sich nicht einfach
zahlenmäßig, sondern ob sie Macht hat oder der Macht anderer
ausgeliefert oder auf den Schutz anderer angewiesen ist. Um friedlich im
Land mit allen zusammenleben zu können, sind die Evangelikalen darauf
angewiesen, dass auch die Homosexuellen und ihre öffentlichen Vertreter
ihre Rechte als religiöse Minderheit nach der Verfassung schützen und
auf Diskriminierung verzichten. Wenn verfolgte Minderheiten zur Macht
kommen, stehen sie immer in Gefahr, die Toleranz zu verlieren, die sie
einst eingefordert haben. Die Lutheraner, kaum vom Joch der Katholiken
befreit, verfolgten Andersdenkende evangelische Glaubensbrüder. Von
Katholiken und Lutheranern Verfolgte verfolgten wieder die Täufer. Die
Armenier, endlich wieder im eigenen Staat Armenien, verfolgen
Nichtarmenier. Die Israelis, der Verfolgung entkommen, stellen sich
gegen Palästinenser, diese – kaum autonom- verfolgen die christlichen
Araber in ihrer Mitte. Der Hang, den Staat, der einen einst selbst
verfolgte, gegen andere Minderheiten einzusetzen, sobald man selbst
Zugriff auf den Staat hat, ist leider groß. Wie tolerant eine Bewegung
ist, zeigt sich in der Geschichte immer erst, wenn sie Zugriff auf
staatliche Macht hat.

Es reicht der homosexuellen Minderheit (oder differenzierter: ihrer
öffentlichen Vertreter) nicht, dass sie die politischen Vorzeichen
vollständig zu ihren Gunsten umgekehrt haben, sondern sie will scheinbar
erreichen, dass Andersdenkende eben nicht mehr anders denken und ihre
Meinung nicht mehr frei äußern dürfen – oder vom Staat abgestraft werden.

Gut, dass zu Zeiten des Christivals in Bremen das Gewaltmonopol beim
Bremer Oberbürgermeister und der Bremer Polizei in guten Händen war und
dort die friedlichen Evangelikalen gegen teilweise gewalttätige
Protestler beschützte, aber die linksradikalen Proteste zeigen, dass man
vor Gewalt gegen die evangelikale Minderheit nicht zurückschreckt und
die Hetze der Medien gegen die Evangelikalen – wie mediale Hetze oft –
schnell in reale Gewalt umschlägt. Wie die katholische Kirche, die
orthodoxen und altorientalischen Kirchen und die große Mehrheit der
weltweiten Christenheit – ja auch der protestantischen Kirchen außerhalb
der westlichen Welt – halten auch Evangelikale Homosexualität wie
überhaupt jedwede Sexualität außerhalb der Ehe und jedwede unfreiwillige
Sexualität in der Ehe für nicht mit dem Willen Gottes vereinbar. Dass
sie in einer Gesellschaft leben, die den Bereich der Sexualität völlig
anders sieht, teilen die Evangelikalen mit fast allen Christen seit
neutestamentlicher Zeit in vielen Zeiten und Kulturen. In einer
Demokratie halten sie sich an diesbezügliche Gesetze. Im Übrigen
predigen sie Gewaltfreiheit und respektieren das Gewaltmonopol des
Staates wie kaum eine andere religiöse Bewegung. Aber in einem
demokratischen Rechtsstaat haben sie einen Anspruch darauf, dass sie
weder von Verfechtern einer Ehe ohne Trauschein noch von Homosexuellen
gezwungen werden dürfen, so zu denken oder zu leben wie sie. Denn die
Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit und das Recht auf ein
selbstbestimmtes Leben gilt ja auch für sie.

Evangelikale sind der Meinung, dass Gott die Sexualität als Krönung der
Schöpfung für die Dauerbeziehung von Mann und Frau geschaffen hat. Sie
glauben, dass erfüllte Sexualität in die Ehe gehört. Sie helfen auch
vielen Menschen, die das nicht so leben. Sie sprechen sich gegen
sexuellen Missbrauch von Kindern aus, gegen Vergewaltigung in der Ehe,
ja sie sehen es selbstkritisch und leiden darunter, dass es all das auch
in ihrer Mitte gibt. Sie bieten Hilfe und Vergebung an. Sie betreuen in
Afrika und Asien Millionen von HIV- und AIDS-Betroffene, gleich ob deren
sexuelle Praktiken mit verursachend waren oder nicht. Aber grundsätzlich
bleibt es dabei, dass sie friedlich und seelsorgerlich dafür eintreten,
dass Sexualität in eine harmonische und verlässliche heterosexuelle
Langzeitbeziehung gehört.

Millionen Menschen leben in ‚wilder‘ Ehe, ohne die Evangelikalen zu
beschimpfen und im Bundestag ein Einschreiten der Bundesregierung zu
verlangen. Millionen von Menschen lassen sich scheiden, ohne gewalttätig
gegen evangelikale Veranstaltungen zu demonstrieren, auf denen auch
seelsorgerlich vor Scheidungen gewarnt und Scheidungsopfern Hilfe
angeboten wird. Die Pornoindustrie lässt die Evangelikalen gewähren,
obwohl diese zu ihren schärfsten Kritikern gehört. Warum muss denn dann
in der Frage der Homosexualität das Gewaltmonopol des Staates gegen die Evangelikalen zu Hilfe gerufen werden?

Wer „Minderheiten diskriminiere und gegen Andersgläubige hetzt“, gehöre
bekämpft, heißt es in einer Rezension (Das Parlament 30.3.2009, S. 15).
Fakt ist doch, dass die Evangelikalen diskriminiert werden. Wer arbeitet
denn für staatliche Medien, die Evangelikalen oder Lambrecht und Baars
(ARD)? Wer kann denn erreichen, dass sein Buch in der Zeitschrift des
Bundestages uneingeschränkt gelobt wird (Das Parlament 30.3.2009, S.
15)? Und Fakt ist doch, dass die beiden Journalisten selbst gegen
„Andersgläubige“ (das sind die Evangelikalen ja wohl) hetzen, nicht
umgekehrt. Verfolgung religiöser Minderheiten – längst überwunden –
kommt sie zurück? Zum Stichwort ‚religiöse Minderheiten‘ noch ein Wort.

Europa hat eine unselige Tradition, dass die Mehrheitsreligionen und
-kirchen kleine religiöse Minderheiten verfolgen. Millionen Mitbürger
haben deswegen Europa verlassen und sind nach Amerika und anderen
Ländern und Erdteilen ausgewandert. Dass es Deutsche in der Sowjetunion,
Paraguay, Kanada, Chile oder Brasilien gab, ist wesentlich diesem
Umstand zu verdanken. Nun haben wir das nicht nur politisch hinter uns,
sondern auch erstmals in der deutschen Geschichte gibt es eine
nennenswerte ökumenische Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und
Freikirchen und Begegnungen zwischen den Großkirchen und Evangelikalen.

Meine Vorfahren, die (evangelisch-reformierten) Hugenotten, wurden in
Europa von einem Land zum nächsten vertrieben und bitter verfolgt. Sie
haben – auch aus diesen Erfahrungen heraus – maßgeblich an der
Entwicklung des vertragsrechtlichen Denkens, der rechtlichen Entmachtung
des Adels und der Einführung der Demokratie mitgewirkt. Zuletzt fanden
meine hugenottischen Vorfahren aus Salzburg vertrieben in Preußen
(genauer in Danzig) eine neue Heimat. Soll jetzt nach vielen Jahren der
Religionsfreiheit alles wieder von vorne los gehen? Stehe ich als
überzeugter Reformierter mit vielen anderen christlichen Minderheiten
wieder am Pranger, diesmal nicht der Kirchen und des Staates, sondern
der Medien, die den Staat gegen uns mobilisieren? Lambrecht und Baars
wollen offensichtlich die positive Entwicklung zur Anerkennung
religiöser Minderheiten wieder zurückdrehen. Sie treten die uralte und
überwunden geglaubte Voreingenommenheit gegenüber kleineren religiösen
Gruppen wieder los. Sie werfen den evangelischen Kirchen vor, dass sie
nicht ihre Macht gegen die Evangelikalen in Stellung bringen. Gottlob
tun sie das immer weniger. Gottlob verstehen die Kirchen, dass sie dabei
meist nur instrumentalisiert werden sollen und morgen selbst Freiwild
sein können. Derzeit kommen einige Tausend Christen und Mandäer aus dem
Irak als Religionsflüchtlinge nach Deutschland. Sie entsprechen genau
dem Bild von christlichen Fundamentalisten, das die Autoren zeichnen.

Nach tausend Jahren Zusammenleben mit Muslimen klammern sie sich an
ihren Glauben und sind nicht an Alternativen interessiert. Strenge
Lebensregeln und unaufgebbare uralte Rituale bestimmen nicht nur ihre
Gottesdienste, sondern auch ihr Familienleben und ihren Alltag und sind
für ihr Überleben als kulturelle und sprachliche Gruppe von zentraler
Bedeutung.

*Sollen sie per se bei uns keine Heimat finden?*

Es ist offensichtlich, dass die Autoren jede Art von Mission für gegen
die Menschenrechte gerichtet halten. Fakt ist aber, dass Mission und
Religionswechsel gerade Kernbestandteile der Religionsfreiheit sind, in
der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ebenso wie in den
EU-Menschenrechtsstandards und im Grundgesetz. Geradezu ein Hohn ist
natürlich auch, dass die Autoren mit flammendem missionarischen Eifer
gegen die Evangelikalen zu Felde ziehen. Ihr Anliegen ist so wahr und so
wichtig, dass es jeweils reicht nachzuweisen, dass Evangelikale das
jeweils anders sehen. Praktisch nirgends müssen sie ihre eigene Position
erst einmal diskutieren, nirgends wird deutlich, dass es zu bestimmten
Phänomenen sehr unterschiedliche Beurteilungen geben kann. Die Autoren
beklagen, andere würden behaupten, die Wahrheit gepachtet zu haben, sie
selbst kennen aber offensichtlich die reine Wahrheit, an der sich alle,
die EKD, Bundesbehörden, Ministerien und viele andere auszurichten
haben. Der Missbrauch des Menschenrechtsgedankens für alles und jedes
führt dazu, dass plötzlich die Evangelikalen, die in ihrer Geschichte
schon lange vor den meisten anderen etwa gegen Rassismus und für
Religionsfreiheit eingetreten sind, als Feinde der Menschenrechte
verunglimpft werden.

*Evangelikale dürfen nicht, was jeder tun und lassen darf *

Die Autoren kritisieren fortlaufend Evangelikale für Dinge, die in einer
demokratischen Gesellschaft alle tun und lassen dürfen. So wird
kritisiert: „Evangelikale wollen die Gesellschaft verändern. Sie rufen
zu mehr Engagement in der Politik auf.“ (MG 14-15) Also unsere
Gesellschaft ist wunderbar, sie braucht keine Veränderung und niemand
will sie verändern (außer ein paar Parteien im Bundestag)? Und nur die
Evangelikalen sind Spielverderber und wollen sie ändern? Und in einer
Demokratie sollte sich natürlich niemand in der Politik engagieren, aber
die Evangelikalen können es einfach nicht lassen? Wissen die Autoren
eigentlich, was sie da schreiben?

Ein evangelikaler Lobbyverein hat 2008 Bücher an alle
Bundestagsabgeordneten verteilt. Was für eine Schandtat! Mit solchen
Allgemeinplätzen werden die Leser im ganzen Buch immer wieder
konfrontiert. Warum sollten die Evangelikalen denn keine Lobbyvereine
haben? Warum sollen sie sich nicht an Politiker wenden dürfen? „So
würden Evangelikale häufig ein negatives Bild von der Gesellschaft
außerhalb der Gemeinschaft zeichnen.“ (MH 70). Also, ist ja ein Ding! Wo
alle anderen Menschen in Deutschland sich so bemühen, ein positives Bild
der Gesellschaft zu zeichnen. Sind nicht viele Umweltschützer der
Meinung, sie seien die einzigen Aufrechten im Land? Sind nicht die
Tageszeitungen und das Fernsehen voll von Negativnachrichten über die
Gesellschaft, oft dazu noch von moralinsauren Journalisten, die es immer
schon besser gewusst haben – wenn man auf sie gehört hätte, gäbe es
schon lange keine Probleme mehr im Land?

Im Übrigen zeigen viele evangelikalen Bücher und Predigten, dass
Evangelikale oft auch ein schlechtes Bild ihrer Gemeinschaft zeichnen!
Das unter uns Evangelikalen die Welt noch in Ordnung sei, habe ich schon
länger nicht mehr gehört, geschweige denn öffentlich gelesen. „In
einigen fundamentalistischen Gemeinschaften fühlen sich die Leiter durch
Gott berufen, verlangen absoluten Gehorsam und unermüdlichen Einsatz.“

(MG 9). Das mit dem absoluten Gehorsam ist natürlich falsch, wo es
geschieht, aber kann man das nicht auch vom Papst oder anderen
Kirchenführern sagen, wenn man ihn missverstehen will? Göttlich berufen
fühlt sich auch der Dalai Lama und manch anderer nichtchristlicher
religiöser Führer. Und dann ist sogar ‚unermüdlicher Einsatz’ falsch?
Ohne den gäbe es ja auch keine freiwillige Feuerwehr! Im Übrigen ist
unermüdlicher Einsatz nun einmal häufig die Folge einer Religion oder
Weltanschauung. Das ist typisch menschlich und gut, nicht aber typisch
evangelikal.

*Feindbild „strenge Lebensregeln“*

„Evangelikale leiten außerdem strenge Lebensregeln aus der Bibel ab. Wer
dagegen verstößt, sündigt aus ihrer Sicht.“ (MG 14) Also wollen wir
jetzt alle im Land verbieten, die aus irgendetwas „strenge“ Lebensregeln
ableiten? Also auch buddhistische Mönche, praktizierende Muslime, aber
auch Vegetarier und Astrologen? Und beurteilt wird das danach, was
Journalisten jeweils für ‚streng‘ halten? Die Religionssoziologie hat
oft aufgezeigt, dass „strenge Lebensregeln“ das sind, was eine
Religionsgemeinschaft aufrecht- und zusammenhält. Inwieweit die Regeln
jeweils als „streng“ angesehen werden, ist dabei natürlich
Ansichtssache. So empfinde ich buddhistische Mönchsregeln als viel
strenger als meine christlichen, aber umgekehrt ist das natürlich
genauso. Die Verfasser des Buches scheinen aber zu meinen, dass
Lebensregeln an sich immer schon ‚streng‘ sind und der wahre moderne
Mensch am besten gar keine mehr hat, zumindest nur solche, die er
ständig ändert. Gleichzeitig stellen sie aber jede Menge Regeln auf,
denen Evangelikale folgen sollen, andernfalls der Staat eingreifen müsse.

Im Übrigen: Wenn man schon von Strenge redet, hätte man auf eines der
zentralsten Prinzipien der Evangelikalen zu sprechen kommen müssen, die
Freiwilligkeit! Wenn es eines gibt, was die Evangelikalen weltweit immer
wieder betonen, dann, dass Glaube eine völlig freiwillige Angelegenheit
ist und Gott keine Enkelkinder hat, dass der Glaube zwar Kindern gelehrt
werden, aber nicht übergestülpt werden kann. Nur wenn sie selbst
persönlich an Gott glauben, handelt es sich auch bei Menschen, die in
christlichen Familie aufgewachsen sind, um wahren Glauben. Die
evangelikalen Freikirchen etwa praktizieren doch die Großtaufe, um
sicherzugehen, dass ihre Kinder freiwillig im entscheidungsfähigen Alter
zur Gemeinde kommen, nicht automatisch. Den Pietisten war die
Konfirmation immer sehr wichtig, damit auch die als Kind getauften
Jugendlichen eine eigenständige Entscheidung fällen können. Warum gibt
es denn die von den Autoren so gerügte liturgische Vielfalt – vielleicht
sogar Beliebigkeit – im Gegensatz zu den Großkirchen? Weil in jeder
Gemeinde alle neu mitreden können, wie hier und heute Gottesdienst
gefeiert wird, ja es einen Gemeindetourismus gibt, weil sich jeder die
Gemeindefrömmigkeit sucht, die ihm gefällt und ihm das niemand
vorschreiben kann – mit allen Vor- und Nachteilen.

Der Fundamentalismus ist angeblich die Antwort auf die
„Individualisierung“ (MG 1). Und das soll auf die Evangelikalen
zutreffen, der mit Abstand individualistischsten Bewegung der
Christenheit, in der jeder Einzelne ein kleiner Papst zu sein scheint
und niemand auf niemanden hört? Es sind doch die Autoren, die sowohl
einer kirchlichen Gleichmacherei das Wort reden, als auch Leute zwingen
wollen, nicht individualistisch zu leben und zu denken, sondern so zu
leben und zu denken, wie sie es gutheißen und vorschreiben.

*Die Logik des Ganzen: Kontrollieren, Beschränken, Verhindern oder: wie
man seine evangelikalen Gegner schachmatt setzt*

Damit sind wir bei einem zentralen Dauerbrenner des Buches:
Kontrollieren, Beschränken, Verhindern. Die Autoren sprechen nie direkt
von Verbieten. Aber worauf anderes läuft es hinaus, wenn sie verhindern
wollen, dass je wieder ein freikirchlicher Gottesdienst im staatlichen
Fernsehen übertragen wird? Öffentliche Auftritte der Evangelikalen
sollten verhindert werden, wenn immer der Staat eine Möglichkeit dazu
hat – etwa als Vermieter. Politiker sollten nicht bei evangelikalen
Veranstaltungen auftreten. Ihre Privatschulen sollten noch stärker
kontrolliert werden – obwohl immer wieder die Stellungnahmen der
Kultusministerien und Schulämter zitiert werden, die Schulen hielten
sich an die gesetzlichen Vorgaben und Deutschland die strengste
Privatschulkontrolle eines freien Landes kennt. Steuergelder für
evangelikale Institutionen sollten gestrichen werden, die
Gemeinnützigkeit ihrer Organisationen in Frage gestellt werden. Die
Evangelikalen sollten keine Bücher an Bundestagsabgeordnete verteilen
und religiöse Sendungen im Privatfernsehen sollten besser nicht
stattfinden. Der Hauptvorwurf gegen die Evangelikalen, sie seien
intolerant und undemokratisch, wird durch diese Forderungen ad absurdum
geführt. Zum Glück wird die Religionsfreiheit verhindern, dass diese
Forderungen und Wünsche alle wahr werden.

Aber die Marschrichtung der Autoren ist klar: Meinungsverschiedenheiten
löst man, indem man die anderen mit Hilfe des Staates kontrollieren und
beschränken lässt und dafür sorgt, dass sie sich nicht beliebig
öffentlich äußern können. Was soll denn nur mit all den Evangelikalen
geschehen? Das Buch redet durchgängig so abfällig über die
Evangelikalen, dass man sich fragt: Soll ihnen das Wahlrecht entzogen
werden? Soll ihnen der Zugang zu den Medien verboten werden? Sollen sie
auswandern? Für mich wirkt das ganze Buch über weite Strecken so, als
wenn man eine unliebsame Gruppe, deren gesellschaftliches Engagement man
ablehnt, undemokratisch vom Markt werfen will. Haben die 1,4 Millionen
Evangelikale denn kein Recht, wie alle anderen auch friedlich in der
Demokratie ihre Stimme zu erheben? Evangelikale sollen keinerlei
staatliche Zuwendungen aus Steuergeldern mehr erhalten (MG 198) – was
nebenbei sowieso selten der Fall ist. (Sollen die Evangelikalen denn
dann auch keine Steuern mehr zahlen?)

Die Behörden sollen endlich gegen Heimunterricht schärfer vorgehen (MG
198-199), also noch schärfer, als es die staatlichen Gerichte zulassen?
Und dass, wo Deutschland dass schärfste Schulpflichtgesetz eines freien
Landes weltweit hat? Dass in Deutschland mindestens die Hälfte der
Homeschooler nichtreligiöse Motive haben, dass es eine linksgerichtete
Unschoolingbewegung gibt, dass mehrere Erziehungswissenschaftler an
deutschen Universitäten Homeschooling unter staatlicher Kontrolle
prinzipiell für gleichwertig und in bestimmten Fällen – etwa für
Hochbegabte – sogar für empfehlenswert halten, wird verschwiegen,
ebenso, dass die Masse der Evangelikalen die Homeschooler ablehnen und
es darüber eine heftige innerevangelikale Diskussion gibt.

Die Autoren diskutieren ernsthaft, ob sich das Verbot religiöser Werbung
in Rundfunk und Fernsehen nicht auch auf Sendungen bezieht, die man als
Missionierung Andersgläubiger verstehen könnte (MG 181). Da sie gleich
noch die steigende Zahl „bibeltreuer Internetseiten“ erwähnen (als wenn
nicht die Zahl der Internetseiten aller Gruppen, die sich im Web
tummeln, stiege), dürften sie das wohl auch einschränken wollen. Da die
Autoren gleich anschließend gegen die Ausstrahlung eines freikirchlichen
Gottesdienstes im ZDF wettern (MG 182-185), dürfte ihr Anliegen klar
sein. Jedenfalls fehlt jedes Bekenntnis, dass Evangelikale dasselbe
Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit haben, wie alle anderen auch.

Denn es sollte selbst dann eingeschritten werden, wenn die zuständige
Medienaufsicht (MG 181) keine rechtliche Handhabe sieht!Dass die Autoren
keinerlei Ahnung davon haben, welche grundgesetzlichen Rechte
Privatschulen haben, aber auch wie engmaschig jetzt schon Privatschulen
überprüft werden, ja dass Landesverfassungsgerichte immer wieder den
Privatschulen gegen die Behörden Recht geben, wird immer wieder
deutlich. Dass die Autoren prinzipiell mit Privatschulen auf Kriegsfuß
stehen, beweisen ihre negativen Äußerungen über die 3.000
allgemeinbildenden Privatschulen mit 700.000 Schülern (MG 103), da diese
nach einer Aussage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (die an
Privatschulen kaum Einfluss hat und hier eher als Lobbygruppe
einzuordnen ist) praktisch unkontrollierbar seien. Respekt vor
Verfassung und freiheitlicher Gesellschaft wird hier nicht formuliert –
der Ruf nach einer Verschärfung der Einschränkungen durch den Staat hat
immer Vorrang.

*In unserem Land geltende Menschenrechte und Rechte, die gefährdet
wären, wenn umgesetzt würde, was die Autoren wünschen:*/
- Religionsfreiheit:/ Leben nach den Grundsätzen der eigenen Religion
(solange anderen dasselbe gestattet wird)
/- Religionsfreiheit:/ Recht auf Religionswechsel und Recht auf
öffentliche Darstellung des Glaubens und Mission
/- Religion im öffentlichen Raum: /Im Gegensatz etwa zu Frankreich ist
es in Deutschland gewollt, dass Kirche/Religion und Staat sich zwar
nicht gegenseitig beherrschen, aber im öffentlichen Raum begegnen,
weswegen es etwa Religionsunterricht, Militärseelsorge, Kirche im
Rundfunk usw. gibt.
/- Schutz von Minderheiten und Schutz religiöser Minderheiten vor
staatlichen Eingriffen und Druck vorherrschender Religionsgemeinschaften
und Weltanschauungen Gewissensfreiheit: /Bestimmte ethische Positionen
sollen nicht mehr publik gemacht, ja vermutlich nicht einmal gedacht
werden dürfen
/- Meinungsfreiheit: /Bestimmte ethische Positionen sollen nicht mehr
öffentlich geäußert werden
/- Pressefreiheit:/ Sowohl eigene Medien als auch Zugang zu anderen
Medien sollten bestimmten religiösen Gruppen unmöglich sein.
/- Grundgesetzliches Recht auf Privatschulen: /Die Privatschulen sollen
– womöglich über das gegenwärtig angewandte Recht hinaus - kontrolliert
und zur Anpassung gezwungen werden
/- Grundgesetzliches Recht auf weltanschaulich geprägte Privatschulen:
/In Privatschulen soll auch dann keine Weltanschauung mehr vermittelt
werden dürfen, wenn der staatlich vorgeschriebene Stoff ordentlich
gelehrt und dies durch anerkannte Prüfungen (z. B. Abitur) gewährleistet
wird
/- Menschenrechtscharta der EU:/ Recht der Eltern auf religiöse
Erziehung der Kinder Interessant ist, dass die Autoren eine lange Liste
von kirchlichen und staatlichen Autoritäten und Institutionen anführen,
die nicht bereit waren, ihre Sicht der Dinge zu bestätigen,
Kultusminister, Bundesminister, Abgeordnete oder Ansprechpartner der EKD.

Statt sich zu fragen, wie das denn kommt, bestärkt das die Autoren nur
darin, vor den Evangelikalen zu warnen. Außerdem berufen sie sich
fortlaufend auf immer wieder dieselben landeskirchlichen
Weltanschauungsbeauftragten, vor allem auf Hansjörg Hemminger (14 x),
der aber in seinen Veröffentlichungen durchaus differenzierter schreibt.
Dass Vertreter wie die öfter zitierten Annette Kick und Reinhard
Hempelmann (z. B. Materialdienst der EZW 71 [2008] 7, S. 243-244) zwar
tatsächlich fundamentalistische Strömungen innerhalb der Evangelikalen
kritisieren, beide aber der Meinung sind, dass der weitaus größere Teil
der Evangelikalen in Deutschland keine Fundamentalisten sind, erfährt
der Leser nirgends. Die These der Autoren, dass Evangelikale mutwillig
Gesetze brechen würden, wird von dafür zuständigen Behörden nicht
geteilt. Könnte das nicht daran liegen, dass sie die Gesetze eben nicht
brechen? Jedenfalls ist die Marschrichtung der Autoren eindeutig:

Gesetze und Überwachung müssen verschärft werden. Die Autoren treten
ganz eindeutig für eine Kriminalisierung des Evangelikalseins ein. Sieht
so die demokratische Toleranz aus, die die Autoren von Evangelikalen
einfordern? Bitte lasst uns doch friedlich in diesem Land zusammen
leben, statt einen Kulturkrieg zu entfachen.

Ich möchte versöhnlich schließen. Die Evangelikalen sind bereit, mit
Andersdenkenden und Andersglaubenden in unserer deutschen Demokratie
friedlich zusammenzuleben und gemeinsam mit allen innerhalb und
außerhalb der Politik am Aufbau einer gerechten und friedlichen
Gesellschaft mitzuwirken, so wie sie das in vielen anderen Ländern der
Erde auch tun und wie sie es seit Jahrzehnten unter Beweis stellen.

Deswegen suchen wir das Gespräch und den Dialog mit allen, auch denen,
die uns nicht verstehen. Wir strecken auch den Autoren dieses Buches die
Hand entgegen und hoffen, dass der beschrittene Weg in einen
friedlicheren umgewandelt werden kann.

Wir Evangelikalen leben seit Jahrzehnten in diesem Land mit Millionen
Menschen völlig friedlich zusammen und diese Millionen leben friedlich
mit uns zusammen. Bitte helfen Sie mit, dass dies so bleibt und kein
hasserfülltes Klima gegen uns oder irgendeine andere Gruppe entsteht.Nur
bitten wir auch alle, Verständnis dafür zu haben, dass wir von unserer
Freiheit Gebrauch machen, Desinformationen aus unserer Sicht
klarzustellen und angesichts der undemokratischen Beschränkungswünsche
des Buches ‚Mission Gottesreich‘ davor zu warnen, dass solch ein von uns
als politischer Fundamentalismus empfundene Beschränkung unserer
Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit auch gleichbedeutend die
Beschränkung vieler anderer Gruppen bedeuten würde, die dem einen oder
anderen Journalisten nicht gefallen.

Nachtrag: Die taz macht der Bundeszentrale für politische Bildung
schwerwiegende Vorwürfe, weil diese in ‚Aus Politik und Zeitgeschichte‘,
der Beilage der Bundestagszeitung ‚Das Parlament‘, einen Artikel von mir
abgedruckt hat (Wolf Schmidt. „Wiedergutmachung für Hardliner“. taz.de
2.4.2009). Die Kritik der taz belegt meine Warnung oben, dass es
eigentlich nicht gegen die Evangelikalen, sondern gegen die Christen
überhaupt geht. Denn der Bundeszentrale wird das ganze Heft „Christen in
der Demokratie“ vorgeworfen und kritisch auch vermerkt, dass sonst
„normalerweise ... Historiker, Politikwissenschaftler oder Journalisten“
schreiben, diesmal aber neben mir Robert Zollitsch, Vorsitzender der
Bischofskonferenz, und Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der EKD, das
Ganze unter der Überschrift „Wiedergutmachung für Hardliner“. Also wirft
es „ein ungünstiges Licht“ auf die Bundeszentrale, dass kirchliche
Spitzenvertreter dort schreiben. Verschwiegen wird natürlich, dass
praktisch alle Autoren ehemalige oder gegenwärtige Professoren und
ausgewiesene Fachleute sind und dass auch früher schon nicht nur die
genannten Berufsgruppen als Autoren zur Verfügung standen, sondern
beispielsweise auch muslimische Autoren. Und warum sollten in einer
Fachpublikation „Journalisten“ gefragt sein, Theologieprofessoren aber
nicht?

Noch deutlicher werden weitere Reaktionen auf das Heft „Christen in der
Demokratie“. Im brightsblog.wordpress.com stellt sich bei ‚nickpol‘
„Übelkeit“ ein, insbesondere wegen der Beiträge von Zollitsch, Huber und
des katholischen Sozialethikers Prof. Bernhard Sutor. Von Bischof Huber
wird ein Satz zitiert und dann gesagt: „Der Rest ist evangelikales
Geschwafel“. Also, da gilt Huber schon als evangelikal, weil er
überhaupt irgendwelche christlichen Standpunkte vertritt, und gehört in
staatlichen Publikationen verhindert!

/Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher ist Direktor des
Internationalen Instituts für Menschenrechte der Weltweiten
Evangelischen Allianz und deren Sprecher für Menschenrechte. Er lehrt
Ethik am Martin Bucer Seminar und Religionssoziologie an der Staatlichen
Universität Oradea. Zuletzt erschien sein Buch gegen ‚Rassismus’./

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Huber: Evangelikale und Fundamentalisten nicht gleichsetzen





B e r l i n (idea) – Gegen eine pauschale Gleichsetzung von Evangelikalen und Fundamentalisten hat sich der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), gewandt. In der Diskussion der letzten Monate sei diese Gleichsetzung zum bestimmenden Argumentationsmotiv geworden, etwa in dem Buch „Mission Gottesreich“ der ARD-Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars.

„Sie haben allerdings nur ganz bestimmte Phänomene innerhalb der evangelikalen Bewegung aufgegriffen, für die dieser Vorwurf, fundamentalistisch zu sein, teilweise zutreffen mag. Für die gesamte evangelikale Bewegung halte ich dies jedoch nicht für richtig“, sagte Huber in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Anlass ist die bevorstehende EKD-Synode vom 30. April bis 3. Mai in Würzburg. Als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet es Huber, dass ihm die Autoren des Buches nahelegten, „eine Art Kontaktsperre gegenüber den Evangelikalen“ zu verhängen.

Hinsichtlich der Frage, was ein christlicher Fundamentalist ist, erinnerte Huber an den Ausdruck „The Fundamentals“, der Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA für fünf Aussagen verwendet wurde: Die Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift, Christi Jungfrauengeburt, der Sühneopfertod Jesu, die leibliche Auferstehung und die Wirklichkeit der in der Bibel bezeugten Wunder. „Ohne jeden Interpretationsspielraum diese fünf Aussagen wortwörtlich bejahen zu müssen – das ist für mich Fundamentalismus“, so der Ratsvorsitzende.

Die evangelische Kirche mit ihrer Spannweite von Positionen – einschließlich der Evangelikalen – könne gar nicht fundamentalistisch sein. Huber war es nach eigenen Worten immer ein Herzensanliegen, das Auseinanderbrechen kirchenpolitischer Flügel zu verhindern. Als besondere Stärke des Pietismus bezeichnete er dessen missionarische Ausrichtung. „Wir sind gemeinsam Kirche der Reformation“, so der Bischof.

Huber: Ich bin frömmer geworden

Sich selbst charakterisierte Huber als Mensch mit Herz, Verstand und Glaubensleidenschaft. Die persönliche Frömmigkeit sei ihm im Laufe der Zeit wichtiger geworden. Jeder könne im Glauben dazulernen und unter veränderten Bedingungen im Glauben wachsen. Für ihn heiße das: „Die Zwiesprache mit Gott und die Dankbarkeit für den gefeierten Gottesdienst haben heute einen größeren Platz in meinem Leben, als das noch vor 30 Jahren der Fall war.“ Huber gilt als Kirchenmann, der zu fast allen gesellschaftlichen Themen Stellung bezieht. Zur Frage, ob es auch Bereiche gebe, bei denen er passen müsse, sagte der Ratsvorsitzende: „Klar gibt es solche Themen – ich bin zum Beispiel absoluter Dilettant in Fragen der Jugendkultur. Ich bin kein Kenner moderner Unterhaltungsmusik. Ich kenne mich nicht bei Computerspielen und Videos aus, und ich habe noch nie eine Sendung von ‚Deutschland sucht den Superstar’ gesehen.“

Huber zu seinen Irrtümern

Als seinen größten Irrtum nannte Huber die Meinung, die Spaltung Deutschlands würde viel länger dauern, als dies tatsächlich der Fall war: „Die Folge war, dass es bei meinen politischen und friedensethischen Stellungnahmen vor 1989 zum Teil zu Fehleinschätzungen kam, die ich im Rückblick so nicht mehr aufrechterhalte.“ Zur Frage, ob er den Kommunismus zu positiv gesehen habe, sagte Huber: „Das hat es sicher gegeben.“ Er habe die Dauerhaftigkeit des Kommunismus falsch eingeschätzt: „Ich war überzeugt davon, dass man sich mit seiner Existenz abfinden und dann versuchen muss, etwas zu seiner Vermenschlichung beizutragen.“ Der Ratsvorsitzende bezeichnete die Kirche als eine lernfähige Organisation.

Sie dürfe nicht meinen, sie hätte zeitlose Wahrheiten gepachtet. „Ich habe überhaupt keine Sehnsucht nach einem unfehlbaren Amt in der Evangelischen Kirche“, so Huber. Im Mittelpunkt der Kirchenreform stehe derzeit die Arbeit an der Qualität der Gottesdienste. Hier sei eine „beeindruckende Bewegung in Gang gekommen“. Er zeigte sich überzeugt, dass die Kompetenzzentren für Predigtkultur in Wittenberg und für die Qualität von Gottesdiensten in Hildesheim viel zu tun haben werden. Eine ähnliche Entwicklung sieht Huber für das Kompetenzzentrum „Mission in der Region“ mit seinen Standorten in Dortmund, Stuttgart und Greifswald: „Schon jetzt nehmen die Beispiele für gelebte Mission zu.“ Auch die Bedeutung von Führen und Leiten werde in den Kirchen inzwischen als Schlüsselthema erkannt.

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CDU-Politiker: Meinungsfreiheit gegen Kirchenfeinde verteidigen




Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Heck äußerte sich zum Streit um den Marburger Seelsorge-Kongress.

M a r b u r g (idea) – Zur Verteidigung der „Meinungsfreiheit gegen Kirchenfeinde“ hat der Marburger CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Heck aufgerufen. Er wandte sich in einer Erklärung gegen Versuche, die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit beim Internationalen Kongress für Psychotherapie vom 20. bis 24. Mai in Marburg einzuschränken.
Veranstalter ist die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (Frankenberg/Nordhessen), die rund 1.000 Teilnehmer erwartet. Politiker von SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland werfen dem Kongress vor, dass dort Referenten vorgesehen sind, die Homosexuelle „umpolen“ wollen. Manche Kritiker forderten die Stadt Marburg und die Universität auf, den Veranstaltern keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Andere verlangten die Absage von drei Seminaren, nämlich die von der Ärztin Christl Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (Reichelsheim/Odenwald), dem Theologen Markus Hoffmann von der Lebensberatungsorganisation „Wüstenstrom“ (Tamm bei Ludwigsburg) und dem Psychologen Michael Gerlach (Heidelberg). In den drei von insgesamt 120 Seminaren geht es um Identitätsbildung und -konflikte. Der Veranstalter weist die Kritik als unbegründet zurück und will dem Druck nicht nachgeben. Homosexualität sei nicht Thema des Kongresses. Angesichts des Streits hat Heck den Eindruck, „dass hier interessierte rot-grüne Kreise versuchen, die christlichen Kirchen als radikale Fundamentalisten darzustellen“. Der weltoffene und tolerante Geist der Universitätsstadt Marburg dürfe nicht durch „blinde Ideologie“ gefährdet werden.

Referentin: Es wird diskriminiert statt diskutiert

Unterdessen hat sich die Ärztin Vonholdt gegenüber der Tageszeitung „Oberhessische Presse“ zu dem Streit um den Kongress geäußert. Sie erlebe keine Diskussion, „sondern lediglich diskriminierende Agitationsparolen“. Diese verhinderten den öffentlichen Diskurs über die wirklich wichtigen Themen in Deutschland. Dazu gehöre die Frage: „Wie geht eine freie Gesellschaft mit Menschen um, die unter ihren homosexuellen Empfindungen leiden?“ Das Thema sei derart tabuisiert, dass Betroffene oft keine Hilfe fänden. Vonholdt: „Ich kenne Männer, die regelmäßig ins europäische Ausland fahren oder erfolgreich eine Telefontherapie mit kalifornischen Psychotherapeuten durchführen, weil sie in Deutschland keine Hilfe bekommen.“ Leidenden Menschen das Recht absprechen zu wollen, ein Therapieziel ihrer Wahl anzustreben, sei „in hohem Maß diskriminierend“.

Evangelische Allianz unterstützt den Kongress

Die Evangelische Allianz Marburg hat sich in einer Erklärung hinter den Kongress gestellt. Sie forderte die Verantwortlichen der Stadt, der Universität und des Landes Hessen auf, „allen Versuchen der Zensur und Einschüchterung“, die gegen den Kongress oder einzelne Referenten gerichtet seien, zu widerstehen. Die Allianz, zu der Christen aus 15 landes- und freikirchlichen Gemeinden gehören, äußerte sich zugleich dankbar für „die qualifizierte und segensreiche Arbeit“ der an dem Kongress teilnehmenden Psychiater, Psychotherapeuten, Psychologen, Therapeuten und Seelsorger. „Aus der Erfahrung der Gemeindepraxis wissen wir, wie wichtig kompetente und engagierte seelsorgerliche und therapeutische Begleitung von Menschen in unserer Zeit ist“, heißt es. Vorsitzender der Evangelischen Allianz Marburg ist der Diplom-Ingenieur Karl Böttner.

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Kommentar von WuG-Redaktionsleiter Michael Voß zum Buch „Mission Gottesreich“





Der Titel klingt vielversprechend und das Buch ist einfach gut gemacht – doch geht es leider in eine völlig falsche Richtung. Es geht darum, bibeltreue Christen schlecht zu machen. Am Ende der Lektüre scheint es so, als seien diese die grausamen Menschen, vor denen gewarnt werden muss. Das Buch ist keine Aufklärung, sondern einen Verdunkelung.

Erst auf der letzten Seite des Buches bekennen sich die Autoren Oda Lambrecht und Christian Baars deutlich zu ihrem Ziel: „Wir würden uns wünschen, dass mehr Menschen, die die Werte der Evangelikalen und ihren Absolutheitsanspruch nicht teilen, Stellung beziehen – auch mehr Christen aus den Landeskirchen“. Jetzt ist es endgültig klar: Recherchiert wird zielorientiert nach dem, was gegen bibeltreue Christen spricht. Das ist genauso, als wolle man beweisen, dass Zu-Fuß-Gehen schädlich ist. Man muss dann nur recherchieren, wie viele Fußgänger umgeknickt oder gar tödlich verletzt worden sind. Das Ergebnis dürfte erschreckend sein. Genauso gehen die Autoren dieses Buches vor. Ihre Zusammenfassung über uns bibeltreue Christen ist auch erschreckend. So erschreckend, dass man Abstand nehmen würde, wüsste man es aus eigenen Erfahrungen nicht besser.

Gezielt werden bibeltreue Christen schlecht gemacht. Als Beispiel für „Gewalt im Namen der Bibel“ wird von einem Mann berichtet, der seinen Sohn umgebracht hat. Die Autoren rekonstruieren den Vorgang anhand von mehreren Zeitungsberichten. Dieser Mann sei dafür bekannt gewesen, dass er christliche Zettel verbreite. Vor der tödlichen Auseinandersetzung mit seinem Sohn habe er gesagt: „Ein Christ darf sich nur mit einem unberührten Mädchen einlassen.“ Als der Sohn dann drohte, eine 13-Jährige zu vergewaltigen, habe ihn der Vater mit einem Küchenmesser erstochen. Nach Ansicht der Autoren war das Gewalt im Namen der Bibel. Bibelkenner – „bibeltreue“ Christen – werden dies kaum nachvollziehen können. Die furchtbare Tat – ein tragisches Einzelschicksal - dient den Autoren dazu, bibeltreue Christen als Fanatiker und Verbrecher dazustellen.

An anderer Stelle wird über den ZDF-Fernsehgottesdienst aus dem Christus Centrum Tostedt berichtet. Pastor Ingolf Ellßel, vor einem Jahr auch Präses des BFP, wird zitiert mit den Worten „Jesus Christus, der damals heilte, ist heute derselbe. Bringen Sie ihm ihre Krankheiten im Gebet und bitten sie ihn um Heilung, er wird es tun.“ Die Kritik zu diesem Satz wird dem beim ZDF für die Gottesdienste zuständigen Pfarrer Stephan Fritz überlassen: „Die haben mich dort richtig über den Tisch gezogen. Wir hatten abgemacht, dass der Prediger nach dem Heilungszeugnissen fragt, was sei, wenn Gott schweige. Doch das hat er nicht gemacht.“ Vorausgegangen war u.a. die Schilderung eines Mädchens, wie nach Gebeten schreckliche Exeme an den Beinen gewichen. Klar, wer nicht weiß, was Glauben heißt, der mag hier an Zufall „glauben“. Glauben lässt sich eben nicht beweisen, aber schnell ins Lächerliche ziehen. Doch Glauben ist eine Freiwilligkeit. Warum sollte die durch suggestive Fragen eingeschränkt werden? Und gerade, wo es ein junges Mädchen begriffen hat - warum soll ihr Glaube bewusst angezweifelt werden?

Die Autoren wollen nach eigenen Worten gegen „Intoleranz und Diskriminierung“ vorgehen. Doch tatsächlich verzerren sie die Realität gefährlich. Einzelbeispiele werden genutzt, um die große Mehrheit der bibeltreuen Christen zu diskriminieren. Das ist die „Mission Verdunkelung“.

Lasst uns darauf antworten. Zeigt, wie hell es in den Gemeinden ist. Erzählt jedem weiter, wie wertvoll das Gottesreich wirklich ist. Und macht der Umgebung deutlich, dass die Bibel ein Buch voller Freiheit, Zuversicht, Leben und Licht ist.



Oda Lamprecht, Christian Baars: Mission Gottesreich, Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009
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Diese Hetze ist eine Strategie antichristlicher Kreise. Länger schon weiss man, dass Bin Laden ein Konstrukt ist, das zunächst "Fundamentalisten" und "Extremisten" mit Terroristen in eine gleiche Ecke stellen soll (was den Islam betreffend ja stimmt, aber das ist das Verfängliche an der Strategie). Immer mehr wird sich das dann auf andere Inhalte ausweiten, bis schließlich alles Entschiedene im christlichen Bereich dran ist, vor allem die, die bibeltreu bekennen:' Ich bin der Weg, die Wahrheit, und das Leben', sagt Jesus Christus, und 'niemand kommt zum Vater denn durch mich.' (Joh.14,6)
Das gleiche geschieht mit dem Toleranzbegriff, etc.

Vor zwei Jahren war ich mal in England, in der Nähe von London. Dort kann man schon überall Flyers rumliegen sehen, die Aufklärung und Hilfe für Menschen bieten, die sich als Opfer eines "Hate-Crime" fühlen (Hate-Crime=Hass-Verbrechen). Es reicht schon, dass man jemanden sagt, dass nur Jesus Christus der Weg zu wahren Gott ist, oder die Bibelstelle zitiert, dass man bei einer Polizeistelle von jemanden angezeigt werden kann, der sich angegriffen fühlt.
Muslims benutzen das dort oft gegen Christen.

Das Muster, das auch im Dritten Reich gegen unsere jüdischen Brüder angewandt wurde: Zuerst Beeinflussing der öffentlichen Meinung durch entsprechende einseitige Medienberichterstattung bzw. Kontrolle der Verlagslandschaft, dann werden Vorfälle inszeniert, die einen Handlungsbedarf nötig erscheinen lassen, dann kommen die Verfolgungsgesetze.

Wir müssen wachsam sein!
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