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Geistheilerin Der «Engel» will wieder Geld


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#1
Rolf

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Geistheilerin Der «Engel» will wieder Geld






Otto Hostettler

Ausgabe:
7/09


Eine Geistheilerin aus Portugal lässt sich während Jahren fürstlich für
ihre Dienste bezahlen. Einen jungen Schweizer treibt sie erst in den Ruin,
dann in den Tod.


«Schutz vor bösen Geistern»: Amulette, die Martin Weber (Name geändert) bei der Heilerin kaufte

Die letzte Spur in seinem Leben ist ein Kreis um die Zahl 41 auf einem
Lottoschein. Es ist der 30. August 2008, Samstagabend, kurz vor der
«Tagesschau». Die Ziehung der Schweizer Lottozahlen hätte dem Leben von
Martin Weber (Name geändert) die Wende geben sollen. Ein Fünfer hätte ihm
4247 Franken eingebracht. Doch er hatte nur einen Einer – und
beendete, 35-jährig, sein Leben.

In den letzten zehn Jahren hatte Martin Weber einer Portugiesin Monat für
Monat 2000, 4000 oder auch 6000 Franken überwiesen. Mal grössere, mal
kleinere Beträge. Ohne die Frau jemals gesehen zu haben. Als Gegenleistung
gab die heute 65-Jährige vor, ihn aus der Ferne zu heilen und vor bösen
Geistern zu schützen. Wenn er Geld überwies, nannte sie ihn per SMS «meine
liebe Sohne», er wiederum bezeichnete sie als «mein Engeli».

Die selbsternannte Heilerin Maria Helena Palmeira Guerreiro spielte auch
für andere Leute in der Schweiz den Engel. Dem Beobachter liegen mehrere
Fälle vor, in denen Heilsuchende während Jahren Tausende von Franken für
Hokuspokus-Dienste nach Portugal überwiesen haben. Fernab jeglicher
Heilmittelkontrolle lieferte sie Tabletten und Pülverchen gegen allerlei
Beschwerden. Zudem verschickte sie – natürlich gegen Bezahlung
– billige Ketten und Amulette mit bizarren Symbolen, obskure
Voodoopuppen oder Pakete mit Tierherzen, Efeu und Sargnägeln.

Als Martin Weber Ende der neunziger Jahre das erste Mal durch einen
Kollegen von der Frau hört, ist sie nach über 20 Jahren gerade in ihre
Heimat Portugal zurückgekehrt. In der Schweiz hatte sie sich als
Homöopathin ausgegeben und bis 1998 in Lugano ein Parapsychologie-Studio
mit dem Namen «Adonai», einer alttestamentarischen Bezeichnung für Gott,
geführt.

Martin Weber hat damals seine Berufslehre als Elektriker abgeschlossen,
arbeitet mal hier, mal da, wohnt später in einer bescheidenen
Zweizimmerwohnung in der Agglomeration Zürich, fährt alte Autos und
schwere Motorräder und spielt in einer Guggenmusikkapelle mit. Doch das
Leben des jungen Mannes verändert sich, je länger er mit der Geistheilerin
in Kontakt steht. Immer mehr zieht er sich von Freunden zurück, meldet
sich bei der Guggenmusik ab, hat zur eigenen Familie kaum mehr Kontakt.
Gleichzeitig nimmt er Kleinkredite auf und zahlt keine Steuerrechnungen
mehr. Innerhalb von fünf Jahren häuft sich ein Schuldenberg von 100'000
Franken an.

Die Mutter glaubt, ihr Sohn sei in einer Sekte. Er streitet es ab. Später
denkt sie, er sei spielsüchtig; er verneint. Er klagt oft über
Rückenschmerzen und erzählt von Medikamenten, die er per Post geliefert
bekomme. Fragen zu seinem chronischen Finanzengpass weicht er aus, erzählt
vage von armen Leuten in Portugal. Der Privatkonkurs 2004 hätte der
finanzielle Wendepunkt werden sollen. Doch es wird alles nur noch
schlimmer. Er leiht sich Geld aus, wo er es nur kriegen kann.
Anzeige:

130'000 Franken innert drei Jahren

Letztes Jahr dann, am 11. August, ein Zwischenfall: Martin Weber überweist
am Schalter von Western Union 1200 Euro nach Portugal. Die Zahlungen an
ein und dieselbe Person belaufen sich innerhalb von sechs Monaten auf über
30000 Franken. Wohl wegen dieser hohen Summe erkundigt sich der
Western-Union-Angestellte routinemässig nach der Herkunft des Geldes. Gut
möglich, dass Martin Weber in der Folge befürchtet, mit dem
Geldwäschereigesetz in Konflikt zu geraten. Seit 2005 hat er über 130'000
Franken an Maria Helena Palmeira Guerreiro geschickt – immer via
Western Union.

Gegenüber dem Beobachter sagt die Heilerin: «Martin war für mich wie ein
Sohn.» Sie habe ihn in Parapsychologie beraten, er habe ihr «Ketten und
Medaillen mit Symbolen» abgekauft. «Ja, Martin hat mir auch Geld für
Medikamente geschickt und zwei Operationen finanziert. Ich bin sehr, sehr
krank.»

In den Tagen nach dem Vorfall bei Western Union spitzt sich die Lage zu.
Die Telefongespräche nach Portugal häufen sich. Zwei, drei, viermal an
einem einzigen Abend. Eine halbe Stunde, eine volle Stunde, eineinhalb
Stunden. Tag für Tag.

Die Kurznachrichten, die die Mutter nach dem Tod Martin Webers auf dessen
Mobiltelefon findet, zeugen von dramatischen letzten Tagen. Ganz
offensichtlich fordert die Heilerin erneut Geld, behauptet, sie sei krank.
Gleichzeitig kämpft er tatsächlich mit gesundheitlichen Beschwerden. Er
versucht einmal mehr, bei Bekannten Geld zu borgen. Ohne Erfolg. Per SMS
schreibt er nach Portugal: «Hoi mein Engeli habe kein Geld bekommen.» Das
ist sieben Tage vor seinem Tod.

Wegen Verdachts auf Nierensteine schreibt ihn sein Arzt krank. Jetzt
telefoniert er nicht nur frühmorgens und spätabends nach Portugal, sondern
auch tagsüber. Stundenlang. Und versucht weiter, Geld aufzutreiben.

Die Mutter kann ihn in dieser Zeit nicht erreichen, kommt nicht mehr an
ihn heran. Sechs Tage vor seinem Tod fragt sie ihn per SMS, ob er nicht
mit ihr Pouletbrüstli kochen möchte. Er schreibt, das gehe nicht, er sei
unterwegs. Doch er ist zu Hause und telefoniert mit der Zauberheilerin. 2
Stunden und 59 Minuten lang. Der Engel will wieder Geld, der Teufelskreis
schliesst sich.

Vier Tage vor seinem Tod tippt er in sein Handy: «Ich gehe jetzt zur Bank
und melde mich dann.» 2900 Euro schickt er an die Heilerin, aber nicht via
Western Union, wo unbequeme Fragen gestellt wurden, sondern via Bank. Zwei
Tage später schreibt er morgens um 8.30 Uhr eine SMS: «Hoi mein engel du
kannst heute auf deiner bank schauen das geld ist geschickt.» Doch statt
der erhofften Streicheleinheiten aus der Ferne kommt am Mittag die barsche
Antwort: «kein geld in bank.»


Der letzte Kontakt zur Mutter

Einen Tag vor seinem Tod hat sich Martin Weber fast vollständig isoliert.
Eine SMS seiner Mutter lässt er unbeantwortet. Das Einzige, was ihm
geblieben ist, sind seine Katzen. Der dubiosen Heilerin ist er völlig
ergeben, am Abend ruft er sie erneut an.

Am Samstag, 30. August 2008, plagt die Mutter ein ungutes Gefühl. Wie so
oft in den letzten Tagen. Sie geht zu ihrem Sohn. Er öffnet die Türe
nicht. Um 17.08 Uhr fragt sie ihn unverfänglich, ob er noch schlafe.
Martin Weber reagiert nicht. Wieder telefoniert er nach Portugal. Es ist
17.39 Uhr. Das Gespräch endet nach vier Minuten. Anschliessend lässt er
seine Mutter wissen, er sei nicht zu Hause.

Seine Mutter steht vor dem Haus. Sie schreibt ihm erneut: «Gehts dir gut?»
Er, seit einer Woche krankgeschrieben: «wir haben halt viel arbeit.» Es
ist Samstagabend, 18.07 Uhr, als er diese Meldung abschickt. Seine Mutter
antwortet ein letztes Mal und wünscht ihm ein schönes Wochenende. Es ist
19.23 Uhr, als er die Zahl 41 umkreist und sich der erhoffte Gewinn in
nichts auflöst. Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein Lebenszeichen mehr von
Martin Weber. SMS und Anrufe bleiben unbeantwortet. Drei Tage später
findet ihn die Polizei. Tot.
Spiritismus: «Ängste hemmungslos ausgenutzt»

Beim Fall Martin Weber deute einiges auf brasilianischen Spiritismus hin,
glaubt Georg O. Schmid von der Sektenberatungsstelle Relinfo.
Brasilianischer Spiritismus, in Portugal sehr populär, rechnet mit der
Einwirkung von Geistern Verstorbener auf die Lebenden und praktiziert
Rituale, mit denen sich diese Einflüsse angeblich bekämpfen lassen. Manche
Vertreter bieten solche Rituale auch als eine Art Fernschutz vor bösen
Geistern an. «Meist geht es um einige tausend oder auch einige zehntausend
Franken», sagt Schmid. Angesichts der hohen Summe im Fall Martin Webers
geht der Sektenexperte von einer «extremen Abhängigkeit» aus. Die
Portugiesin habe die Hoffnungen und Ängste «hemmungslos ausgenutzt».


Beobachter Ausgabe 7 vom 01. Apr 2009 -
  • 0

#2
Gotteskind

Gotteskind

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  • 251 Beiträge

Die
Portugiesin habe die Hoffnungen und Ängste «hemmungslos ausgenutzt».


Diese sog. Heiler schüren erst die Ängste.
Sie versuchen erst ganz unverfänglich Vertrauen zu gewinnen.
Wenn sie einen Fuß in der Tür haben, dann werden ihre Aussagen immer heftiger
und furchteinflößender. Sie können einen in den Wahnsinn oder in den Selbstmord
treiben.

Bei diesem Menschen sieht es ja so aus, als wenn er erst ein ganz bodenständiger Typ
war.
Aber vermutlich hat die Hexe ihm Dinge erzählt, dass er sich von seiner Familie und
den Bekannten trennen muß, weil sie schlecht für ihn sind.
Das Schlimme ist, man glaubt diesen Heilern/Hexen/Zauberern wenn man drin steckt,
weil die Phänomene, die man in der Zeit erlebt, einem verdeutlichen, dass es stimmt,
was die Person sagt.

Dass dieser Martin den Kontakt zu seiner Mutter ganz abgebrochen hat, lässt darauf
schließen, dass er annahm, die schadet ihm. Durch diese Aussagen, die diese Heiler
machen und deren dämonische Kraft, die mitwirkt, hat man das Gefühl, man dreht durch.
Allerdings kann man es auch niemandem sagen, weil man weiß, keiner würde einen
verstehen. Man hat nur noch die okkulten Leute, die einen verstehen.

Ich habe ähnlich gelagerte Dinge in der Esoterik erlebt und war auch bei Geistheilern.
Gott sei Dank habe ich immer sehr schnell gemerkt, dass da etwas nicht stimmt.
Aber man kommt in so eine Situation wie eine Sucht, was daran liegt, dass diese Geist-
heiler einem ja am Anfang helfen, dann merkt man allerdings recht schnell, dass man
keine wirkliche Hilfe bekommt, aber oft wird man vertröstet und viele schaffen den Absprung
nicht.

Gruss Gotteskind
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